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Die Augenheilkunde
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Publiziert am: 24.07.2024

Iris- und Ziliarkörpertumoren und ihre Therapie

Verfasst von: Philomena A. Wawer Matos, Alexander C. Rokohl und Ludwig M. Heindl
Einen wichtigen Bestandteil des ophthalmologischen Klinikalltags stellen Läsionen an Iris und Ziliarkörper dar. Die Beurteilung der Morphologie solcher Läsionen allein reicht häufig bei der Differenzierung von benignen gegenüber malignen Befunden nicht aus. Häufig werden Patient:innen daher zu eingehenden Untersuchungen in spezialisierte Zentren überwiesen, um die Dignität dieser Läsionen dezidierter bewerten zu können. Dabei gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Tumoren an Iris und Ziliarkörper, auf die in diesem Kapitel mit Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten eingegangen werden soll.

Definition

Sowohl die Iris (Regenbogenhaut) als auch der Ziliarkörper und die Choroidea (Aderhaut) gehören zur Uvea. Aufgrund ihrer verschiedenen Funktionen, unterscheiden sich Iris und Choroidea auch strukturell.
Die Iris besteht aus zwei Schichten:
  • Der vordere Anteil ist das Stroma, das aus dem Mesoderm entsteht und aus lockerem Bindegewebe mit Blutgefäßen, eingelagerten uvealen Melanozyten und M. sphincter pupillae besteht.
  • Die im Stroma eingelagerten Pigmentzellen gehen wie der hintere Anteil der Iris – das Pigmentblatt – aus dem Ektoderm hervor (Naumann 1997a, b).
Iristumoren sind benigne und maligne, amelanotische bis pigmentierte Läsionen, die von verschiedenen Anteilen der Iris ausgehen können und sich mit Dyskorie bis hin zum Ektropium uveae als Protrusion der Iris oder Raumforderungen auf der Iris zeigen.
Ziliarkörpertumoren dagegen bleiben länger unerkannt, da sie hinter der Iris wachsen und von ihr verdeckt werden. Sie können jedoch auch in die periphere Iris vorwachsen und die Sklera infiltrieren. Seltener finden sich an der Iris lymphatische, xanthomatöse aber auch leukämische Tumoren (Naumann 1997a, b; Shields et al. 2001b, 2010, 2012; Meyer et al. 2018).
Der Ziliarköper umfasst die folgenden Strukturen:
  • Der vordere Anteil ist die sog. Pars plicata bzw. Pars corona. Sie wird aus dem Ziliarmuskel und ca. 70–80 Processus ciliares (Ziliarfortsätze) aus feinem Bindegewebe zusammengesetzt, die leistenartig meridional angeordnet und sehr gut durchblutet sind. Unterbrochen werden diese nur durch die Zonulafasern der Linse.
  • Der hintere Anteil ist die Pars plana, die zwischen den Processus ciliares und der Ora serrata liegt und aus dichten, feinen Radiärfalten besteht, aber gefäßarm ist (Naumann 1997a, b).
Das Ziliarepithel, das die Ziliarfortsätze umhüllt, ist zweischichtig aus einer inneren Schicht nicht pigmentierter (NPE) und einer äußeren Schicht pigmentierter Zellen (PE) aufgebaut.
Es entwickelt sich embryologisch entsprechend der Netzhaut und dem Pigmentepithel (Cursiefen et al. o. J.; Sukeda et al. o. J.; Stefani et al. 1982; Mansoor und Qureshi 2004).
Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten sieht die Klassifikation der American Joint Comitee of Cancer auch eine klinische Unterscheidung der Tumoren in Iris-, Ziliarkörper- und Aderhautmelanome vor (Gelmi et al. 2022).

Epidemiologie und Differenzialdiagnosen

Zunächst können zystische Iris- und Ziliarkörperläsionen von soliden Iris- und Ziliarkörperläsionen unterschieden werden.
Irisläsionen finden sich in allen Ethnien, insbesondere bei der kaukasischen Bevölkerung (in ca. 96 %). Sie können in jedem Alter auftreten, häufiger – mit ca. 47 % – bei älteren als bei jüngeren Erwachsenen (ca. 36 %). Kinder sind in bis zu 25 % der Fälle betroffen. In den verschiedenen Altersklassen zeigten sich insgesamt am häufigsten:
  • Irisnaevi in ca. 41 %,
  • Irismelanome in ca. 17 %,
  • periphere Irispigmentepithelzysten in ca. 12 % (Shields et al. 2012; Mor et al. 2017).
In 21 % aller Iristumoren liegen zystische Läsionen vor, die meist benigne sind (Tab. 1). Zysten, die vom Irispigmentepithel ausgehen, sind die häufigsten zystischen Irisläsionen mit ca. 85 %. Des Weiteren gibt es Irisstromazysten in ca. 11 % der Fälle. Postoperative (iatrogene) oder posttraumatische Epithelimplantationszysten kommen mit insgesamt ca. 2 % selten vor.
Tab. 1
Klassifikation von zystischen Irisläsionen. (Zierhut 2011; Shields et al. 2013a)
Primäre Zysten der Iris
Sekundäre Zysten der Iris
Irispigmentepithelzysten
– Pupillär
– Mittzonal
– Peripher
– Verlegt/abgelöst
– Frei flottierend
 Vorderkammer
 Glaskörperraum
Epithelial
– Epithelimplantationszyste/zystische Epithelinvasion
 Postoperativ
 Posttraumatisch
– Perlenzyste
– Medikamenteninduzierte Zyste(n)
 Antiglaukomatosa (z. B. Epinephrin, irreversible Cholinesterasehemmer), v. a. Pupillenrandsaum
Irisstroma
– Kongenital
– Erworben
Sekundäre Zysten bei intraokularen Tumoren
– Medulloepitheliom
– Uveamelanom
 
Parasitäre Zysten (extrem selten)
Bei den übrigen 79 % der Iristumoren handelt es sich um solide Raumforderungen (Tab. 2). Diese Gruppe wird unterteilt in die größere Subgruppe melanozytärer Läsionen (68 %) und in die kleinere sowie heterogene Subgruppe nicht melanozytärer Läsionen (11 %) (Shields et al. 2012; Mor et al. 2017)
Tab. 2
Solide Iristumoren und ihre Verteilung in den jeweiligen Subgruppen (melanozytär, nicht melanozytär). (Shields et al. 2013a, 2014)
Melanozytäre Irisläsionen
Anteil [%]
Nicht melanozytäre Irisläsionen
Anteil [%]
60
Heterotop/choristomatös
< 1
26
Vaskulär
2
3
Fibrös
< 1
Melanozytose
3
Neural
< 1
Iris-Freckles
< 3
Myogen
< 1
Lisch-Knötchen
< 3
Epithelial
1
  
Xanthomatös
< 1
  
Metastatisch
– Bronchialkarzinom
– Lungenkarzinoid
Malignes Melanom der Haut
– Ösophaguskarzinom
– Blasenkarzinom
– Knochentumoren
– Parotiskarzinom
– Lymphom/Leukämie
– unbestimmt
2 (davon anteilig in %)
33
25
2
12
7
3
2
2
2
2
1
1
1
1
1
3
3
  
Lymphoid
< 1
  
Leukämisch
< 1
  
Sekundär
< 1
  
Nicht neoplastische Pseudotumoren
– Iridokorneales endotheliales (ICE) Syndrom
– Irisatrophie
 z. B. auch medikamenteninduziert bei Mitomycin C, Chinin
– Fremdkörper
– Kolobom
– Kongenitale Heterochromie
– Irisgranulom
– Pigmentdispersion
– Irisdepigmentierung
– Kongenitales Irisektropium
– Iridoschisis
– Iridodialyse
– Kongenitale Irishyperpigmentierung
– Candidiasis
– Unbekannt
5 (davon anteilig in %)
25
21
10
10
10
7
6
3
3
2
2
1
< 1
2
In einer retrospektiven Fallserie von Shields et al. zeigte sich über 25 Jahre in einem Patientenkollektiv von über 1000 Patienten eine Prävalenz von 16 % für histologisch nachgewiesene Irismelanome und von 84 % für klinisch diagnostizierte Irisnaevi (Shields et al. 2012, 2013b).
Bei Erstdiagnose eines Irisnaevus lag das mittlere Erkrankungsalter bei ca. 51 Jahren. Der mittlere Durchmesser der Tumorbasis lag bei ca. 3 mm. Ein tolerables und zu erwartendes Größenwachstum lag bei 4 % innerhalb von 10 Jahren und 11 % innerhalb von 20 Jahren (Shields et al. 2013b).
Bei Erstdiagnose eines Irismelanoms waren die Patient:innen im Durchschnitt 43 Jahre alt, alle davon kaukasischer Herkunft. Hier lag der mittlere Tumordurchmesser der Tumorbasis bei ca. 6 mm und die mittlere Tumordicke bei ca. 2 mm. Am häufigsten lag der Tumor bei 4 Uhr an der Iris. Dort zeigte sich auch am häufigsten die Entwicklung eines Tumors sowie das Wachstum in die Vorderkammern und den Kammerwinkel. Zu 6 % fand sich ein extraokuläres Wachstum (Shields et al. 1991, 2010). Irismelanome können sich als diffuse Läsionen (10 %) oder umschriebene Läsionen zeigen (90 %) (Henderson und Margo 2008; Kaliki und Shields 2017).
Ziliarkörpertumoren sind insgesamt sehr selten. Goto et al. aus Japan haben 32 Ziliarkörpertumoren histopathologisch untersucht. Darunter waren 75 % benigne und 25 % maligne. Etwa 87,5 % der Fälle waren dunkel pigmentierte Tumoren (braun, dunkelbraun, schwarz), wohingegen die verbleibenden 12,5 % nicht pigmentierte Tumoren waren (Goto et al. 2021).
Ziliarkörpermelanome werden im Schnitt 10–20 Jahre später diagnostiziert als Irismelanome und ab einer durchschnittlichen Tumordicke von ca. 6,6 mm und einer Tumorbasis von ca. 11,7 mm (Henderson und Margo 2008; Shields 2009; Kaliki und Shields 2017). In einer großen Untersuchung von Shields et al. sind die Uveamelanome wie folgt auf die unterschiedlichen anatomischen Strukturen verteilt (Shields 2009):
  • Irismelanome: 4 %,
  • Ziliarkörpermelanome: 6 %,
  • Choroideamelanome: 90 %.
Die Metastasierungsrate in der o. g. Studie von Shields et al. lag im Beobachtungszeitraum von 52 Monaten bei den verschiedenen Melanomentitäten im Gesamten bei 12 %, wie folgt auf die Entitäten aufgeteilt (Shields 2009):
  • Metastasierungsrate Irismelanome: 2,8 %
  • Metastasierungsrate Ziliarkörpermelanome: 14,2 %
  • Metastasierungsrate Ora-serrata-Äquator: 18,6 %
  • Metastasierungsrate Äquator-Makula: 11,2 %
  • Metastasierungsrate Makula: 5 % (Shields 2009)
Die Tab. 3 gibt nochmals eine Übersicht über Iris- und Ziliarkörpertumoren.
Tab. 3
Iris- und Ziliarkörpertumoren. (Aus Shields et al. 2012; Mor et al. 2017)
Iristumoren
Ziliarkörpertumoren
Irisnaevus/Irisnaevi 60 %
Ziliarkörperzysten
Irismelanome 26 %
Ziliarkörpermelanozytome
Irispigmentepithelzysten/Irisstromazysten
Ziliarkörpermelanome
Adenome des nicht-/pigmentierten Ziliarepithels
Melanozytose 3 %
Irismetastasen
Pigmentepithelzysten der Irisrückfläche
Medulloepitheliome
Juveniles Xanthugranulom
Adenokarzinome des nicht-/pigmentierten Ziliarepithels
Iris-Freckles
Perivaskuläre epitheloide Zelltumoren (PEComa)
Irisknötchen/Lisch-Knötchen (Hamartome des Irisstromas)
 

Pathophysiologie

Die benignen bzw. malignen Neoplasien der Iris bilden sich aus dem Irispigmentepithel oder Irisstroma.
Melanozytäre Läsionen der Iris gehen von Melanozyten aus dem Irisstroma oder Irispigmentepithel aus.
Die sog. Epithelimplantationszysten entstehen durch z. B. Traumata oder iatrogen verschlepptes Bindehautepithel und finden sich im Stroma. Sie kommen mittlerweile seltener vor.
Irispigmentepithel-/Irispigmentblattzysten bestehen aus einer einzelligen Schicht von Irispigmentepithel, die von ihrem inneren Rand ausgehen, und sind mit klarer Flüssigkeit gefüllt. Es ist selten, dass sich die Zysten im Ganzen abschnüren und sich frei in der Vorderkammer bewegen (Shields und Shields 2017).
Pseudotumoren, die entzündlicher Genese sind, können ebenfalls an Iris und Ziliarkörper auftreten (Naumann 1997b).
Ziliarkörpermelanome entstehen durch die maligne Entartung von Melanozyten. Aufgrund ihrer Nähe zur Choroidea werden diese auch zu den posterioren uvealen Melanomen gezählt (Shields und Shields 2017).

Risikofaktoren für eine Metastasierung im Rahmen uvealer Melanome

Es konnten folgende Risikofaktoren für eine Metastasierung uvealer Melanome in einer großen retrospektiven Fallserie von Shields et al. bei Irismelanomen identifiziert werden:
  • Höheres Lebensalter bei Erstdiagnose
  • Erhöhter Augeninnendruck
  • Hintere Tumorgrenze im Kammerwinkel oder an der Iriswurzel (im Vergleich zur mittleren Zone)
  • Lokalisation im Ziliarkörper
  • Höhere Tumordicke
  • Größerer Tumorbasisdurchmesser
  • Braune Pigmentierung des Tumors
  • Subretinale Flüssigkeit
  • Intraokuläre Blutung
  • Extraokuläres Wachstum
  • Stattgehabte chirurgische Intervention des Tumors (extern) (Shields et al. 2001a; Shields 2009)
Merke
In den Strukturen der Uvea ist das Maligne Melanom der wichtigste maligne Befund. Es kann an Iris, Ziliarkörper und Choroidea auftreten. Dabei hat das Irismelanom die beste Prognose und die Lebenserwartung ist höher als an den anderen Lokalisationen.

Klinik

Iristumoren

Zystische Tumoren der Iris

Irisstromazysten können sowohl kongenital als auch erworben sein. Ihr klinisches Erscheinungsbild ist charakteristisch: eine zystische Läsion mit glatter Oberfläche, die auf oder innerhalb des Stromas gelegen ist und gut durchleuchtbar ist (Abb. 1). Es kann auch ein Flüssigkeitsspiegel sichtbar sein. Eine Größenprogredienz und auch eine Ruptur sind möglich, Letzteres passiert jedoch kaum. Die kongenitalen Zysten im Jugendalter sind in der Regel unbedenklich. Es bedarf selten eines operativen Eingriffs (Shields et al. 2012, 2013b; Shields und Shields 2017; Solomon et al. 2022).
Irispigmentepithelzysten gehen von der hinteren Irisoberfläche aus. Differenzialdiagnostisch kommen daher von der Lokalisation auch ein Ziliarkörper- oder Irismelanom in Betracht, weshalb die Patient:innen häufig zum Tumorausschluss in größere Zentren überwiesen werden. Man unterscheidet die Pigmentepithelzysten wie folgt (Shields et al. 2012, 2013b; Shields und Shields 2017; Solomon et al. 2022):
  • Pupillenrandzysten,
  • Mitt-/zonale Zysten,
  • periphere Zysten und
  • sonstige Zysten.
Die Irispigmentepithelzysten können solitär oder multipel auftreten. Dabei haben solitäre Zysten ein schwarzes bis dunkelbraunes Erscheinungsbild und befinden sich im Pupillarsaumbereich (Abb. 2). Diese Solitärzysten können spontan in sich zusammenfallen oder sich neu bilden.
Die sog. zonalen Zysten werden oft zufällig entdeckt und zeigen sich als glatt begrenzte, rundliche oder spindelförmige dunkelbraune zystische Läsionen ebenfalls im Bereich des Pupillarsaums (Shields et al. 2012, 2013b; Shields und Shields 2017; Solomon et al. 2022).
(Iris)Zysten im Bereich des Ziliarkörpers (sog. ziliare Zysten) finden sich häufig als unilaterale Vorwölbung der Iris im temporalen Bereich. Am häufigsten betroffen sind junge Frauen. Es bestehen i. d. R. keine Symptome (Shields et al. 2012, 2013b; Shields und Shields 2017; Solomon et al. 2022).
Alle Zysten können sich als vorgewölbte Iris im Bereich der Zyste zeigen, die i. d. R. asymptomatisch ist und häufig als Zufallsbefund oder in der Vorderabschnitts-OCT auffällt (Shields et al. 2012, 2013b; Shields und Shields 2017; Solomon et al. 2022).
Merke
Iriszysten haben i. d. R. keine pathologische Bedeutung. Davon ausgenommen sind größenprogrediente Epithelimplantationszysten, da diese einen sekundären Winkelblock verursachen können.

Solide Tumoren der Iris

Irisknötchen
Diese nodulären Läsionen, die auch als Lisch-Knötchen bezeichnet werden, zeigen sich klinisch als zirkulär angeordnete Pigmentanreicherung und der Iris aufgelagert. Es handelt sich um Hamartome aus dem Gewebe des Irisstromas. Sie können im Rahmen der Systemerkrankung Neurofibromatose Typ 1 (Morbus Recklinghausen) auftreten (Anguita und Veas 2022).
Vaskuläre Malformationen der Iris
Zu den vaskulären Malformationen zählen folgende Läsionen (Auftreten in absteigender Reihenfolge):
  • Razemöses Hämangiom (Abb. 3),
  • kavernöses Hämangiom,
  • kapilläres Hämangiom,
  • Varix,
  • Mikrohämangiomatose.
Dabei handelt es sich um benigne arteriovenöse Malformationen, die bereits früh in der embryonalen Entwicklung durch Anastomosen zwischen Arterien und Venen entstehen. Klinisch bleiben sie lange inapparent. Hämangiome der Iris stehen anders als Hämangiome der Choroidea oder Retina nicht im Zusammenhang mit Systemerkrankungen oder Hämangiomen in anderen Organen (Shields et al. 1996, 2010, 2012; Chien et al. 2017; Matos et al. 2023). Es kann spontan zur Vorderkammerblutung mit Augeninnendruckanstieg kommen, daher sollten die Betroffenen über entsprechende Symptome und das Vermeiden von Augenreiben aufgeklärt werden.
Juveniles Xanthugranulom
Wie der Name bereits andeutet, finden sich diese Läsionen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Genese ist nicht geklärt. Es handelt sich hierbei um stark vaskularisierte Tumoren, die klinisch häufig durch eine Vorderkammerblutung symptomatisch werden (Meyer et al. 2018; Baris et al. 2022).
Merke
Vorderkammerblutungen können bei allen Iristumoren vorkommen, sowohl bei benignen Läsionen, v. a. bei vaskulären Malformationen als auch bei malignen Läsionen. Die Patient:innen sollten immer über mögliche Symptome, insbesondere Visusminderung, Augeninnendruckanstieg mit Kopfschmerzen und entsprechend umgehender augenärztlicher Konsultation aufgeklärt werden.
Irisnaevi liegen an der Oberfläche der Iris und wachsen in das Irisstroma hinein, wo sie Veränderungen hervorrufen können. Diese können sich z. B. in Form von Korektopie oder Ektropium uveae zeigen. Irisnaevi können flach oder prominent sein (Abb. 4 und 5). In absteigender Reihenfolge treten Irisnaevi bei den folgenden Irisfarben auf:
  • Blau zu ca. 51 %
  • Braun zu ca. 27 %
  • Grün zu ca. 21 %
Das Entartungsrisiko von Irisnaevi lag in einer großen Studie über einen Zeitraum von 15 Jahren bei circa 8 % (Shields et al. 2013b).
Iris-Freckles zeigen sich als kleine, flache, rundliche, pigmentierte Läsionen und entsprechen Sommersprossen auf der Haut (Harbour et al. 2004).
Das Entartungsrisiko für Irisnaevi zu Irismelanomen ist gering und lag in retrospektiven Analysen bei ca. 2 % über einen Zeitraum von 68 Monaten (Harbour et al. 2004; Shields et al. 2013b). Ein progredienter Befund sollte engmaschig kontrolliert werden (Abb. 6). Ein erhöhtes Risiko zur malignen Transformation liegt bei jungem Patientenalter (< 40 Jahre), (neu aufgetretenen) spontanen und/oder rezidivierenden Hyphämata, Lage in der unteren Zirkumferenz (4 bis 9 Uhr), diffusem Wachstum, Ektropium uveae (Abb. 7) und/oder gefiederten Tumorgrenzen vor (sog. ABCDEF-Regel nach Shields et al. 2013a).
Merke
Zur Einschätzung eines Entartungsrisikos bei Irisnaevi kann die ABCDEF-Regel herangezogen werden:
  • A = Age young (junges Alter, d. h. < 40 Jahre)
  • B = Blood (Hyphämata)
  • C = Clock hour inferior (Lage in der inferioren Irishemisphäre zwischen 4 und 9 Uhr)
  • D = Diffuse (diffuses Wachstum)
  • E = Ectropion uveae (Ektropium uveae)
  • F = Feathery Margins (gefiederte Tumorgrenzen)
Irismelanozytome sind meist tiefschwarze, scharf abgegrenzte Raumforderungen der Iris, die die Pupillenmorphologie gar nicht bis geringfügig verändern (Abb. 8). Sie können jedoch bei schnellem Wachstum nur durch eine Blockexzision mit histopathologischer Begutachtung von einem Irismelanom unterschieden werden (Heindl et al. 2014).
Irismelanome werden zu den anterioren Uveamelanomen gezählt. Dabei liegt die Inzidenz von Uveamelanomen bei 5–6 pro 1 Mio. Einwohner pro Jahr und ungefähr 4–5 % der Uveamelanome sind primäre Irismelanome. Betroffen sind vor allem hellhäutige/weiße Patient:innen in der 5. Lebensdekade, die somit jünger sind als die Betroffenen bei posteriorem Uveamelanom (Ziliarkörpermelanome und Aderhautmelanome). In ca. 80 % der Fälle finden sich Irismelanome im unteren Anteil der Iris (Shields et al. 2001b).
Es kann eine Unterscheidung in folgende Subtypen von Irismelanomen erfolgen:
  • umschrieben,
  • diffus,
  • Tapioka- und
  • Trabekelmaschenwerktyp.
Wie der Name bereits vermuten lässt, ist das umschriebene Irismelanom meist recht scharf begrenzt und findet sich insbesondere im Stroma, an der Irisbasis und in der unteren Hemisphäre der Iris. Die Pigmentierung variiert von amelanotisch bis zu ausgeprägter dunkler Pigmentierung (Abb. 9). Ihre Morphologie kann von flach bis prominent, von amelanotisch bis stark pigmentiert und die Grenzen des Tumors von diffus bis scharf variieren.
Das diffuse Irismelanom ist sehr selten und kann sich klinisch als erworbene, hyperchromatische Heterochromie zeigen. Infiltriert der Tumor bereits das Trabekelmaschenwerk kann auch ein Sekundärglaukom (Trabekelmaschenwerktyp) auftreten.
Das Tapiokamelanom erhält seinen Namen von den harten Knötchen, die im Tumor liegen und von Morphologie und Beschaffenheit der tropisch-subtropischen Pflanzenstärke Tapioka ähnelt.
Irismetastasen
Die Irismetastasen machen ca. 5 % der uvealen Tumoren aus und gehören zu den gering pigmentierten Iristumoren. Daher zeigen sie sich von amelanotisch über weißlich bis hin zu zartrosa (fleischfarben) gefärbt. Die häufigsten Primarien, die in die Iris metastasieren, sind Mamma- und Bronchialkarzinome (kleinzellig) sowie Lymphome (Shields et al. 2014; Liu et al. 2017). Bei Lymphomen kann sich gelegentlich auch ein Pseudohypopyon als klinisches Zeichen der Metastasierung zeigen (Kitao et al. 2016; Zamani et al. 2022).
Merke
Ein Ektropium uveae, d. h. ein verformtes, nach auswärts gekipptes Pigmentblatt am Pupillarsaum, kann im Rahmen eines Iristumors durch Kontraktur des umgebenden Irisgewebes entstehen und bedarf weiterer Abklärung (Abb. 7). Es ist jedoch kein eindeutiges Malignitätskriterium.

Ziliarkörpertumoren

Ziliarkörperzysten
Diese sind typisch für die Pars plana und mit Hyaluronsäure gefüllt. Sie entstehen, wenn der Hohlraum des embryonalen Augenbechers sich wiedereröffnet (Naumann 1997a, b).
Ziliarkörpermelanozytome
Hierbei handelt es sich um benigne, dunkel pigmentierte Tumoren des Ziliarkörpers (hyperpigmentierte, magnozelluläre Naevi), die in die periphere Iris vorwachsen und sichtbar werden können. Sie können in ca. 1–2 % der Fälle maligne entarten. Sie gehören zu den sog. nicht-epithelial-assoziierten melanozytären Läsionen (Heindl et al. 2014; Solomon et al. 2022).
Ziliarkörpermelanome gehören anders als die Irismelanome zu den posterioren Uveamelanomen, die die häufigsten malignen intraokulären Tumoren (70 %) darstellen und ein noduläres Wachstum aufweisen. Sie machen ca. 12 % aller uvealen Melanome aus. Ihre Morphologie wird häufig auch als pilzförmig beschrieben, wenn der Tumor bereits die Bruchsche Membran zwischen Choroidea und Retina durchbrochen hat (Goto et al. 2021). Unpigmentierte maligne Melanome sind klinisch kaum von den anderen nicht pigmentierten Ziliarkörpertumoren (s. u.) zu differenzieren, was ihre Diagnose sehr erschwert. Aufgrund der posterioren Lage, wird die Diagnose nicht selten erst spät bei skleralem Durchbruch gestellt, da dann eine melanozytäre Läsion sichtbar wird, die als „auffällige Pigmentierung der Bindehaut/Sklera“ fehlgedeutet werden kann (Abb. 10).
Adenome des nicht pigmentierten und pigmentierten Ziliarepithels
Die Adenome des NPCE (non-pigmented ciliary epithelium = nicht pigmentiertes Ziliarepithel) sind weißliche bis rosafarbene noduläre Raumforderungen. Die Adenome des PCE (pigmented ciliary epithelium = pigmentiertes Ziliarepithel) dagegen sind dunkelbraune bis tiefschwarze noduläre Raumforderungen. Beide entstehen aufgrund der histologischen Lokalisation des Ziliarepithels aus den Ziliarfortsätzen. Sie können beide im Kammerwinkel sichtbar werden und invasives Wachstum zeigen (Cursiefen et al. o. J.; Stefani et al. 1982; Goto et al. 2021).
Leiomyome
Die Leiomyome des Ziliarkörpers sind sehr seltene, benigne, amelanotische Tumoren und können klinisch ebenfalls schwer von den häufiger auftretenden Uveamelanomen, v. a. von den nicht pigmentierten, abgegrenzt werden (Abb. 11). Es gibt mesodermale und mesoektodermale Leiomyome (Quhill et al. 2013; Mor et al. 2020). Sie liegen meist im suprachoroidalen Raum und treten häufiger bei jungen Frauen auf. Es kann im Rahmen der Leiomyomentstehung durch ihr lokal invasives und destruktives Wachstumsmuster zur Ausbildung eines vorderen Staphyloms kommen. In der Funduskopie zeigen sich Leiomyome als nicht pigmentierte Raumforderung. Die histopathologische Differenzierung anderer Ziliarkörpertumoren gelingt nur nach chirurgischer Exzision, durchgeführt als Blockexzision zum Bulbuserhalt (Abb. 12) oder mittels Enukleation mithilfe von immunhistochemischen Untersuchungen (Blodi 1950; Remmer et al. 2014; Mor et al. 2020; Plesníková et al. 2022).
Schwannome
Schwannome sind i. d. R. benigne Tumoren peripherer Nervenscheiden, die an allen peripheren Nervenscheiden sporadisch auftreten können und langsam wachsen. Sie kommen sehr selten vor und machen ca. 1 % der intraokularen Tumoren – maligne entarten können sie ebenfalls (Goto et al. 2006; Kiratli et al. 2010; El Mokh et al. 2022).
Medulloepitheliome
Bei den Medulloepitheliomen handelt es sich um embryonale, neuroektodermale Tumoren. Intraokulär kommen sie vor allem im nicht pigmentierten Ziliarepithel vor. An dieser Lokalisation sind sie auch die häufigsten Tumoren. Zudem handelt es sich bei den Medulloepitheliomen um den zweithäufigsten, intraokulären Tumor im Kindesalter nach den Retinoblastomen (Schultz et al. 2018; de Kock et al. 2020). Klinisch zeigen sie sich als langsam wachsende, weißliche bis fleischfarbene Raumforderungen, die kreideweiße kalzifizierte Einlagerungen haben können (Vajaranant et al. 2005).
Adenokarzinome des nicht pigmentierten und pigmentierten Ziliarepithels
Bei Adenokarzinomen des nicht pigmentierten und pigmentierten Ziliarepithels handelt es sich um äußerst seltene maligne Tumoren. Es können Metastasen oder erworbene neuroepitheliale Tumoren sein (Sukeda et al. o. J.).
Perivaskuläre epitheloide Zelltumoren (PEComas)
Perivaskuläre epitheloide Zelltumoren (kurz PEComas) sind sehr seltene benigne, mesenchymale Tumoren aus perivaskulären Epitheloidzellen (Goto et al. 2015, 2021; Simms et al. 2023)

Diagnostik

Als Basis sollte eine gründliche ophthalmologische Untersuchung mittels Visus, Tonometrie und Spaltlampenmikroskopie sowie Funduskopie (in Mydriasis) durchgeführt werden. Zusätzlich empfehlenswert und zur Vollständigkeit notwendig sind eine Gonioskopie und die Transillumination der Iris sowie die u. g. bildgebenden Verfahren.
In der Regel gilt bei Irisraumforderungen diese in medizinischer Miosis unter standardisierten Bedingungen zu untersuchen.
Bei ziliaren Raumforderungen, auffälligen feeder vessels oder skleralen und/oder konjunktivalen melanozytären Läsionen sollte aufgrund der peripheren Lage in Mydriasis funduskopiert werden, um diese besser sichtbar zu machen.
Iris- und Ziliarkörpermelanome können typische klinische Zeichen zeigen, die mittels klinischer Spaltlampenmikroskopie sowie multimodaler Bildgebung zur Verdachtsdiagnose führen:
  • Größenprogredienz oder Zunahme der Prominenz/Tiefenausdehnung
  • Verschieden ausgeprägte Pigmentierung
  • Infiltratives Wachstum mit Sklera-/Ziliarkörper-/Kammerwinkelinvasion (Gonioskopie) oder Aderhautinvasion (Funduskopie in Mydriasis, UBM, Sonografie)
Im klinischen Alltag kann häufig nicht sicher zwischen einem benignen und einem malignen Befund im Ziliarkörper unterschieden werden, sodass es nicht selten zur Exzision des Befundes kommt, um eine sichere Diagnose stellen zu können.
Merke
Zeigt sich eine neue, lokalisierte braune bis schwarze Pigmentierung der Skleraoberfläche, muss umgehend eine eingehende Untersuchung mittels Gonioskopie, Ultraschall und (peripherer) Funduskopie in Mydriasis erfolgen, um auszuschließen, dass es sich nicht um ein invasiv wachsendes Ziliarkörpermelanom handelt.

Biopsie

Besteht Malignitätsverdacht, kann eine Biopsie zur histopathologischen Sicherung genutzt werden. Diese sollte jedoch ausschließlich bei Verdacht auf einen malignen Befund erfolgen und gegen eine vollständige Befundexzision abgewogen werden. Denn es können postoperative Komplikationen, wie u. a. Verschleppung von entarteten Zellen, optische Phänomene mit Diplopie bei optischem Spalt oder auch eine frühzeitige Katarakt auftreten.

Labor

Eine Laboruntersuchung wird i. d. R. nur im Rahmen eines Stagings bei Verdacht auf eine maligne Läsion oder Metastase notwendig. Zudem kann das Tumorgewebe bei Melanomnachweis auf Monosomie 3 hin untersucht werden.

Bildgebung

Zwingend erforderlich zur Einschätzung einer Läsion an Iris und/oder Ziliarkörper ist die Ultraschallbiomikroskopie. Sie dient u. a. zur Diagnostik der Tiefenausdehnung und in den Verlaufskontrollen, z. B. zum Ausschluss maligner Transformation oder Regress bzw. Progress nach Therapie. Ergänzend sollte auch eine A- und B-Bild-Sonografie erfolgen (Roters 2001; Shields et al. 2010, 2012; Matos et al. 2023).
Die optische Kohärenztomografie (OCT) des vorderen Augenabschnitts ist ein weiteres nützliches Instrument, u. a. zur Beurteilung der Binnenstruktur und Ausdehnung der Raumforderung (Grajewski und Lang 2022; Lang und Grajewski 2022).
Eingehendere Untersuchungen kann man um eine Vorderabschnitts-Fluoreszenzangiografie (FAG) mit Fluoreszein und Indocyaningrün erweitern, um pathologische Vaskularisationen sichtbar zu machen (Shields et al. 1996, 2012; Chien et al. 2017; Wawer Matos et al. 2023).
Bei Verdacht eines malignen Befundes oder einer malignen Transformation sollte ein leitliniengerechtes Staging mittels dermatologischer Vorstellung, radiologischer Bildgebung und bei Verdacht einer Metastase eines anderen Primarius eine entsprechende Vorstellung in einem interdisziplinären Tumorboard erfolgen, um die geeignete Therapie schnellstmöglich einleiten zu können.

Differenzialdiagnostik

Die Diagnose anhand typischer klinischer Zeichen eines Irismelanoms können häufig bereits mittels Spaltlampenmikroskopie gestellt werden. Allerdings ist die Unterscheidung von benignen Läsionen, wie z. B. Irismelanozytomen oder Irisnaevi, häufig erschwert.
Zur besseren Einordnung der Läsionen, die meist als Zufallsbefunde entdeckt werden, gehören folgende Untersuchungen mit bildgebender, multimodaler Diagnostik unter standardisierten Untersuchungsbedingungen (s. o.):
  • Ophthalmologische Basisuntersuchung mit Visus und Augeninnendruckmessung
  • Spaltlampenmikroskopie
  • Vorderabschnitts-OCT (Optische Kohärenztomografie)
  • Ultraschallbiomikroskopie (UBM)
  • A- und B-Bild-Sonografie
  • Vorderabschnitts-FAG (Fluoreszenzangiografie mit Fluoreszein und Indocyaningrün)
Hierbei gilt es zu beachten, dass die Verlaufsuntersuchung mit bildgebender Diagnostik immer unter standardisierten Bedingungen durchzuführen ist. Im Falle von Irisläsionen bedeutet dies entsprechende Maßnahmen in medizinischer Miosis.
Sollten sich Kriterien für ein Melanom oder eine Metastase zeigen, erfolgen eine Vorstellung in einem Tumorboard und ein interdisziplinäres Staging je nach Primarius (Shields et al. 2014; Liu et al. 2017).
Merke
Die Ultraschallbiomikroskopie (UBM) hilft bei der Ermittlung der Tiefenausdehnung bzw. der lokalen Ausbreitung der Raumforderung und kann auch morphologisch Hinweise über die vorliegende Läsion geben, was bei der Differenzierung hilft.

Therapie

Benigne Irisläsionen benötigen in aller Regel keiner therapeutischen Intervention. Notwendig und wichtig sind jedoch regelmäßige Untersuchungen und Dokumentation der Läsionen mit Fotografie, Vorderabschnitts-OCT (VA-OCT) und Sonografie (UBM – Ultraschallbiomikroskopie).
In der Regel bedarf es bei benignen Raumforderungen der Iris keiner Therapie. Sollten die gutartigen Läsionen jedoch beispielsweise die gesamte Pupille verlegen oder der Verdacht auf Malignität bestehen, dann kann eine entsprechende Intervention notwendig werden. Es kann präoperativ oder vor einer Bestrahlungstherapie eine Feinnadelbiopsie zur Diagnosesicherung erfolgen (Kaliki und Shields 2017; Mor et al. 2017).
Operativ können Iris- und Ziliarkörpertumoren bzw. -melanome, die umschrieben sind und nicht über 3–4 Uhrzeiten hinausgehen, als sog. Blockexzisionen exzidiert werden (Cursiefen et al. o. J.; Heindl et al. 2014). Eine Enukleation muss dagegen dann erwogen werden, wenn mehr als die Hälfte der Iris und mehr als die Hälfte des Trabekelmaschenwerks vom Tumor infiltriert sind oder eine großflächige Begleitamotio vorliegt. Dies ist auch eine therapeutische Konsequenz, wenn ein therapierefraktäres Sekundärglaukom durch den Tumor besteht (Shields et al. 2010; Mor et al. 2019; Rao und Shields 2019).
Alternativen zur chirurgischen Exzision und in manchen Fällen auch zum Bulbuserhalt anstelle einer Enukleation, bestehen in strahlentherapeutischen Maßnahmen mittels Plaque-Brachytherapie u. a. mit Ruthenium-160 oder mit Iod-125, Cyberknife-Radiatio oder einer Protonentherapie (Heindl et al. 2007; Mor et al. 2018, 2019).
Die großangelegte, multizentrische, randomisiert-kontrollierte Collaborative Ocular Melanoma Study (COMS) konnte zeigen, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen einer Radio-Brachytherapie mit Iod-125 und einer Enukleation hinsichtlich der Mortalität von Patientinnen und Patienten mit Uveamelanomen gibt, wodurch die Strahlentherapie für unkomplizierte Uveamelanome als Standardtherapie neben der chirurgischen Therapie akzeptiert ist (Salowe und O’Brien 2020).

Verlauf und Prognose

Um eine zuverlässige Verlaufsdokumentation zu erstellen, ist es unumgänglich, die Fotodokumentation unter standardisierten Bedingungen durchzuführen.
Da Morphologie und Größe von Iris- bzw. Ziliarkörperläsionen abhängig sind von der Weite der Pupille, sollte die Dokumentation immer in medizinischer Miosis mittels Pilocarpin-Augentropfen (2 %) durchgeführt werden. So sind die Befunde vergleichbar und ein zunehmendes Wachstum kann als wichtiges Malignitätskriterium herangezogen werden.
Aufgrund der verschiedenen Läsionen, die an Iris und Ziliarkörper auftreten können, gibt es auch ein breites Spektrum an Verläufen und Prognosen.
Ungefähr 5 % aller melanozytärer Irisläsionen zeigen ein Wachstum innerhalb von 5–10 Jahren. Insgesamt ist die Prognose von Irismelanomen gut. Die Metastasierungsrate liegt bei ca. 4 % nach 5 bzw. bei ca. 7 % nach 10 Jahren und 10–11 % innerhalb von 20 Jahren (Shields et al. 2001b; Kaliki et al. 2015). Die Therapie von diffusen Irismelanomen stellt sich dabei schwieriger dar. Sie sind häufiger assoziiert mit einem Sekundärglaukom und dem Verlust des Auges. Iristumoren, die die Iriswurzel und den Kammerwinkel infiltrieren, gehen mit einem erhöhten Risiko für eine Metastasierung, ein extraokuläres Wachstum und der Entwicklung eines Sekundärglaukoms einher. Dabei zeigte sich auch, dass die Wahl der Therapie – hierbei verglichen wurden Radiatio und Enukleation – keinen Einfluss auf die Metastasierung hatte (Salowe und O’Brien 2020).
Ziliarkörpermelanome als Teil der hinteren Uveamelanome haben eine schlechtere Prognose als Irismelanome.
Die Metastasierungsrate liegt laut Literatur bei 19 % nach 5 und bei 33 % nach 10 Jahren und ist somit höher als bei Iris- und Aderhautmelanomen (Shields 2009; Kaliki et al. 2015).
Bei suspekten Befunden sollte umgehend eine Vorstellung in einem spezialisierten ophthalmoonkologischen Zentrum erfolgen.

Besondere Aspekte von Iris-, Ziliarkörpermelanomen und maligner Läsionen

Das Irismelanom hat als vorderes Uveamelanom im Vergleich zum Ziliarkörpermelanom der hinteren Uvea insofern eine besondere Stellung, da es mit nur geringer Metastasierungsrate einhergeht. Zudem kann das Irismelanom durch seine Lage meist früher erkannt werden.
Aus der Studienlage ist bekannt, dass die Wahl der Therapie – unabhängig davon, ob man sich für Resektion, Radiatio oder Enukleation entscheidet – die Mortalität nicht unterschiedlich beeinflusst. Auch eine neoadjuvante Radiatio vor chirurgischer Exzision hat keinen positiven Effekt auf die Sterberate (Gass 1985; Singh et al. 2005; Salowe und O’Brien 2020). Entscheidend ist also, die Diagnose frühzeitig zu stellen und entsprechend eine Therapie, insbesondere auch interdisziplinär, einzuleiten.
Im Folgenden sollen einige Beispiele der häufigsten Befunde aus der ophthalmoonkologischen Sprechstunde gezeigt werden:

Zusammenfassung

  • Suspekte und hochgradig malignomverdächtige Läsionen der Iris und/oder des Ziliarkörpers sollten für eingehende Untersuchungen umgehend in einer ophthalmoonkologischen Spezialsprechstunde vorgestellt werden.
  • Bestätigt sich der Malignomverdacht, sollte ein Staging und die Vorstellung in einem speziellen Tumorboard erfolgen.
  • Viele der Tumoren an Iris und/oder Ziliarkörper lassen sich lediglich histopathologisch genau differenzieren. Dies macht einen operativen Eingriff unumgänglich.
  • Die Patientenführung sollte je nach Diagnose durch enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ophthalmoonkologen, Hämatoonkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten und ggf. auch Dermatologen erfolgen.
  • Zudem sollten die Betroffenen regelmäßig über aktuelle Studien informiert und auch in diese eingeschlossen werden.
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