Nur ein geringer Anteil des aufgenommenen
Ethanols wird bereits präsystemisch im Magen metabolisiert. Der größte Teil wird durch die Alkoholdehydrogenase zu Azetaldehyd oxidiert (und weiter via Azetaldehyddehydrogenase zu Azetazetat), während der Rest durch die Katalase oder das Cytochrom P
450-2E1 (CYP 2E1) umgesetzt wird. Ein kleinerer Teil wird nichtoxidativ verstoffwechselt, z. B. glukuronidiert.
Ethanol stellt nicht nur ein Substrat für
CYP 2E1 dar, sondern induziert es [
19]. Damit beeinflusst Ethanol die Metabolisierung von Pharmaka und chemischen Verbindungen des Phase-I-Metabolismus (Cytochrom-P
450-assoziierte Reaktionen). Andere wichtige CYP 2E1-Induktoren sind Isoniazid, Imidazol,
Ketonkörper, Übergewicht und
Diabetes mellitus.
Akuter Alkoholkonsum führt zu einer Hemmung von CYP 2E1 durch direkte Kompetition und schränkt daher den Metabolismus über CYP 2E1 ein [
14].
Eine Aggravation durch Fasten und Mangelernährung wird vermutet. Ein vorübergehender Anstieg des Serumfluoridspiegels nach Sevofluranenarkose ohne relevante klinische Effekte ist beschrieben [
21]. Es ist anzunehmen, dass dies durch eine CYP 2E1-Induktion verstärkt wird. Auch Isofluran und Desfluran werden deutlich weniger, aber eben auch durch CYP 2E1 verstoffwechselt.
Ferner sind weitere pharmakokinetisch bedingte Medikamenteninteraktionen
zu beachten. Im Einzelfall ist die Fachinformation zu konsultieren. Einige Medikamente (z. B. Disulfiram, Kalziumkarbimid, Sulfonylharnstoffe der ersten Generation, Cephalosporine mit einem N-Methylthiotetrazol-Ring, Metronidazol, Mepacrin, Procarbazin, Furazolidin, Quinacrin, Chloramphenicol, Griseofulvin) können ein
Antabus-Syndrom (Azetaldehydintoxikation durch Hemmung der AlDH) mit u. a. Hypotension, Tachykardie, Flush, Schwitzen, Kopfschmerz und Erbrechen auslösen. Die Trichloressigsäure als aktiver Metabolit des
Chloralhydrats ist ein kompetitiver Hemmstoff der ADH und selbst Substrat dieses
Enzyms. Weiterhin hemmt
Ethanol die Glukuronidierung der Trichloressigsäure, und Chloralhydrat selbst ist Substrat der ALDH und hemmt so den Azetaldehydabbau. Bei chronisch erhöhtem Alkoholkonsum sind weitere Interaktionen beschrieben, z. B. mit Tolbutamid (Spiegel erniedrigt),
Phenytoin (Spiegel erniedrigt) und Warfarin (
Halbwertszeit reduziert), während z. B. bei bestehender Warfarinmedikation die akute Aufnahme von Alkohol die antikoagulatorische Wirkung verstärkt. Verapamil verlängert die Alkoholelimination und verstärkt die Alkoholeffekte.