Diagnostik und Therapie der Blepharitis/Meibomdrüsendysfunktion
Verfasst von: Christina Jacobi
Die Blepharitis ist eine der am häufigsten auftretenden okulären Erkrankungen, die zu ausgeprägten Missempfindungen und ophthalmologischen Befunden führen kann. Unterteilt werden kann diese Erkrankung in eine Staphylokokken-assoziierte Blepharitis anterior, eine seborrhoische Blepharitis anterior, eine Demodex-assoziierte Blepharitis sowie die Meibomdrüsendysfunktion und Blepharitis posterior. Die Meibomdrüsendysfunktion, welche in eine Blepharitis posterior übergehen kann, ist die Hauptursache für die Entstehung eines (hyperevaporativen) Trockenen Auges. Zahlreiche etablierte und innovative diagnostische Verfahren und therapeutische Möglichkeiten stehen zur Behandlung der Blepharitis und Meibomdrüsendysfunktion zur Verfügung.
Eine chronische Blepharitis ist eine häufige Ursache für okuläre Missempfindungen und Befunde der Oberfläche des Auges. Viele Versuche einer systematischen Einteilung wurden bisher unternommen, jedoch erschweren Überlappungen von Symptomen und Befunden oftmals eine genaue Abgrenzung der Entitäten. Die Therapie ist ebenfalls bei einzelnen Formen der Blepharitis ähnlich. Auf Besonderheiten wird in den nachfolgenden Abschnitten genauer eingegangen (Craig et al. 2017; Leitlinie Nr. 11 2015; Nichols et al. 2011).
Die Blepharitis anterior betrifft die Region um die Wimpernbasis und ist meist Staphylokokken-assoziiert. Sie folgt auf eine zellvermittelte Reaktion auf Komponenten der Zellwand von Staphylococcus aureus. Sie führt zu starken Entzündungen der Lidkante mit Entstehung von rezidivierenden Hordeola und zu sekundären Veränderungen an der Kornea im Sinne von peripheren Hornhautinfiltraten bei marginaler Keratitis.
Als Symptome stehen brennende Schmerzen, Sandkorngefühl, Fotophobie, meistens morgens am ausgeprägtesten, im Vordergrund.
Die Befunde dieser Form der Lidrandentzündung sind v. a. trockene Schuppung und Krusten der Wimpernbasis, eine leichte papilläre Konjunktivitis, chronische konjunktivale Hyperämie, Narben und Einkerbungen sowie Verdickungen des Lidrandes, Madarosis sowie Fehlstellungen der Zilien (Trichiasis). Sekundäre Veränderungen stellen die Entwicklung eines Hordeolums oder eine marginale Keratitis mit Ausbildung von Hornhautrandinfiltraten dar. Häufig kommt es zu einer Tränenfilminstabilität und zur Entwicklung eines trockenen Auges.
Als Therapie dieser chronischen Erkrankung ist eine konsequente Lidrandpflege, bestehend aus warmen Lidkompressen und anschließender Massage (s. Kap. „Therapie des Trockenen Auges“) zur Entfernung der Schuppen und Krusten wichtig, die Applikation topischer Antibiotika (z. B. Ofloxacin, Azithromyzin) sowie eine mehrwöchige antiinflammatorische Therapie mit Kortison-haltigen Präparaten (z. B. Dexamethason, Hydrocortison), möglichst konservierungsmittelfrei. Wiederholte Behandlungen sind in der Regel erforderlich.
Seborrhoische Blepharitis
Die seborrhoische Blepharitis ist auch eine Form der Blepharitis anterior und häufig mit einer Hauterkrankung, der seborrhoischen Dermatitis, assoziiert. Diese tritt häufig an der Kopfhaut, im Bereich der Augenbrauen, den retroaurikulären Arealen, im Bartbereich und im Bereich des Sternums auf. Es kommt im Hautbereich zu gelblich, fettigen Schuppen auf geröteter Haut.
Symptome sind häufig die eines trockenen Auges mit Brennen, Fremdkörpergefühl, teilweise Juckreiz oder Fotophobie.
Als okuläre Befunde lassen sich hyperämische, schmierig fettige, anteriore Lidränder mit verklebten Zilien finden. Die Schuppen und Krusten sind in der Regel weich, ein Wimpernverlust selten. Als Therapie wird ebenfalls eine konsequente Lidrandpflege empfohlen. Unkonservierte topische Antibiotika oder topische Steroide können ebenso kurzfristig sinnvoll sein.
Demodex-assoziierte Blepharitis
Demodex-Milben sind der häufigste Ektoparasit des Menschen. Es existieren 2 Unterformen. Demodex folliculorum hat eine Länge von ca. 0,3–0,4 mm und findet sich in den Haarfollikeln der Zilien. Demodex brevis ist kleiner und dicker mit einer Länge von 0,2–0,3 mm und tief in den Talgdrüsen und Meibomdrüsen ansässig (Jacobi et al. 2011a; Liu et al. 2010). Der Lebenszyklus einer Demodex-Milbe beträgt ca. 20 Tage. Als pathogenetischer Faktor der Meibomdrüsendysfunktion und Blepharitis ist sie inzwischen anerkannt (Wolffsohn et al. 2017). Die pathogenetischen Mechanismen sind dabei 3 verschiedene, die möglich erscheinen. Erstens führt eine Obstruktion der Meibomdrüsen zu einer Blockade der Ausführungsgänge. Dadurch reichern sich vermehrt Lipide und Keratin an, wodurch eine epitheliale Hyperplasie mit Hyperkeratinisierung entsteht. Zweitens könnten die Milben eine Vektorrolle für Bakterien darstellen, die auf der Oberfläche (Staphylococcus, Streptococcus) oder im Inneren der Milbe (Bacillus oleronius) zu finden sind und damit eine Entzündungsreaktion beim Wirt auslösen. Drittens wäre es auch möglich, dass eine Entzündungsreaktion des Wirtes auf das Chitin des Milbenkörpers entsteht oder eine humorale und T-Zell-vermittelte Immunreaktion in Gang gesetzt wird (Jacobi und Messmer 2018; Lee et al. 2010; Wesolowska et al. 2014).
Die Prävalenz von Demodex-Milben in der allgemeinen Population beträgt 20–55 % (Bhandari et al. 2014; Lee et al. 2010; Rabensteiner et al. 2019; Wesolowska et al. 2014). Typische Symptome sind Brennen, Juckreiz, Fremdkörpergefühl, Verkrustungen und Rötung des Lidrandes.
Okuläre Befunde sind eine Blepharitis anterior und posterior, eine Meibomdrüsendysfunktion oder fehlgerichtete Zilien. Pathognomonisch im Spaltlampenbefund sind zylindrische Schuppen an den Wimpern (Gao et al. 2005). Diagnostisch hat sich inzwischen die Spaltlampenmikroskopie nach Wimpernrotation etabliert, bei der nach Rotation der Zilien an der Spaltlampe Demodex folliculorum in situ durch Herausragen aus den Wimpernfollikeln nachgewiesen werden können. Der lichtmikroskopische Nachweis von Demodex-Milben nach Zilienepilation von Ober- und Unterlid ist ebenfalls möglich. Eine häufige Assoziation besteht zwischen der dermatologischen Erkrankung Rosazea und einer okulären Demodex-Infestation. Wichtig ist dabei, dass 25–50 % aller Patient:innen mit Rosazea eine Augenbeteiligung aufweisen und ca. 96 % ein Demodex-Vorkommen im Wimpernbereich (Liu et al. 2010; van Zuuren 2017).
Zur Therapie der Demodex-assoziierten Blepharitis wird eine Lidrandpflege mit Teebaumöl, insbesondere dem wirksamsten Bestandteil Terpinen-4-ol, empfohlen (Cheung et al. 2018; Liu et al. 2010; van Zuuren 2017). Dieses besitzt eine antimikrobielle, entzündungshemmende und antimykotische Wirkung. Auch topisches Metronidazol zur Lidrandmassage sowie topisches Ivermectin (Soolantra®) 10 mg/g 1 × täglich über 4 Monate sind einsetzbar. Systemische Tetrazyklinderivate (s. Kap. „Therapie des Trockenen Auges“) können hier als antiinflammatorische Therapie ebenso indiziert sein.
Blepharitis posterior/Meibomdrüsendysfunktion
Auf die Meibomdrüsendysfunktion (MDD) und Blepharitis posterior wird in den nachfolgenden Abschn. 3 und 4 genauer eingegangen.
Eine Zusammenfassung der einzelnen Blepharitiden mit entsprechenden Schlüsselmerkmalen ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt (Tab. 1).
Tab. 1
Klassifikation der Blepharitis mit charakteristischen Befunden
Schuppung, trockene Krusten, oft assoziiert mit marginaler Keratitis und Hornhautrandinfiltraten, ggf. Vernarbung und Verdickung des Lidrandes, teilweise ulzerierte Blepharitis und Hordeolum
Assoziiert mit seborrhoischer Dermatitis, flockig schuppig rote Haut, schuppende Haut im Bereich der Augenbrauen, schuppende Haut im Bereich der Nasolabialfalten, Sternum, retroaurikulär und Kopfhaut
Assoziation mit Rosazea, rote Gesichtshaut, Teleangiektasien, Papeln und Pusteln, Milben auch im Hautbereich außerhalb der Augenlider
Assoziation mit Rosazea, Teleangiektasien, Papeln und Pusteln, keine Komedonen
Wimpernverlust
Wimpernverlust, Fehlstellungen der Zilien (Trichiasis)
Wimpernverlust ist selten
Wimpernverlust möglich
Wimpernverlust möglich
Besserung durch Lidrandpflege
Ansprechen auf Lidrandpflege
Ansprechen auf Lidrandpflege
Trotz Lidrandpflege oft hartnäckig, gezielte Lidrandpflege z. B. mit Teebaumöl erforderlich
Sehr gutes Ansprechen auf Lidrandpflege, topische und systemische Tetrazyklinderivate
Anstieg mit zunehmendem Lebensalter, betrifft v. a. Frauen mittleren Alters
Alle Altersgruppen
Entzündung der Lidkante
Starke Lidrandentzündung
Wenig Lidrandentzündung
Minimale Lidrandentzündung
Deutliche Lidrandentzündung
Anatomie und Physiologie der Meibomdrüsen
Die Meibomdrüsen sind in ihrem Aufbau und ihrer Physiologie einzigartig und ein sehr wichtiger Bestandteil im Zusammenspiel der einzelnen Faktoren der Oberfläche des Auges und dem Erhalt der Homöostase im Tränenfilm. Sie stellen große, holokrine, lang gestreckte Drüsen in den Tarsalplatten der Augenlider dar. Am Oberlid befinden sich ca. 25–40 und am Unterlid ca. 20–30 Einzeldrüsen. Im Oberlid sind Anzahl und Volumen der Meibomdrüsen in der Regel höher als im Unterlid. Der relative funktionelle Beitrag zum Tränenfilm, welchen die Drüsen vom Oberlid im Vergleich zu den Drüsen vom Unterlid leisten, ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Meibomdrüsen schütten Lipide und Proteine als Meibum durch Muskelkontraktion während der Lidbewegung knapp vor der mukokutanen Grenze aus. Das Meibum ist essenziell für die Stabilität des Tränenfilmes und dient als Verdunstungsschutz.
Im Gegensatz zu anderen Talgdrüsen, haben Meibomdrüsen keinen direkten Kontakt zu Haarfollikeln. Sie enthalten mehrere sekretorische Azini gefüllt mit Meibozyten, Verbindungsgänge nach lateral, einen terminalen Ausführungsgang und einen zentralen Hauptgang. Der Ausführungsgang öffnet sich im Bereich des hinteren Lidblattes und schüttet bei jedem kompletten Lidschlag das Meibum aus (Abb. 1). Nur der regelmäßige und vollständige Lidschluss ermöglicht die Ausschüttung des Meibums in den Tränenfilm und damit eine ausreichende Tränenfilmstabilität.
Abb. 1
Physiologischer Mechanismus der Meibumbildung und -expression in den Tränenfilm bei jedem kompletten Lidschlag durch Muskelkontraktion
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Meibomdrüsen sind dicht innerviert. Weiterhin wird eine Regulierung durch Androgene, Östrogene, Gestagene (Progesteron), Retinolsäure und bestimmte Wachstumsfaktoren beschrieben (Craig et al. 2017; Nichols et al. 2011). Sie produzieren polare und nichtpolare Lipide, welche in einem holokrinen Sekretionsprozess in das Gangsystem der jeweiligen Meibomdrüse abgegeben werden.
Definition und Pathophysiologie der Meibomdrüsendysfunktion
Die aktuelle Definition des Internationalen Workshops über die Meibomdrüsendysfunktion von 2011 lautet (Craig et al. 2017; Nichols et al. 2011):
„Eine Dysfunktion der Meibomdrüsen ist eine chronische, diffuse Störung der Meibomdrüsen, die charakterisiert ist durch eine Obstruktion des Ausführungsgangs und/oder durch qualitative oder quantitative Veränderungen der Drüsensekretion. Dies kann Störungen des Tränenfilms, Symptome einer okulären Reizung, eine klinisch sichtbare Entzündung und eine Erkrankung der Augenoberfläche zur Folge haben.“
Der Meibomdrüsen-Report stellt eine evidenzbasierte Ermittlung von Struktur und Funktion der Meibomdrüsen dar. Es erfolgte eine überarbeitete, zeitgemäße Definition und Klassifikation der Meibomdrüsendysfunktion sowie eine Empfehlung zu Diagnostik und Therapie der Meibomdrüsendysfunktion.
Die Meibomdrüsendysfunktion ist weltweit die häufigste Ursache für die Entstehung eines trockenen Auges. Sie wird zusammen mit der Blepharitis anterior als Unterform der symptomatischen Augenoberflächenerkrankung angesehen (Abb. 2) (Craig et al. 2017).
Abb. 2
Übersicht über die Einteilung der Augenoberflächenerkrankungen. MDD Meibomdrüsendysfunktion
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Für das Aufrechterhalten der Homöostase der Augenoberfläche und des Tränenfilmes ist die sog. Tränenfunktionseinheit verantwortlich, welche aus Hornhaut, Bindehaut, akzessorischen Tränendrüsen, der Haupttränendrüse, den Meibomdrüsen sowie der entsprechenden Innervation (N. trigeminus und parasympathische sekretorische Innervation) besteht. Hier spielen also auch die Meibomdrüsen eine wesentliche Rolle (Craig et al. 2017; Nichols et al. 2011).
Die Pathophysiologie der Meibomdrüsendysfunktion ist komplex und entsteht durch eine überschießende Verhornung des Gangepithels und eine erhöhte Viskosität des Meibums. Es entsteht eine Obstruktion des terminalen Ganges mit verdicktem, trübem, teilweise zahnpastaartigem Meibum und verhorntem Zellmaterial. Es folgt eine zystische Erweiterung des Gangsystems mit atrophischer Verkürzung der Meibomschen Drüsen. Daraus resultiert ein Untergang des Drüsengewebes mit verminderter Meibumsekretion auf die Augenoberfläche, verminderter Verfügbarkeit von Meibum auf dem Lidrand und im Tränenfilm. Dies führt wiederum zu einer Tränenfilminstabilität, einer erhöhten Verdunstung des Tränenfilmes und damit zu einem hyperevaporativen trockenen Auge.
Sind die Öffnungen der Meibomdrüsen maximal blockiert, können sich rezidivierende, sterile, granulomatös-entzündliche Läsionen (Chalazion) bilden.
Diagnostik und Therapie der Meibomdrüsendysfunktion
Die Diagnostik schließt Symptomfragebögen, d. h. die Objektivierung subjektiver Beschwerden im Verlauf, sowie klinische und apparative diagnostische Untersuchungen in die Evaluation und Therapieplanung mit ein (s. Kap. „Diagnostik des Trockenen Auges“) (Craig et al. 2017; Hynnekleiv et al. 2022; Jacobi et al. 2011b; Leitlinie Nr. 11 2015; Nichols et al. 2011; Yang et al. 2021). Bei der Diagnostik der Meibomdrüsendysfunktion sind v. a. Verfahren zur Beurteilung der Tränenfilmstabilität von entscheidender Bedeutung.
Die Therapie der Meibomdrüsendysfunktion orientiert sich an Symptomen des Patienten/der Patientin und okulären Befunden, insbesondere der Beschaffenheit des Meibumsekretes (beispielsweise zahnpastaartige Sekretion, trübes, hochvisköses Meibum) und der Anfärbbarkeit der Oberfläche des Auges. Lidrandveränderungen im Bereich des hinteren Lidblattes, z. B. Vaskularisierung, Hyperämie, Obstruktion der Ausführungsgänge der Meibomdrüsen (Plugging), rezidivierende Chalazionbildung, Schaumbildung im Lidkantenbereich, membranartige Abdeckungen der Meibomdrüsen (Pouting), Kollaretten im Zilienbereich, werden hierbei besondere Beachtung geschenkt.
Grundlage und von entscheidender Bedeutung in der Therapie aller Lipidphasenstörungen ist die Durchführung einer konsequenten Lidrandpflege, also die Applikation von Wärme, Massage und Reinigung der Lidränder. Dies ist essenziell, um die chronische Erkrankung der MDD dauerhaft suffizient zu behandeln und das Auftreten von rezidivierenden Chalazien zu verhindern. Zusätzlich sollten immer zunächst Risikofaktoren, wie reduzierter Lidschlag bei mehrstündiger täglicher PC-Arbeit oder Lidfehlstellungen bzw. ein inkompletter Lidschluss ausgeschlossen werden. Die Applikation von (lipidhaltigen) Tränenersatzmitteln ist ebenso zentraler Bestandteil der Therapie. Additiv sind in fortgeschrittenen Stadien der MDD auch systemische Tetrazyklinderivate oder weitere topische antiinflammatorische Substanzen indiziert (s. Kap. „Therapie des trockenen Auges“) (Alghamdi et al. 2017; Asbell et al. 2018; Baudouin et al. 2017a; Corrales et al. 2008; Craig et al. 2015, 2017; Cursiefen et al. 2006; Deinema et al. 2017; Finis et al. 2014; Gao et al. 2005; Hanisch et al. 2005; Hynnekleiv et al. 2022; Jacobi et al. 2011b, 2022; Kaercher et al. 2022; Keating 2015; Leitlinie Nr. 11 2015; Manzur Yarur et al. 2021; Messmer et al. 2021; Nichols et al. 2011; Pleyer et al. 2020; Schneider et al. 2020; Siddiredy et al. 2019; Stonecipher et al. 2019; van Zuuren 2017; Willcox et al. 2017; Yang et al. 2021).
Die Therapie der Meibomdrüsendysfunktion lässt sich in die leitliniengerechte Therapie basierend auf dem DEWS-II-Bericht von 2017 einordnen. Es wird hierbei ein 4-stufiges Schema zur Therapie des Trockenen Auges vorgeschlagen (s. Kap. „Therapie des Trockenen Auges“: Tab. 2, Abb. 3). Die Unterteilung der Patient:innen in die beiden Haupt-Subtypen Hyposekretion und Hyperevaporation wird nach wie vor empfohlen. Die Therapie der Meibomdrüsendysfunktion und Blepharitis posterior als pathophysiologische Ursache des hyperevaporativen trockenen Auges wird im Kap. „Therapie des Trockenen Auges“ausführlich beschrieben (Alghamdi et al. 2017; Asbell et al. 2018; Baudouin et al. 2017b; Craig et al. 2015, 2017; Deinema et al. 2017; Finis et al. 2014; Jacobi et al. 2022; Kaercher et al. 2022; Keating 2015; Manzur Yarur et al. 2021; Messmer et al. 2021; Nichols et al. 2011; Pleyer et al. 2020; Schneider et al. 2020; Siddiredy et al. 2019; Stonecipher et al. 2019; Willcox et al. 2017).
Tab. 2
Behandlungsalgorithmus der Meibomdrüsendysfunktion
• topische antiinflammatorische Therapie des Trockenen Auges, falls indiziert
• moderat verändertes Meibum
• moderate Anfärbbarkeit
4
Ausgeprägte Symptome
• wie Stadium 3 plus
• wie Stadium 3 plus
• antiinflammatorische Therapie des Trockenen Auges
• deutliche Einschränkung der Lebensqualität
• Lidrandveränderungen: Drop-out, Displacement der Meibomöffnungen
• stark verändertes Meibum
• ausgeprägte Anfärbbarkeit der Augenoberfläche, auch zentral
Abb. 3
Komplexer Mechanismus der Pathophysiologie der Meibomdrüsendysfunktion. (Craig et al. 2017; Leitlinie Nr. 11 2015; Nichols et al. 2011)
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