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Die Augenheilkunde
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Publiziert am: 03.07.2024

Fluorescein- und Indocyaningrünangiografie

Verfasst von: Matthias Gutfleisch
Die Fluorescein- und Indocyaningrünangiografie (FAG und ICGA) sind wichtige Bildgebungsmodalitäten in der Diagnostik von Netzhaut- und Aderhauterkrankungen. Sie ermöglichen detaillierte Einblicke in die Schrankenstörungen und dynamischen Prozesse der retinalen und choroidalen Perfusion. Die Interpretation des angiografischen Befundes beruht auf der Beurteilung von Hypo- und Hyperfluoreszenzen, die durch verschiedene Pathologien verursacht werden. Moderne bildgebende Verfahren, wie Scanning-Laser-Ophthalmoskopie, ermöglichen heute auch die Diagnostik unter erschwerten Untersuchungsbedingungen. Weitwinkel- und Ultraweitwinkel-Angiografien sind zunehmend wichtige Möglichkeiten zur Darstellung der retinalen und choroidalen Gefäße in der Netzhautperipherie. Die ICGA ist zwar weniger verbreitet als die FAG, aber für die Beurteilung der Aderhaut von großer Bedeutung.

Einführung

Die Fluoreszenzangiografie wird als Fluoresceinangiografie (FAG) mit dem Farbstoff Fluorescein und als Indocyaningrünangiografie (ICGA) mit dem Farbstoff Indocyaningrün durchgeführt. Beide Untersuchungen galten jahrzehntelang als Goldstandard und sind auch heute noch ein fester Bestandteil in der Diagnostik vieler Netzhaut- und Aderhauterkrankungen. Die nicht-invasive, spektral-domain optische Kohärenztomografie (SD-OCT) ist ein schnelles und unkompliziertes Untersuchungsverfahren, das z. B. in der Diagnostik und Therapiesteuerung im Rahmen intravitrealer Medikamentenapplikation breite Anwendung findet und zudem an ärztliches Hilfspersonal delegiert werden kann. Darüber hinaus hat sich mit der Einführung der OCT-Angiografie (OCTA) eine weitere Bildgebungsmodalität etabliert, die ohne intravenöse Farbstoffgabe auskommt und wie die Fluoreszenzangiografie eine Darstellung der choroidalen und retinalen Gefäße ermöglicht. Obwohl die Anwendung der OCTA derzeit bei vielen Geräten auf den hinteren Pol beschränkt und die Anwendung im Bereich der peripheren Netzhaut derzeit noch eingeschränkt ist, sind mittlerweile auch Geräte verfügbar, die Aufnahmen der Peripherie ermöglichen (Abb. 1). Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung der OCTA für Patienten mit Netzhaut- und Aderhauterkrankungen in Zukunft weiter zunehmen und die Fluoreszenzangiografie weiter in den Hintergrund drängen wird. Im Gegensatz zur Gefäßdarstellung von OCT und OCTA erlaubt die Fluoreszenzangiografie jedoch die direkte Darstellung der retinalen und choroidalen Gefäße. Störungen der inneren und äußeren Blut-Retina-Schranke und der dynamische Aspekt der retinalen und chorioidalen Perfusion sind die Domäne der Fluoreszenzangiografie und verbessern bis heute das Verständnis retinaler und chorioidaler Erkrankungen.
Die Möglichkeit der einfachen Durchführung von Weitwinkel- und Ultra-Weitwinkel-Angiografien hat zusätzlich das Interesse an der Fluoreszenzangiografie belebt, da sie Einblicke in periphere Pathologien erlaubt, die mit keiner anderen Bildgebungsmodalität möglich sind. Ζudem ist die Fluoreszenzangiografie deutlich weniger von einer guten Fixation abhängig als OCT-basierte Verfahren.
Insgesamt sind die FAG und ICGA nach wie vor unverzichtbar für die Diagnostik retinaler und choroidaler Pathologien. Es ist davon auszugehen, dass sie auch in Zukunft eine wichtige und nicht nur ergänzende Untersuchungsmethode für Patienten mit Netzhaut- und Aderhauterkrankungen bleiben werden.

Grundlagen der Fluoreszenzangiografie

Ziel der Fluoreszenzangiografie ist die Beobachtung und Dokumentation der Passage eines Farbstoffes durch die retinalen und chorioidalen Gefäße. Da die Sichtbarkeit von Vitalfarbstoffen in den retinalen und chorioidalen Gefäßen und Geweben zu gering ist, um deren Verhalten beobachten und dokumentieren zu können, werden Farbstoffe verwendet, die zur Fluoreszenz angeregt werden können. Der am häufigsten verwendete Farbstoff ist Natriumfluorescein, die entsprechende Untersuchung wird als Fluoresceinangiografie bezeichnet. Für die Darstellung der Chorioidea wird am häufigsten ICG im Rahmen einer ICGA verwendet.

Fluoreszenz

Einige chemische Substanzen, wie Fluorescein und ICG, können durch Exzitationslicht angeregt werden, was bedeutet, dass sie die aufgenommene Energie in veränderter Form wieder abgeben. Es wird Strahlungsenergie aufgenommen (Absorption) und wieder abgegeben (Emission), solange die Strahlungsenergie zugeführt wird. Bei einigen chemischen Stoffen, so wie bei Fluorescein und ICG, findet dieser Vorgang nur dann statt, wenn das Exzitationslicht in einem bestimmten Wellenlängenbereich liegt, d. h. sie muss also in einem bestimmten Absorptionsspektrum liegen. Die Energie der emittierten Strahlung ist geringer und muss daher eine größere Wellenlänge haben als die der absorbierten Strahlung. Da sich die emittierte Strahlung von der absorbierten Strahlung unterscheidet, ist es möglich, nur das vom Gewebe absorbierte Licht zur Bilderzeugung zu verwenden. Das vom Gerät emittierte Exitationslicht geht nicht in die Bildaufnahme ein, da es keine Bildinformation des Gewebes enthält. Daher ist auf den Aufnahmen nur die Fluoreszenz der fluoreszierenden Farbstoffe sichtbar.

Fluorescein

Natriumfluorescein ist als wasserlösliches, kristallines Material zur intravenösen Injektion erhältlich (Fluorescein Alcon® 10 % Injektionslösung, Alcon Deutschland GmbH). Das Absorptionsspektrum liegt zwischen 465 und 490 nm, während das Emissionsspektrum zwischen 520 und 530 nm. Das Molekulargewicht von Natriumfluorescein liegt mit 376,27 kD deutlich unter dem von ICG. Natriumfluorescein ist ein iodfreier Farbstoff, der bei der FAG verwendet wird und im Blut zu etwa 80 % an Plasmaproteine, hauptsächlich Albumin, gebunden ist. Durch diese Bindung wird die Fluoreszenz stark vermindert, zusätzlich wird die Intensität der emittierten Energie durch Hämoglobin um ca. 50 % reduziert. Dennoch wird bei den üblichen Dosierungen eine ausreichende Fluoreszenz erreicht. Ungebundenes Natriumfluorescein kann die meisten Blutgefäße verlassen, was zu einer raschen Gelbfärbung der Haut nach einer FAG führt. Fluorescein wird innerhalb von 24 h über die Nieren ausgeschieden.

Indocyaningrün (ICG)

ICG ist als steriles, wasserlösliches, gefriergetrocknetes grünes Pulver in einer Durchstechflasche zur intravenösen Injektion erhältlich (Verdye®, Diagnostic Green Ltd. Athlone, Westmeath). Ein wesentliches Merkmal von ICG ist die Emission von fluoreszierendem Licht (780 bis 810 nm) mit einem Absorptionsmaximum im nahinfraroten Spektrum bei 805 nm. Es wird durch eine Katarakt, durch das makuläre Pigment oder dem Melanin des retinalen Pigmentepithels (RPE) und der Choroidea deutlich weniger verändert als Fluorescein, was zu einer besseren Darstellung der Choroidea führt. Bei pathologischen Veränderungen, wie retinalen, präretinalen Blutungen oder Exsudationen, ist die Transmission ebenfalls besser als bei Fluorescein, sodass bei Vorliegen einer Blutung deren Ursache eher gesehen werden kann (Townsend-Pico et al. 2000). Die Emission von ICG beträgt nur 4 % jener von Fluorescein, was die Bedeutung der Lichtempfindlichkeit von Scanning-Laser-Ophthalmoskopen unterstreicht.

Grundlagen der FAG

So wie das Gefäßendothel der Netzhaut eine Barriere für die Diffusion des Farbstoffs in die Netzhaut darstellt (innere Blut-Retina-Schranke), stellt das RPE eine Barriere für die Diffusion des Farbstoffs von der Aderhaut in die Netzhaut dar (äußere Blut-Retina-Schranke). Aufgrund dieser inneren Blut-Retina-Schranke tritt Fluorescein normalerweise nicht aus den retinalen Gefäßen aus. Fluorescein extravasiert zwar nicht aus den großen Aderhautgefäßen, aber sehr schnell aus der Choriokapillaris, gelangt dann aber nicht durch das RPE in die Netzhaut.
Eine FAG wird in Deutschland vor allem bei venösen Gefäßverschlüssen, neovaskulärer altersabhängiger Makuladegeneration (nAMD), diabetischer Retinopathie (DRP), Uveitis, central-seröser Chorioretinopathie (CCS), arteriellen Gefäßverschlüssen und verschiedenen anderen vorwiegend vaskulären Prozessen durchgeführt (Kleefeldt et al. 2023).

Komplikationen von Fluorescein

Im Allgemeinen wird Fluorescein gut vertragen. Eine Metaanalyse von 78 publizierten Artikeln über Komplikationen nach intravenöser FAG gibt einen breiten Überblick über die aufgetretenen Komplikationen (Kornblau und El-Annan 2019). Yannuzzi et al. publizierten die bisher umfassendste Erhebung unerwünschter Wirkungen nach Fluoresceingabe. Sie klassifizierten diese in leichte, mittelschwere und schwere Komplikationen (Yannuzzi et al. 1986).

Leichte Komplikationen

Leichte Komplikationen sind temporäre Beschwerden, die keiner therapeutischen Intervention bedürfen und folgenlos abklingen. Sie werden für die Fluoresceingabe mit einer Prävalenz von ca. 5–10 % angegeben. Am häufigsten tritt eine Übelkeit auf, die sich i. d. R. nach wenigen Sekunden bessert und rasch vollständig abklingt. Erbrechen tritt bei etwa 1,3 % der Patienten auf. Niesen und Juckreiz sind weitere häufige Nebenwirkungen. Die Extravasation von Fluorescein im Bereich der Venenverweilkanüle ist durch eine Gelbfärbung des umliegenden Gewebes sichtbar und kann mit Schmerzen einhergehen.

Mittelschwere Kompilationen

Mittelschwere Komplikationen auf Fluorescein sind ist i. d. R. therapiebedürftig, aber ebenfalls vorübergehend. Hautreaktionen, Synkopen, Thrombophlebitis, Atembeschwerden und Urtikaria treten mit einer Inzidenz von unter 1 % auf (Kwan et al. 2006).

Schwere Komplikationen

Schwere Komplikationen können die Gesundheit des Patienten nachhaltig gefährden und erfordern eine intensive medizinische Betreuung. Mastzell-assoziierte Reaktionen, wie Larynxödem, Bronchospasmus und Anaphylaxie, sind schwere Komplikationen der Fluoresceingabe, die eine sofortige Durchführung von Notfallmaßnahmen unter Einbeziehung von Notfallmedizinern erfordern. Das Risiko eines anaphylaktischen Schocks beträgt etwa 1:2000, die Zahl der Todesfälle nach Fluoresceingabe wird auf 1:220.000 geschätzt (Yannuzzi et al. 1986).

Kontraindikationen von Fluorescein

Unverträglichkeit von Fluorescein

Eine FAG sollte nicht durchgeführt werden, wenn eine Unverträglichkeit gegenüber Fluorescein besteht oder eine vorangegangene Fluoresceininjektion schlecht vertragen wurde.

Niereninsuffizienz

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Patienten mit einer Niereninsuffizienz ein erhöhtes Risiko für eine Nephropathie nach FAG haben. Diese Vermutung beruht vor allem auf der Beobachtung von Nebenwirkungen durch Kontrastmittel, die bei Herzkatheteruntersuchungen, MRT- oder Computertomografien eingesetzt werden und zu einer kontrastmittelinduzierten Nephropathie (CIN, „contrast medium-induced nephropathy“) führen können. Die CIN ist eine Form der Nierenschädigung, die – normalerweise innerhalb von 72 h nach Injektion des Kontrastmittels – durch einen akuten Anstieg des Serumkreatinins gekennzeichnet ist. Eine CIN tritt bei 5–33 % der Patienten nach einer Herzkatheteruntersuchung und bei 4–12 % der Patienten nach einer CT-Untersuchung mit Kontrastmittel auf. Retrospektive Daten zeigen, dass bei etwa 1 % der Patienten mit normaler Nierenfunktion nach einer FAG ein erhöhtes Serumkreatinin auftritt, das sich jedoch ohne Behandlung innerhalb von 10 Tagen normalisiert und nicht mit einer klinischen Verschlechterung der Nierenfunktion einhergeht. Die Prävalenz scheint im Vergleich zu den o. g. nicht-ophthalmologischen Studien deutlich niedriger zu sein, vermutlich aufgrund der niedrigen Dosis (Lee et al. 2017). Andere Autoren zeigen, dass selbst bei Patienten mit einem Diabetes mellitus und chronischer Niereninsuffizienz keine zusätzliche Beeinträchtigung der Nierenfunktion durch die FAG auftritt (Kameda et al. 2009). Bei dialysepflichtigen Patienten kann i. d. R. nach Rücksprache mit dem Dialysearzt eine Angiografie durchgeführt werden. Zusammenfassend ist jedoch festzustellen, dass derzeit keine prospektiven Studien mit hoher Evidenz vorliegen, um diese Frage sicher beantworten zu können.

Schwangerschaft

Obwohl keine fetalen Komplikationen nach Fluoresceingabe beim Menschen bekannt sind, führen die meisten Ärzte eine FAG insbesondere im ersten Trimenon nur bei zwingender Notwendigkeit durch. In der Fachinformation von Fluorescein-Alcon®-10 %-Injektionslösung ist eine strenge Indikationsstellung bei Vorliegen einer Schwangerschaft angegeben (Alcon 2022). Tierexperimentelle Studien haben keine Hinweise auf embryotoxische oder teratogene Wirkungen ergeben. Für die Anwendung am Menschen liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor.

Stillzeit

Stillende müssen darüber informiert werden, dass Fluorescein in die Muttermilch übergeht. Die Halbwertszeit von Fluorescein in der Muttermilch beträgt etwa 62 h (Maquire und Bennett 1988). In der Fachinformation von Fluorescein-Alcon®-10 %-Injektionslösung wird eine Stillpause von 7 Tagen empfohlen (Alcon 2022).

Durchführung der FAG

Die FAG wird mit bis zu 500 mg Natriumfluorescein (5 ml einer 10 %igen Natriumfluoresceinlösung) durchgeführt. Bei Niereninsuffizienz kann die Dosis gemäß Fachinformation auf 2,5 ml weiter reduziert werden (Alcon 2022). Die in der Literatur angegebene Menge von 5 ml Natriumfluorescein ist jedoch bei der heutigen Sensitivität der Geräte nicht mehr unbedingt erforderlich, um qualitativ gute Aufnahmen zu erhalten. So reichen 2,5 ml oder sogar 1,25 ml einer 10 %igen Natriumfluoresceinlösung aus, um aussagekräftige Bilder anzufertigen. Die Injektion des Farbstoffs sollte zügig und ohne Unterbrechung erfolgen. Bei Patienten, die zu Übelkeit und Erbrechen neigen, kann eine langsamere Verabreichung des Fluoresceins helfen, diese Symptome abzumildern, allerdings kann dadurch der Kontrast in den frühen Phasen abnehmen.

Phasen der FAG

Obwohl die FAG seit Jahrzehnten durchgeführt wird, ist die Nomenklatur der einzelnen Phasen einer FAG nicht einheitlich. Im Allgemeinen wird die FAG jedoch in drei Phasen unterteilt. In der arteriellen Phase (1), die nur wenige Sekunden dauert, erfolgt der Einstrom in die Aderhaut und Netzhaut. Es folgt die arteriovenöse Phase (2), in der sich die Kapillaren und venösen Gefäße füllen, und die Spätphase (3), in der die Fluoreszenz der Aderhaut und Netzhaut abklingt. Bei schneller Farbstoffinjektion tritt der Farbstoffbolus in das retinale und choroidale Gefäßsystem ein und verlässt ihn wieder, um einige Sekunden später erneut zu zirkulieren.

Arm-Retina-Zeit

Die Zeit von der Injektion des Farbstoffs in die Armvene bis zum Einstrom in die Zentralarterie wird als Arm-Retina-Zeit bezeichnet. Die Arm-Retina-Zeit beträgt 10 bis 20 s. Sie hängt von vielen Faktoren ab, z. B. der Größe der Armvene, der Injektionsgeschwindigkeit, dem Alter des Patienten und der systemischen Durchblutung. Eine verlängerte Arm-Retina-Zeit liegt spätestens nach 30 s vor und kann ein Hinweis auf eine Durchblutungsstörung, z. B. der Halsschlagader, sein.

Arterielle Phase der FAG

Die arterielle Phase (Abb. 2 und 3) ist mit einer Dauer von ca. 1–5 s sehr kurz.
Zuerst füllen sich die choroidalen Gefäße, während der Farbstoff die retinalen Gefäße noch nicht erreicht hat. Aufgrund der zahlreichen Verzweigungen der hinteren Ziliararterien ist die choroidale Füllung segmental, manchmal kann ein lobuläres Füllungsmuster beobachtet werden. Hinzu kommt eine variable Blockierung der Aderhautfluoreszenz durch Unregelmäßigkeiten des RPE. Gleichzeitig wird ein eventuell vorhandenes zilioretinales Gefäß sichtbar. Auch die Kapillaren der Papille färben sich gleichzeitig mit der Aderhaut an.
Danach kommt es zu einer raschen Anfärbung der arteriellen Gefäße der Retina, wobei sich die zentralen Gefäße vor den peripheren Gefäßen füllen.

Arteriovenöse Phase der FAG

Der Farbstoff verteilt sich über die präkapillären Arteriolen und die Kapillare in die postkapillären Venolen. In der arteriovenösen Phase ist der Farbstoff dann sowohl in den Netzhautarterien als auch in den Netzhautvenen sichtbar.
Die arteriovenöse Phase wird häufig noch in eine frühe, eine mittlere und in eine späte arteriovenöse Phase unterteilt.
Charakteristisch für die frühe arteriovenöse Phase (Abb. 4) ist das Auftreten eines laminaren Rückstroms in den papillennahen Venen, der gut in den großen retinalen Venen zu beobachten ist.
Da die Choriokapillaris im Gegensatz zu den retinalen Gefäßen aufgrund der Fenestrierung des Endothels für Fluorescein durchlässig ist, kommt es zu einem raschen Austritt von Fluorescein in die extravaskulären Räume der Aderhaut, damit zu einer diffusen Anfärbung der Aderhaut, der Bruchmembran und der Sklera und zu einer diffusen Hintergrundfluoreszenz
Die mittlere arteriovenöse Phase (Abb. 5) beginnt, wenn das Fluorescein aus den peripheren Netzhautbereichen hinzukommt und die laminare Randströmung nicht mehr sichtbar ist. Die Zeit vom ersten Erscheinen des Farbstoffs in den retinalen Arterien bis zur vollständigen Füllung der retinalen Venen beträgt etwa. 8 bis 12 s. Der Farbstoff ist nun homogen in Arterien und Venen verteilt ist. Die Aderhaut ist in der mittleren arteriovenösen Phase ebenfalls homogen gefüllt. Aufgrund dieser Hintergrundfluoreszenz sind Details der choroidalen Durchblutung nicht mehr erkennbar.
Die systemische Rezirkulation des Farbstoffs mit dem Blutkreislauf beginnt nach ca. 30 s. Bereits bei der ersten Nierenpassage wird der größte Teil des Fluoresceins aus dem Blut entfernt.
Dies führt in der späten arteriovenösen Phase (Abb. 6) zu einer Abnahme der Fluoreszenz der retinalen Arterien und Venen. Die ersten choroidalen Gefäße beginnen sich dunkel von der Hintergrundfluoreszenz abzuheben.

Spätphase der FAG

In der Spätphase (Abb. 7 und 8) nimmt die Fluoreszenz der retinalen Venen und Arterien allmählich ab. Die großen Aderhautgefäße, die von extravasalem Farbstoff umgeben sind, zeigen in der Spätphase eine relative Hypofluoreszenz, die auf die hohe Menge an Fluorescein im extravasalen Raum und in der inneren Sklera zurückzuführen ist. Dies ist besonders bei schwach pigmentiertem Fundus zu beobachten. Wenn der Farbstoff in die Körpergewebe diffundiert und rasch über die Nieren ausgeschieden wird, nimmt die intravaskuläre Fluoresceinkonzentration weiter ab und der Farbstoff beginnt aus dem extravasalen Raum zurück in die Aderhautgefäße zu diffundieren. Nach 30 min ist fast das gesamte Fluorescein aus der retinalen und choroidalen Perfusion eliminiert.

Makula

Die Makula weist einige charakteristische Merkmale auf. Die chorioidale Hintergrundfluoreszenz wird durch das Vorhandensein von makulärem/lutealem Pigment stark maskiert, das RPE enthält hier mehr Melanin als die peripheren RPE-Zellen und es sind im Bereich der fovealen avaskulären Zone (FAZ) keine retinalen Gefäße vorhanden. Ihr Durchmesser beträgt 400 bis 500 μm (1/3 des Papillendurchmessers). Durch den dunklen Hintergrund werden Details der retinalen Durchblutung besser sichtbar. Auch die perifoveoläre Gefäßarkade ist durch die Blockierung der Hintergrundfluoreszenz sehr gut darstellbar, insbesondere in der venösen Phase.

Grundlagen der ICGA

Die im Vergleich zur FAG geringe Verbreitung der ICGA, insbesondere in kleineren, augenärztlichen Einrichtungen, ist u. a. auf die Notwendigkeit einer Hardwareerweiterung zurückzuführen, die mit entsprechenden Kosten verbunden ist. Darüber hinaus haben in Deutschland im vertragsärztlichen Bereich Abrechnungsprobleme die Verbreitung zusätzlich gehemmt. Durch die verbesserte Darstellung der äußeren Netzhautschichten und der Aderhaut mittels Swept-Source-OCTA und „Enhanced-Depth-Imaging“ (EDI)-OCT sind in jüngster Zeit pachychoroidale Erkrankungen stärker in den Fokus gerückt. Dadurch hat die ICGA in den letzten Jahren wieder deutlich mehr an Bedeutung gewonnen.
Die ICGA erlaubt eine bessere Beurteilung der Aderhaut und der Dynamik der Aderhautdurchblutung als die FAG, da die Fluoreszenz von ICG weniger durch die darüber liegende Netzhaut gestört wird. ICG hat ein hohes Molekulargewicht (775 kD) (Diagnostic Green 2022), das deutlich über dem von Fluorescein liegt, was z. T. die langsame und verzögerte Leckage erklärt. Ein weiterer Grund ist, dass ICG zu mehr als 98 % an Plasmaproteine, insbesondere Albumin, gebunden wird. Aufgrund der Größe der ICG-Moleküle und der stärkeren Bindung an Plasmaproteine tritt es langsamer und in geringeren Mengen als Fluorescein aus den chorioidalen Gefäßen aus. ICG wird mit einer Halbwertszeit von wenigen Minuten sehr schnell und ausschließlich über die Leber aus dem Kreislauf eliminiert, sodass in der Rezirkulationsphase von ICG nur wenige nachweisbare Merkmale in der ICGA zu finden sind. Die Anwendung der ICGA ist in der klinischen Routine außerhalb der klinischen Forschung auf bestimmte Krankheitsbilder begrenzt, liefert dann aber wertvolle Informationen. Am häufigsten wird die ICGA zur Beurteilung der Uveitis, der Gruppe der pachychoroidalen Erkrankungen (wie CCS), zur Differenzierung von nAMD-Subtypen (Abb. 13), White-Dot-Syndromen (wie z. B. dem Multiple-Evanescent-White-Dot-Syndrome [MEWDS] [Agarwal et al. 2017] oder der Punctate Inner Choroidopathy (PIC) [Ramtohul et al. 2023]) eingesetzt (Kleefeldt et al. 2023). Die diagnostische Bedeutung der ICGA geht bei der polypoidalen choroidalen Vaskulopathie (PCV) so weit, dass Deep-Learning-basierte OCTA-Modelle auf Datensätzen trainiert werden, bei denen die PCV auf Basis der ICGA diagnostiziert wurde (Wongchaisuwat et al. 2022). Darüber hinaus erlaubt die ICGA eine genauere Differenzierung des Subtyps der Vaskularisation einer Pigmentepithelabhebung. Die ICGA ermöglicht auch eine detaillierte dynamische Visualisierung von choroidalen Hämangiomen. Hier erweist sich die Fähigkeit von Scanning-Laser-Ophthalmoskopen, hochfrequente Bilder oder Filme zu erzeugen, als wertvoll, da entscheidende diagnostische Kriterien von Aderhauthämangiomen bereits in der Frühphase der ICGA erkennbar sind (Callaway und Mruthyunjaya 2019). Bei vielen dieser und anderer Krankheitsentitäten können die FAG und ICG zumindest derzeit nicht durch andere Bildgebungsmodalitäten, wie die SD-OCT oder OCTA, ersetzt werden (Invernizzi et al. 2023).

Komplikationen von Indocyaningrün

Leichte Komplikationen

ICG ist im Allgemeinen besser verträglich als Fluorescein und wird eher mit Urtikaria, systemischer Hypotonie und vasovagalen Reaktionen wie Synkopen in Verbindung gebracht. Übelkeit und Erbrechen sind im Gegensatz zu Fluorescein selten. ICG, das im Bereich der Verweilkanüle extravasiert, ist nicht mit einer signifikanten Entzündungsreaktion assoziiert. Die Häufigkeit leichter Komplikationen wird mit 0,15 % angegeben (Yannuzzi et al. 1986).

Mittelschwere Komplikationen

Insbesondere Hautreaktionen, arterielle Hypotonie und vasovagale Reaktionen mit Synkopen treten mit einer Inzidenz von unter 0,2 % auf (Hope-Ross et al. 1994).

Schwere Komplikationen

Es gibt Einzelberichte über anaphylaktische Reaktionen (Wolf et al. 1992; Olsen et al. 1996). Generell scheint die Inzidenz anaphylaktischer Reaktionen bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz erhöht zu sein (Diagnostic Green 2022).

Kontraindikationen

Unverträglichkeit von ICG

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Indocyaningrün oder wenn eine frühere ICG-Injektion schlecht vertragen wurde, sollte keine ICGA durchgeführt werden.

ICG und Schilddrüse

Laut Fachinformation darf ICG bei Patienten mit manifester Hyperthyreose, bei autonomen Schilddrüsenadenomen und bei Autonomie der Schilddrüse nicht angewendet werden (Diagnostic Green 2022). In der Literatur sind jedoch keine Unverträglichkeiten nach ICGA mit schwerwiegender Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion beschrieben (Hope-Ross et al. 1994; Benya et al. 1989; Hudzik und Zubelewicz-Szkodzińska 2014; Obana et al. 1994). Hohe Iodidkonzentrationen können insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Schilddrüsenerkrankungen zu klinisch relevanten Schilddrüsenfunktionsstörungen führen (Hudzik und Zubelewicz-Szkodzińska 2014). Bei der Gabe von 5 ml ICG-Lösung werden dem Körper jedoch nur 0,92 mg Iod pro ICGA zugeführt. Dies ist im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden, wie der Koronarangiografie (ca. 30 g) oder Computertomografie (ca. 35 g), sehr wenig (Hudzik und Zubelewicz-Szkodzińska 2014). Letztendlich gibt es derzeit auch hier keine prospektiven Studien mit hohem Evidenzgrad, um diese Frage sicher beantworten zu können.
Der Iodidgehalt von Verdye® kann Schilddrüsenfunktionstests beeinflussen, die vor oder nach der Anwendung von Verdye® durchgeführt werden (Diagnostic Green 2022). Daher sollten Untersuchungen zur Aufnahme von radioaktiv markiertem Iod frühestens 1 Woche nach der Anwendung von Verdye® durchgeführt werden (Diagnostic Green 2022).
Anstelle von iodhaltigem ICG kann prinzipiell auch iodfreies ICG verwendet werden (Infracyanine® 25 mg, SERB Pharmaceuticals). Eine EU-weite Zulassung liegt derzeit nicht vor, eine länderspezifische Zulassung kann jedoch erteilt werden. In Frankreich ist Infracyanine® seit 2003 für die angiografische Untersuchung der Aderhautgefäße zugelassen und kann dort on-label eingesetzt werden (Haute Autorité de Santé 2007). Somit kann Infracyanine® gemäß § 73 Abs. 3 Arzneimittelgesetz patientenindividuell importiert werden. Wenn es genau nach den Angaben der in Frankreich genehmigten Fachinformation angewendet wird, geschieht dies im Rahmen der Zulassung und ist vermutlich nicht als Off-Label-Use anzusehen. Zur Sicherheit sollte ggf. eine Zustimmung zum Off-Label-Use eingeholt werden.

ICG und Iodallergie

Häufig wird im Zusammenhang mit einer ICGA von einer Iodallergie gesprochen. Auch in der Fachinformation wird eine Iodallergie als Kontraindikation genannt (Diagnostic Green 2022). Eine echte Iodallergie ist jedoch ein medizinischer Mythos (Krohne 2016). Iod ist ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Körpers. Es kann aus immunologischer Sicht keine allergischen Reaktionen hervorrufen (Schabelman und Witting 2010). Dennoch sind allergische und nicht-allergische Reaktionen auf iodhaltige Substanzen in der Medizin gut bekannt. Die immunologische Reaktion richtet sich dabei jedoch gegen die Trägersubstanz und nicht gegen das Iod selbst. Das bei der ICGA verwendete ICG enthält eine geringe Menge (5 %) an Iod in Form von Natriumiodid als Hilfsstoff, um die Löslichkeit von ICG zu erhöhen. Die allergische Reaktion richtet sich daher gegen das ICG, sodass fälschlicherweise befürchtete Kreuzreaktionen mit Povidon-Iod, iodierten Röntgenkontrastmitteln oder anderen iodhaltigen Produkten (wie Fisch und Meeresfrüchten) nicht zu befürchten sind (Krohne 2016). Eine allgemein erhöhte Allergieneigung sollte jedoch erfragt und berücksichtigt werden.

Fortgeschrittene Leberinsuffizienz

Bei fortgeschrittener Leberinsuffizienz ist eine ICGA kontraindiziert, da ICG über die Leber ausgeschieden wird.

Schwangerschaft

ICG sollte bei Schwangeren nur nach sorgfältiger Indikationsstellung gegeben werden (Diagnostic Green 2022). In einer Umfrage hatten 83 % von 520 befragten Augenärzten mit dem Schwerpunkt hinterer Augenabschnitt mindestens eine Schwangere gesehen, die eine ICGA oder eine FAG benötigte. 89 % verzichteten auf eine FAG und 24 % lehnten eine ICGA ab, meist aus Angst vor Teratogenität oder juristischen Auseinandersetzungen (Fineman 2001). Eine kürzlich veröffentlichte systematische Literaturübersicht kam zu dem Schluss, dass ICG nicht in der Lage ist, die Plazentaschranke zu überwinden (Wang et al. 2022). Die Studien wiesen jedoch kleine Stichprobengrößen auf, sodass keine sichere Aussage getroffen werden kann.

Stillzeit

Daten einer Stillenden zeigen, dass eine niedrige subkutane Dosis von Indocyaningrün in der Muttermilch nicht nachweisbar ist (Sakai et al. 2021). Es liegen keine Daten über die Verabreichung höherer intravenöser Dosen vor. In der Drugs and Lactation Database (LactMed®) (National Institute of Child Health and Human Development [NICHD] 2023) sowie in der Fachinformation von Verdye® (Diagnostic Green 2022) wird darauf hingewiesen, dass Indocyaningrün während der Stillzeit mit Vorsicht angewendet werden sollte, insbesondere wenn ein Neu- oder Frühgeborenes gestillt wird.

Durchführung der ICGA

Für die Durchführung der ICGA gibt es kein standardisiertes Protokoll. Nach Rekonstitution von 25 mg ICG in 5 ml sterilem Wasser für Injektionszwecke enthält 1 ml gebrauchsfertige Injektionslösung 5 mg Indocyaningrün (Diagnostic Green 2022).
Es ist die gängige Praxis, unabhängig vom Körpergewicht bis zu 25 mg ICG in 5 ml sterilem Wasser als Bolusinjektion zu verabreichen. Laut der Fachinformation von Verdye® (Diagnostic Green 2022) soll die Dosierung gewichtsadaptiert erfolgen (0,1–0,3 mg/kg Körpergewicht). Somit ist die übliche Dosis von 25 mg völlig ausreichend. Eine Dosiserhöhung ist z. B. bei Patienten mit starker Pigmentierung des Augenhintergrundes oder bei der Durchführung einer Ultraweitwinkel-ICGA zu erwägen. Die Tageshöchstdosis sollte bei Erwachsenen und Jugendlichen unter < 5 mg/kg Körpergewicht und bei Kindern zwischen 2 und 11 Jahren unter 2,5 mg/kg Körpergewicht liegen.

Phasen der ICGA

Wie bei der FAG werden auch bei der ICGA verschiedene Phasen unterschieden, wobei es ebenfalls keine einheitliche Einteilung gibt.

Anflutungsphase

Nach 12–15 s erreicht der ICG-Bolus über die kurzen hinteren Ziliargefäße den Aderhautkreislauf.

Arterielle Phase der ICGA

In der arteriellen Phase (Abb. 2) erfolgt die Anflutung des Farbstoffs, sodass die choroidalen Arterien von posterior nach anterior radiär dargestellt werden. Es werden die verschiedenen choroidalen Arterien, beginnend mit der Hallerschen Schicht, dann die Sattlersche Schicht und schließlich die Choriokapillaris dargestellt, die jedoch aufgrund der hohen Anflutungsgeschwindigkeit des Farbstoffes und der Dauer von 1 bis 2 s bis zur vollständigen Füllung der arteriellen Aderhautgefäße nur sehr schwer voneinander zu differenzieren sind. Am ehesten gelingt dies mithilfe der Videofunktionalität, sofern diese zur Verfügung steht. Gleichzeitig füllt sich eine eventuell vorhandene chorioretinale Arterie. Die retinalen Arterien sind noch nicht mit ICG gefüllt.

Arteriovenöse Phase der ICGA

Die arteriovenöse Phase dauert etwa 20 s bis 3 min. Sie kann in eine frühe, mittlere und späte arteriovenöse Phase unterteilt werden.
In der sehr kurzen frühen arteriovenösen Phase (Abb. 3) breitet sich die Fluoreszenz weiter radiär in den Aderhautarterien aus und die retinalen Arterien beginnen sich mit ICG zu füllen.
In der sehr kurzen mittleren arteriovenösen Phase (Abb. 4) gelangt ICG in die Aderhautvenolen.
In der späten arteriovenösen Phase (Abb. 5) füllen sich die ableitenden, choroidalen Venen mit ICG und unterscheiden sich – wie die retinalen Venen – durch ihren etwas größeren Durchmesser von den choroidalen Arterien.
In den retinalen Venen ist bis zur vollständigen Fluoreszenz ein laminarer Rückfluss zu beobachten. Da die ICG-Fluoreszenz durch das RPE nur in geringem Maße durch das RPE blockiert wird, heben sich die retinalen Gefäße nicht so gut vom Hintergrund ab wie bei der FAG. Die retinalen Arterien und Venen sind gut sichtbar, aber das retinale Kapillarnetz ist kaum zu erkennen (Abb. 5).

Mittlere Phase der ICGA

In der mittleren Phase (Abb. 6 und 7) sind die chorioidalen Arterien und choroidalen Venen isofluoreszent gefüllt. Die großen Aderhautvenen drainieren in Richtung der Vortexvenen, die deutlich sichtbar sind. Am Ende der mittleren Phase nimmt die Fluoreszenz wieder ab.

Spätphase der ICGA

In der Spätphase (Abb. 8), 10–15 min nach der Injektion, nimmt die Hintergrundfluoreszenz durch extravasiertes ICG zunächst weiter zu. In den choroidalen und retinalen Gefäßen ist noch eine Fluoreszenz erkennbar.
Nach 20 min sind die nun dunklen chorioidalen Gefäße auf der wieder abnehmenden Hintergrundfluoreszenz sichtbar. Die Fluoreszenz der retinalen Gefäße nimmt weiter ab.
Nach 20–30 min nimmt auch die Hintergrundfluoreszenz weiter ab. Es entsteht eine Isofluoreszenz zwischen den Aderhautgefäßen und dem umgebenden Gewebe.

FAG und ICGA bei Kindern

Das Auftreten von Komplikationen bei FAG und ICGA bei Erwachsenen hat zu einer eingeschränkten Anwendung dieser Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen geführt. Obwohl Daten darauf hindeuten, dass die FAG und ICGA auch bei Kindern und Jugendlichen verträglich sind, reicht die derzeitige Evidenz für eine sichere Bewertung nicht aus. Aussagen zu seltenen Ereignissen, wie mittelschweren und insbesondere schweren Komplikationen, sind derzeit nicht möglich und würden deutlich größere Studienkohorten erfordern. Noch dünner ist die Datenlage bei Kindern zur ICGA. In einer prospektiven Studie mit 114 Patienten im Alter von 5 bis 17 Jahren wurde das Auftreten leichter Komplikationen bei 31,7 % im Rahmen einer FAG und bei 10 % im Rahmen einer ICGA beobachtet (Marziali et al. 2022). Typische pädiatrische Netzhauterkrankungen, bei denen eine FAG durchgeführt wird, sind die familiäre exsudative Vitreoretinopathie (FEVR), Morbus Coats und Uveitis.
Durch die Möglichkeit, mit Scanning-Laser-Ophthalmoskopen auch bei okkludierter Pupille verwertbare Aufnahmen anzufertigen und Augenbewegungen mit Eyetracker zu kompensieren, kann die FAG auch bei jüngeren Kindern mit intravenöser Farbstoffgabe ab ca. 6–8 Jahren durchgeführt werden.
Die FAG ist bei pädiatrischen Patienten auch mittels peroraler Farbstoffgabe beschrieben (Marziali et al. 2022). Die perorale Gabe von Natriumfluorescein ist jedoch eine Off-Label-Anwendung. Diese Methode ermöglicht die Durchführung einer FAG ab dem 4. Lebensjahr auch als Ultraweitwinkel-FAG (Yamao et al. 2021; Ali et al. 2018), ohne das schmerzhafte Legen einer Venenverweilkanüle, was die Belastung für den Patienten und das medizinische Personal reduzieren kann. Die übliche Dosierung bei peroraler Gabe von 10 %igem Natriumfluorescein beträgt 25 mg Natriumfluorescein/kg Körpergewicht (Yamao et al. 2021; Ali et al. 2018), gemischt mit 100 ml (Yamao et al. 2021) Fruchtsaft, um den bitteren Geschmack des Fluoresceins zu mildern. Es ist auch möglich, die Lösung mit 30 ml Fruchtsaft zu mischen und anschließend 30 ml Fruchtsaft zu trinken, um den schlechten Geschmack des Farbstoffs zu reduzieren (Ali et al. 2018). Bei bekannter Übelkeit kann die Dosis auf 15 mg Natriumfluorescein/kg Körpergewicht reduziert werden. Die Mischung aus Fluorescein und Fruchtsaft sollte rasch, idealerweise in einem Schluck, getrunken werden. Nach vollständiger Entleerung des Glases wird der Timer gestartet. Nach ca. 4 min können die ersten Bilder aufgenommen werden. Bis zur späten arteriovenösen Phase werden dann etwa minütlich Bilder aufgenommen, danach bis zur späten Phase alle 5 min. Die Rate der auswertbaren Bilder liegt bei diesem Vorgehen bei ca. 80 % (Yamao et al. 2021). Es ist jedoch schwieriger, die klassische Phasenabfolge so gut zu differenzieren, wie bei der intravenösen Gabe von Fluorescein. Dennoch können wichtige Befunde (wie Leckagen, Mikroaneurysmata und ischämische Areale) gut dargestellt werden.

Interpretation von FAG und ICGA

Bei der Interpretation einer veränderten Fluoreszenzangiografie werden vom Normalbefund abweichende Fluoreszenzmuster im Sinne von Hyper- und Hypofluoreszenzen beschrieben. Hypofluoreszierende Bereiche sind solche, die weniger als die erwartete normale Fluoreszenz aufweisen, während hyperfluoreszierende Bereiche jene sind, die eine erhöhte Fluoreszenz oder eine Fluoreszenz an Stellen aufweisen, an denen normalerweise keine Fluoreszenz vorhanden ist.

Hypofluoreszenzen bei FAG und ICGA

Eine Hypofluoreszenz kann durch Blockaden und Füllungsdefekte verursacht werden.

Blockaden

Eine Blockade liegt vor, wenn eine Veränderung die Fluoreszenz des darunter liegenden Farbstoffes, z. B. Blut (Abb. 9), Lipide (Abb. 13) oder Melanin, vermindert. Neben diesen oft stark ausgeprägten und scharf begrenzten Blockadephänomen können flauere Blockaden durch Flüssigkeitsansammlungen verursacht werden, z. B. durch eine vaskularisierte PED, durch subretinale Flüssigkeit bei CCS (Abb. 12) oder durch Medientrübungen wie Glaskörperfloater. Da die Fluoreszenz des ICG die blockierenden Veränderungen besser durchdringt, ist die Blockade der Aderhautfluoreszenz bei einer ICGA nicht so ausgeprägt wie bei einer FAG.
Die Bestimmung der anatomischen Lokalisation eines Blockadephänomens ist für die korrekte Interpretation der FAG von entscheidender Bedeutung. Die Sichtbarkeit der Netzhautgefäße kann bei der Lokalisation der Veränderung sehr hilfreich sein. So blockiert eine präretinale Blutung alle retinalen und choroidalen Gefäße, während eine subretinale Blutung nur die Fluoreszenz der Aderhaut und nicht die der retinalen Gefäße reduziert.

Füllungsdefekte

Vaskuläre Füllungsdefekte können in jedem Bereich der retinalen oder choroidalen Strombahn auftreten. Am häufigsten treten Füllungsdefekte im Rahmen einer DRP oder eines venösen oder arteriellen retinalen Verschlusses auf (Abb. 10), die in der FAG nachweisbar sind. In einer ICGA hingegen sind die retinalen Kapillaren aufgrund der Molekülgröße von ICG auch bei normaler retinaler Perfusion nicht sichtbar.
Bei der FAG sind die Füllungsdefekte der choroidalen Gefäße aufgrund der Blockade durch das unterschiedlich pigmentierte RPE diskreter. Ein choroidaler Verschluss kann zu einer keilförmigen Hypofluoreszenz führen. Ursachen für eine choroidale Hypoperfusion sind z. B. entzündliche Areale oder eine maligne Hypertonie, die zu vermehrten diffusen Zonen mit Hypofluoreszenz führen können. Im Vergleich zu Fluorescein führt die geringe Extravasation von ICG zu deutlich geringeren Leckagephänomenen, Areale mit choroidaler Hypoperfusion können manchmal nur in der ICGA erkannt werden.

Hyperfluoreszenzen in FAG und ICGA

Hyperfluoreszenzen können als verschiedene angiografische Phänomene (wie Fensterdefekte, Leckage, Pooling und Staining) beschrieben werden. Sie können in bereits vorhandenen Gefäßen oder Geweben oder in neu gebildeten pathologischen Gefäßen oder Geweben beobachtet werden.

Fensterdefekte

Häufige Ursache einer Hyperfluoreszenz ist eine verminderte oder fehlende RPE-Blockade, die zu einer erhöhten Fluoreszenztransmission der Aderhaut führt und als Fensterdefekt bezeichnet wird. Sie treten typischerweise bei geografischer Atrophie im Rahmen der AMD oder bei Netzhautdefekten (wie chorioretinalen Narben und Makulaforamina) auf.

Leckage

Eine Leckage bezeichnet den Austritt von Fluorescein in das umgebende Gewebe, und zeigt sich in der FAG und ICGA als unscharfer Bereich mit zunehmender Hyperfluoreszenz (Abb. 11) (Spaide et al. 2020).

Pooling

Unter einem Pooling versteht man die Ansammlung von Fluorescein oder ICG in einem bereits bestehenden, flüssigkeitsgefüllten Raum. Es zeigt sich in der FAG als zunehmende Hyperfluoreszenz, deren Größe während der Angiografie konstant bleibt (Spaide et al. 2020), z. B. beim zystoiden Makulaödem (ZMÖ), bei subretinaler oder subpigmentepithelialer Flüssigkeit im Rahmen einer nAMD oder CCS (Abb. 12).

Staining

Ein Staining bezeichnet die Anreicherung von Fluorescein oder ICG in solidem Gewebe und zeigt sich in der FAG als Anfärbung eines Gewebes ohne Flächenzunahme (z. B. disziforme Narbe) (Spaide et al. 2020).

Hyper- und Hypofluoreszenzen aus pathologischen Gefäßen

Die Leckage kann von pathologischen Gefäßen ausgehen, wie z. B. bei Proliferationen bei DRP oder bei makuläre Neovaskularisation bei nAMD. In den meisten Fällen sind die neu gebildeten Gefäße für Fluorescein durchlässig, da eine Blut-Retina-Schranke fehlt, sodass Fluorescein extravasieren kann. Da ICG nur sehr langsam und in geringen Mengen auch aus pathologischen Gefäßen extravasiert, ist die Hyperfluoreszenz durch Leckage von ICG nicht so auffällig. Eine makuläre Neovaskularisation (MNV) ist jedoch in der ICGA besser zu erkennen als in der FAG, bei der die Leckage die Sicht auf die MNV verdeckt. Auch die PCV wird oft erst durch die Veränderungen in der ICGA diagnostiziert (Abb. 13).

Hyper- und Hypofluoreszenzen aus vorhandenen Gefäßen

Der Austritt von Farbstoff aus physiologisch vorhandenen Gefäßen, kann z. B. bei DRP, ZVV (Abb. 14) oder bei Uveitis beobachtet werden. Ein postoperatives ZMÖ führt durch eine Schrankenstörung nicht nur zur Ausbildung eines hyperfluoreszenten Makulaödems, sondern häufig auch zur hyperfluoreszenten Gefäßleckagen. Auch bei einer diabetischen Retinopathie mit Makulaödem kann es durch eine Leckage aus Mikroaneurysmata zu einer Hyperfluoreszenz kommen. In der ICG sind Veränderungen einer CCS durch eine späte Leckage erkennbar.

Geräte

Für die Durchführung von FAG und ICGA werden derzeit verschiedene Geräte von unterschiedlichen Herstellern angeboten. Scanning Laser Ophthalmoskope haben in den meisten Einrichtungen die klassischen Funduskameras mit Blitzlicht abgelöst. Der Vergleich der beiden Systeme zeigt, dass mit Live-Imaging-Angiografiesystemen auch dynamische Prozesse wie Sludgephänomene, Perfusionsdefizite chorioidaler und retinaler Gefäße deutlich besser dokumentiert werden können, ggf. auch als digitaler Film, wobei die bessere Compliance durch die geringere Blendung und die Möglichkeit in hoher Frequenz unter Verwendung eines Eyetrackers gegeben ist. Die Kontrolle des Live-Bildes durch den Untersucher ermöglicht zudem eine sehr gute Kontrolle von Belichtung, Schärfe und Lokalisation der Aufnahme. Mithilfe der Laser-Scanning-Technik ist es heute möglich, auch geringe Mengen von Farbstoff, die aus den Gefäßen in das umgebende Gewebe extravasiert sind, nachzuweisen.
Die besten Ergebnisse werden bei weit gestellter Pupille erzielt. Aber auch bei enger Pupille sind zumindest zentral oft gute Bilder möglich. Davon profitieren auch Patienten, bei denen ohne Scanning-Laser-Ophthalmoskopie bei enger Pupille keine verwertbaren Aufnahmen möglich waren, insbesondere Uveitis-Patienten mit posterioren Synechien.

Weitwinkel-Angiografie

Die Begriffe Weitwinkel (Widefield, WF) und Ultraweitwinkel (Ultra Widefield, UWF) wurden in der Vergangenheit häufig verwendet, ohne dass es eine einheitliche Definition der Terminologie gab. Die International Widefield Imaging Study Group hat eine Definition der Begriffe WF und UWF festgelegt, in der anatomische Orientierungspunkte die Grundlage bilden (Choudhry et al. 2019). Basierend auf diesem Konsens wurden WF-Bilder (Abb. 15) als Einzelbilder definiert, die auf die Fovea zentriert sind und die Netzhaut bis zum posterioren Rand der Vortex-Ampulle in allen vier Quadranten (ca. 60°–100°) abdecken. Ein UWF-Bild (Abb. 16) ist definiert als ein auf die Fovea zentriertes Einzelbild, das die äußere Peripherie anterior vom anterioren Rand der Vortexampullen bis zur Pars plana in allen vier Quadranten (ca. 110° bis 220°) abdeckt. Unter dem Begriff „panretinal“ versteht man entsprechend der Klassifikation die Darstellung der gesamten Netzhaut (360°), was bis heute mit einer einzigen Aufnahme nicht möglich ist.
Mit der Verbesserung der WF- und UWF-Verfahren hat die periphere Netzhaut zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die UWF-FAG und die UWF-ICGA haben sich zu wichtigen diagnostischen Instrumenten entwickelt, die eine Darstellung der peripheren Netzhaut- und Aderhautgefäße ermöglichen. Anomalien in der peripheren Netzhaut werden zunehmend bei einer Vielzahl von Netzhauterkrankungen festgestellt. Die Identifizierung potenzieller Biomarker für den Krankheitsverlauf und Indikatoren für die präklinische Krankheitsentwicklung stehen im Mittelpunkt aktueller klinischer Forschung.
Jüngste Studien mit UWF-FAG und UWF-ICGA haben das Verständnis der Pathophysiolgie, die Beurteilbarkeit und Dokumentation verschiedener vitreoretinaler Erkrankungen – wie z. B. DRP (Aiello et al. 2019; Silva et al. 2022), retinale Venenverschlüsse (Schmidt-Erfurth et al. 2019; Fan et al. 2022), Uveitis (Agarwal et al. 2017) oder pachychoroidale Erkrankungen (Bacci et al. 2022) – verbessert und neue Aspekte der Krankheitsentitäten aufgezeigt (Abb. 16).

Praktische Durchführung einer Fluoreszenzangiografie

Management von Komplikationen

Die Angiografie muss von einem Arzt oder unter direkter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Sie kann daher an einen Fotografen oder an ärztliches Hilfspersonal delegiert werden. Bei jeder Angiografie ist sicherzustellen, dass der Arzt mit Notfallmaßnahmen vertraut ist. Dazu gehört auch die Kenntnis der Telefonnummer des Notfallteams des Krankenhauses, falls bei der Angiografie kein Anästhesist anwesend ist. Zu Beginn einer Angiografiesprechstunde sollte immer überprüft werden, ob ein vollständig bestückter Notfallkoffer vorhanden ist. Die Überprüfung des Verfallsdatums der Medikamente und der Vollständigkeit des Notfallkoffers sollte regelmäßig erfolgen und über das Qualitätsmanagement der Einrichtung kontrolliert werden. Häufiger kollabieren Patienten während der Angiografie aufgrund vasovagaler Reaktionen. In diesem Fall muss die Möglichkeit bestehen, den Patienten auf dem Boden zu lagern, falls er nicht mehr in der Lage ist, sich auf eine Liege zu legen. Aus Sicherheitsgründen bezüglich allergischer Reaktionen sollte der intravenöse Zugang belassen und nicht unmittelbar nach der Injektion von Fluorescein oder ICG entfernt werden.

Einwilligung

Da es sich bei der FAG und der ICGA um invasive Verfahren handelt, muss eine Aufklärung über sämtliche Umstände der Untersuchung erfolgen. Die Durchführung der Angiografie, die Notwendigkeit, die Folgen und Risiken, die Dringlichkeit und die Eignung der Angiografie müssen besprochen werden. Bei Frauen sollte nach einer Schwangerschaft und Stillzeit gefragt werden. Die Einwilligung des Patienten sollte schriftlich und indvidualisiert erfolgen. Risiken sollten realistisch und keinesfalls verharmlosend erläutert werden. Derzeit besteht eine Aushändigungspflicht für Einwilligungserklärungen, auf die der Patient aber durch eine zweite Unterschrift verzichten kann. Alle Patienten müssen über die Haut- und Urinverfärbung durch die Gabe von Fluorescein aufgeklärt werden, da bei Unkenntnis eine starke Verunsicherung mit entsprechenden Rückfragen entstehen kann.

Zieldefinition der Angiografie

In Abhängigkeit von der Pathologie sollte bereits vor der Fluoreszenzangiografie durch den indizierenden Augenarzt festgelegt werden, an welchem Auge die Anflutungsphase aufgenommen werden soll. Wichtig ist auch, wo genau die Hauptpathologie lokalisiert ist, d. h. ob die Makula oder die Papille von besonderem Interesse ist. Außerdem ist anzugeben, ob die Peripherie bei der vermuteten Pathologie eine besondere Rolle spielt, sodass Weitwinkel- oder Ultraweitwinkelaufnahmen angefertigt werden können. Der Zeitpunkt der letzten Aufnahme ist ebenfalls anzugeben. Bei vielen makulären Veränderungen können z. B. Aufnahmen nach 3 min schon ausreichen, während bei Patienten mit Verdacht auf Uveitis und anderen Schrankenstörungen Spätaufnahmen der Netzhautperipherie nach 5–20 min angefertigt werden sollten.

Zeitpunkt der Aufnahmen

Es gibt kein allgemein anerkanntes, standardisiertes Protokoll für die Durchführung einer FAG und den Zeitpunkt der Aufnahmen. Die Protokolle der verschiedenen ophthalmologischen Einrichtungen und Studien variieren in Abhängigkeit von der vorliegenden Pathologie. Für die häufigsten Krankheitsbilder (wie DRP, AMD und retinale Venenverschlüsse) sollten hausinterne Protokolle entwickelt werden, um sicherzustellen, dass aussagekräftige Aufnahmen angefertigt und auch Verläufe beurteilt werden können.
Es sollte darauf geachtet werden, dass Aufnahmemodalitäten wie Fundusautofluoreszenz (FAF), Nahinfrarotaufnahmen oder makuläre Pigmentmessung, die i. d. R. mit demselben Gerät durchgeführt werden, vor der Farbstoffinjektion erfolgen.
Unmittelbar nach der Farbstoffinjektion sollte immer der Timer gestartet werden, um die Arm-Retina-Zeit zu messen.
Wenn möglich, sollten in jeder Phase Aufnahmen von beiden Augen gemacht werden, was jedoch in der arteriellen Phase der FAG und ICGA aufgrund ihrer kurzen Dauer nicht möglich ist. Hier sollte das für die Diagnostik wichtigere Auge ausgewählt werden.
Die ersten Aufnahmen sollten nach 10–15 s, schon kurz vor dem vermuteten Anfluten des Farbstoffes (arterielle Phase), mit der höchstmöglichen Frequenz aufgenommen werden. Danach werden schnell aufeinanderfolgende Aufnahmen angefertigt, etwa eine pro Sekunde für etwa 30 s. Während der mittleren Phasen können zusätzliche Aufnahmen der Fundusperipherie (z. B. bei DRP) oder des anderen Auges aufgenommen werden. In der Spätphase der FAG können Aufnahmen nach 5–10 min gemacht werden. Bei der Gabe von ICG ist es wichtig, mit dem indizierenden Arzt zu klären, wann die letzten Aufnahmen in der Spätphase gemacht werden sollen, z. B. nach 10, 20 oder 30 min.

Verbesserung der Bildqualität

Die Fokussierung der Netzhaut kann bereits vor der Farbstoffinjektion im Infrarotmodus erfolgen, wobei i. d. R. eine leichte Nachfokussierung in der Frühphase der Fluoreszenzangiografie erforderlich ist. Die ICGA kann gleichzeitig, aber auch vor oder nach der FAG durchgeführt werden. Bei gleichzeitiger Durchführung von FAG und ICGA kann eine Anpassung der Fokussierung auf die Aderhaut und auf die Netzhautgefäße erforderlich sein, da i. d. R. nicht beide Kreisläufe gleichzeitig scharf abgebildet werden können.
Die Fluoreszenzintensität von ICG unterscheidet sich von der von Fluorescein. Bei gleichzeitiger FAF und ICGA ist es wichtig, die Belichtung der ICGA während der Angiografie anzupassen. Während der arteriellen Phase muss die Helligkeit manuell schnell verändert werden, um sowohl FAF als auch ICGA in einem Bild korrekt zu belichten. Insbesondere muss die Empfindlichkeit der ICGA angepasst werden. Vor allem während der arteriellen Phase ist es manchmal erforderlich, die Belichtung sekündlich zu korrigieren. Andernfalls besteht die Gefahr einer erheblichen Über- oder Unterbelichtung, die später nur noch bedingt korrigiert werden kann.
Die Bildqualität kann oft durch Mittelung mehrerer Bilder verbessert werden. Dabei werden mithilfe eines Eyetrackers automatisch mehrere Bilder in schneller Folge aufgenommen und zu einem Bild verrechnet. So können auch bei schlechtem Einblick durch Medientrübungen oder bei geringen Farbstoffmengen (weil ein Teil des Farbstoffs nicht in den Blutkreislauf, sondern in das den venösen Zugang umgebende Gewebe gelangt ist), noch auswertbare Bilder aufgenommen werden. In der arteriellen Phase der Angiografie sollten entweder ein Film oder ungemittelte Bilder aufgenommen werden. Werden die Aufnahmen in der arteriellen Phase gemittelt, geht die Dynamik der Farbstoffanflutung durch das Verrechnen mehrerer Bilder verloren.
Bei peripheren Aufnahmen, insbesondere bei reduziertem Einblick durch Trübungen der optischen Medien, ist oft nur das Zentrum des aufgenommenen Bereichs gut belichtet. Durch Aktivierung des Eyetrackers und Bewegung der Kamera in die Randbereiche des Bildes kann ein auch in den Randbereichen besser belichtetes Bild erzeugt werden.
Viele Patienten, bei denen eine Fluoreszenzangiografie durchgeführt wird, haben schon aufgrund ihres Alters bereits ein Benetzungsproblem. Die optischen Eigenschaften können durch eine vorherige applanatorischen Augeninnendruckmessung deutlich reduziert werden, weshalb diese nach der Fluoreszenzangiografie erfolgen sollte. Eine trockene Oberfläche kann zu ausgeprägten ringförmigen Artefakten führen. Die Gabe von Tränenersatzmitteln kurz vor oder ggf. während der Fluoreszenzangiografie kann die Bildqualität deutlich verbessern.

Weiterverarbeitung einer Fluoreszenzangiografie

FAG und ICGA können heute digital weiterverarbeitet werden. Dies ermöglicht eine genauere, schnellere und sicherere Informationsübermittlung. Beispielsweise kann der zuständige Facharzt nach der FAG und ICGA eine parazentrale oder panretinale Laserkoagulation indizieren und die zu behandelnden Areale digital markieren. Am Tag der Laserkoagulation kann diese dann ohne weitere Rücksprache durchgeführt werden.
Weitere Möglichkeiten ergeben sich durch die Kommunikation mit anderen Gerätesystemen. Ein Beispiel sind Eyetracker-gesteuerte, navigierte Netzhautlasersysteme. Der Import von FAG und ICGA in die Software des Lasergerätes ermöglicht die Integration angiografischer Bilder in die Therapie, ggf. zusammen mit anderen Bildgebungsmodalität (wie die SD-OCT). Insbesondere bei der parazentralen Laserkoagulation bei diabetischer Makulopathie oder der Subthresholdtherapie eines Quellpunktes bei CCS, ermöglicht dies eine bisher nicht gekannte Präzision und Sicherheit.
Aufgrund der großen Datenmengen bei der multimodalen Bildgebung wird zwar empfohlen, keine redundanten Bilder zu speichern, aber gerade in der arteriellen und frühen venösen Phase können sich aufgrund der hohen Dynamik der Farbstoffe mit jedem neu aufgenommenen Bild neue Aspekte der Pathologie zeigen. Vorteile eines serverbasierten Bildmanagements sind z. B. die Erleichterung des Betriebs digitaler Befundungsplattformen, die Bildverarbeitung im Rahmen der Telematikinfrastruktur und eine vereinfachte Administration mit Backup-Funktionalität.
Die Weitergabe von Fluoreszenzangiografien in Form von Papierausdrucken gibt nicht die gesamte Bandbreite der erhobenen Informationen wieder, insbesondere bei Ausdrucken von mehreren verkleinerten Bildern auf DIN-A4-Seiten. So können z. B. periphere avaskuläre Areale in ihrer Ausprägung falsch eingeschätzt werden, was zu einer Untertherapie des Patienten führen könnte. Diese Aspekte sprechen für eine elektronische Übermittlung der Fluoreszenzangiografien, z. B. zur Qualitätssicherung oder zur Übermittlung an mit- bzw. weiterbehandelnde Augenärzte in standardisierten Formaten (z. B. DICOM-Standard) über telemedizinische Vernetzungsplattformen oder digitale Befundungsplattformen.
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