Symptome
Es besteht eine große Symptomvariabilität, je nach Genotyp der Erkrankung. Eine milde, mikrozytäre und zumeist asymptomatische
Anämie kann die einzige Krankheitsmanifestation sein (Thalassaemia minor).
Ikterus, Hepatosplenomegalie und
Cholelithiasis können klinische Manifestationen der Thalassämie sein. Durch Infektionen, Einnahme oxidierender Medikamente sowie während der Schwangerschaft kann sich die bestehende Anämie verstärken. Skelettanomalien finden sich bei etwa einem Drittel der Patienten. Die schwere Form der α-Thalassämie führt zum
Hydrops fetalis mit intrauterinem Fruchttod oder Tod nach der Geburt.
Die β-Thalassämie ist klinisch meist bedeutsamer als die α-Thalassämie. Durch die ineffiziente Erythropoese und vermehrte Hämolyse kommt es zu einer ausgeprägten
Anämie und Eisenüberladung.
Patienten mit homozygotem Erkrankungstyp zeigen bereits im Kleinkindalter die klinische Symptomtrias der Cooley-Anämie mit Knochendeformitäten,
Splenomegalie und
Anämie. Am Schädel manifestiert sich die gesteigerte Erythropoese mit Hyperplasie des
Knochenmarks und Expansion der Markräume in den Diploe, der radiologische Befund des parallelen zentrifugalen Musters wird mit dem Begriff Bürstenschädel bezeichnet. Darüber hinaus sind die Wangenknochen meist prominent ausgebildet und es kommt zu einer Malokklusion des Kiefers. Bei der hämatologischen Untersuchung findet sich eine mikrozytäre, hypochrome Anämie, typisch ist das Auftreten von unterschiedlich geformten
Erythrozyten (
Anisozytose) und Schießscheibenzellen. Erythrozytäre Membranveränderungen und Aktivierung von
Thrombozyten und von Gefäßendothel bedingen eine erhöhte Thromboseneigung.
Ohne Therapie kommt es bei der β-Thalassämie zum Tod innerhalb der ersten 5 Lebensjahre.
Anästhesierelevanz
Ein typischer Anästhesieanlass ist insbesondere bei Kindern die
Splenektomie. Ausgeprägte Verformungen des Gesichtsschädels können zu Intubationsschwierigkeiten führen. Durch die verlängerte Überlebenszeit kommen vermehrt Patienten zur geburtshilflichen Betreuung mit eventuell erforderlicher anästhesiologischer Beteiligung.