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Andrologie
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Publiziert am: 25.12.2022 Bitte beachten Sie v.a. beim therapeutischen Vorgehen das Erscheinungsdatum des Beitrags.

Hodentumoren

Verfasst von: Sabine Kliesch und Maria Schubert
Der Hodentumor zählt zu den seltenen malignen Erkrankungen. Er gehört zudem zu den wenigen Malignomen, die im Frühstadium regelhaft – und in weiter fortgeschrittenen Stadien in der überwiegenden Zahl der Fälle heilbar sind. Neben den, zumeist aus einer Keimzellneoplasie in situ hervorgehenden, Keimzelltumoren sind die seltenen, zu den Gonadenstromatumoren gehörenden Leydig-Zell- und Sertoli-Zell-Tumoren, obligat endokrin aktiv. In diesem Kapitel werden die Entstehung, die Risikofaktoren sowie die Diagnostik und anschließende Therapie und der Einfluss auf die Fertilität der Keimzell- und Gonadenstromatumoren vorgestellt.

Inzidenz

Hodentumoren stellen insgesamt eine seltene Erkrankung des Mannes dar. Im Jahr 2018 wurden dem Zentrum für Krebsregisterdaten 4159 Neuerkrankungen in Deutschland gemeldet (RKI 2019), wobei 95 % der Hodentumoren maligne Keimzelltumoren, ca. 2–3 % Tumoren der Stromazellen (Leydig-Zelltumoren und Sertoli-Zelltumoren) und 1–2 % sekundäre Tumoren anderer Erkrankungen (z. B. Lymphommetastasen, leukämische Infiltrate) darstellen. Davon abzugrenzen sind extratestikuläre Tumorerkrankungen, wie z. B. die Rhabdomyosarkome des Samenstranges im Kindesalter oder benigne Tumoren (selten maligne) des Samenstranges oder Nebenhodens (Kliesch 1998).
Der maligne Keimzelltumor (KZT) ist die häufigste maligne Erkrankung des Mannes mit einem Anteil von 25 % zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr. In den industrialisierten Ländern ist in den letzten Jahrzehnten die Inzidenz des KZT angestiegen und liegt in Deutschland aktuell bei 10,2 von 100.000 Männern (RKI 2021). Beidseitige Hodentumore werden bei 1 % der Männer synchron und bei bis zu 5 % metachron (zeitversetzt) beobachtet.
Kasten
Durch Etablierung multimodaler Behandlungskonzepte und die Einführung des Cisplatins in die Therapie gehört der maligne Keimzelltumor zu den überwiegend heilbaren malignen Erkrankungen. Die Überlebenswahrscheinlichkeiten sind sehr hoch und die Prognose der Patienten hängt vom Alter, sowie von der Histologie, dem Tumorstadium und der Qualität der Versorgung ab (Kliesch et al. 2021a).

Risikofaktoren

Das Risiko, an einem maligenen Keimzelltumor bzw. an einer obligaten Präkanzerose (Keimzellneoplasie in situ, GCNIS [germ cell neoplasia in situ]) zu erkranken, ist deutlich erhöht bei Männern mit einem Maldescensus testis (3 %), kontralateralem Hodentumor (5–6 %), Infertilität, extragonadalen Keimzelltumoren (50 %) und Gonadendysgenesien (bis zu 30 %) (Cools et al. 2006; Horwich et al. 2006; Raman et al. 2005). Darüber hinaus besteht bei einer Infertilität ein signifikant erhöhtes Risiko sowie ein familiäres Risiko bei Verwandten mit einem Hodentumor (Bruder, Vater, Onkel) (siehe auch aktuelle S3 Leitlinie, Kliesch et al. 2021a).

Maligne Keimzelltumoren (KZT) und Infertilität

Für die erhöhte Inzidenz des KZT bei Infertilität mit einem auf 200 Männer sind wahrscheinlich mehrere Faktoren verantwortlich. KZT haben ihre höchste Inzidenz in einem Alter, in dem auch eine ungewollte Kinderlosigkeit evident wird. Eine Lageanomalie der Hoden kann sowohl zu Infertilität als auch zu einem erhöhten Hodentumorrisiko führen. Mehr als andere primär nicht-testikuläre Erkrankungen kann ein KZT zu einer Fertilitätsminderung führen. Bis zu dreiViertel der Patienten mit einem Keimzelltumor weisen eine erhebliche Einschränkung der Spermienkonzentration auf (Petersen et al. 1999; Rives et al. 2012). Eine Normozoospermie ist nur bei 25 % der Betroffenen bei Diagnosestellung nachweisbar und damit sehr viel seltener zu beobachten als bei anderen Malignomerkrankungen (van der Kaaij et al. 2009; Williams et al. 2009).
Extra Kasten
Eine Azoospermie ist bei jedem 6. Patienten zum Zeitpunkt der Erkankung zu verzeichnen (Kliesch et al. 1996; 2009). Ursächlich sind wahrscheinlich gemeinsame präexsistierende Störungen der Spermatogenese und zusätzliche auslösende Faktoren.
Umgekehrt sind schwere Fertilitätsstörungen mit einem signifikant höheren Risiko für KZT und weiteren Morbiditäten assoziiert (Latif et al. 2017). Ein erhöhtes Risiko für einen Hodentumor weisen insbesondere Patienten mit schwerer Oligozoospermie (<3 Mill./ml), testikulärer Atrophie und inhomogenen Binnenmustern des Hodens auf (Giwercman et al. 1997). Die Mikrolithiasis ist auch unabhängig vom Malignitätsrisiko ein Indikator für eine Spermatogenesestörung (Rassam et al. 2020) und wird nur im Kontext mit zusätzlichen Risikofaktoren als Indikator für ein potenzielles Entartungsrisiko angesehen (Kliesch et al. 2021a).

Keimzellneoplasie in situ (GCNIS)

Als obligate Präkanzerose des Keimzelltumors gilt die GCNIS. Der Begriff der Keimzellneoplasie in situ (Germ Cell Neoplasia in situ, GCNIS) hat den älteren Terminus der testikulären intraepithelialen Neoplasie (TIN) mit der neuen WHO Nomenklatur 2016 abgelöst (Moch et al. 2016). Darunter werden atypische, neoplastische Keimzellen verstanden, die sich immunhistochemisch und morphologisch von normalen Spermatogonien unterscheiden und mehrere morphologische und immunhistologische Gemeinsamkeiten mit embryonalen Keimzellen aufweisen (s. Kap. „Biopsie und Histologie der Hoden“). Niels Skakkebaek hatte das Carcinoma in situ erstmals 1972 als klinisch relevant beschrieben (Skakkebaek 1972). Ohne therapeutische Intervention entwickeln sich nach 7 Jahren 70 % der GCNIS tragenden Hoden zu einem malignen Keimzelltumor weiter (Skakkebaek et al. 1987), so dass man von einer Langzeitentwicklung eines KZT in allen Fällen ausgehen muss. Aus einer GCNIS können sich sowohl Seminome als auch Nichtseminome entwickeln (Tab. 1). Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gehen wir davon aus, dass das Potential einer GCNIS Zelle bereits mit der Anlage der Gonozyten angeboren ist. Welche Faktoren letztlich die Entwicklung eines invasiven KTZ aus de GCNIS auslösen, ist bislang nicht geklärt. Allerdings kann bzgl. der Entstehung des Keimzelltumors aus den GCNIS tragenden Tubuli seminiferi davon ausgegangen werden, dass morphologisch betrachtet letztlich ein Untergang der intakten Tubuluswand bei zunehmender Zellteilung der GCNIS zur Invasion in den peritubulären Raum und darüber zur Weiterentwicklung des KZT führt (Donner et al. 2004).
Das klinische und diagnostische Bild der GCNIS ist uneinheitlich. Leitsymptom kann eine Einschränkung der Ejakulatparameter bei inhomogenem Binnenmuster der Hoden im Ultraschall (Mikrolithiasis testis) sein (s. Kap. „Ultraschallbildgebung in der Andrologie“) (Abb. 1). Die Diagnose einer GCNIS ist nur durch eine Hodenbiopsie (Fixierung in Stieve- oder Bouin´scher Lösung, nicht in Formalin) mit nachfolgender histologischer und immunhistologischer (PlAP, M2A, c-kit, 43-9F, TRA-1-60) Untersuchung möglich. Die Tubuli mit einer GCNIS sind normalerweise heterogen oder segmental über den betroffenen Hoden verteilt und wenige bis alle Tubuli können befallen sein. Deshalb ist es heute akzeptierter Standard, multiple Biopsien zur Diagnosesicherung durchzuführen. Die Hodenbiopsie sollte darüber hinaus beidseitig durchgeführt werden bzw. kontralateral bei Vorliegen eines Keimzelltumors (Kliesch et al. 2003; Dieckmann et al. 2007; Kliesch et al. 2021a).
Abb. 1
Sonographische Darstellung verschiedener Raumforderungen im Hoden. Aufgenommen mit 7,5–12 MHz Schallkopf in der Klinik für Klinische und Operative Andrologie im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA), Universität Münster, Einverständnis der Patienten vorliegend. a) Ausgeprägte Mikrolithiasis testis (Sternenhimmelphänomen). b) Seminom 15 × 8 mm groß am rechten Hodenoberpol. c) Nicht-Seminom (Embryonal-Karzinom) 45 × 25 mm groß, nahezu den gesamten linken Hoden aufbrauchend. d) Sertoli-Zelltumor 5,8 × 4,5 mm groß, linker Hoden. e) Leydig-Zelltumor 4 × 3,4 mm groß, rechter Hoden (gleicher Patient wie d)
Die Therapie der GCNIS richtet sich insbesondere nach den Ergebnissen der Hodenbiopsie und der klinischen Gesamtkonstellation. Drei Konstellationen, bei denen grundsätzlich auch Aspekte des Kinderwunsches in die Therapieentscheidung mit einfließen können, sind zu unterscheiden:
1.
GCNIS unilateral bei gesundem kontralateralen Hoden
 
2.
GCNIS im Einzelhoden
 
3.
GCNIS beidseits
 
Zu 1.) Besteht ein einseitiger Befall bei Vorhandensein eines zweiten und gesunden Hodens, so ist die operative Entfernung des betroffenen Hodens die sicherste, aber auch radikalste Methode. Alternativ kann eine aktive Überwachung mittels skrotaler Hodensonographie erfolgen, eine Therapie erfolgt dann erst bei Progress in eine meist sonographisch detektierbare Tumormanifestation.
Zu 2.) Bei Befall des eventuell einzigen noch vorhandenen Hodens (z. B. nach Diagnose und Ablatio eines Keimzelltumors mit kontralateraler GCNIS oder bei einem Einzelhoden aufgrund anderer Genese) ist die lokale Radiatio mit 20 Gray (10 Fraktionen a 2 Gy) die Therapie der Wahl, da sie unter Verlust der tubulären Funktion eine Erhaltung der endokrinen testikulären Funktion in der überwiegenden Zahl der Fälle gestattet und die GCNIS zu 95 % eradiziert (Dieckmann et al. 2013). Eine Reduktion der Strahlendosis musste bislang wegen fehlender therapeutischer Sicherheit aufgegeben werden (Classen et al. 2003). Alternativ kann auch in diesen Fällen eine engmaschige Überwachung erfolgen.
Zu 3.) Sind beide Hoden mit einer GCNIS befallen, ist primär die Radiatio empfohlen. Bei gleichzeitigem Vorliegen beidseitiger Keimzelltumoren wird in Abhängigkeit von der Tumorgröße und -lokalisation entschieden, welcher Hoden radikal entfernt (inguinale Ablatio testis) und welcher mittels organerhaltender Tumorenukleation in Kombination mit einer nachfolgenden Radiotherapie (20 Gy) behandelt wird (Heidenreich et al. 2001; Kliesch et al. 2021a).
Wenn wegen Metastasen oder adjuvant eine Chemotherapie des Keimzelltumors durchgeführt wird, entwickeln sich 50 % der Fälle mit einer GCNIS in einen manifesten Tumor. Daher sollte (zeitversetzt) eine zusätzliche Radiotherapie der GCNIS erfolgen (Kliesch et al. 2021a). Eine Ablatio testis (Verlust der tubulären und endokrinen Funktion) ist bei Befall des einzigen noch vorhandenen Hodens dann indiziert, wenn bereits eine Verminderung der Leydig-Zellfunktion und damit ein klinischer Hypogonadismus mit Notwendigkeit der Testosteronsubstitution eingetreten ist. Ein abwartendes Handeln im Sinne einer aktiven Surveillance ist in den Fällen indiziert, bei denen ein aktiver Kinderwunsch besteht und eine Restspermatogenese mit entsprechenden Ejakulatwerten eine spontane Konzeption oder auch eine aktive Therapie mit Maßnahmen der ART möglich erscheinen lässt (Kliesch et al. 1997; Petersen et al. 1999; Kliesch et al. 2021a). Aufgrund der zu erwartenden Einschränkungen der Leydigzellfunktion im Verlauf bei mindestens 30 % der Patienten, ist die Kontrolle der Testosteronserumwerte in der Nachsorge empfohlen.
Kasten
Da sämtliche Therapien der GCNIS zur Sterilität führen, soll dem Patienten in jedem Fall die Kryokonservierung von Spermien und bei Vorliegen einer Azoospermie die testikuläre Spermienextraktion angeboten werden (AWMF S2k Leitlinie zum Fertilitätserhalt bei Patienten mit onkologischen Erkrankungen 2017; Kliesch et al. 2021a).

Keimzelltumore

Die malignen Zellen der GCNIS können sich transformatorisch sowohl zu Seminomen (außer spermatozytisches Seminom) als auch zu Nichtseminomen weiterentwickeln (Tab. 1). Seminome und Nichtseminome machen 93 % aller Hodentumore aus. Seminome sind mit 60 % anteilig die größte Tumorentität mit steigender Inzidenz (Ruf et al. 2014) und haben ihren Altersgipfel im vierten und fünften Lebensjahrzehnt, Nichtseminome im dritten Lebensjahrzehnt. Nahezu alle Keimzelltumore und auch die GCNIS weisen als spezifischen chromosomalen Marker ein Isochromosom auf dem kurzen Arm des Chromosoms 12 (iso-p12) auf (Bosl und Motzer 1997).
  • Im klinischen Stadium I ist der Keimzelltumor auf den Skrotalinhalt begrenzt.
  • Im Stadium II sind bereits lymphogene Metastasen unterhalb des Diaphragmas vorhanden welche kleiner als 2 cm (IIA), zwischen 2–5 cm (IIB) oder größer als 5 cm (IIC, bulky disease) sind.
  • Das klinische Stadium III ist gekennzeichnet durch lymphogene Metastasen oberhalb des Diaphragmas oder extranodale, hämatogene Metastasen (Kliesch et al. 2021a).
Tab. 1
Histologische Klassifikation der Hodentumoren nach WHO (vereinfachte Darstellung in Anlehnung an Moch et al. 2016)
Keimzelltumore, die aus einer Keimzellneoplasie in situ (GCNIS) hervorgehen
Nicht-invasive KZT:
Keimzellneoplasie in situ (GCNIS)
Spezifische Formen von intratubulären Keimzellneoplasien
Tumoren von einem histologischen Typ (reine Formen)
Seminome
Seminom mit syncytiotrophoblastischen Zellen
Nichtseminomatöse KZT
Embryonale Karzinome
Dottersacktumor vom postpubertären Typ
Trophoblastiche Tumore
 Chorionkarzinom
 Trophoblastiche Tumore andere als Chorionkarzinome
Teratom vom postpubertären Typ
Teratom mit Entwicklung somatischer Neoplasien
Nichseminomatöser KZT von mehr als einem histologischen Typ
 Keimzellmischtumoren
KZT, die nicht aus einer Keimzellneoplasie in situ hervorgehen
 Spermatozytischer Tumor
 Teratom vom präpubertären Typ (Dermoidzyste, Epidermoidzyste, monodermales Teratom)
 Mischtumor Teratom mit Dottersacktumor vom präpubertären Typ
 Dottersacktumor vom präpubertären Typ
Keimstrang-/Stroma Tumoren
 Leydig-Zelltumor
 Maligner Leydig-Zelltumor
 Sertoli-Zelltumor
 Maligner Sertoli-Zelltumor
 Großzelliger kalzifizierender Sertoli-Zelltumor
Granulosa-Zelltumor (adult oder juvenil)
Gemischter Keimzell-/Keimstrang-Tumoren
 Gonadoblastome
Paratestikuläre Tumore
 Adenomatoidtumore
 Adenokarzinome des Nebenhodens
 Maligne Mesotheliome
Mesenchymale Tumoren des Samenstranges und der testikulären Adnexe
Sekundäre Tumoren des Hodens

Klinik

Das klinische Bild der Seminome und Nichtseminome kann sehr variabel sein. Der klassische Befund ist die schmerzlose Hodenvergrößerung. Allerdings treten bei 30 % der Patienten testikuläre Schmerzen auf, so dass die häufigste initiale Fehldiagnose die Epididymitis (oder auch Orchitis) ist. Durch das Tumorwachstum kann ein rascher Abfall der Ejakulatparameter verbunden mit einer veränderten Konsistenz der Hoden eintreten. Der Palpationsbefund – sofern die Tumorgröße bereits zu einer Palpationsauffälligkeit führt – ist meistens durch eine Induration mit oder ohne höckrige Oberfläche gekennzeichnet. Die Einschränkungen der Ejakulatparameter reichen von der Azoospermie bis zur Oligoasthenoteratozoospermie unterschiedlichen Ausmaßes. Ein plötzlicher Abfall der Ejakulatparameter sollte immer Anlass zu einer gründlichen Untersuchung der Testes sein. Durch retroperitoneale Lymphknotenmetastasen kann es eventuell zur Ausbildung einer Varikozele oder abdominellen Beschwerden kommen. Rund 10 % der Patienten fallen primär durch Sekundärsymptome (Rückenschmerzen, Dyspnoe/Hämoptysen) auf. Ferner beobachten 5 % eine Gynäkomastie, die sowohl beidseitig als auch einseitig entwickelt sein kann und meistens mit einer ß-hCG-Erhöhung und einer dadurch bedingten Imbalance der Testosteron- und Estradiolserumspiegel einhergeht (Kliesch 2004).

Diagnostik

Bei entsprechender klinischer Symptomatik wird die Diagnose anhand der Palpation und der sonographischen Untersuchung gestellt. Die Palpation ergibt bei kleinen Tumoren im Frühstadium selten einen Hinweis auf einen intratestikulären Prozess. Suspekt sind seitendifferente Befunde, Veränderungen der Konsistenz und des Hodenvolumens. Von den in unserer Ambulanz entdeckten Patienten mit Hodentumor wiesen nur knapp ein Drittel einen auffälligen Palpationsbefund auf; bei den übrigen wurde der Verdacht ausschließlich aufgrund der Ultrasonographie geäußert (s. Kap. „Ultraschallbildgebung in der Andrologie“). Die sonographische Untersuchung nimmt neben der palpatorischen Untersuchung eine herausragende Stellung in der Diagnostik des Hodentumors ein. Die Hodentumore fallen hierbei meist als echoarme oder -reiche Areale mit inhomogenen Binnenmustern auf. Mit Hilfe der Duplexsonographie lässt sich in Abhängigkeit von der Größe zusätzlich die Perfusion der Raumforderungen darstellen. Die MRT Diagnostik ist der hochauflösenden Sonographie (mind. 7,5 MHz) nicht überlegen (Kliesch et al. 2021a).
Eine weitere wichtige Rolle in der Diagnostik und Therapie spielen die Tumormarker α-Fetoprotein (AFP) und ß-humanes Choriongonadotropin (ß-hCG).
Kasten
Bei rund 60 % der Nichtseminome sind AFP und ß-hCG und bei rund 20 % der Seminome ist nur ß-hCG erhöht. Als weiterer Tumormarker ist die Laktatdehydrogenase (LDH) relevant, die als unspezifischer Marker mit der Prognose der metastasierenden Stadien korreliert und deshalb eine sinnvolle Ergänzung zu den spezifischen Markern darstellt. Die plazentare alkalische Phosphatase (PlAP) im Serum spielt keine Rolle (Kliesch et al. 2021a). Ein neuer Serumtumormarker befindet sich in der klinischen Prüfung, der mit einer Sensitivität von 88,5 % die Diagnose eines Seminoms oder Nicht-Seminoms mit Ausnahme der Teratome anzeigt: miR-371a-3p (Dieckmann et al. 2017).

Primärtherapie und weitere Therapieplanung

Die Diagnosesicherung erfolgt im Rahmen der sog. Primärtherapie durch die inguinale Freilegung des Hodens ggf. mit intraoperativer Schnellschnittuntersuchung, wenn die Dignität zweifelhaft ist, und nachfolgender Ablatio testis. Der tumortragende Hoden wird über den Inguinalschnitt freigelegt, der Samenstrang wird mittels Tourniquet während der Präparation unterbunden und der Hoden am inneren Leistenring abgesetzt. Bei beidseitigem Befall kann die einseitige Tumorenukleation bei einem singulären Tumor <2 cm und simultaner Ablatio der Gegenseite mit dem größeren Tumorbefund durchgeführt werden. Ebenso differenziert ist das Vorgehen bei einem Einzelhoden: bei einem singulären Tumor <2 cm ist die organerhaltende Tumorenukleation bei noch erhaltener Leydig-Zellfunktion der Ablatio testis vorzuziehen. Die histologische Aufarbeitung des Hodenabladates bzw. des Enukleates im Rahmen dieser sog. Primärtherapie ist von elementarer Bedeutung für die weitere Therapieplanung (Kliesch 2004). Patienten mit einem Hodentumor und weiteren Risikofaktoren sollte die Durchführung einer kontralateralen Hodenbiopsie zum Ausschluss einer GCNIS empfohlen werden. Insbesondere bei Vorliegen einer Hodenatrophie ist das Risiko für die GCNIS deutlich erhöht (Kliesch et al. 2021a).
Bei der Operation sollte sorgfältig der N. genitofemoralis geschont werden und eine ausreichende Schmerztherapie perioperativ erfolgen. Möglicherweise trägt dies wesentlich dazu bei, die Entwicklung eines sog. Phantomhodensyndroms zu reduzieren. Insbesondere Patienten, bei denen die Diagnose eines Hodentumors mit testikulären Schmerzen assoziiert ist, leiden unter dem Gefühl eines Phantomhodenschmerzes (Pühse et al. 2010).
Postoperativ erfolgen die Kontrolle der Tumormarker und das Staging mittels Thorax- und Abdomen-Computertomographie. Schädel-CT und Skelettszintigraphie sind nur indiziert, wenn bei den vorangegangenen Untersuchungen eine hämatogene Metastasierung festgestellt worden ist.
Für die weitere Therapieplanung ist neben der Unterscheidung in Seminome und Nichtseminome insbesondere eine klinische Bestimmung des Erkrankungsstadiums von großer Wichtigkeit. Folgende Therapieempfehlungen wurden in der 2020 erstmals verfassten AWMF S3 Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Keimzelltumoren des Hodens evidenzbasiert zusammengefasst (AWMF Keimzelltumor 2020; Kliesch et al. 2021a, b):
  • Bei Seminomen im Stadium I mit oder ohne Risikofaktoren (low risk oder high risk) besteht die Standardtherapie in der aktiven Überwachung (Surveillance). Alternativ kommen je nach Befundkonstellation eine Carboplatin-Monotherapie oder auch eine Radiatio der infradiaphragmalen paraaortalen Lymphknotenstationen (20 Gy) in Betracht.
  • Bei Seminomen im Stadium IIA oder IIB werden die infradiaphragmalen paraaortalen Lymphknotenstationen und die ipsilateralen iliakalen Lymphknotenstationen mit 30 Gy (Stadium IIA) bzw. 36 Gy (Stadium IIB) bestrahlt. Im Stadium IIB kann alternativ eine Cisplatin-basierte Chemotherapie nach dem PEB Schema (Cisplatin, Etoposid und Bleomycin) durchgeführt werden. Modifizierte Bestrahlungsprotokolle zur Reduktion der Toxizität sind in der klinischen Prüfung.
  • Ab Stadium IIC wird bei Seminomen eine cisplatinhaltige Chemotherapie durchgeführt. Bei Patienten der guten Prognosegruppe nach IGCCCG (Prognosegruppen der International Germ Cell Cancer Collaborative Group) mit 3 Zyklen, bei intermediärer Prognose mit 4 Zyklen PEB als Standardtherapie.
  • Bei Nichtseminomen im Stadium I existiert ein risikoadaptiertes Vorgehen: Low-risk Tumoren (Risiko der Metastasierung 20 %) wird die Surveillance empfohlen, bei high-risk Tumoren (Risiko der Metastasierung 50 %) die Polychemotherapie mit einem Zyklus PEB, alternativ die Surveillance. Die modifizierte retroperitoneale Lymphadenektomie kann eine Alternative sein, wenn Surveillance und/oder Chemotherapie abgelehnt werden oder nicht durchführbar sind.
  • Im Stadium II A/B des Nichtseminoms erfolgt eine primäre Chemotherapie und spätere Residualtumor-Resektion beim Tumormarker-positiven Stadium IIA (Marker+) sowie beim Stadium IIB (Marker+/Marker−), alternativ eine nervenschonende Lymphadenektomie mit oder ohne adjuvante Chemotherapie im Stadium IIA (Marker−).
  • Patienten mit Nichtseminomen im Stadium IIC oder III werden entsprechend ihrer Prognosekriterien therapiert mit 3 oder 4 Zyklen PEB als Standard (s. u.).
Bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung erfolgt die Therapieplanung entsprechend der Klassifikation der International Germ Cell Cancer Collaborative Group (Tab. 2). Patienten mit guter oder intermediärer Prognose erhalten drei Zyklen PEB. Patienten mit schlechter Prognose werden mit vier Zyklen PEB (Cisplatin, Etoposid, Bleomycin) therapiert. Bezüglich der Rezidivtherapie kommen Chemotherapieprotokolle mit PEI (Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid) zum Einsatz. In der Salvage-Situation können zudem Hochdosis-Chemotherapieprotokolle angewandt werden.
Tab. 2
Prognose-Definition der International Germ Cell Cancer Classification Group (in Anlehnung an (IGCCCG 1997; Kier et al. 2017)
Gute Prognose (56 % der Patienten)
(5 Jahre Überlebensrate 86–95 %)
  
Nicht-Seminom
Testis/primärer retroperitonealer Tumor und
s Marker
 
„niedrige“ Marker und
- AFP < 1000 ng/ml und
 
keine nicht-pulmonalen viszeralen Metastasen
- hCG < 1000 ng/ml (5000 IU/l) und
Seminom
jede Primärlokalisation und
- LDH < 1,5* Normalwert
 
jede Markerhöhe und
 
 
keine nicht-pulmonalen viszeralen Metastasen
 
Intermediäre Prognose (28 % der Patienten)
(5 Jahre Überlebensrate 72–85 %)
  
Nicht-Seminom
Testis/primärer retroperitonealer Tumor und
Intermediäre Marker
 
„intermediäre“ Marker und
- AFP 1000–10.000 ng/ml oder
 
Keine nicht-pulmonalen viszeralen Metastasen
- hCG 1000–10.000 ng/ml
Seminom
Jede Primärlokalisation und
(5000–50.000 IU/l) oder
 
Jede Markerhöhe und
- LDH 1,5–10* Normalwert
 
Nicht-pulmonale viszerale Metastasen (Leber, Skelett, ZNS, Darm)
 
Schlechte Prognose (16 % der Patienten)
(5 Jahre Überlebensrate 48–64 %)
  
Nicht-Seminom
Primärer mediastinaler Keimzelltumor oder
hohe Marker
 
Testis/retroperitonealer Tumor mit
- AFP > 10.000 ng/ml oder
 
Nicht-pulmonale viszerale Metastasen oder
Hohe Marker
- hCG > 10.000 ng/ml (50.000 IU/l) oder- LDH > 10* Normalwert
Residualtumoren beim metastasierten Seminom werden PET-gesteuert überwacht und nur bei PET-Positivität einer weiteren Therapie zugeführt. Residualtumoren beim Nichtseminom werden unabhängig von der Größe der Restläsion vollständig chirurgisch reseziert.

Überlebensdaten

Insgesamt ist die Heilungsrate der Keimzelltumoren heutzutage exzellent: die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt unabhängig vom Stadium für die Seminome 97,5 % und für Nichtseminome 94,9 % in Deutschland.
Im Stadium I für Seminome und Nichtseminome liegt die tumorspezifische 10-Jahres Überlebenswahrscheinlichkeit bei 99,7 %. Im metastasierten Stadium ist die 5-Jahres Überlebenswahrscheinlichkeit abhängig von der Prognosegruppe: gute Prognose: 86–95 %, intermediäre:72–85 % und schlechte Prognose: 48–64 % (Kier et al. 2017).
Eine standardisierte und stadiengerechte Therapie nimmt erheblichen Einfluss auf die Heilungschancen. Aus diesem Grund besteht die dringende Empfehlung, das bestehende nationale Zweitmeinungsportal für die testikulären Keimzelltumore, das von der GTCSG (German Testicular Cancer Study Group der AUO) entwickelt und gemeinsam mit der DGU deutschlandweit weiterentwickelt wurde, zu nutzen, um eine Unter- und auch Übertherapie zu vermeiden (https://urologie.ekonsil.org/) (Schrader et al. 2010, 2016; Zengerling et al. 2014). Fortgeschrittene Keimzelltumorpatienten sollten in entsprechend erfahrenen Zentren behandelt werden, um die Optionen einer multimodalen Therapie zu nutzen (Kliesch et al. 2021b).

Einfluss des Keimzelltumors und der Therapie auf die Spermatogenese

Kasten:
Vor Orchiektomie, Tumorenukleation, Chemotherapie, testikulärer oder retroperitonealer Radiatio oder retroperitonealer Lymphadenektomie muss den Patienten mit potenziellem Kinderwunsch die Möglichkeit zur Kryokonservierung der Spermien als Zeugungsreserve gegeben werden (AWMF S2k Leitlinie Fertilitätserhalt) (s. Kap. „Varikozele“). Die Indikation ist zu bescheinigen, damit eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung für den Patienten abgesichert wird.
Die Kryokonservierung von Spermien vor Therapiebeginn (aus dem Ejakulat oder bei Azoospermie aus dem Hodengewebe) ist die etablierte Möglichkeit für eine Fertilitätsreserve, die seit 01.07.2021 durch die gesetzlichen Krankenkassen bei Jugendlichen ab der Pubertät und beim Erwachsenen bis zum 50. Lebensjahr erstattungsfähig ist (GBA Kryo-RL 2021) (s. Kap. „Kryokonservierung“). Bei der Therapie des KZT kann es bereits durch die einseitige Orchiektomie zu einer Verminderung der Spermienkonzentration mit FSH-Erhöhung kommen. Wird eine nervenschonende modifizierte retroperitoneale Lymphadenektomie durchgeführt, wird in älteren Studien eine Ejakulationsstörung (vor allem retrograder Ejakulation) in 7–10 % der Patienten angegeben (Heidenreich et al. 2003). Aktuelle Follow-up Daten fast 14 Jahre nach abgeschlossener Behandlung beim nichtseminomatösen KZT im Stadium I zeigen jedoch eine retrograde Ejakulation bei 24 % der mit RLA behandelten Patienten (Hiester et al. 2021). Bei der nervschonenenden retroperitonealen Lymphadenektomie oder Residualtumorresektion liegen die Raten der retrograden Ejakulation oder Anejakulation mindestens zwischen 30 und 50 %, beim radikal-chirurgischen Vorgehen bei 100 %. Bei Durchführung einer Radiatio (s. Kap. „Orchitis“) kommt es in Abhängigkeit von der auf den verbliebenen Hoden einwirkenden Streustrahlung (zirka 1,7 Gy ohne Gonadenschutz, zirka 0,5 Gy mit Gonadenschutz) zu einer meist reversiblen Störung der Spermatogenese (Hansen et al. 1990). Die auf Cisplatin beruhende Standardtherapie des KZT führt akut bei fast allen Patienten zu einer zumindest passageren Azoospermie mit erhöhten FSH Werten. Wie bei der Radiatio, ist eine präzise Prognose der möglichen Langzeitfolgen der Chemotherapie auf die Spermatogenese aufgrund der großen individuellen Variation nicht möglich. Zu den Faktoren, die diese Variation beeinflussen, gehören neben der Dosis der Chemotherapie die Ausgangsspermienwerte und die Zeitdauer des Nachuntersuchungsintervalls. Bei den meisten Patienten kommt es zu einer zumindest partiellen Erholung der Spermatogenese während des zweiten bis vierten Jahres nach Beendigung der Chemotherapie des Hodentumors. Mit einer permanenten Azoospermie oder schweren Oligozoospermie muss bei Patienten gerechnet werden, die eine kumulative Gesamtdosis von über 600 mg/m2 Cisplatin erhalten. Als Folge der Ablatio, Radiatio und Chemotherapie kann es zu einer Erhöhung des LH kommen. Die Testosteronspiegel bleiben jedoch zumeist im Normalbereich. Bei insgesamt ca. 25 % der Patienten mit einem KZT kommt es im Verlauf nach Abschluss der onkologischen Therapie zu einem (häufig subklinischen) Testosteronmangel (Pühse et al. 2005). Bei entsprechender Symptomatik sollte dieser ebenso wie ein Testosteronmangel nach beidseitiger Orchiektomie mit Testosteron substituiert werden (s. Kap. „Therapie mit Testosteron“) (Kliesch 2022).

Endokrin aktive Hodentumoren

Neben den Keimzelltumoren (KZT) sind die seltenen, zu den Stroma-Tumoren gehörenden, Leydig-Zelltumore (LZT) und Sertoli-Zelltumore (SZT) obligat endokrin aktiv.
Ihr Anteil an den Hodentumoren liegt < 10 %, wobei der LZT mit 2 % der häufigste Stromatumor ist. Der Begriff „Stroma“ beschreibt alle nicht-epithelialen Anteile der Gonaden jenseits des Keimepithels (siehe auch WHO Klassifikation 2016) (Loy und Linke 2003; Moch et al. 2016; Kliesch 2021; Kliesch et al. 2021b).

Leydig-Zelltumoren

Die Leydig-Zelltumoren (LZT)
sind in >90 % gutartige Neubildungen. Sie sind meistens kleiner als 5 cm und fallen als Zufallsbefunde in der Sonographie auf. Es sind solide Tumore, die nur selten bilateral (3 %) auftreten und ihren Altersgipfel um das 35. Lebensjahr haben. Allerdings sind sie bei jedem 5. Patienten präpubertär nachweisbar mit einem Altersgipfel um das 5. Lebensjahr (Kliesch et al. 2021b).
Die Ursachen für die Entstehung der Leydig-Zelltumore sind nicht eindeutig geklärt. Es wurden aktivierende Mutationen des LH-Rezeptors in Leydig-Zelltumoren sowohl bei Jungen (Liu et al. 1999) als auch bei Erwachsenen (Villares Fragoso et al. 1998) ebenso wie mögliche Veränderungen in der Expression eines relaxin-like-Faktors (Klonisch et al. 1999) beschrieben. In Mikro-Arrayanalysen foetaler, neonataler und adulter Leydig-Zellen konnten differentielle Genexpressionsmuster gezeigt werden, die möglicherweise in der Ausdifferenzierung einer normalen Leydig-Zelle in eine benigne Leydig-Zellhyperplasie und in der Abgrenzung zur malignen Neoplasie eine Rolle spielen (Lottrup et al. 2017).
Die Symptome haben alterspezifische Charakteristika. Vor der Pubertät sind Leydig-Zelltumoren fast immer benigne (Freeman 1986). Vor der Pubertät produzieren sie zumeist Androgene und führen so zu einer Pseudopubertas praecox, die bei 2/3 der Patienten zur Diagnosestellung führt. In der Sonographie sind in allen Fällen entsprechende Raumforderungen und in der Blutuntersuchung meistens erhöhte Testosteronserumspiegel nachweisbar (Luckie et al. 2019).
Nach der Pubertät bilden die LZT überwiegend Estrogene, ohne dass dies zwangsläufig zu einer im Serum messbaren Erhöhung der Estrogenspiegel führt. Erhöhte Estradiolspiegel im Serum (ca. 30 % der Betroffenen) sind von niedrigen Testosteron- und kompensatorisch erhöhten Gonadotropinwerten begleitet (Suardi et al. 2009). Deshalb können als klinische Symptome die Gynäkomastie und Störungen der Libido und/oder der erektilen Funktion auftreten.
Bei den erwachsenen Patienten kommt es zu Feminisierungserscheinungen mit der charakteristischen Symptomentrias: Gynäkomastie, Impotenz und Hodentumor (s. Kap. „Gynäkomastie“).
Die Symptome können jedoch auch sehr diskret sein. Über eine Feedbackhemmung der Hypothalamus/Hypophysenfunktion durch die Estrogene kann es zu einer Atrophie des kontralateralen Hodens und des den Tumor umgebenden Hodengewebes kommen. Die Spermatogenese sistiert, im Ejakulat findet sich eine Oligo- oder Azoospermie. Nach der Tumorenukleation oder Entfernung des befallenen Hodens (insbesondere bei eventuell bestehendem Kinderwunsch sollte schnellschnittgesichert die organerhaltende Tumorenukleation erfolgen!) bilden sich die Symptome meist rasch zurück
Die Diagnostik und initiale operative Therapie folgt den Empfehlungen der aktuellen AWMF S3 Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Keimzelltumoren (Kliesch et al. 2021b). Die endokrinologische Diagnostik umfasst LH, FSH, und Testosteron und kann ergänzt werden um die Bestimmung von Estradiol (bei Vorliegen einer Gynäkomastie) und 17-OHP bei V. a. auf ein adrenogenitales Syndrom (AGS, s.u.) (Kliesch 2021).
Die testikuläre Sonographie bestätigt die Raumforderung, wobei ergänzende Untersuchungstechniken (Elastographie, MRT des Hodens) nicht differenzieren können zwischen benignen und malignen Tumoren und deshalb verzichtbar sind (Pozza et al. 2016; Kliesch et al. 2021a).
Kasten
Wichtig ist die differentialdiagnostische Abgrenzung von testikulären adrenalen Resttumoren (TART) bei Patienten mit einem adrenogenitalen Syndrom (AGS), da diese keine Indikation für eine operative Hodenfreilegung darstellen (Engels et al. 2018; Rohayem et al. 2021). TART können durch eine effektive Therapie des AGS behandelt werden (Rohayem et al. 2021).
Die Optionen der Fertilitätsprotektion und die Kryokonservierung von Samenzellen aus Ejakulat oder Hodengewebe (bei Azoospermie) sollen (= müssen) entsprechend der aktuellen Leitlinien vor einer operativen Therapie angeboten werden (Kliesch et al. 2021a).
Therapeutisch erfolgt vorzugsweise die schnellschnittgesteuerte Hodentumorenuklation (Tumoren < 2 cm) und nur in eindeutigen Fällen der Malignität oder bei sehr großen Tumoren die Ablatio testis. Insbesondere auch bei Kindern ist nach einer Tumorenukleation keine erhöhte Rezidivrate beschrieben (Miao et al. 2021; Bois et al. 2021).
LZT sind in der Makroskopie nicht und mikroskopisch nur schwer von malignen KZT zu unterscheiden. Die Diagnose eines LZT wird letztlich durch die Histopathologie gesichert. Der meist glatt begrenzte Tumorknoten kann Bindegewebssepten enthalten und die Schnittfläche unterschiedlich eingefärbt sein: grau-weißlich über gelblich bis mahagonibraun (Bremmer und Schweyer 2016). Reinke-Kristalle gelten als pathognomonisch für LZT, lassen sich aber nur bei einem Drittel der Tumore darstellen (Mesa et al. 2015).
Es besteht eine große Ähnlichkeit zu SZT und zur nodulären Leydig-Zell-Hyperplasie. Die Leydig-Zell-Hyperplasie ist häufig beim Klinefelter-Syndrom nachweisbar. In der Immunhistochemie (ICH) gelingt die Abgrenzung zu den SZT durch den meistens fehlenden Nachweis von Zytokeratin (Epithelmarker). Als wichtigster Marker wird Inhibin in der IHC angesehen, der fast allen LZT zur Darstellung kommt und nur sehr selten bei malignen KZT darstellbar ist. Weitere häufige Marker sind Calretinin, Vimentin und Melan-A (Loy und Linke 2003; Bremmer und Schweyer 2016).
Kasten
Maximal 0,8 bis 10 % der Leydig-Zelltumoren entarten maligne, wobei die Malignität nicht sicher anhand der Histologie des Leydig-Zelltumors festgestellt werden kann.
In insgesamt fünf neueren Fallstudien liegt die Inzidenz von metastasierten LZT bei 1,3 % (zwei von 156 Patienten) (Übersicht in Kliesch 2021). Die definitive Diagnose eines malignen LZT kann nur bei Vorliegen von Metastasen gestellt werden. Deshalb sollte nach Diagnose des LZT insbesondere bei Vorhandensein von Malignitätskriterien eine klinische Stadienbeurteilung mittels CT/MRT-Abdomen und einem CT-Thorax entsprechend der aktuellen S3 Leitlinie für die Keimzelltumore erfolgen (Kliesch et al. 2021b). Bei Nachweis von Metastasen erfolgt eine operative Entfernung der Metastasen, da LZT weder radio- noch chemosensitiv sind (Kliesch et al. 2021b).
Grundsätzlich ist die Prognose bei den benignen LZT als exzellent einzustufen. Die Datenlage bei den malignen LZT ist sehr dürftig. Irland hat im Zeitraum 1994 bis 2013 nur 22 maligne LZT (0,8 %) bei insgesamt 2755 neu diagnostizierten malignen KZT erfasst, das 5 Jahres-krankheitsspezifische Überleben lag bei 100 % lag. Das 5-Jahres-rezidivfreie Überleben lag aufgrund der Lokalrezidive bei organerhaltender Tumorenukleation bei 93,3 % der LZT Patienten (Nason et al. 2018). In einer aktuellen Studie sind rund 7 % der LZT maligne mit einer Manifestation der Metastasierung innerhalb von 5 Jahren, überwiegend im Retroperitoneum (60 %), der Lunge (38 %) und der Leber (29 %) (Fankhauser et al. 2020). Die Nachsorge bei Patienten mit LZT sollte aufgrund der Datenlage angepasst werden (Kliesch 2021).

Sertoli-Zelltumoren

Sertoli-Zelltumoren (SZT) gehören zu den extrem seltenen Stromatumoren des Hodens und finden sich bei Adoleszenten (Chang et al. 1998), aber auch Erwachsenen. SZT entstehen aus den Sertoli-Zellen und sind fast immer benigne. Maligne Verlaufsformen bei maximal jedem 10. Patienten treten im mittleren bis höheren Alter auf, das mittlere Erkrankungsalter wird auf 43 Jahre geschätzt (Banerji et al. 2016). Sie können mit einem Peutz-Jeghers-Syndrom assoziiert sein, entwickeln sich aber auch bei Patienten mit Androgen-Insensitivitäts-Syndrom (de Souza et al. 2017) oder im Rahmen des Carney-Komplexes (Young 2005). Das Peutz-Jeghers-Syndrom ist mit bilateralen, multilokulären intratubulär-großzellig hyalinisierenden SZT assoziiert (Ulbright et al. 2007; Ham et al. 2013).
Histopathologisch werden SZT nach der WHO-Klassifikation 2016 in intratubulär-großzellig hyalisierende SZT, großzellig-kalzifizierende SZT sowie nicht weiter spezifizierbare SZT (NOS: „not otherwise specified“) mit den malignen SZT unterteilt (Idrees et al. 2017).
Patienten mit SZT können aufgrund einer vermehrten Estrogenproduktion zu zirka 24 % Feminisierungserscheinungen und eine Symptomatik wie solche mit LZT zeigen (Gabrilove et al. 1980). Eine Gynäkomastie besteht bei zirka 16 % der Patienten mit benignen und bei 60 % der Patienten mit malignen SZT. Therapie der Wahl ist die Orchiektomie und im Falle einer Metastasierung die chirurgische Resektion, da SZT ebenso wie LZT weder chemo- noch strahlensensibel sind. Kleine Tumoren ohne Malignitätskriterien können – ebensowie die LZT – organerhaltend operiert werden (Kliesch et al. 2021a). Die Malignitätskriterien sind ähnlich wie bei den LZT (Übersicht bei von Amsberg und Bokemeyer 2021). Ob eine molekularpathologische Analyse des Tumorgewebes im metastasierten Stadium hilfreich ist, ist aufgrund der Seltenheit der Tumoren nicht gesichert. Es konnten targetierbare genetische Veränderungen identifiziert werden, die beispielsweise Therapieversuche mit mTOR-Inhibitoren rechtfertigen können (Necchi et al. 2019).
Die Prognose der malignen SZT ist aufgrund amerikanischer Daten schlecht mit nur 77 % Gesamtüberleben im Stadium I nach fünf Jahren und bei fortgeschrittenen Stadien mit einem mittleren Überleben von weniger als zwei Jahren (Amsberg et al. 2021).
Zusammenfassung
  • Der maligne Keimzelltumor (KZT) ist die häufigste maligne Erkrankung des Mannes mit einem Anteil von 25 % zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr.
  • Mehr als andere primär nicht-testikuläre Erkrankungen kann ein KZT zu einer Fertilitätsminderung führen.
  • Als obligate Präkanzerose des Keimzelltumors gilt die GCNIS (Germ Cell Neoplasia in Situ).
  • Die malignen Zellen der GCNIS können sich transformatorisch sowohl zu Seminomen (außer spermatozytisches Seminom) als auch zu Nichtseminomen weiterentwickeln.
  • Zur Primärdiagnostik zählen neben der ausführlichen Anamnese inkl. Erhebung der Risikofaktoren, die körperliche Untersuchung (inklusive Sonographie der Hoden), die Bestimmung der Tumormarker AFP, ß-hCG und LDH, sowie zur Stadieneinteilung die Bildgebung von Abdomen und Thorax.
  • Die Diagnosesicherung erfolgt im Rahmen der sog. Primärtherapie durch die inguinale Freilegung des Hodens ggf. mit intraoperativer Schnellschnittuntersuchung, wenn die Dignität zweifelhaft ist, und nachfolgender Ablatio testis.
  • Bereits der Hodenfreilegung bzw. Ablatio testis sollte die Kryokonservierung von Ejakulat zum Fertilitätserhalt vorangestellt werden.
  • In Abhängigkeit der Tumorentität und des Tumorstadiums (und der Prognosegruppe) erfolgt nach der Primärtherapie die Überwachung, eine Chemo- oder Radiotherapie. Ggf. sind im Verlauf eine RLA oder Residualtumorresektion nötig.
  • Eine stadiengerechte Therapie nimmt erheblichen Einfluss auf die Heilungschancen. Aus diesem Grund besteht die dringende Empfehlung, das bestehende nationale Zweitmeinungsportal für die testikulären Keimzelltumore zu nutzen.
  • Leydig-Zell-Tumoren sind mit 2 % aller Hodentumoren die häufigsten Stromatumoren.
  • In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Auftretens der Tumoren unterscheidet sich der endokrine Phänotyp.
  • Auch bei den Gonadenstromatumoren kommt der präoperativen Differentialdiagnostik, der Fertilitätsprotektion und der möglichst organerhaltenen Operation eine große Bedeutung zu.
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