Die extrazelluläre Matrix
besteht hauptsächlich aus
kollagenen und elastischen Fasern, aus hygroskopischen Proteoglykan-Makromolekülen und adhäsiven
Glykoproteinen. Papilläre und retikuläre Dermis unterscheiden sich in der Expression bestimmter Matrixkomponenten wie
Decorin, Versican, Kollagen IV, Kollagen XII und in der Größe und Reifung der Fasern.
Kollagene
Kollagene bilden 70–80 % des Trockengewichts der Haut. Sie werden in mehrere Untergruppen unterteilt und bestehen aus drei Polypeptidketten, die eine Tripelhelix bilden. In der folgenden Zusammenstellung sind die wichtigsten im dermalen Bindegewebe exprimierten Mitglieder der Kollagenfamilie aufgeführt (Tab.
1).
Tab. 1
Kollagene des dermalen Bindegewebes
Fibrilläre Kollagene |
Kollagen I | α1(I), α2(I) |
COL1A1, COL1A2
| Dermis Kollagenfasern | |
Kollagen III | α1(III) |
COL3A1
| Papilläre Dermis, Gefäße, Kollagenfasern | Ehlers-Danlos-Syndrom |
Kollagen V | α1(V), α2(V) |
COL5A1, COL5A2
| Dermis Kollagenfasern | Ehlers-Danlos-Syndrom |
Netzbildende Kollagene |
Kollagen IV | α1(IV), α2(IV), α5(IV), α6(IV) |
COL4A1, COL4A2, COL4A5, COL4A6
| Expression durch Keratinozyten Lamina densa der Basalmembran | Porenzephalie, Angiopatie mit Nephropatie |
Kollagen VIII | α1(VIII), α2(VIII) |
COL8A1, COL8A2
| Expression durch Keratinozyten, Mastzellen und Endothelzellen Vaskuläre Basalmembran in der Dermis | Korneale Dystrophie Fuchs |
Perlenschnurartige Kollagene |
Kollagen VI | α1(VI), α2(VI), α3(VI) |
COL6A1, COL6A2, COL6A3
| Bestandteil der Mikrofibrillen | Bethlem Myopathie Ullrich kongenitale Muskeldystrophie |
Verankerungsfibrillenbildende Kollagene |
Kollagen VII | α1(VII) |
COL7A1
| Expression durch Keratinozyten und Fibroblasten Bildet Verankerungsfibrillen unterhalb der epidermalen Basalmembran | |
Fibrillenassoziierte Kollagene |
Kollagen XII | α1(XII) |
COL12A1
| Dermis, assoziiert mit Kollagen I Reguliert die Interaktionen zwischen Kollagen I und der extrazellulären Matrix | Bethlem Myopatie Ullrich kongenitale Muskeldystrophie |
Kollagen XIV | α1(XIV) |
COL14A1
| Dermis Regulation der Fibrillogenese | – |
Kollagen XVI | α1(XVI) |
COL16A1
| Expression durch Fibroblasten und Keratinozyten Assoziiert mit Kollagen I | – |
Kollagen XXI | α1(XXI) |
COL21A1
| Exprimiert zusammen mit Kollagen I Erhaltung der Integrität der extrazellulären Matrix | – |
Multiplexine |
Kollagen XVIII | α1(XVIII) |
COL18A1
| Expression durch Fibroblasten und von Endothelzellen Spaltprodukt ist Endostatin Rolle in der Organisation der Basalmembrane | Knobloch-Syndrom |
Transmembrane Kollagene |
Kollagen XIII | α1(XIII) |
COL13A1
| Haut, andere Gewebe | Kongenitale Myasthenie |
Kollagen XVII | α1(XVII) |
COL17A1
| Expression durch Keratinozyten Haut, Schleimhäute, Kornea Transmembranäre Komponente der Hemidesmosome | Epidermolysis bullosa junctionalis |
Fibrilläre
Kollagene werden als Prokollagene synthetisiert, mit N- und C-terminalen Propeptiden und einer zentralen kollagenen tripelhelikalen Domäne. Diese enthält repetitive Gly-X-Y-Sequenzen, wobei X und Y häufig Prolin- und Hydroxyprolinreste sind. Pro-α-Ketten werden durch Hydroxylierung von
Prolin und Lysinresten,
Glykosylierung von
Lysin und
Hydroxylysin und Sulfatierung von
Tyrosinen posttranslational modifiziert. Die Propeptide werden während des Prozesses der Maturation gespalten. Drei α-Ketten bilden Homotrimere (wenn identisch) oder Heterotrimere (wenn unterschiedlich), die durch die Anwesenheit von
Glyzinen (Gly) an jeder dritten Position, durch Proline und
Hydroxyproline, Wasserstoffbrücken und elektrostatische Interaktionen stabilisiert werden. Die Flexibilität der Tripelhelix ist durch Unterbrechungen der kollagenen Domäne gewährleistet. Die periodische Querbandierung der Fasern, die elektronenmikroskopisch beobachtet werden kann, ergibt sich aus der präzisen lateralen Packung der verschiedenen Kollagene innerhalb der Fibrillen.
Kollagen I und III sind zusammen mit Kollagen XII und Kollagen XIV die Hauptbestandteile der
kollagenen Fasern in der extrazellulären Matrix der Dermis. Sie sind für die mechanische Resistenz und Widerstandsfähigkeit der Dermis verantwortlich.
Proteoglykane sowie Kollagen V und XIV regulieren die Bildung der Fasern, während Fibronektin und
Integrine in der Organisation der Fasern eine Rolle spielen.
Kollagen IV ist eine allgemeine Komponente der Basalmembran. Kollagen VII bildet die Verankerungsfibrillen, die die Basalmembran mit der Dermis verankern, und Kollagen XVII ist ein transmembranäres hemidesmosomales Adhäsionsprotein. Die vaskulären Basalmembranen enthalten Kollagen VIII und XVIII.
Elastische Fasern
Die elastischen Fasern
verschaffen der Haut ihre Elastizität. Die Hauptbestandteile der elastischen Fasern sind zu 90 %
Elastin und Mikrofibrillen. Elastin wird als lösliches Monomer Tropoelastin sezerniert. Tropoelastin
besteht aus alternierenden hydrophoben und lysinreichen Domänen. Lysinreste können durch die Lysil-Oxidase zu Desmosin
verknüpft sein, was zur Elastizität des Moleküls beiträgt. Die Mikrofibrillen enthalten verschiedene Proteinfamilien, die in Tab.
2 beschrieben werden. Fibrilline
sind multidomäne
Glykoproteine, die die Mikrofibrillen bilden. Fibrillin 1 ist die meist exprimierte Form in der Haut, während Fibrillin 2 und 3 hauptsächlich während der Entwicklung eine Rolle spielen. Der Aufbau der Fibrillin-Monomere in den Mikrofibrillen ist sehr komplex. Vor der Sekretion kommt es zu einer Prozessierung, die die lineare und laterale Multimerisierung ermöglicht. Eine weitere Vernetzung erfolgt durch Transglutaminasen. Außerdem enthalten die elastischen Fasern eine Vielzahl von Proteinen, einschließlich Mikrofibrill-assoziierte Proteine und Glykoproteine, „Latent TGF-β“-Proteine, Fibuline,
Biglykan,
Decorin, Versican, Vitronektin, Kollagen VIII, XVI und VI und Endostatin (Tab.
1–
3).
Tab. 2
Proteine der elastischen Fasern
Fibrillin 1 | Mikrofibrillen | Stiff-Skin-Syndrom Weill-Marchesani-Syndrom 2 |
Microfibril-Associated Glycoproteins (MAGP1-2) | Mikrofibrillen | – |
Latent TGF-β-Binding Proteins (LTBP 1–4) | Mikrofibrillen, elastische Fasern | |
Fibuline 1, 2, 5 | Interaktion mit Tropoelastin, Lysil-Oxidasen und Fibrillin 1 | Synpolydaktylie (Fibulin 1) Cutis laxa, autosomal-dominant 2 Cutis laxa, autosomal-rezessiv, Typ IA (Fibulin 5) |
Microfibril-Associated Proteins (MFAP 1, 3, 4) | Manche Mikrofibrillen | – |
Lysyl-Oxidase | Mikrofibrillen, Tropoelastin | – |
Emiline 1, 2 | Elastin-Mikrofibrillen-Grenzfläche | Autosomal-dominante Bindegewebserkrankung (Emilin 1) |
Elastin-binding protein | Sezerniertes Tropoelastin | – |
Biglykan | Chondroitin/Dermatansulfat | Funktion bei Knochenwachstum, Muskelentwicklung und Regeneration sowie Bildung der Kollagenfasern in verschiedenen Geweben | Spondyloepimeta-physeale Dysplasie, X-chromosomal gekoppelt |
Decorin | Chondroitin/Dermatansulfat | Bildung der Kollagenfasern Bindung von TGF-β | Kongenitale stromale corneale Dystrophie |
Versican | Chondroitin/Dermatan sulfat | Morphogenese und Erhaltung des Gewebes Zelladhäsion, Zellproliferation, Zellmigration Angiogenese | Wagner-Syndrom Typ 1 (Retinopathie) |
Fibromodulin | Keratansulfat | Zusammenbau der extrazellulären Matrix Regulation von TGF-β-Sequestrierung in der extrazellulären Matrix | – |
Glypican 1 | Heparansulfat | Membranassoziiert mit Funktion bei der Zellteilung | – |
| Heparan/Chondroitin sulfat | Bindet und vernetzt Proteine der extrazellulären Matrix Komponente der Basalmembran | Schwartz-Jampel-Syndrom Typ 1 Dyssegmentale Dysplasie vom Silverman-Handmaker Typ Tardive Dyskinesie |
Syndecan 1, 2, 4 | Heparan/Chondroitin-sulfat | Zelladhäsion, Signalisierung und Organisierung des Zytoskeletts | – |
Proteoglykane
Proteoglykane sind stark glykosylierte
Glykoproteine mit einer oder mehreren kovalent gebundenen Glykosaminoglykanketten (Chondroitinsulfat, Dermatansulfat, Keratansulfat oder Heparansulfat). Sie bilden große Komplexe sowohl mit anderen Proteoglykanen als auch mit Hyaluronsäure sowie mit Faserproteinen wie Kollagen. Die wichtigsten Proteoglykane in der Haut sind in Tab.
3 erfasst. Die strukturelle Funktion der Proteoglykane besteht in der wasserbindenden Kapazität, die die
Diffusion der Nährstoffe ermöglicht und die Konsistenz sowie Resistenz der Haut vermittelt. Heparansulphat-Glykosaminoglykane sind für die Speicherung und Freisetzung von Wachstumsfaktoren wie FGFs und VEGFs zuständig.
Adhäsive Glykoproteine
Die extrazelluläre Matrix enthält auch eine Reihe adhäsiver
Glykoproteine wie
Laminine, Fibronektin, Vitronektin,
Thrombospondine, Matriline,
Tenascine und
cartilage
oligomeric
matrix
protein (
COMP), die bei der Gewebehomöostase und der Regeneration eine wichtige Rolle spielen.
Laminine sind eine große Familie von Proteinen, die multiple Domänen enthalten, Heterotrimere bilden und an der Zusammensetzung aller Basalmembrane beteiligt sind. Jedes Laminin-Molekül besteht aus drei Ketten, α, β und γ, in verschiedenen Kombinationen. Die epidermale Basalmembran enthält Laminin 332, 511 und 311, während die vaskulären Basalmembrane Laminin 411 und 511 beinhalten.
Fibronektin ist ein weit verbreitetes Glykoprotein – unlöslich in der extrazellulären Matrix und löslich in
Plasma. Fibronektin
besteht aus zwei stabförmigen Polypeptidketten, die durch Disulfidbrücken verbunden werden. Verschiedene Isoformen entstehen durch alternatives Spleißen der
mRNA eines einzigen Gens. Das Fibronektin-Polypeptid (ca. 230 kDa) besteht aus einer Vielzahl von Domänen, die aufgrund ihrer Homologie in die Strukturtypen I, II und III unterteilt werden. Fibronektin ist ein „master organizer“; es interagiert mit einer Vielzahl von Proteinen einschließlich
Integrinen,
Proteoglykanen sowie
Kollagenen und ist in die Organisierung von Kollagen I und III, Thrombospondin und Fibrillin involviert. Fibronektin ist während der Wundheilung und in fibrotischen Prozessen stark exprimiert.
Mit der permanenten Interaktion zwischen den verschiedenen Zellen, Kompartimenten und Molekülen, insbesondere der epithelial-mesenchymalen Interaktion durch Integrin-Rezeptoren, ist das dermale Bindegewebe grundlegend für die Homöostase der Haut. Dysregulationen des Bindegewebes kommen im Rahmen von hereditären Krankheiten und erworbenen Autoimmunerkrankungen vor, aber auch sekundär im Rahmen von Entzündungsprozessen, der pathologischen Wundheilung, der Tumorinvasion und schließlich im Rahmen des Alterungsprozesses. Diese dienen den Forschern als Modelle, um die Strukturen und Funktionalitäten des Bindegewebes zu entschlüsseln mit dem Ziel, Therapien zu entwickeln.