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Mastozytose

Verfasst von: Marcus Maurer und Frank Siebenhaar
Die Mastozytose ist gekennzeichnet durch eine Erhöhung der Mastzellen in einem oder mehreren Organen und wird in kutane (Mastzellakkumulation in der Haut) und systemische Formen (Mastzellakkumulation in extrakutanen Organen) unterteilt. Kutane Formen entwickeln sich meist im Kindesalter und nehmen einen gutartigen Verlauf, während die systemische Erkrankung eher bei Erwachsenen auftritt und meist chronisch verläuft. Nach Aktivierung setzen Mastzellen eine Vielzahl verschiedener Mediatoren frei; die Aktivierung kann im Rahmen einer allergischen Reaktion, aber auch durch physikalische Faktoren, Gifte, Hormone, Medikamente u. a. erfolgen. Manifestationen der Mastozytose sind durch die freigesetzten Mediatoren bedingt, können aber je nach Typ der Mastozytose variabel ausfallen.

Klassifikation der Mastozytose

Die Mastozytose umfasst eine Gruppe von Erkrankungen, die durch eine Erhöhung der Anzahl von Mastzellen in einem oder mehreren Organen gekennzeichnet sind. Sie wird in kutane und systemische Formen unterteilt (Tab. 1). Die kutane Mastozytose tritt meist im frühen Kindesalter auf und ist in der Regel durch einen gutartigen Verlauf und spontane Remission gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu tritt die systemische Mastozytose häufiger im Erwachsenenalter auf und zeigt einen persistierenden Verlauf.
Tab. 1
Klassifikation der Mastozytose
Mastozytose
Betroffene Altersgruppen
Häufigkeita
Prognose
Klinischer Verlauf
Kutane Mastozytose (CM)
Makulopapulöse CM
Kinder (häufig)
+++
Gut
Meist Remission
Erwachsene (selten)b
+
Gut
Meist stabil
Diffuse CM
Fast immer Kinder
+
Gut
Chronisch stabil
Kutanes Mastozytom
Fast immer Kinder
++++
Gut
Meist Remission
Systemische Mastozytose (SM)
Indolente SM (ISM)
Fast immer Erwachsene
+++
Gut
Chronisch stabil
Smoldering SM
Fast immer Erwachsene
++
Variabel
Chronisch progressiv
SM-AHN
Fast immer Erwachsene
++
Variabel
Progressiv
Aggressive SM (ASM)
Fast immer Erwachsene
+
Schlecht
Progressiv
Mastzell-Leukämie (MCL)
Fast immer Erwachsene
+c
Infaust
Rasch progressiv
Mastzellsarkom (MCS)c
aDer Index stellt die Häufigkeit der Unterform innerhalb der Gruppe dar
SM-AHN: Systemische Mastozytose mit assoziierter hämatologischer Neoplasie
bDie typischen makulopapulösen Hautveränderungen sind bei Erwachsenen häufig mit einer systemischen Mastozytose assoziiert
cDie Mastzell-Leukämie und das Mastzellsarkom stellen im Vergleich zu anderen Formen der Mastozytose absolute Raritäten dar

Grundlagen

Mastzellen sind entscheidend an der Auslösung IgE-vermittelter allergischer Reaktionen und natürlicher Immunantworten beteiligt. Sie exprimieren den hochaffinen IgE-Rezeptor FcεRI und KIT, den Rezeptor für stem cell factor (SCF). Mastzellen produzieren eine große Zahl von Mediatoren, wie Histamin, Proteoglykane, Proteasen und Zytokine, die in zytoplasmatischen Granula gespeichert und durch Degranulation freigesetzt werden. Diese zytoplasmatischen Granula weisen nach Färbung mit Toluidin-Blau oder Giemsa Metachromasie auf. Dies wurde 1877 durch Paul Ehrlich beschrieben, der auch die Bezeichnung „Mastzellen“ einführte.
Mastzellen sind besonders häufig an Grenzflächen des Körpers zu finden, also in der Haut, den Atemwegen und im Gastrointestinaltrakt. In der Haut sind Mastzellen vorwiegend in der papillären Dermis und in der Nähe von Blut- und Lymphgefäßen, sensorischen Nerven und Adnexstrukturen lokalisiert. Die Kolokalisation von Mastzellen und Gefäßen ist funktionell bedeutsam: Mastzellen führen nach Aktivierung zu Vasodilatation, Extravasation und nachfolgend zur Rekrutierung von proinflammatorischen Zellen. Auch die Nähe zu sensorischen Nerven hat funktionelle Relevanz: Mastzellen können durch Neuropeptide wie Substanz P oder vasoactive intestinal peptide (VIP) aktiviert werden und führen ihrerseits durch die Freisetzung von Mediatoren wie Histamin und Tryptase zur Aktivierung von Hautnerven und der Freisetzung von Neuropeptiden.
Mastzellen stammen von CD34-positiven Knochenmarksvorläuferzellen ab. Diese Mastzellvorläuferzellen gelangen über die Blutgefäße in die Schleimhäute und das Bindegewebe ihrer Endorgane, einschließlich der Haut. Dort differenzieren sie unter dem Einfluss lokaler Wachstumsfaktoren, insbesondere SCF, zu reifen Mastzellen. SCF ist der wichtigste Wachstums- und Differenzierungsfaktor für Mastzellen, und diese Effekte von SCF erfordern die Aktivierung des Tyrosinkinaserezeptors KIT. Mutationen, die zu einem Defekt von SCF oder KIT führen, haben eine Mastzelldefizienz zur Folge, während Mutationen, die zu einer Überfunktion von KIT führen, wie sie bei Mastozytose-Patienten gefunden werden, zu einer erhöhten Proliferation und zu einer Vermehrung von Mastzellen führen.
Mastzellen produzieren und sezernieren große Mengen sehr verschiedener Mediatoren, die in zwei Gruppen unterteilt werden:
  • präformierte Mediatoren und
  • de novo produzierte Mediatoren.
Zu den wichtigsten präformiert vorliegenden Mediatoren gehören die biogenen Amine (vor allem Histamin), verschiedene Proteasen (Tryptase, Chymase, Carboxypeptidase und andere), Proteoglykane (besonders Heparin) und verschiedene Zytokine einschließlich des Tumornekrosefaktors (TNF). Diese Mediatoren werden in zytoplasmatischen Granula gespeichert, und ihre Freisetzung erfolgt nach Mastzellaktivierung durch Signale, die zu deren Degranulation führen. Zu den de novo produzierten Mastzellfaktoren gehören arachidonsäureabhängige Produkte, wie Leukotrien C4 und Prostaglandin E2, sowie verschiedene Zytokine, Chemokine und Wachstumsfaktoren. Spektrum, Kinetik und Umfang der Freisetzung von Mediatoren sind wesentlich davon abhängig, durch welches Signal Mastzellen aktiviert werden.
Mastzellen können durch viele verschiedene Signale aktiviert werden. Der am besten untersuchte Mechanismus der Aktivierung von Mastzellen ist die Kreuzvernetzung von FcεRI gebundenem IgE durch ein Allergen. Dies führt zur Degranulation von Mastzellen und zur Freisetzung de novo synthetisierter Mediatoren. Die IgE/FcεRI-vermittelte Aktivierung von Mastzellen ist entscheidend an der Auslösung allergischer Reaktionen beteiligt. Darüber hinaus kommt Mastzellen auch bei zahlreichen anderen biologischen Prozessen eine wichtige Funktion zu: Dermale Mastzellen können natürliche Immunantworten gegen verschiedene Pathogene induzieren und koordinieren, und sie tragen zur Homöostase und Wundheilung der Haut bei. Bei diesen Prozessen spielen IgE- und FcεRI-unabhängige Aktivierungsmechanismen eine große Rolle.
Signale, die zu einer nichtallergischen Aktivierung von Mastzellen führen, werden häufig als Histaminliberatoren oder Mastzell-Sekretagoga bezeichnet. Hierzu gehören physikalische Faktoren (Hitze, Kälte, Druck, Reibung, Vibration, UV-Strahlung) sowie ein großes Spektrum von körpereigenen und Umweltfaktoren, wie Gifte (Schlangen- und Insektengifte, bakterielle Toxine), Neuropeptide (Substanz P, Endothelin-1), Hormone (Östrogen, Gastrin), Komplementfaktoren (C3a und C5a) und auch Alkohol. Auch können zahlreiche Medikamente zu einer Mastzellaktivierung führen, zum Beispiel Codein, Morphin, Acetylsalizylsäure und andere nichtsteroidale Antiphlogistika, Kontrastmittel und Anästhetika.

Kutane Mastozytose

Ätiopathogenese
Die kutane Mastozytose ist durch eine Akkumulation von Mastzellen in der Haut gekennzeichnet. Bei allen Formen der Hautmastozytose ist die Haut das einzige Organ, in dem eine Erhöhung der Mastzellzahl gefunden wird. Die Pathogenese der kutanen Mastozytose ist noch weitgehend unklar. Aktivierende KIT-Mutationen, die bei der systemischen Mastozytose eine entscheidende Rolle spielen, werden auch bei Hautmastozytose gefunden. Während Erwachsene die typische KIT-Mutation (D816V) in Exon 17 tragen, werden bei etwa der Hälfte der Kinder Mutationen in anderen Regionen, bevorzugt auf den Exonen 8, 9 und 11 gefunden. Auch wenn die kutane Mastozytose in verschiedene Unterformen eingeteilt wird, gibt es fließende Übergänge zwischen einem einzelnen Knoten (Mastozytom) über Hunderte von makulopapulösen Läsionen bis hin zur diffusen Hautinfiltration mit Mastzellen (Tab. 1). Die kutane Mastozytose ist mehrheitlich eine Erkrankung des Kindesalters.
Einige Verlaufsformen, wie die noduläre kutane Mastozytose und die bullöse kutane Mastozytose, treten fast ausschließlich bei Kindern auf, während eine teleangiektatische Variante (Teleangiectasia macularis eruptiva perstans, s. unten) nur bei Erwachsenen auftritt.
Diagnostisches Vorgehen
Bei Patienten mit typischem Hautbild sollte der Verdacht auf eine kutane Mastozytose durch Auslösung des Darier-Zeichens (urtikarielle Umwandlung einer Läsion nach mechanischer Reizung, mit einem Spatel) und eine Hautbiopsie gesichert werden. Alle Patienten mit kutaner Mastozytose sollten auf eine Erhöhung der Serumtryptase untersucht werden, da diese mit der Gesamtzahl an Mastzellen korreliert. Serumtryptase-Werte sind bei der kutanen Mastozytose im Normbereich (<15 μg/l) oder nur wenig erhöht. Schätzungsweise sind über 80 % der Erwachsenen mit einer klinisch manifesten Mastozytose der Haut von einer indolent systemischen Mastozytose betroffen. Jährliche Kontrollen und der Ausschluss einer sekundären Osteoporose sind empfehlenswert. Bei symptomatischen Patienten mit hohen Serumtryptase-Werten oder mit dem Nachweis einer D816V-Mutation im peripheren Blut (quantitative PCR) sollte der Verdacht auf eine systemische Mastozytose durch eine Untersuchung des Knochenmarks und des Blutbildes abgeklärt werden.
Therapie
Alle Patienten werden über mögliche Triggerfaktoren der Aktivierung von Mastzellen aufgeklärt. Hierzu gehören körperliche Anstrengung, Stress, Vollnarkosen, physikalische Faktoren wie Wärme und Kälte, UV-Bestrahlung und Insektenbisse und -stiche. Relevante Triggerfaktoren müssen gemieden werden. Mastozytose-Patienten sollten einen Mastozytose-Pass erhalten und, wenn die Gefahr anaphylaktischer Reaktionen besteht, auch ein Notfallset. Die Behandlung mit β-Blockern ist zu vermeiden. Mastozytose-Patienten, bei denen infolge von Insektenstichen anaphylaktische Reaktionen aufgetreten sind, sollten eine spezifische Immuntherapie erhalten (Kap. Erkrankungen durch Bienen- und Wespenstiche).
Bei kutaner Mastozytose richtet sich die Therapie nach den bestehenden Symptomen. Bei asymptomatischen Patienten ist keine Therapie notwendig und Patienten sollten darüber aufgeklärt werden, dass es derzeit keine kurativen Therapieansätze gibt. Bei Patienten mit Symptomen kommen nichtsedierende H1-Antihistaminika zum Einsatz, um Juckreiz und urtikarielle Reaktionen zu kontrollieren. Bei gastrointestinalen Symptomen kann darüber hinaus mit H2-Blockern, Cromoglykat und Protonenpumpenhemmern behandelt werden. Therapieresistenten Patienten mit schweren Hautsymptomen kann die Durchführung einer UV-Therapie (PUVA-Therapie) und/oder einer kurzfristigen topischen Behandlung mit Glukokortikoiden, entweder mittels Okklusion oder intraläsionaler Injektion (Mastozytom), empfohlen werden. Diese Behandlung führt neben einer Reduktion der Symptome durch Stabilisierung von Hautmastzellen auch zu einer vorübergehenden Reduktion der Anzahl von Mastzellen.
Solitäre Mastozytome erfordern häufig keine Therapie und sprechen gegebenenfalls gut auf lokale Glukokortikoidbehandlung an oder können exzidiert werden, falls sie persistieren.
Verlauf und Prognose
Die Hautmastozytose entwickelt sich meist in der frühen Kindheit und kommt nur selten isoliert bei Erwachsenen vor. Die Prognose ist gut und bei Beginn im frühen Kindesalter tritt in aller Regel eine spontane Remission ein.

Makulopapulöse kutane Mastozytose (Nettleship 1869; Sangster 1878)

Synonym
Urticaria pigmentosa (historisch)
Epidemiologie
Die Erkrankung tritt meist in den ersten 6 Lebensmonaten auf, es können jedoch auch Erwachsene erkranken.
Klinik
Im Erwachsenenalter finden sich zahlreiche, bis zu hunderte, charakteristische, rötlich-braune, monomorphe makulopapulöse Läsionen (Abb. 1). Kinder haben in der Regel größere Läsionen als Erwachsene (Abb. 2) und betroffene Hautareale können Blasen aufweisen. Größe und Form der Hautläsionen bei Kindern variieren und haben einen eher polymorphen Charakter (makulär, plaqueartig, nodulär, xanthelasmoid). Nach Irritationen tritt eine urtikarielle Reaktion (Quaddel, Rötung, Juckreiz) auf. Die Induktion solcher urtikariellen Veränderungen wird als Darier-Zeichen (1905) bezeichnet (Abb. 3). Prädilektionsstellen der kutanen Mastozytose im Erwachsenenalter sind die proximalen Extremitäten mit Übergang auf den Stamm, während Handflächen, Fußsohlen und das Gesicht in der Regel ausgespart bleiben. Das klinische Bild reicht von wenigen einzeln stehenden Läsionen bis hin zu großflächig konfluierenden Hautveränderungen, die über 50 % des Integuments betreffen können und bei fortgeschrittenen Formen der systemischen Mastozytose zu finden sind (Abb. 4).
Bei einigen Erwachsenen finden sich teleangiektatische Verlaufsformen, die bevorzugt am oberen Stamm lokalisiert sind. Diese als Teleangiectasia macularis eruptiva perstans (Abb. 5) (Weber und Rast 1935) bezeichnete Variante wird in älteren Klassifikationen als eine Unterform der kutanen Mastozytose beschrieben. Da sich jedoch bei einigen Patienten neben teleangiektatischen Läsionen häufig auch weitere typische makulopapulöse Hautveränderungen in anderen Bereichen finden, wird der Stellenwert der Teleangiectasia macularis eruptiva perstans (TMEP) als eine eigenständige Unterform der kutanen Mastozytose derzeit diskutiert.
Kinder zeigen eine eher stammbetonte Verteilung und die Läsionen können das Gesicht sowie Palmae und Plantae mit einbeziehen. Die häufigsten Symptome der kutanen Mastozytose sind Flush-Reaktionen und Juckreiz, beide können stark ausgeprägt sein. Zu den weniger häufigen Beschwerden gehören Durchfall, Erbrechen, Tachykardie, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gewichtsverlust und Atemwegsprobleme. Diese sind in erster Linie auf die von Hautmastzellen nach Aktivierung freigesetzten Mediatoren zurückzuführen.
Differenzialdiagnose
Multiple Leiomyome können zu einem klinisch ähnlichen Bild führen und die Aktivierung der glatten Muskulatur kann ein Pseudo-Darier-Zeichen zur Folge haben, dem jedoch das Erythem fehlt. Auch leukämische Infiltrate, Lymphome und verschiedene Adnextumoren, wie eruptive Syringome, können klinisch ähnlich sein, weisen aber keine urtikariellen Veränderungen auf.
Histopathologie
Die Hautläsionen sind durch eine Vermehrung von Mastzellen gekennzeichnet, die sich auf die befallene Haut beschränkt. Die Mastzellinfiltrate sind kompakt und vorwiegend perivaskulär lokalisiert. Als Korrelat der Hyperpigmentierung findet sich epidermal basal vermehrt Melanin. Für die Quantifizierung der Hautmastzellen eignen sich Färbungen mit Giemsa oder Toluidin-Blau oder für Tryptase. Auch die immunhistologische Färbung mit Antikörpern gegen CD117 (KIT) ist geeignet.
Verlauf
Die Prognose der Hautmastozytose ist gut. In der Mehrzahl der betroffenen Kinder bilden sich die Hautläsionen vor oder während der Pubertät spontan zurück, häufig über mehrere Jahre. Im Gegensatz dazu zeigt die im Erwachsenenalter aufgetretene kutane Mastozytose einen persistierenden Verlauf, und sie kann den Beginn einer systemischen Mastozytose darstellen.

Diffuse kutane Mastozytose

Epidemiologie
Die diffuse kutane Mastozytose ist eine Erkrankung des frühen Kindesalters.
Klinik
Die Haut weist hier häufig ein gelblich-rötliches Kolorit auf und kann ödematös und verdickt erscheinen. Häufig kommt es zu einer Hyperpigmentierung intertriginöser Areale. Bei allen Patienten besteht Juckreiz, der häufig stark ausgeprägt ist, sowie urtikarieller Dermographismus. Reiben oder Kratzen kann zu Blasen führen und auch zu systemischen Beschwerden, einschließlich Atemnot und Durchfall. Bei schweren Verlaufsformen können großflächige Blasen auftreten (Abb. 6).
Differenzialdiagnose
Bei ausgeprägten Blasen sollten blasenbildende Autoimmundermatosen ausgeschlossen werden.
Histopathologie
Es findet sich ein ausgeprägtes Mastzellinfiltrat mit Ödem, gelegentlich subepidermalen Blasen und häufig dermaler Fibrose.
Verlauf
Die diffuse kutane Mastozytose zeigt wie andere kutane Mastozytoseformen des Kindesalters in der Regel einen gutartigen Verlauf, weist jedoch möglicherweise eine geringere Tendenz zur spontanen Regression auf.

Mastozytom (Fox 1883)

Synonym
Mastzellnävus (historisch.), Xanthelasmoidea (historisch.) (Fox 1877)
Epidemiologie
Das Mastozytom tritt in der Regel vor dem 2. Lebensjahr auf, häufig besteht es schon bei Geburt oder bildet sich kurz danach aus. Allerdings können Mastozytome auch bei älteren Kindern auftreten, selten sogar bei Erwachsenen.
Klinik
Rötlich-braune Knoten oder Plaques, die nach mechanischer Reizung ein positives Darier-Zeichen zeigen (Abb. 7). Selten werden Blasen oder Krusten gesehen. Systemische Beschwerden infolge Freisetzung von Mastzellmediatoren sind möglich.
Differenzialdiagnose
Zu den Differenzialdiagnosen rötlich-brauner Knoten in der Kindheit gehören neben dem Mastozytom der Spitz-Nävus und das juvenile Xanthogranulom. Gelegentlich können bei ausgeprägtem Ödem oder Blasen auch Insektenstiche oder -bisse ein ähnliches Bild hervorrufen. Selten besteht Ähnlichkeit mit einem Xanthom.
Histopathologie
In der Dermis zeigen sich dichte Mastzellinfiltrate.
Verlauf
In der Regel kommt es über Monate bis Jahre zu einer spontanen Remission.

Systemische Mastozytose

Ätiopathogenese
Die systemische Mastozytose ist eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, denen eine Mastzellakkumulation in extrakutanen Organen gemeinsam ist. Ursache ist in den meisten Fällen eine aktivierende Mutation des SCF-Rezeptors KIT, am häufigsten D816V. Die Unterformen der systemischen Mastozytose unterscheiden sich erheblich in Prävalenz, klinischen Bild, Verlauf, Prognose und Behandlung.
Formen der systemischen Mastozytose
Die häufigste systemische Mastozytoseform ist die indolente systemische Mastozytose, die durch Mastzellinfiltrate des Knochenmarks und/oder anderer Organe, wie der Milz, der Leber und des Gastrointestinaltrakts gekennzeichnet ist. Die meisten Patienten mit indolenter systemischer Mastozytose haben auch makulopapulöse Hautveränderungen (Abb. 1). Die Symptome der indolenten systemischen Mastozytose werden durch die von Mastzellen freigesetzten Mediatoren verursacht. Bei der kutanen Mastozytose kann es zu Flush-Reaktionen und Juckreiz kommen, ebenso zu Diarrhoe, Erbrechen, Tachykardie, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gewichtsverlust und Atemwegsproblemen. Anders als bei anderen systemischen Mastozytosen werden Organomegalie und eine Einschränkung von Organfunktionen durch Mastzellinfiltrate nicht beobachtet. Die Prognose der indolenten systemischen Mastozytose ist gut und der Verlauf ist in der Regel chronisch und stabil. In der Mehrzahl der Patienten werden erhöhte Serumtryptase-Werte gemessen, die regelmäßig kontrolliert werden sollten, um einen möglichen Progress der systemischen Mastozytose zu erkennen.
Die ‚smoldering (schwelende) systemische Mastozytose zeichnet sich durch eine hohe Mastzellzahl (Knochenmarkinfiltration >30 %), Serumtryptase-Werte >200 μg/l und/oder Organomegalien ohne Dysfunktion aus. Es wird von einem erhöhten Risiko für einen Übergang in eine aggressive Form ausgegangen, weshalb diese Patienten engmaschigen Kontrollen unterzogen werden sollten.
Die aggressive systemische Mastozytose ist selten. Die Beschwerden werden durch die eingeschränkte Funktion von Organen in Folge der neoplastischen Mastzellinfiltrate verursacht. Eine Beteiligung von Leber, Milz, Knochen und Lymphsystem ist häufig, während die Haut nur selten betroffen ist. Die aggressive systemische Mastozytose kann langsam oder schnell progressiv verlaufen und erfordert meist eine zytoreduktive Therapie. Die Mastzell-Leukämie, die aggressivste Verlaufsform der systemischen Mastozytose, ist sehr selten und durch stark erhöhte atypische Mastzellen im Knochenmark und im peripheren Blut gekennzeichnet, die zu Multiorganversagen führen.
In bis zu einem Drittel der Patienten mit indolenter oder aggressiver systemischer Mastozytose finden sich myeloproliferative oder andere hämatologische Erkrankungen. Diese Verlaufsform wird als systemische Mastozytose mitassociated clonal hematological non-mast-cell lineage disease“ bezeichnet. Verlauf und Prognose dieser Mastozytoseform werden primär durch die assoziierte hämatologische Erkrankung bestimmt.
Diagnostisches Vorgehen
Bei symptomatischen Patienten mit typischem Hautbild und erhöhten Serumtryptase-Werten (>15 μg/l) sollte der Verdacht auf eine systemische Mastozytose gestellt und durch eine Untersuchung des Knochenmarks und des Blutbildes abgeklärt werden. Der Nachweis der typischen D816V-KIT-Mutation mittels hochsensitiver quantitativer PCR des Bluts, die gut mit den Befunden des Knochenmarks korreliert, kann für die Diagnose hilfreich sein. Bei Patienten mit systemischer Mastozytose empfiehlt sich neben Knochenmarkanalysen und abhängig von den Symptomen die Abklärung eines möglichen Organbefalls, wie Oberbauchsonografie, Koloskopie einschließlich Histologie. Aufgrund von bei etwa der Hälfte der Patienten auftretender begleitender sekundärer Osteopenie und Osteoporose ist die Durchführung einer Osteodensitometrie empfohlen.
Therapie
Die bezüglich der Triggerfaktoren und Anaphylaxie in Abschn. 3 beschriebenen Empfehlungen gilt auch für die systemische Mastozytose, die Hautveränderungen werden wie dort angegeben behandelt.
Bei Patienten mit aggressiven systemischen Mastozytoseformen ist die Reduktion der Mastzellzahl Ziel der Therapie. Es kommen verschiedene zytoreduktive Ansätze einschließlich Interferon-α, Cladribin (Purin-Nukleosid-Analog), Imatinib (Kinase-Inhibitor, bei Patienten ohne D816V-Mutation) sowie Chemotherapeutika (Doxorubicin, Daunorubicin, Vincristin) zum Einsatz.
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