Skip to main content

13.11.2017 | Embolieprophylaxe und Antikoagulation | Nachrichten | Online-Artikel

BRUISE CONTROL-2-Studie

Soll eine NOAK-Therapie für eine Schrittmacherimplantation unterbrochen werden?

verfasst von: Dr. med. Dirk Einecke

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Wenn Patienten, die eine Antikoagulation mit einem neuen oralen Antikoagulans (NOAK) erhalten, einen Schrittmacher oder ICD benötigen, kann die Antikoagulation für den Eingriff unterbrochen oder fortgeführt werden. Beide Strategien weisen in der BRUISE CONTROL-2-Studie vergleichbar niedrige Komplikationsraten auf.

Patienten mit Vorhofflimmern müssen sich nicht selten einer kardialen Device-Implantation unterziehen. Hier stellt sich die Frage des perioperativen Vorgehens. Die Autoren der beim Kongress der American Heart Association (AHA) in Anaheim vorgestellten BRUISE CONTROL-2-Studie hatten die Studienhypothese aufgestellt, dass es besser sei, eine NOAK-Therapie fortzuführen, wenn Schrittmacher oder Defibrillator implantiert werden.

Bei Vitamin-K-Antagonisten ist die Fortführung der Therapie überlegen

In zwei Vorgängerstudien, der BRIDGE-Studie und der BRUISE CONTROL-Studie, hatte sich die Fortführung einer Therapie mit dem Vitamin-K-Antagonisten Warfarin während des Implantationseingriffes einer Unterbrechung der Antikoagulation nebst perioperativem „Bridging“ mit niedermolekularem Heparin als überlegen erwiesen. Bei vergleichbaren thromboembolischen Komplikationsraten traten in den „Bridging“-Gruppen mehr Blutungskomplikationen auf.

Somit war die Frage des Vorgehens für Vitamin-K-Antagonisten geklärt: Man führt die Therapie fort. Ausnahmen: Patienten mit mechanischen Herzklappenprothesen oder kürzlich zurückliegendem Schlaganfall, Embolien, Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien, so der Rat der BRUISE CONTROL-2-Diskutantin Dr. Mina Chung von der Cleveland Clinic.

Doch heute werden immer mehr Patienten mit NOAK behandelt. Wie würde der Balance-Akt zwischen den Risiken einer thromboembolischen Komplikation und einer perioperativen Blutung hier ausfallen?

In den großen NOAK-Studien war eine vorübergehende Unterbrechung der Antikoagluation mit einem dreifach erhöhten Risiko für Schlaganfälle und systemische Embolien assoziiert, erläuterte Studienautor Dr. David Birnie von der Universität Ottawa. Auf der anderen Seite drohen Blutungen in die subkutane Device-Tasche, die für den Patienten auch unangenehme oder gefährliche Folgen haben können, etwa Infektionen oder eine längere Unterbrechung der Antikoagulation.

Die Patienten der BRUISE CONTROL-2-Studie standen unter Therapie mit Dabigatran (Pradaxa®), Rivaroxaban (Xarelto®) oder Apixaban (Eliquis®). Sie wurden randomisiert zwischen Fortsetzung und Unterbrechung der Antikoagulation. Im Falle von Rivaroxaban und Apixaban wurde die Antikoagulation zwei Tage vor dem Eingriff ausgesetzt. Bei Dabigatran entschied die glomeruläre Filtrationsrate über die Dauer der Unterbrechung. Alle drei Medikamente wurden wieder eingenommen, wenn seit dem Eingriff wenigstens 24 Stunden verstrichen waren.

Bei NOAK sind Therapie-Fortführung und Unterbrechung gleichwertig

Die Größe des Studienkollektivs war eigentlich mit 846 Patienten berechnet worden. Doch das Daten- und Sicherheits-Komitee brach die Studie nach Einschluss von 662 Patienten ab. Grund war eine sehr niedrige Rate klinisch signifikanter Blutungen von 2,1 %, die in beiden Gruppen absolut identisch war.

Im Gegensatz zu den Vitamin-K-Antagonisten hat man somit bei den NOAK oder DOAK also die Wahl. Man kann die Antikoagulation unterbrechen, etwa bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko. Oder man führt sie fort, etwa bei hohem Schlaganfall-Risiko bzw. bei dringlichem Eingriff.

print
DRUCKEN
Literatur

American Heart Association, Scientific Sessions 2017, Late Breaking Clinical Trials 1, Anaheim, 12. November 2017

Weiterführende Themen

Das könnte Sie auch interessieren

24.05.2013 | Nachrichten | Online-Artikel

Defi-Op. unter oraler Antikoagulation: Sicherer als Bridging?

Passend zum Thema

ANZEIGE

Leitlinien-Update und neue Pocket-Leitlinie vorgestellt von Prof. Möllmann

Die neue Leitlinie zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen der European Society of Cardiology (ESC) und der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) ist ab jetzt als deutschsprachige Pocket-Leitlinien abrufbar. Die wichtigsten Neuerungen des Updates finden Sie hier von Prof. Dr. Helge Möllmann aus Dortmund für Sie zusammengefasst.

ANZEIGE

Expertenrat: Wer profitiert vom Vorhofohr-Verschluss

Der interventionelle Verschluss des linken Vorhofohrs ist eine in den Leitlinien empfohlene Alternative zur oralen Antikoagulation bei Menschen mit Vorhofflimmern. Bei welchen Patientinnen und Patienten Sie konkret an diese Alternative denken sollten – dazu gibt Kardiologe PD Dr. Zisis Dimitriadis alltagstaugliche Tipps.

ANZEIGE

Abbott Structural Heart

Content Hub

Wir helfen Menschen mit Strukturellen Herzerkrankungen ihre Lebensqualität zu verbessern. Entdecken Sie unser einzigartiges Produktportfolio für ihre Patienten.

Abbott Medical GmbH