Open Access
30.07.2018 | Leitthema
Elektronisch unterstützte Kooperation ambulant tätiger Ärzte und Apotheker zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit
Die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN)
verfasst von:
Dr. Uta Müller, Prof. Dr. Martin Schulz, Mike Mätzler
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 9/2018
Zusammenfassung
Die Anzahl der verordneten und in der Selbstmedikation vom Patienten selbst erworbenen Arzneimittel nimmt in Deutschland stetig zu. Damit steigt auch der Anteil von Patienten, die regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen. Dies hat ein höheres Risiko für unerwünschte Arzneimittelereignisse zur Folge.
Mit dem „Zukunftskonzept Arzneimittelversorgung“ haben die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. und die Kassenärztliche Bundesvereinigung im Jahr 2011 ein Konzept zur Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und Therapietreue vorgestellt, bei dem Arzt und Apotheker gemeinsam die Umsetzung und Optimierung der Arzneimitteltherapien koordinieren. Es umfasst die Module „Wirkstoffverordnung (WiVo)“, „Medikationskatalog (MedKat)“ und „Medikationsmanagement (MM)“. Die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) ist ein Modellvorhaben nach § 63 SGB V, das 2014 startete und in dem erstmalig alle drei Module praktisch umgesetzt werden.
Zur Umsetzung von WiVo und MedKat wurden Datensätze erarbeitet und in die Primärsoftware von Ärzten und Apothekern integriert. Für das MM wurden Zuständigkeiten und Prozesse sowie die technische Infrastruktur zum elektronischen Datenaustausch entwickelt.
Ende 2017 nahmen 546 Ärzte und 969 Apotheken an ARMIN teil, wovon 297 Ärzte und 285 Apotheken technisch in der Lage waren, das MM umzusetzen. Sie betreuten zu diesem Zeitpunkt etwa 3200 Patienten.
Mit ARMIN wurde ein zukunftsfähiges Konzept zur kontinuierlichen, interdisziplinären Betreuung multimorbider Patienten entwickelt. Abgestimmte Verantwortlichkeiten und die Integration der Module in die Primärsoftware erleichtern die Implementierung. Inwieweit das Konzept die Effektivität und die AMTS verbessert, müssen zukünftige Evaluationen zeigen.