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Besonderheiten der nichtweißen Haut

Verfasst von: Christoph Bendick
Menschen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Zugehörigkeit verfügen über eigene Erkrankungs- und Reaktionsmuster des Hautorgans und dessen Anhänge. Dies liegt vor allem begründet in Varianten der Pigmentierung, physiologischen Unterschieden von Haut, Haarfollikel und Haarschaft sowie kulturgebundenen Eigenheiten. Ärzte, die überwiegend weiße Patienten betreuen, können Schwierigkeiten haben, physiologische Varianten bei Dunkelhäutigen richtig einzuordnen. Dies liegt unter anderem daran, dass die übliche farbliche Charakterisierung mancher pathologischer Phänomene wohl auf die weiße, nicht aber auf andere Hauttypen passt. Darüber hinaus variieren auch Verteilungsmuster und Morphologie einer Reihe von Dermatosen.

Einführung

Menschen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Zugehörigkeit verfügen über eigene Erkrankungs- und Reaktionsmuster des Hautorgans und seiner Anhänge. Dies liegt vor allem begründet in Varianten der Pigmentierung, physiologischen Unterschieden von Haut, Haarfollikel und Haarschaft sowie kulturgebundenen Eigenheiten.
Ärzte, die überwiegend weiße Patienten betreuen, können Schwierigkeiten haben, physiologische Varianten bei Dunkelhäutigen richtig einzuordnen. Dies liegt unter anderem daran, dass die übliche farbliche Charakterisierung mancher pathologischer Phänomene wohl auf die weiße, nicht aber auf andere Hauttypen passt. Darüber hinaus variieren auch Verteilungsmuster und Morphologie einer Reihe von Dermatosen. Manche Krankheiten treten ausschließlich oder ganz vorwiegend bei Schwarzen (zum Beispiel Dermatosis papulosa nigra), Asiaten (zum Beispiel Morbus Kimura) oder Süd-Amerikanern (zum Beispiel aktinische Prurigo) auf. Dunkelhäutige leiden in der Regel stärker unter Veränderungen, die mit Hypopigmentierung einhergehen, weil sie auffälliger sind als auf weißer Haut und zu Stigmatisierung führen können. Überhaupt variiert das Krankheitserleben: So können Schmerzen, Juckreiz oder generell die Notwendigkeit für Behandlung sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Schließlich ist zu bedenken, dass Prävalenz und Inzidenz mancher Erkrankungen auch wesentlich mit Faktoren wie sozialem finanziellem Status und Beruf korrelieren. Modifizierend wirken weiterhin Qualität, Erreichbarkeit und Bezahlbarkeit medizinischer Versorgung. In vielen Ländern, insbesondere in Entwicklungsländern, muss man von einer „Dermatologie der Armut“ sprechen.
Zusammenfassend weist die nichtweiße Haut folgende Besonderheiten auf:
  • Höhere Bandbreite von Pigmentierungsvarianten
  • Auffälligkeit von Hypopigmentierungen und damit verbundene soziale Stigmatisierung
  • Neigung zu postinflammatorischer Hyperpigmentierung
  • Neigung zur Entwicklung von hypertrophen Narben und Keloiden
  • Höhere Inzidenz entzündlicher follikulärer Hautveränderungen
  • Das unterschiedliche Erscheinungsbild entzündlicher Dermatosen, da die auf weißer Haut geläufigen Farbvarianten oft verschoben sind und andere Verteilungsmuster vorkommen können.
Kulturgebundene Phänomene manifestieren sich unter anderem in:
  • Schönheitsidealen (zum Beispiel Akne und Melasma nach Applikation topischer Glukokortikoide zur Hautbleichung)
  • Haartrachten (zum Beispiel Alopezie durch Zug)
  • Verhaltensweisen (zum Beispiel Hyperkeratose der lateralen Knöchel infolge Sitzens auf dem Boden)
  • Traditionellen Therapien (zum Beispiel Hämatome nach Anwendung von Schröpfköpfen)
  • Einem vielfach ungeregelten Apothekenwesen mit freiem Verkauf sämtlicher Präparate und dem damit verbundenen häufigeren Auftreten unerwünschter Wirkungen und Resistenzen
Nichtweiße Haut besitzen:
  • Afrikaner (subsaharisch)
  • Afro-Amerikaner und -Kariben
  • Amerikanische und australische Ureinwohner
  • Eskimos (Inuit, Yupik, Inupiat, Inuvialuit und Kalaallit)
  • Zentral- und Süd-Amerikaner
  • Zentral-, Süd-, Ost- und Südost-Asiaten
  • Bewohner des Pazifik
Diese Gruppen lassen sich in zahlreiche weitere Untergruppierungen aufspalten – keine Klassifizierung kann jedoch für sich beanspruchen, allgemein verbindlich zu sein und sämtliche an sie gestellten Bedürfnisse restlos zu erfüllen. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass sich die typischen Eigenheiten von Menschen bestimmter geografischer Herkunft durch internationale Migration mit Assimilierung an andere Umweltbedingungen modifizieren und damit weniger charakteristisch werden können.
Der Begriff „nichtweiße Haut“ soll alle jene Hauttöne umfassen, die sich von weißer Haut farblich abheben. Das gelegentlich im Englischen verwendete Substantiv caucasian bezeichnet in diesem speziellen Zusammenhang Nord- und Zentraleuropäer sowie andere Menschen mit ähnlich hellem Teint. Es gilt als unpräzise, da es unterschiedliche Deutungen zulässt. Für die im angelsächsisch-amerikanischen Sprachgebrauch eingeführten und weitgehend wertfreien Termini ethnic skin oder skin of colour steht uns im Deutschen keine geeignete Übersetzung zur Verfügung. Stattdessen sieht man gelegentlich Wendungen wie schwarz- und gelbhäutig – Ausdrücke, die Angehörige entsprechender Gruppen als diskriminierend empfinden können. Die Begriffe Schwarzer, Farbiger oder Neger werden für unpassend oder herabsetzend gehalten, während die Bezeichnung Asiat nicht der Heterogenität des Kontinents und dessen Bewohnern gerecht wird. Einteilungen nach Rasse oder Volk verbieten sich nicht nur wegen ihrer Belastung im geschichtlichen Kontext, sondern auch, weil es sich hierbei um soziale, kulturelle oder politische Kategorien handelt, die nicht notwendigerweise mit biologischen Gegebenheiten übereinstimmen. Letzteres gilt auch für den von Völkerkundlern vielfach verwendeten Terminus Ethnie.
Wenn wir die Bezeichnung Dunkelhäutige(r) verwenden, sind wir uns der Unzulänglichkeit des Wortes durchaus bewusst, glauben jedoch, dass es sich dabei um einen Begriff handelt, der weitgehend unbelastet ist, die meisten nichtweißen Hauttypen abdeckt und der von der großen Mehrheit der Betroffenen für akzeptabel gehalten wird.
Im Folgenden sollen sowohl physiologische Varianten und Eigenheiten wie auch pathologische Besonderheiten der schwarzen, braunen und gelben Haut beschrieben werden. Darüber hinaus werden geografische und kulturelle Unterschiede, die das Auftreten oder die Ausgestaltung von Erkrankungen der Haut und der Haare bedingen, herausgestellt. Wo erforderlich, wird auf andere Kapitel mit ausführlicheren Informationen zu Ätiologie, Diagnostik, Klinik und Therapie verwiesen.

Unterschiede in der Struktur und Funktion von Haut und Haaren

Das auffälligste unterscheidende Merkmal zwischen Menschen unterschiedlicher rassischer Zugehörigkeit ist die Pigmentierung. Sie ist in der Regel umso dunkler, je näher der Lebensraum am Äquator gelegen ist. Während die Menge der Melanozyten bei allen Menschen relativ uniform ist, variiert die Größe der Melanosomen: Afrikaner verfügen über deutlich größere Melanosomen als Weiße. Für die Hautfarbe entscheidend ist jedoch deren Verteilung. In der Haut von Weißen liegen Melanosomen gruppiert vor, wohingegen sie in schwarzer Haut gleichmäßig angeordnet sind. Asiaten liegen zwischen diesen Polen insofern als ihre sonnenexponierte Haut „schwarze“, die nichtexponierte Haut „weiße“ Charakteristika zeigt. Dies bedingt eine geringere Erythemschwellendosis der weißen, nicht sonnenexponierten Haut der Asiaten und damit eine entsprechend höhere Neigung zu lichtbedingten Veränderungen.
Die Dicke des Stratum corneum der Epidermis ist bei allen Menschen gleich, jedoch verfügt dunkle Haut über eine höhere Anzahl von Schichten, ist daher kompakter. Die Dermis weist ebenfalls unterschiedliche Eigenschaften auf: Am auffälligsten ist der Durchmesser, welcher bei weißer deutlich geringer als bei dunkler Haut ist. Zahl und Größe der Fibroblasten sowie deren Aktivität ist bei Dunkelhäutigen stärker ausgeprägt als bei Weißen, was bei Ersteren zu stärkeren Bindegewebsreaktionen führen kann. Auch die Haarfollikel Dunkelhäutiger sind meist prominenter, vor allem bei Kindern. Diese Eigenschaft bedingt eine lebhaftere Reaktionsweise follikulär gebundener Dermatosen.
Der Ceramid- und Lipidgehalt dunkler Haut ist geringer als der der weißen Haut. Damit verbunden ist ein gesteigerter transepidermaler Wasserverlust, was eine größere Neigung zu trockener Haut bei Afrikanern bedingt – dies mittels Applikation von Ölen und Vaseline auszugleichen kann zu spezifischen kutanen Reaktionsmustern führen.
Auch das Kopfhaar von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe weist distinkte Unterschiede auf: Das asiatische Haar ist dicker und hat einen runden Durchmesser, wie bei Weißen steht es rechtwinklig zur Kopfhaut. Afrikanisches Haar verlässt die Kopfhaut in einem spitzen Winkel. Es verfügt über keine einheitliche Dicke und neigt daher zur Kräuselung, zudem ist sein Durchmesser elliptisch. Haar von Weißen liegt zwischen diesen beiden Varianten, weist jedoch eine höhere Dichte auf als das Haar von Afrikanern. Letztere und Asiaten sind ganz überwiegend schwarzhaarig, während Weiße in der Regel umso hellhaariger sind, je weiter nördlich sie leben. Körper-, Scham-, Achsel- und Barthaar ist am deutlichsten ausgeprägt bei Weißen.

Pigmentveränderungen

Normale Pigmentierungsvarianten

Demarkierungslinien (Voigt 1864; Matsumoto 1913; Futcher 1938)

Insbesondere Dunkelhäutige können an Extremitäten, manchmal auch der Brust, eine scharfe Abgrenzung zwischen tief und weniger tief pigmentierter Haut aufweisen, welche mit der Innervation innerhalb eines Dermatoms korrespondiert (Abb. 1). Häufig ist dies an den Oberarmen und Oberschenkeln sichtbar, wo die laterale dunklere Haut von der helleren medialen Haut durch eine scharfe Linie getrennt wird. Die Veränderung tritt meist erst im Erwachsenenalter in Erscheinung, während der Schwangerschaft kann sie besonders prominent werden. Demarkierungslinien sind bei etwa 40 % der Japanern bekannt, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind.

Linea nigra und Linea alba

Ein hyperpigmentierter Streifen vom Nabel zum Mons pubis erscheint bei vielen weißen Frauen als physiologische Erscheinung während der Schwangerschaft und verschwindet mehrere Monate post partum. Unabhängig von hormonellen Einflüssen tritt diese Linea nigra häufig bei Dunkelhäutigen beider Geschlechter auf, wobei die Hyperpigmentierung bis zum Processus xiphoideus reichen kann.
Linea alba (midline hypopigmentation) bezeichnet eine vertikal von der Nabelgegend bis zum oberen Sternum reichende Hypopigmentierung. Etwa die Hälfte aller Dunkelhäutigen ist von dieser Veränderung betroffen.

Palmare und plantare Hyperpigmentierung

Eine fleckige Hyperpigmentierung der Handflächen und Fußsohlen ist eine häufige Normvariante, welche ältere Dunkelhäutige zu über 50 % betrifft, bei Kindern und Jugendlichen ist sie selten, bei Kleinkindern und Säuglingen nicht vorhanden. Auch die Hand- und Fußlinien weisen bei über 50jährigen sehr häufig eine distinkte Hyperpigmentierung, gelegentlich begleitet von einer Keratosis punctata, auf (Abb. 2).

Melanonychia striata

Synonym
Longitudinale Melanonychie
Zwischen 50 % und 90 % der Schwarzhäutigen und etwa 20 % aller Asiaten weisen streifenförmige Hyperpigmentierungen einzelner oder aller Finger- und Fußnägel auf, welche im Kindesalter nicht vorhanden sind, sich mit zunehmendem Alter jedoch stärker ausprägen. Die Ursache für diese Veränderung ist in einer Einlagerung von Melanin in Nagelmatrix und Nagelbett zu sehen, die rassisch bedingt ist, aber auch durch Traumata ausgelöst werden kann. Abzugrenzen hiervon sind Melanozytenaktivierungen anderer Genese durch Tinea unguium, Morbus Bowen oder Porphyrien und die Hyperplasie der Melanozyten wie bei Nävi und Melanom (Kap. Nagelerkrankungen).

Schleimhautpigmentierung

Von einer fokalen Hyperpigmentierung können Lippen und orale Schleimhaut Dunkelhäutiger betroffen sein, am häufigsten findet sie sich jedoch an der Gingiva. Mit mehr als 80 % aller über 65jährigen betroffen, ist auch hier eine positive Korrelation zum Alter gegeben.
Die fleckige Hyperpigmentierung der Konjuktiven wird vor allem bei älteren Erwachsenen gesehen, was auf den Einfluss von Umweltfaktoren und Traumata hinweist.

Pathologische Pigmentveränderungen

Dunkle Haut neigt stark zu Farbverschiebungen, deren Normalisierung Monate bis Jahre dauern kann. Dies betrifft Hyperpigmentierungen, wie sie sehr oft postinflammatorisch gesehen werden ebenso wie Hypopigmentierungen, beispielsweise im Gefolge von Pityriasis versicolor, Pityriasis rosea oder Sarkoidose. Auch therapeutische Interventionen (Laser, Dermabrasion, chemisches Peeling und Kryotherapie) müssen vor dem Hintergrund eventuell resultierender Hyper- und Hypopigmentierungen zurückhaltend vorgenommen werden.
Alle mit Hypopigmentierung einhergehenden Dermatosen können in endemischen Gebieten beim Patienten und seiner Umgebung den Verdacht auf Lepra wecken; sie werden dem Arzt dementsprechend oft beunruhigt zur Kenntnis gebracht. Von einem geringen Pigmentverlust, etwa im Gefolge einer atopischen Dermatitis bis hin zur völligen Depigmentierung nach diskoidem Lupus erythematodes, können alle Varianten beobachtet werden.
Naevus anaemicus und Naevuis depigmentosus sind auf pigmentierter Haut naturgemäß sehr viel deutlicher sichtbar als bei Weißen.
Die Zahl der Pigmentnävi ist deutlich höher bei Weißen als bei Dunkelhäutigen; sie steht in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Intensität der Pigmentierung der Haut.
Asiatische Patienten, insbesondere solche chinesischer Abstammung, dringen oftmals auf die Entfernung von Pigmentmalen, deren Lokalisation als unheilbringend gedeutet wird, beispielsweise solche unter den Augen oder auf dem Nasenrücken, während Naevi pilosi mit großem Stolz getragen und die daraus sprießenden bis zu 20 cm langen Haare sorgsam gepflegt werden.

Hypopigmentierung

Vitiligo
Die mit hypo- und depigmentierten Flecken einhergehende Erkrankung (Kap. Störungen der Melaninpigmentierung) ist bei Dunkelhäutigen nicht häufiger, aber durch den Unterschied zwischen normaler und erkrankter Haut deutlich auffälliger als bei Hellhäutigen und daher meist von hohem Leidensdruck begleitet. Die soziale Stigmatisierung der Patienten kann erheblich sein. Zu beachten ist die in sonnenreichen Gegenden erhöhte Gefahr der Verbrennung hypo- und depigmentierter Areale mit dem Risiko einer späteren Malignomentwicklung.
Albinismus
Wie Vitiligo ist Albinismus (Kap. Störungen der Melaninpigemtierung) bei Dunkelhäutigen nicht häufiger, aber wesentlich auffälliger. Dementsprechend ausgeprägt kann die Stigmatisierung der Patienten sein, die in Teilen Afrikas gelegentlich zur rituellen Tötung führt. Abhängig von der Art des Albinismus haben dunkelhäutige Albinos eine weiße, hellbraune oder gelbe Hautfarbe, rötliches oder gelbes Haar sowie Lentigines, Epheliden und pigmentierte Nävi. Die rasche Entwicklung massiver aktinischer Schäden und Malignome entsteht durch die hohe UV-Belastung in den Tropen, verbunden mit der Unkenntnis des Patienten, seiner Angehörigen und Ärzte hinsichtlich geeigneter Schutzmaßnahmen.
Progressive makulöse Hypomelanose (Guillet et al. 1988)
Synonyme
Nummuläre und konfluierende Hypomelanose des Rumpfes, Cutis trunci variata, kreolische Dyschromie
Die bei dunkelhäutigen jüngeren Erwachsenen sich meist am Rumpf zeigende Erkrankung ist durch das Auftreten zahlreicher unscharf begrenzter, symmetrisch angeordneter, hypopigmentierter Flecke charakterisiert. Ihre Ätiologie ist ungeklärt, spekuliert wird über die Hemmung der Melaninproduktion durch Propionibacterium acnes.
Therapie
PUVA, Schmalspektrum-UVB in Kombination mit antimikrobiellen Lokaltherapeutika wie Benzoylperoxid oder Clindamycin. Rezidive sind häufig.
Sekundäre Hypopigmentierung
Die Rötung des seborrhoischen Ekzems (Kap. Weitere Formen von Dermatitis) ist auf dunkler Haut oft schwer zu erkennen. Umso deutlicher dagegen ist die scharf abgegrenzte postinflammatorische Hypopigmentierung, welche besonders bei Kindern sehr auffällig sein kann.
Eine tropfenförmige Hypopigmentierung von Extremitäten und Stamm, im Dekolleté, wird im Rahmen der systemischen Sklerodermie bei Dunkelhäutigen häufiger gesehen (Kap. Sklerodermie) (Abb. 3).
Die Hypomelanosis guttata idiopathica (Kap. Störungen der Melaninpigmentierung) ist auch bei älteren weißen Patienten bekannt. Sehr ausgeprägt mit einer Unzahl hypopigmentierter Fleckchen vor allem im Bereich der distalen Extremitäten kann die gutartige Erkrankung – besonders bei dunkler Haut und dementsprechend deutlichem Hervortreten der Veränderungen – zu Leidensdruck führen.
Die Pityriasis alba (Kap. Atopisches Ekzem) tritt häufig bei Kindern mit atopischer Diathese im Bereich der Wangen und Arme auf. Von der umgebenden dunkler pigmentierten Haut sticht die in der Regel geringe Hypopigmentierung ab, was Eltern in der Regel stärker als die betroffenen Patienten beunruhigt.
Bei vielen asiatischen Patienten ist eine möglichst helle Haut erstrebenswertes Schönheitsideal. Daher werden zur Hautbleichung im Gesichtsbereich oftmals potente topische Glukokortikoide eingesetzt, welche aufgrund ihrer melanozytenhemmenden Eigenschaft zunächst eine Aufhellung der Haut herbeiführen. Wochen bis Monate später kommt es dann allerdings zu Acne medicamentosa, Rosazea, perioraler Dermatitis und Melasma.

Hyperpigmentierung

Postinflammatorische Hyperpigmentierung
Bei Dunkelhäutigen ist die postinflammatorische Hyperpigmentierung oft die Konsequenz von entzündlichen Hauterkrankungen oder Verletzungen. Gerade auch häufige Dermatosen wie Acne vulgaris, Psoriasis vulgaris, Ekzeme verschiedener Genese oder Arzneimittelexantheme (Abb. 4) können zu ausgeprägter sekundärer Hyperpigmentierung führen. Diese wird oft als störender empfunden als die primäre Erkrankung, kann erheblichen Leidensdruck verursachen und, zumal in Gegenden mit hoher UV-Belastung, außerordentlich therapieresistent sein.
Familiäre periorbitale Hyperpigmentierung
Synonyme
Periorbitale Hypermelanose, halonierte Augen, Augenringe
Die vor allem bei Afro-Amerikanern, Süd- und Ost-Asiaten weitverbreitete Dunkelfärbung der Periorbitalregion gibt nicht selten Anlass zu weitergehenden Untersuchungen wegen „Erschöpfung“, „depressiver Stimmungslage“ oder vermuteten systemischen Erkrankungen. Die Hyperpigmentierung, welche sich im Alter oft verstärkt, betrifft besonders häufig das infraorbitale Gewebe und tritt familiär gehäuft auf. Sie ist bis auf wenige Ausnahmen (Morbus Addison, Atopie, Störungen der Schilddrüsenfunktion) harmlos, aber kosmetisch störend.
Therapie
Camouflage. Versuch mit Rubin-Laser; chirurgisch wird die transkonjunktivale Blepharoplastik kombiniert mit Phenol-Peeling (besondere Vorsicht geboten, Vorsichtsmaßnahmen beachten) empfohlen. Bleichcremes sind in der Regel nicht wirksam.
Melasma, Chloasma
Diese typische Hyperpigmentierung der Gesichtshaut (Kap. Störungen der Melaninpigmentierung) tritt meist unter der Schwangerschaft oder nach Einnahme oraler Kontrazeptiva auf. Zusätzlich spielen genetische Disposition und UV-Strahlung eine Rolle. Melasma betrifft dunkelhäutige Populationen deutlich häufiger als Weiße, Männer sind in weniger als 10 % der Fälle, Kinder praktisch nie betroffen. Neben den genannten Ursachen spielen phototoxische (Tetrazykline, Chinolone) oder photoallergisch wirksame Medikamente (Sulfonamide, Phenothiazine) eine Rolle.
Erworbene exogene Ochronose
Die lang anhaltende Verwendung von Hydrochinon, Phenol, Resorzin und Benzol enthaltenden Externa kann besonders bei Dunkelhäutigen Auslöser einer exogenen Ochronose sein. Die Schädigung von dermalen Kollagenfasern und Melanozyten durch Einlagerung von Homogentisinsäure führt zur Hyperpigmentierung und unebener Hauttextur, besonders über Knochenvorsprüngen (Stirn, Nase, Jochbeine). Auch die Fingernägel können infolge der Berührung mit Hydrochinon beim Auftragen der Creme hyperpigmentiert werden (Kap. Purin-, Sphingolipid- und Aminosäurestoffwechselstörungen).
Therapie
Sie ist sehr schwierig. Möglich sind Dermabrasion, gegebenenfalls in Kombination mit CO2-, Nd-YAG-, Rubin- oder Alexandrit-Laser. Auch über die Anwendung von Kryotherapie und das Aufbringen von Trichloressigsäure und Tretinoin-Gel wurde berichtet.
Erythema dyschronicum perstans
Synonym
Ashy dermatosis, Erythema chronicum perstans, Dermatitis cenicienta, Pintoid
Zunächst in Zentralamerika beschrieben, kommt die bei beiden Geschlechtern und in jedem Lebensalter auftretende Dermatose auch in Afrika und Asien vor. Sie ist gekennzeichnet durch ansonsten asymptomatische unregelmäßig konfigurierte blaugraue (ashy) Flecken mit erythematösem Rand, vor allem im Bereich des Rumpfs und der proximalen Extremitäten (Kap. Störungen der Melaninpigmentierung). Die genaue Ursache der Erkrankung ist unklar, als Auslöser diskutiert werden Infektion mit Trichuris trichiura, die Injektion von Röntgen-Kontrastmitteln, Kontakt mit Pestiziden und dem Fungizid Chlorothalonil, Aufnahme von Ammoniumnitrat, Ethambutol, Penizillin und Benzodiazepinen.
Therapie
Dapson oder Clofazimin 100 mg/Tag, wobei zu bedenken ist, dass Clofazimin selbst oft eine Hyperpigmentierung der Haut hervorruft, welche im Sinne eines positiven Nebeneffektes zur Maskierung bereits vorhandener Flecken beitragen kann. Die Applikation von Hydrochinon sowie der Einsatz verschiedener Laser haben sich als nicht wirksam erwiesen.
Prurigo pigmentosa
Die seltene Hauterkrankung unbekannter Ätiologie (Kap. Störungen der Melaninpigmentierung) mit Ausbildung juckender Urticae, Papeln und Bläschen vor allem an Nacken, Rücken und Brust wird meist bei jungen japanischen Frauen gefunden. Sie heilt innerhalb weniger Tage bis Wochen mit retikulärer Hyperpigmentierung ab.
Therapie
Doxycyclin oder Minocyclin; in therapieresistenten Fällen Dapson.
Hori-Nävus
Synonyme
Acquired bilateral nevus of Ota-like macules (ABNOM), acquired dermal melanocytosis (ADM)
Besonders bei japanischen, koreanischen und chinesischen Frauen im mittleren Lebensalter finden sich familiär gehäuft bilateral an den oberen Wangenabschnitten an Nasenflügeln, Schläfen, Augenlidern und Stirn, diese zunächst braunen, später schiefergrau-blauen Flecken, welche auf Melanineinlagerungen in dermalen dendritischen Zellen beruhen (Kap. Melanotische Flecke und melanozytäre Nävi). Als auslösende Faktoren werden UV-Exposition und der Einfluss von Östrogen und/oder Progesteron beschrieben. Im Unterschied zum Nävus Ota ist der Hori-Nävus erworben und betrifft nicht Mukosa und Skleren.
Therapie
Rubin-, Nd-YAG- oder Alexandrit-Laser, Versuch mit fraktioniertem CO2-Laser.
Dyschromatosis universalis, Dyschromatosis symmetrica hereditaria
Synonym
Retikuläre Akropigmentierung Dohi
Die autosomal-dominant vererbte, ätiologisch nicht geklärte seltene Erkrankung ist durch das gleichzeitige Vorkommen hyper- und hypopigmentierter Flecken am gesamten Körper (Dyschromatosis universalis) oder der Extremitäten (Dyschromatosis symmetrica hereditaria) gekennzeichnet (Kap. Störungen der Melaninpigmentierung). Sie beginnt im Kindesalter, ist sehr selten mit Dystonie, zerebralen Kalkablagerungen und geistiger Behinderung verbunden und betrifft überwiegend Japaner und Koreaner, aber auch über Fälle aus Süd-Amerika, Saudi-Arabien und Indien wurde berichtet.
Kongenitale dermale Melanozytosen
Bei Neugeborenen aller Dunkelhäutigen ist der Mongolenfleck (Kap. Melanotische Flecke und melanozytäre Nävi) eine sehr häufige Erscheinung, so wird er bei über 80–90 % der ost-, zentral- und südostasiatischen sowie arktischen, ur-amerikanischen, ur-australischen und pazifischen Bevölkerung gesehen. Meist lumbosakral lokalisiert, ist die Veränderung gekennzeichnet durch einen oder mehrere Flecken graublauer Pigmentierung, welche in der Regel bis zum frühen Kindesalter verschwinden. Ein bis ins Erwachsenenalter persistierender Mongolenfleck wird auch als Nävus Yamamoto bezeichnet. Sehr selten sind Mongolenflecke Ausdruck schwerer metabolischer Störungen wie GM1-Gangliosidose und Mukopolysaccharidose.
Andere dermale Melanozytosen, wie der Schulter, Nacken, Oberarm und Supraklavikularregion betreffende Nävus Ito (Naevus fuscoceruleus acromiodeltoideus)und der im Ausbreitungsgebiet des ersten und zweiten Trigeminusasts gelegene Nävus Ota (Naevus fuscoceruleus ophthalmomaxillaris), kommen gehäuft bei Asiaten vor, können aber auch bei Menschen anderer Herkunft auftreten, wobei Weiße ausgesprochen selten betroffen sind. Der Nävus Ota kommt bei Frauen 5-mal häufiger vor als bei Männern; ist auch die Orbita betroffen, kann es zu vermehrtem Auftreten von erhöhtem Augeninnendruck, Uveitis, Katarakt und Melanom kommen. Über das gleichzeitige Auftreten von Nävus Ota und Ito wurde berichtet. Die nach Ito benannte Hypomelanose zeigt keine rassische Bevorzugung.
Verantwortlich für die dermalen Melanozytosen ist die ausbleibende Wanderung der Melanozyten von der Dermis in die Epidermis während der 11.–14. Schwangerschaftswoche.

Keratosen und Fibrosen

Hypertrophe Narben und Keloide

Dunkelhäutige Menschen weisen eine bis zu 15-fach erhöhte Neigung zur Ausbildung hypertropher Narben und Keloide auf (Kap. Erworbene Bindegewebserkrankungen), selbst nach banalen Verletzungen oder Entzündungen der Haut, zum Beispiel Acne vulgaris. Vor allem im Brustbereich finden sich auch spontane Keloide. Die Läsionen können hautfarben oder hyperpigmentiert sein und, je nach Lokalisation, ein erhebliches funktionelles oder kosmetisches Problem darstellen. Grundsätzlich können Keloide an jeder Körperstelle auftreten (selbst über Schleimhaut- und Kornea-Keloide wurde berichtet), bevorzugt betroffen sind jedoch Brust, Schultern und Ohren. In Kenntnis dieser Eigenschaft sollten medizinisch nicht unbedingt notwendige chirurgische Eingriffe gerade in diesen Bereichen eher zurückhaltend geplant werden. Vor allem in traditionellen afrikanischen Gesellschaften werden Keloide aus rituellen und ästhetischen Gründen auch absichtlich herbeigeführt (Skarifikation). Interessanterweise gibt es keine Berichte über die Entwicklung von Keloiden bei Albinos.

Acanthosis nigricans

Diese Veränderung (Kap. Benigne epitheliale Tumoren), die in ihrer benignen Variante mit Übergewicht, erhöhtem BMI (body mass index) und Insulinresistenz verbunden sein kann, kommt bei amerikanischen Ureinwohnern, Afrikanern und Asiaten deutlich häufiger vor als in der weißen Bevölkerung. Die braunschwarzen samtartigen Plaques sind meist axillär, inguinal und im Bereich des Nackens lokalisiert. Die mit dem Wachstum von Malignomen assoziierte maligne Acanthosis nigricans weist keine Unterschiede zwischen weißer und dunkelhäutiger Bevölkerung auf.

Prayer nodules und Hyperkeratosis malleoli laterales (Yoga Sign)

Diese Termini bezeichnen Hyperpigmentierung und Verdickung der Haut an Arealen, welche wiederholten Belastungen ausgesetzt sind. Dies können im Rahmen geübter Religiosität insbesondere die Stirn (Muslime) (Abb. 5) und die Knie (Katholiken) sein.
Die Ausbildung dicker, hyperpigmentierter, gelegentlich schuppender und verruziformer Plaques über den Malleoli laterales und den Grundgelenken des Os metatarsale V wird vor allem bei Menschen gesehen, die gewöhnlich, vor allem im Schneidersitz, auf dem Boden sitzen (Abb. 6). Der öfter verwendete Terminus yoga sign muss daher als Fehlbennenung bezeichnet werden.

Entzündliche Dermatosen

Acne vulgaris, Acne medicamentosa, Acne cosmetica, Acne tropica

Während die Acne vulgaris (Kap. Akne und Rosazea) bei Weißen oft schwerer ausgeprägt zu sein scheint als bei Dunkelhäutigen, leiden letztere neben den klassischen Akneformen häufiger unter solchen Varianten, die durch interne und externe Medikamente oder Kosmetika verursacht werden.
Akne, beziehungsweise akneiforme Arzneimittelexantheme, induzierende Präparate wie INH, Testosteron und vor allem Glukokortikoide werden in Entwicklungsländern weithin angewendet, aus gerechtfertigter medizinischer Indikation, aus Rat- und Hilflosigkeit, sowohl auf ärztlicher wie auch auf Patientenseite. Glukokortikoidhaltige Externa werden besonders häufig auch zur Hautbleichung eingesetzt (siehe oben). Die Applikation stark fettender Cremes und Öle ist vor allem in Afrika verbreitet, um die Haut zu geschmeidig zu machen und ihr das gewünschte glänzende Aussehen zu verleihen.
Diese Akneformen zeichnen sich aus durch follikuläre Papeln und monomorphe Papulopusteln, selten durch sekundäre Komedonen. Postinflammatorische Hyperpigmentierung sowie die Entwicklung von hypertrophen Narben und Keloiden können gravierend sein.
Unter einer Acne tropica versteht man die durch Schwitzen geförderte Besiedlung einer Acne vulgaris durch Staphylokokken mit dementsprechender Aggravation des Krankheitsbildes.

Granulomatöse periorifizielle Dermatitis

Synonym
Facial Afro-Caribbean childhood eruption (FACE), Gianotti-type perioral dermatitis (Gianotti et al. 1970)
Diese vor allem bei afro-amerikanischen und -karibischen Kindern vorkommende und in der Regel selbstlimitierende Dermatose ist durch das Auftreten gruppierter blass-hautfarbener kleiner Papeln perioral und perinasal (selten in anderer Lokalisation) gekennzeichnet. Sie wird als eine Variante der granulomatösen Rosazea beziehungsweise der perioralen Dermatitis (Kap. Akne und Rosazea) angesehen. Die Hautveränderungen entwickeln sich nicht selten im Gefolge des Missbrauchs potenter topischer Glukokortikoide.
Therapie
Zum Einsatz kommen Präparate wie bei der Rosazea; ggf. in Kombination mit Tacrolimus.

Kontaktekzem

Die Praxis, pflanzliche Wirkstoffe im Rahmen der Selbstmedikation oder durch traditionelle Heiler auf die Haut aufzutragen, ist weit verbreitet. Bekannt potente Allergene sind in Korbblütler- und Sumachgewächsen (Mango) enthalten, aber auch Pflanzenöle, Menthol, Kampfer und Baumharze (um nur einige Beispiele aus der traditionellen Pharmakopoe zu nennen) können zum Auftreten irritativer und allergischer, gelegentlich auch photo-aggravierter Kontaktekzeme führen.
Zum Farbauftrag im Gesicht (hauptsächlich, um Religion, Status oder Kastenzugehörigkeit zu demonstrieren) werden im süd- und südostasiatischen Raum verschiedene Materialien verwendet, die Safran, Kurkuma, Sandelholz, Asche, Ton und andere potenziell allergene Substanzen enthalten können. Am bekanntesten ist die Bindi-Dermatitis, ein allergisches Kontaktekzem nach Applikation des auf Kurkumapulver oder Kongo-Rot basierenden Punkts zwischen den Augenbrauen, der im Hinduismus traditionell die verheiratete Frau kennzeichnet, heute aber auch ein weit verbreitetes modisches Accessoire darstellt.
Ein häufiger Bestandteil der bei Einheimischen und Touristen in Süd-Ostasien beliebten schwarzen Henna-Tätowierungen ist Para-Phenylendiamin (PPD), teilweise schwere allergische Kontaktekzeme sind dementsprechend keine Seltenheit (Abb. 7). Da in China anlässlich von Todesfällen oft mit PPD frisch gefärbte, schwarze Kleidung getragen wird, ist das auftretende Kontaktekzem dort auch als Krankheit der Trauernden bekannt.
Vor allem aus Zentral- und Südamerika ist die Capsaicin-Dermatitis nach Umgang mit Chili-Pfeffer bekannt. Die Symptomatik kann mit Rötung, Brennen und Schmerzen der Hände sehr ausgeprägt sein.

Aktinische Prurigo

Synonym
Hereditäre polymorphe Lichtdermatose
Die vor allem aus Zentral- und Südamerika (hier besonders bei Mestizen), aber auch von Himalaya-Bewohnern, amerikanischen Ureinwohnern und Eskimos bekannte Variante der polymorphen Lichtdermatose betrifft insbesondere Personen, die auf Höhen über 1000 m leben (Kap. Photodermatosen). Sie zeichnet sich aus durch das in Frühling und Sommer gehäufte Auftreten pruritischer Plaques, Papeln und Vesikel auf sonnenexponierter Haut, auch Lippen und Konjunktiven können betroffen sein. Eine familiäre Häufung ist in über 60 % der Fälle zu beobachten. Der intensive Juckreiz führt oft zu Exkoriationen und hyperpigmentierten Narben.
Therapie
Wichtig ist Sonnenschutz. In weniger ausgeprägten Fällen sind topische Glukokortikoide und systemische Antihistaminika angezeigt, ansonsten ist Thalidomid 50–200 mg/Tag eine wirksame Behandlungsoption (off label). Befallene Konjunktiven reagieren gut auf 2 % Cyclosporin A-Tropfen.

Lupus erythematodes

Der diskoide Lupus erythematodes (Kap. Lupus erythematodes) kann, gerade in sonnenreichen Ländern und bei mangelnder Aufmerksamkeit von Arzt und Patient, zu erheblicher Gewebszerstörung mit dauerhaftem Haarverlust und vernarbten depigmentierten Arealen führen (Abb. 8). Hierauf können sich nach langer Dauer und wiederholten Sonnenbränden spinozelluläre Karzinome entwickeln.
Der systemische Lupus erythematodes betrifft alle Dunkelhäutigen mit Ausnahme der Afrikaner häufiger als Weiße. Ganz überwiegend sind Frauen betroffen. Die Beobachtung einer niedrigen Prävalenz des SLE bei afrikanischen Frauen und hohen Erkrankungszahlen bei schwarzen Frauen in Großbritannien weist auf den Einfluss weiterer Umweltfaktoren hin. Komplikationen wie schwere Hautbeteiligung, Arthritis, Nephritis und Psychosen, verbunden mit einer schlechteren Prognose, sind charakteristisch für den Krankheitsverlauf bei Dunkelhäutigen. Betroffene Asiaten erkranken besonders häufig an Lupus-Nephritis.

Sarkoidose

Die Sarkoidose, selten bei Ost-Asiaten, (Kap. Granulomatöse Erkrankungen) ist bei Afro-Amerikanern bis zu zehnmal häufiger als bei Weißen, wobei 25 % der Patienten Hautveränderungen aufweisen. Hypopigmentierte anuläre und vor allem perinasal papulöse Hautveränderungen dominieren, während das Erythema nodosum seltener gesehen wird. Das mit Fieber, blilateral vergrößertenen Hiluslymphknoten und Polyarthralgie einhergehende Löfgren-Syndrom kommt bei schwarzen Amerikanern deutlich seltener vor als in der weißen Bevölkerung.

Pityriasis rosea

Pityriasis rosea (Kap. Erythematöse, papulonodöse und erythematosquamöse Erkrankungen), bei Dunkelhäutigen nicht häufiger, aber oftmals ausgedehnter als bei Weißen, befällt bei Menschen mit dunkler Haut neben dem Rumpf in etwa 30 % der Fälle auch Gesicht, Axillen, Leisten und Abdomen (Pityriasis rosea inversa). Die häufig stärker juckende, schuppende und persistierende Dermatose hinterlässt bei vielen Betroffenen eine postinflammatorische Hypo- oder Hyperpigmentierung.

Pityriasis lichenoides chronica

Die aus einer Pityriasis lichenoides et varioliformis acuta (PLEVA) hervorgehende oder de novo entstehende, morphologisch variable und sehr protrahiert verlaufende Erkrankung (Kap. Erythematöse, papulonodöse und erythematosquamöse Erkrankungen) befällt bei Afrikanern auch das Gesicht. Sie hinterlässt eine deutliche postinflammatorische Hyperpigmentierung, während sie bei asiatischen Patienten zu lang anhaltender Hypopigmentierung, meist mit Narben, führt. Eine klinisch der Pityriasis lichenoides chronica gleichende Form der Mycosis fungoides wurde bei koreanischen Kindern beschrieben.

Eosinophile pustulöse Follikulitis

Synonyme
Morbus Ofuji, Ofuji-Syndrom, sterile eosinophile Pustulose.
Zu über 80 % bei Männern im mittleren Lebensalter in Nord- und Ost-Asien auftretende Eruption juckender Papeln und steriler Pusteln mit Übergang in anuläre Plaques im Gesicht, weniger an Rumpf und Extremitäten, gelegentlich Handflächen und Fußsohlen (Kap. Erkrankungen mit Eosinophilie). Die Erkrankung verläuft chronisch-rezidivierend. Ihre Ätiologie ist ungeklärt. Auch eine neonatale/infantile Variante sowie die HIV-assoziierte eosinophile pustulöse Follikulitis sind bekannt.
Therapie
Indometacin 50–75 mg/Tag und/oder topische und orale Glukokortikoide, in therapeutisch schwierigen Situationen auch Cyclosporin A systemisch und Tacrolimus 0,03 % topisch.

Papuloerythroderma Ofuji

Die ungewöhnliche, zunächst bei älteren japanischen Männern beschriebene Dermatose zeichnet sich durch juckende kleine Papeln und sich daraus entwickelnden roter Plaques unter Aussparung des Gesichts, der Palmae, Plantae und der transversalen abdominalen Körperfalten aus (deck-chair sign, das Erythem spart Areale aus als hätte der Betroffene in Liegestuhl-Haltung einen Sonnenbrand erlitten) (Kap. Maligne Lymphome der Haut), verbunden mit peripherer Lymphadenopathie. Im Blut finden sich erhöhte Ig-E-Werte sowie eine Eosinophilie. Die Veränderungen können auf das Vorliegen eines Lymphoms und anderer viszeraler Malignome hinweisen.
Therapie
Fokussuche. Ansonsten topische und systemische Glukokortikoide, orale Antihistaminika oder auch Bade-PUVA.

Morbus Kimura

Die meist gutartige, häufiger bei jüngeren ostasiatischen Männern vorkommende Erkrankung ist gekennzeichnet durch Lymphadenopathie und einzelne oder multiple subkutane, gelegentlich juckende Tumoren infolge einer atypischen Proliferation der Lymphfollikel und der Gefäßendothelien (Kap. Kutane Gefäßtumoren). Die Läsionen sind meist am Kopf oder Nacken, besonders im Bereich der Parotiden, lokalisiert. Ein nephrotisches Syndrom kann sich in etwa 20 % der Fälle als Komplikation entwickeln. Die Ätiologie ist ungeklärt; es wurde eine überschießende Immunantwort auf ein unbekanntes Antigen vermutet. Die angiolymphoide Hyperplasie mit Eosinophilie (ALHE) gehört dagegen zu den epitheloiden vaskulären Tumoren. Im Blutbild finden sich erhöhte IgE-Spiegel und eine Eosinophilie.
Therapie
Glukokortikoide systemisch und intraläsional, Ciclosporin A oder auch Radiotherapie. Störende Tumoren werden exzidiert. Wichtig ist der Ausschluss eines zugrunde liegenden Malignoms.

Pemphigus

Pemphigus vulgaris (Kap. Bullöse Autoimmundermatosen) befällt Asiaten, vor allem Inder, häufiger und in jüngerem Alter als Weiße. Auch aschkenasische Juden und Personen aus dem Mittelmeer-Raum sind vermehrt betroffen. Dagegen tritt der Pemphigus foliaceus gehäuft bei Afrikanern auf. Der endemische Pemphigus foliaceus, fogo selvagem (portugiesisch wildes Feuer), ist vor allem im Amazonasbecken, dem südwestlichen Brasilien und Kolumbien verbreitet.

Infektionen

Pityriasis versicolor

Die Infektion mit Malassezia spp. (Kap. Mykosen) kommt gehäuft im feucht-heißen Klima vor, sie zeigt sich bei Dunkelhäutigen meist in Form diskret schuppender hypopigmentierter Maculae, welche neben den typischen Prädilektionsstellen auch an Hals- und im Gesichtsbereich auftreten können. Die Information, dass sich die hellen Flecken auch nach erfolgreicher Therapie erst nach erneuter Sonnenexposition der umgebenden Haut farblich wieder angleichen, verhindert wiederholte nutzlose Behandlungsversuche.

Lepra

Im Rahmen weltweiter, von der WHO koordinierter Programme sind in den vergangenen 20 Jahren mehr als 16 Mio. Patienten mit Lepra therapiert worden, was zu einem Rückgang der Prävalenz um 99 % geführt hat. Dennoch werden jährlich über 200.000 neue Lepra-Fälle identifiziert, hiervon 80 % in Brasilien, Indien und Indonesien.
Insbesondere die indeterminierte, tuberkuloide und borderline-tuberkuloide Lepra (Kap. Mykobakterieninfektionen der Haut) rufen auf dunkler Haut hypopigmentierte Flecken hervor, welche sich gegenüber Hypopigmentierungen anderer Ätiologie vor allem durch ihre Hypaesthesie auszeichnen.
Die bei multibazillärer Lepra oft zu beobachtende ausgeprägte braunviolette Hyperpigmentierung der Haut geht in der Regel auf die Einnahme von Clofazimin zurück, welches auch Nägel und Körperflüssigkeiten dunkel färbt. Das Medikament ist daher bei manchen Patienten sehr unbeliebt, was zur Therapieverweigerung führen kann.

Syphilis

Während die primäre Syphilis (Kap. Syphilis) keine Unterschiede zwischen Hell- und Dunkelhäutigen zeigt, zeichnet sich das Sekundärstadium bei Dunkelhäutigen aus durch das Auftreten hyperpigmentierter follikulär gebundener, papulöser und anulärer Effloreszenzen mit zentraler Abheilungstendenz. Clavi syphilitici können stark hyperkeratotisch sein. Die Entwicklung oraler und perianaler Schleimhautulzerationen sowie von Condylomata lata der Syphilis II wird bei Afro-Amerikanern häufiger als bei anderen Bevölkerungsgruppen gesehen

Tumoren

Spinozelluläres Karzinom, Basalzellkarzinom und Morbus Bowen

Die UV-Strahlung ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung dieser Tumoren. Dementsprechend treten sie in der Regel umso seltener auf, je tiefer die Haut pigmentiert und damit vor den schädlichen Wirkungen des Sonnenlichts besser geschützt ist.
Zu den Umständen, die das Wachstum von spinozellulären Karzinomen (Kap. Maligne epitheliale Tumoren) außerdem begünstigen, gehören lange bestehende Narben (zum Beispiel nach Lupus erythematodes), wiederholte intensive Hitze-Exposition (Sitzen am Feuer), Brandwunden und chronische Ulzera. Auch Albinismus und Vitiligo sowie Xeroderma pigmentosum spielen eine wichtige Rolle in Ländern mit hoher UV-Exposition. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass das spinozelluläre Karzinom der häufigste maligne Hauttumor bei Schwarzen und Asiaten ist, wenngleich 30-fach seltener als bei Weißen. Bei Schwarz-Amerikanern führt das spinozelluläre Karzinom zu aggressiverem Verhalten, und es ist mit einer schlechteren Prognose assoziiert.
Im Bereich der Lippen und oralen Mukosa sind auch das in Asien weithin verbreitete Kauen von Betel sowie der Einfluss von Alkoholkonsum, Tabakrauchen und Tabakkauen, insbesondere der in Indien, Bangladesch, Pakistan, Afghanistan und Sri Lanka populäre Konsum Bidi Zigaretten (mit Kräutern gefüllte Baumblätter) zu bedenken. Im Genitalbereich kann nicht nur die Infektion mit HPV 16 und 18 zur malignen Umwandlung führen, auch ein lange bestehendes Granuloma inguinale kann in 0,25 % aller Fälle maligne entarten.
Das bei Dunkelhäutigen deutlich seltener als bei Weißen auftretende Basalzellkarzinom (der am weitesten verbreitete maligne Hauttumor bei Ost-Asiaten) (Kap. Basalzellkarzinom), ist ebenso wie der Morbus Bowen (Kap. Maligne epitheliale Tumoren) in der Regel pigmentiert. Chronische Arsenbelastung, wie sie in weniger entwickelten Ländern nicht selten über kontaminiertes Trinkwasser gegeben ist, kann zur Entwicklung von Arsenkeratosen an Palmae und Plantae führen, welche ihrerseits das Potenzial zur Umwandlung in Morbus Bowen und spinozelluläre Karzinome haben.

Melanom

Das Melanom (Kap. Melanom) ist bei Dunkelhäutigen je nach Ethnie 10- bis 30-mal seltener als bei Weißen. Wenn es auftritt, ist es in der Regel die akrale Variante; demgegenüber treten andere Melanomformen ganz in den Hintergrund; amelanotische Melanome sind ausgesprochene Raritäten. Albinismus, Vitiligo und Xeroderma pigmentosum prädisponieren zur Entwicklung eines Melanoms bei Dunkelhäutigen. Die hohe Mortalität geht wohl nicht auf ein aggressiveres Tumorverhalten, sondern auf die oft späte Diagnose infolge Unkenntnis des Patienten, Nachlässigkeit des Arztes und unzureichende Therapiemöglichkeiten in Entwicklungsländern zurück.

Kaposi-Sarkom

Das HIV-assoziierte Kaposi-Sarkom (Kap. HIV/AIDS) ist durch die verbreitete Behandlung mit HAART in Industriestaaten, zunehmend aber auch in weniger entwickelten Ländern selten geworden. In Regionen mit unzureichenden therapeutischen Optionen hängt es vom Grad der Durchseuchung mit HHV8 ab, ob und in welchem Umfang die vaskuläre Neubildung auftritt.
Das in Äquatorialafrika 10 % aller malignen Tumoren ausmachende endemische Kaposi-Sarkom (Kap. Kutane Gefäßtumoren) zeichnet sich durch multiple Herde an der Haut, Beteiligung innerer Organe und sekundäres Lymphödem aus. Der Tumor befällt Männer 20- bis 30-mal häufiger als Frauen; er nimmt insbesondere bei extrakutaner Manifestation einen aggressiven Verlauf und hat eine schlechte Prognose.

Mycosis fungoides

Individuen sub-saharischer und arabischer Herkunft haben ein doppelt so hohes Risiko, an Mycosis fungoides zu erkranken wie Europäer. Eine hypopigmentierte Variante dieses kutanen T-Zell-Lymphoms (Kap. Lymphome), meist an Gesäß und Stamm wird bei jüngeren Dunkelhäutigen beobachtet. Die scharf begrenzte Hypopigmentierung wird wahrscheinlich durch Pigmentinkontinenz infolge der pathologischen Veränderungen in der dermo-epidermalen Junktionszone verursacht.

Erkrankungen der Haare und der Kopfhaut

Pseudofolliculitis barbae (Fox 1908)

Synonyme
Pili recurvati, Pili incarnati Folliculitis barbae traumatica
Besonders bei Afrikanern und Afro-Amerikanern kommt es vor allem im Bereich von Bart und Nacken, gelegentlich auch an Mons pubis und Beinen zum Einwachsen des kurz rasierten gekrümmten Haars mit folgender papulo-pustulöser Fremdkörperreaktion und sekundärer follikulärer Pyodermie. Bis zu 85 % der schwarzen männlichen Bevölkerung sind betroffen. Bei längerem Verlauf können sich Hyperpigmentierung, hypertrophe Narben und Keloide entwickeln.
Therapie
Am einfachsten und wirksamsten ist es, die Haare wachsen zu lassen. Ansonsten eignet sich eine Schälbehandlung mit topischen Retinoiden, Glykolsäure und α-Hydroxysäure. Auch Salizylsäure und Benzoylperoxid sowie Eflornithin werden empfohlen. Topische und interne Antibiotika kommen bei sekundärer Infektion zur Anwendung. Permanente Epilation wird erreicht durch die Behandlung mit Alexandrit-, Nd-YAG-, Rubin- und Dioden-Laser, wobei die Neigung vieler Dunkelhäutiger zu postinflammatorischer Hyperpigmentierung und ungünstigen Narben zu berücksichtigen ist.

Acne keloidalis nuchae

Diese mit Schmerzen und Pruritus einhergehende chronisch-fibrosierende Follikulitis (Kap. Erkrankungen der Haare) kann zu Plaques, hypertrophen Narben und keloidartigen Platten im Nacken vor allem afrikanischer Männer (selten auch Frauen) führen; bei Menschen anderer Hautfarbe ist die Erkrankung selten. Als Auslöser werden Traumata beim Kurzhaarschnitt und Druck oder Reibung durch Kopfbedeckungen angeschuldigt. Die chronische Entzündung betroffener Haarfollikel führt zu deren Ruptur und Perforation des entsprechenden Haares in die Dermis, wo es eine granulomatöse Fremdkörperreaktion auslöst. Im späteren Verlauf kommt es zu chronischen Abszessen, Fibrose und narbiger Alopezie.
Therapie
Diese ist schwierig. In frühen Stadien kommen potente Glukokortikoide intraläsional oder topisch in Kombination mit topischen Retinoiden infrage. Auch die Applikation von Imiquimod wird empfohlen, ebenso wie die Therapie mit Neodym-YAG- und CO2-Laser. Bei Infektion sind topische oder orale Antibiotika indiziert. Fortgeschrittene Fälle erfordern chirurgische Intervention.

Folliculitis et perifolliculitis capitis abscedens et suffodiens

Synonym
Atrophisierende Erkrankung mit Büschelhaaren, Morbus Hoffmann, dissecting cellulitis of the scalp.
Die Ätiologie dieser chronisch-rezidivierenden Erkrankung des Kapillitiums (Kap. Erkrankungen der Haare) vor allem jüngerer afrikanischer und afro-amerikanischer Männer ist nicht eindeutig geklärt, es scheint jedoch eine Beziehung zu Hidradenitis suppurativa (Acne inversa), verbunden mit der Besiedlung durch Staphylococcus aureus zu bestehen. Auf dem Vertex beginnend und in schweren Fällen die gesamte Kopfhaut erfassend, kommt es, verbunden mit Schmerz und Juckreiz, zu Rötung, Ödem, Papeln und Pusteln. Chronische Entzündung und Abszesse führen schließlich zu Keloiden und vernarbender Alopezie. Charakteristisch (aber nicht pathognomonisch) ist das Auftreten von Büschelhaaren durch Mündung mehrerer gemeinsam austretender Terminalhaarfollikel in einem gemeinsamen weiten Infundibulumkanal.
Therapie
Die Behandlung verläuft meist langwierig und unbefriedigend. Eingesetzt werden topische, systemische und intrafokale Glukokortikoide sowie topische und systemische Antibiotika, beispielsweise die Kombination von Rifampicin und Clindamycin je 600 mg/d (Mendonça und Griffiths 2006). Auch Dapson und Isotretinoin über Monate werden empfohlen, ebenso wie die Anwendung des CO2-Lasers. Exzision und Spalthaut-Transplantation kommen bei fortgeschrittenen und ansonsten therapieresistenten Fällen in Betracht.

Traktionsalopezie (Trebitsch 1907)

Frisuren, bei denen starker Zug auf das Haar ausgeübt wird und bei denen die Haarfollikel dementsprechend unter permanenter Zugspannung stehen, können zunächst zu perifollikulären Papulopusteln, dann zu temporärem, später auch irreversiblem Haarverlust führen. Betroffen sind vor allem Frontal- und Temporalregion (Abb. 9). Solche Frisuren sind besonders bei Afrikanern populär. In Asien sind es vor allem Sikhs, deren religiöse Gepflogenheiten die straffe Befestigung des Haupt- und Barthaars vorschreiben. Die Traktionsalopezie wurde erstmals bei Grönländerinnen beschrieben, die einen fest gebundenen Pferdeschwanz trugen.
Therapie
Entlastung der Haarwurzeln durch Wechsel der Frisur. Papulopusteln können mit Clindamycin-Lotion, auch in Kombination mit einem topischen Glukokortikoid behandelt werden; ansonsten Versuch mit Minoxidil-Lotion.

Sonstige

Lichenoide Erkrankungen

Auf dunkler Haut erscheinen die akuten Veränderungen des Lichen ruber (Kap. Papulöse und lichenoide Erkrankungen) grau-braun-violett; anuläre Effloreszenzen werden häufiger gesehen als bei Weißen. Die Läsionen können bei Dunkelhäutigen zu einer ausgeprägten und lang anhaltenden postinflammatorischen Hyperpigmentierung führen.
Insbesondere Bewohner des indischen Subkontinents sind von Lichen pigmentosus betroffen, einer chronisch-progressiv verlaufenden Variante des Lichen ruber, welche durch braun-graue Flecken in sonnenexponierten Arealen gekennzeichnet ist und leicht mit Melasma verwechselt werden kann. Eine befriedigende Therapie ist nicht bekannt.
Eine Variante des Lichen nitidus, der aktinische Lichen nitidus (aktinische lichenoide Eruption) wird auf dunkler Haut beobachtet. Morphologisch und histologisch dem Lichen nitidus gleichend, breiten sich die Effloreszenzen vor allem in sonnenexponierten Arealen aus.
Die Papeln des den Blaschko-Linien folgenden Lichen striatus (BLAISE: Blaschko linear acquired inflammatory skin eruption) (Kap. Mosaizismus und epidermale Nävi) sind bei Dunkelhäutigen in der Regel hypopigmentiert.

Primäre kutane Amyloidose

Die durch Ablagerung von Amyloid in der papillären Dermis bedingte juckende Erkrankung hat mehrere Manifestationsformen, von denen die häufigsten die makulöse Amyloidose und der Lichen amyloidosus (Kap. Amyloidosen und Hyalinosen) sind. Während die makulöse Amyloidose besonders in Süd-Amerika sowie auf dem indischen Subkontinent, dem mittleren Osten und Südost-Asien vorkommt und klinisch durch das Auftreten schmutzigbrauner Flecken meist am oberen Rücken und Oberarmen gekennzeichnet ist, verursacht der gehäuft in China auftretende Lichen amyloidosus feste, hyperkeratotische, braune Papeln besonders an den Schienbeinen. Es sind mehr Frauen als Männer betroffen, Erkrankungssgipfel ist die 5.–7. Dekade. Ein Organbefall kommt bei der primären kutanen Amyloidose nicht vor.

Dermatosis papulosa nigra (Castellani 1925)

Diese benigne Hautveränderung betrifft bis zu 70 % der afro-amerikanischen und 40 % der afrikanischen oder asiatischen Bevölkerung über 30 Jahre. Es handelt sich um eine Variante seborrhoischer Keratosen, die durch das Auftreten zahlreicher kleiner dunkler Papeln, vorwiegend im Gesicht und am Hals, gekennzeichnet ist.
Therapie
Elektrodesikkation, Kryotherapie und Kürettage. Gute kosmetische Resultate werden auch mit dem Er-YAG-Laser erzielt. Bei allen Interventionen ist an das Risiko der postinflammatorischen Hyperpigmentierung und Narben zu denken.

Podokoniose

Synonyme
Nichtfilariöse endemische Elephantiasis, mossy foot, non-infectious geochemical elephantiasis
Die Erkrankung tritt bei Barfüßigen in Gegenden mit hohem Laterit-Anteil im Boden (later = Ziegelstein, lateinisch), vor allem im tropischen Afrika, Zentral-Amerika und Nordwest-Indien, auf. Äthiopien ist mit einer Prävalenz von 6 % besonders betroffen. Silizium-Mikropartikel treten durch die Haut der Fußsohlen ein und werden dort von Makrophagen aufgenommen. Die resultierende Lymphangitis und Obliteration der Lymphgefäße führt zunächst zu Schmerzen, Brennen und Juckreiz der Beine, später zu Lymphödemen, Pachydermie, verrukösen Läsionen und Hyperpigmentierung (Abb. 10).
Seit 2011 gehört die Podokoniose zu den von der WHO anerkannten neglected tropical diseases.
Therapie
Je nach Krankheitsstadium Lymphdrainage, Kompressionsverbände, chirurgische Korrektur. Wichtig ist vor allem die Prävention durch das Tragen geschlossener Schuhe.

Ainhum (da Silva Lima 1867)

Synonym
Dactylolysis spontanea
Diese erstmals bei schwarzen brasilianischen Sklaven des Nagos-Stammes (ainhum, ein Wort der Nagos-Sprache): Riss, Schrunde; möglicherweise zusammenhängend mit ayun, der Bezeichnung für Säge (in der Sprache des nigerianischen Lagos-Stamms) beobachtete Veränderung bezeichnet eine progressive Ein- und schließlich Abschnürung meist der kleinen Zehe, seltener anderer Zehen oder Finger, die oftmals zum Verlust des Gliedes führt (Abb. 11). Betroffen sind ganz vorwiegend in den Tropen lebende Dunkelhäutige mit einem Altersgipfel zwischen 30–50 Jahren. Der Grund für die Altersabhängigkeit ist nicht abschließend geklärt, möglicherweise besteht eine Korrelation mit der Periode intensivster körperlicher Betätigung. Die Häufigkeit der Erkrankung wird mit 0,2–2 % angegeben. Ursächlich sollen Traumata und unzureichende Blutversorgung, meist verbunden mit wiederholten Infekten, sein. Ainhum verläuft in vier Stadien:
  • Entwicklung eines Kallus, meist an der medialen Seite der Plantarfalte der fünften Zehe. Das verhärtete Gewebe entwickelt sich zu einem fibrotischen Ring, welcher langsam das gesamte betroffene Glied zirkulär umfasst.
  • Kugelförmige Auftreibung des Gliedes distal des einschnürenden Rings mit konsekutiver Durchblutungsstörung und Osteolyse.
  • Sequester im Bereich des Gelenks und dadurch bedingte Hyperflexibilität des distalen Gliedanteils, begleitet von intensivem Schmerz.
  • Unblutige Autoamputation distal des einschnürenden Bandes.
Das Krankheitsbild muss abgegrenzt werden von Pseudoainhum (Kap. Fehlbildungen der Haut), einer fibrotischen Abschnürung von Fingern und Zehen anderer Genese, wie sie beispielsweise bei Lepra, systemischer Sklerodermie oder Keratoderma hereditarium mutilans Vohwinkel vorkommt.
Therapie
Meist ist ein Voranschreiten der Erkrankung kaum aufzuhalten. In sehr frühen Stadien kommen Salizyl-Vaseline und topische oder intraläsionale Glukokortikoide zur Anwendung. Eine Inzision der das Glied einschnürenden zirkulären Fibrose reduziert den Schmerz. In weiter fortgeschrittenen Fällen erfolgt die chirurgische Amputation mit Z-Plastik. Auto-Amputation ist häufig.
Regelmäßige Kontrolle von Füßen und Händen, Vermeidung von Traumata und rechtzeitige Behandlung von Infektionen können vorbeugend wirken. Sinnvoll ist die Überwachung der Familienangehörigen bei familiär gehäuft auftretendem Ainhum.

Artifizielle Penisgranulome

In der Hoffnung auf Vergrößerung des Penis praktizieren junge Männer vor allem in Südost-Asien die Injektion öliger Substanzen, meist Paraffin, Silikon oder Olivenöl, in den Penisschaft. In der Folge entwickeln sich entstellende, schwer zu therapierende Fremdkörpergranulome (Abb. 12). Wurde die Substanz in die Corpora cavernosa eingebracht, ist mit einer eingeschränkten oder ausbleibenden Erektionsfähigkeit zu rechnen.
Die Praxis, runde oder ovale Perlen in das subkutane Penisgewebe zu implantieren, soll der sexuellen Stimulation der Partnerin dienen. In Süd- und Südost-Asien unter der Bezeichnung Tancho-Perlen bekannt, werden sie in Südamerika als bolitas (spanisch Murmel, Kügelchen) bezeichnet. Während Glas- und Stahlperlen in der Regel inert sind, können andere Materialien zu chronischen Entzündungen und Fremdkörpergranulomen führen.
Therapie
Diese erfolgt chirurgisch.

Coin Rubbing

Synonyme
刮痧 Gua sha (chinesisch), cạo gió (vietnamesisch), https://media.springernature.com/b30/springer-static/image/chp%3A10.1007%2F978-3-662-49546-9_88-1/MediaObjects/16446_0_De_88-1_Figa_HTML.gif?as=jpg&s=1 kos khjol (kambodschanisch), kerikan oder kerokan (indonesisch), tribo-effleurage (französisch), spooning (englisch)
Die in Asien weit verbreitete Praxis bezeichnet das energische Reiben der Haut nach Auftragen von Menthol, Kampfer, Cajeputöl und anderen ätherischen Ölen, wie sie zum Beispiel in dem populären Tiger-Balm enthalten sind, bis es zum Extravasat der peripheren Kapillaren und damit Ekchymosen kommt (Abb. 13). Meist wird hierzu eine Münze oder ein Löffel (spooning) verwendet. Ziel der in der Regel von Laien applizierten und von medizinischem Personal weithin akzeptierten schmerzhaften Behandlung ist es, den Blutfluss anzuregen und damit vermeintlich ungesunde Blutbestandteile über die Haut abzuleiten. Indikationen sind Befindlichkeitsstörungen wie allgemeines Unwohlsein, Krankheitsgefühl, Fieber, Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen.
Von mit der Praxis nicht Vertrauten können die parallel konfigurierten Streifen, welche sich im Laufe von etwa einer Woche vollständig zurückbilden, mit physischem Missbrauch oder Blutungsstörungen verwechselt werden. Über die Aggravation einer Psoriasis im Sinne eines Koebner-Phänomens nach coin-rubbing wurde berichtet.

Moxibustion

Synonym
針灸 zhēn jiǔ (chinesisch) 灸療法 kyūryōhō (japanisch), Moxa-Therapie
Das aus China stammende, aber auch in den umliegenden Ländern, besonders Japan, verbreitete Verfahren bezeichnet die Stimulation bestimmter Therapiepunkte, welche mit subkutan verlaufenden Meridianen korrespondieren. Diese wird erzielt durch das Verglimmen kleiner Mengen getrockneter Pflanzenfasern (meist Beifuß und andere Artemisia-Spezies) auf der Haut.
Bei unsachgemäßer Anwendung kommt es nicht nur zum gewünschten Erythem, sondern auch zu Verbrennungen mit Blasen und möglicher Sekundärinfektion. Postinflammatorische Hyperpigmentierung ebenso wie hypertrophe Narben und Keloide werden häufig gesehen Abb. 14.
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