Erschienen in:
01.06.2005 | Rezensionen
Elisabeth Conradi (2001) Take Care. Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit
Campus, Frankfurt am Main, New York, zugl. Diss. Universität Basel 1999, 261 Seiten, ISBN 3-593-36760-2, EUR 21,50
verfasst von:
Helen Kohlen
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
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Ausgabe 2/2005
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Auszug
Elisabeth Conradi zeigt sich in ihrem Werk mutig: Sie positioniert ihren Ansatz jenseits traditioneller ethischer Theorie und sieht auch von einem integrativen Zusammenspiel ethischer Konzeptionen ab. Sie spricht sich gegen die Einführung eines Prinzips der Fürsorge in eine Kantische Ethik aus, und es geht ihr nicht um die Erweiterung eines Gerechtigkeitsdiskurses. „Care“ wird nicht als etwas Defizitäres gegenüber Rechten und Pflichten verstanden, sondern als etwas, dass ihrer genuinen ethischen Qualität und einer grundsätzlichen Angewiesenheit von Menschen Rechnung trägt. Conradi begreift Care als eine Praxis der Achtsamkeit und Bezogenheit, die Gesten der Aufmerksamkeit ebenso umfasst wie pflegende und menschliche Interaktion. Care ist dabei nicht an das Geschlecht gebunden (keine feminine Ethik) und kann nicht so bleiben, wie sie derzeit ist: Sie ist veränderungsbedürftig und soll Aspekte der Macht einbeziehen. Es geht um interaktive Lernprozesse. In ihrem Sinne kann Kritik und Veränderung innerhalb einer Praxis erfolgen, und es gibt Möglichkeiten, moralisches Urteilen in konkreten Situationen zu begründen, ohne das Besondere dem Allgemeinen unterzuordnen. Ethik erhält somit ein bewegliches Moment kontinuierlich kritischer Auseinandersetzung in Care-Interaktionen. Das Schenken von Achtsamkeit ist nicht an eine Verpflichtung zur Gegengabe gebunden. Ihre Gedanken entfaltet Elisabeth Conradi in fünf Kapiteln, die jeweils drei Teile umfassen. …