Der Terminus Spondyloarthritis
(SpA) umfasst eine Gruppe von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die mit Entzündung und Schmerzen des Achsenskeletts (axiale SpA, axSpA, Kap.
Axiale Spondyloarthritis) und/oder der peripheren Gelenke (periphere
SpA, pSpA) einhergehen. Die periphere Gelenkbeteiligung bei pSpA wird häufig durch Sehnenansatzentzündungen (Enthesitis), aber auch durch Entzündungen der Gelenke (Arthritis) oder der Gelenkinnenhaut (Synovitis) charakterisiert. Andere extraskelettale Manifestationen der SpA, z. B. an der Haut (Kap.
Arthritis psoriatica), an den Augen bzw. an der Darmschleimhaut (Kolitis), können ebenso vorliegen.
Die pSpA unterscheidet sich von der axSpA insofern, als dass das Achsenskelett bei der pSpA nicht im Vordergrund steht. Die SpA hängen klinisch und genetisch zusammen. Der genetische Hintergrund der SpA wird vor allem durch das humane Leukozytenantigen (HLA) B27 bestimmt. Der genetische Einfluss unterscheidet sich aber bei axSpA und pSpA. Andererseits können Patienten mit axSpA auch periphere Symptome haben und umgekehrt. Patienten mit pSpA wurden bis vor kurzem noch unter dem Begriff einer undifferenzierten SpA
(uSpA) geführt. Für die Klassifikation einer SpA wurden dabei zwei unterschiedliche Kriteriensets verwendet: die der „European Spondyloarthritis Study Group“ (ESSG)
(Tab.
1) und die Amor-Kriterien (Tab.
2). Die „Assessment of Spondyloarthritis international Society (ASAS)
“-Gruppe hat im Jahr 2009 neue Kriterien sowohl für die axSpA (, Kap.
Axiale Spondyloarthritis) als auch für die pSpA (Tab.
3) entwickelt. Diese neuen Klassifikationskriterien basieren auf der klinischen Diagnose von Arthritis
, Enthesitis
und Daktylitis
als Ausdruck eines prädominant peripheren Befalls im Rahmen einer SpA (Rudwaleit et al.
2011). Allerdings sind die Kriterien für pSpA noch nicht so weit verbreitet wie die axSpA-Kriterien, die inwischen auch schon in mehreren klinischen Studien verwendet wurden. Ein Grund für diesen Unterschied ist, dass es bisher kaum Studien zur pSpA und kein dafür zugelassenes Medikament gibt.
Tab. 1
Die „European Spondyloarthritis Study Group (ESSG)“-Kriterien zur Klassifikation einer Spondyloarthritis
Einer der Hauptbefunde
|
Entzündlicher Rückenschmerz | Oder | Synovitis, asymmetrisch oder prädominant untere Extremität |
Plus einer der Begleitbefunde
|
Fersenenthesitis Positive Familienanamnese Urethritis/Zervizitis oder akute Diarrhö innerhalb eines Monats vor Beginn der Arthritis Alternierender Gesäßschmerz Sakroiliitis im Röntgenbild |
Tab. 2
Die Amor-Kriterien zur Klassifikation einer Spondyloarthritis (SpA)
A. Klassische Symptome/Anamnese
| |
Nächtliche Rückenschmerzen oder Morgensteifigkeit | 1 |
Asymmetrische Oligoarthritis | 2 |
Tiefsitzender Rückenschmerz oder alternierender Gesäßschmerz | 1 |
Daktylitis der Finger oder Zehen | 2 |
Fersenenthesitis | 2 |
Uveitis | 2 |
Urethritis/Zervizitis innerhalb eines Monats vor Arthritisbeginn | 1 |
Diarrhö innerhalb eines Monats vor Arthritisbeginn | 1 |
Psoriasis, Balanitis oder chronische entzündliche Darmerkrankung | 2 |
B. Röntgen
| |
Sakroiliitis im Röntgenbild | 3 |
C. Genetik
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HLA-B27-positiv oder positive Familienanamnese für ankylosierende Spondylitis, reaktive Arthritis, Psoriasis, chronische entzündliche Darmerkrankung | 2 |
D. Gutes Ansprechen auf NSAR
| |
Gutes Ansprechen auf NSAR innerhalb von 48 Stunden oder Symptomverschlechterung innerhalb von 48 Stunden nach Absetzen von NSAR | 2 |
Tab. 3
Die „Assessment of Spondyloarthritis international Society (ASAS)“-Klassifikationskriterien für periphere Spondyloarthritis
Einer der Hauptbefunde
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Arthritis, Enthesitis, Daktylitis und
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Entweder
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Oder
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≥1 SpA-Parameter: Uveitis Psoriasis Chronische entzündliche Darmerkrankung Vorangehende Infektion HLA-B27 Sakroiliitis in der Bildgebung | ≥2 andere SpA-Parameter: Arthritis Enthesitis Daktylitis Entzündlicher Rückenschmerz (jemals) Familienanamnese für SpA |