Körperliche Aktivität kann positive
Effekte auf viele verschiedene Lebensbereiche haben. Unter anderem ist bekannt, dass körperliche Aktivität das Risiko für verschiedene neurodegenerative Erkrankungen (z. B.
Alzheimer-Demenz) verringern kann (Lautenschlager et al.
2008). Weiterhin wird körperliche Aktivität als aktive Präventionsmaßnahme gegen
Demenz in den WHO-Richtlinien empfohlen (Risk reduction of cognitive decline and dementia: WHO guidelines, 2019). Daher ist fraglich, ob physikalische Aktivität auch für das
Glaukom protektiv sein könnte. Eine großangelegte Studie, welche die Gesundheit von männlichen Läufern über einen Zeitraum von knapp 8 Jahren untersuchte, zeigte, dass das relative Risiko für ein Glaukom signifikant geringer bei Personen war, die entweder auf 10 km schneller oder insgesamt mehr Kilometer pro Tag liefen (Williams
2009). Eine Aktometerstudie an Glaukompatienten konnte weiterhin zeigen, dass Glaukompatienten nicht nur weniger Schritte am Tag liefen, sondern auch weniger Minuten moderater oder intensiver körperlicher Aktivität pro Tag aufwiesen. Die Studie konnte weiterhin zeigen, dass diese Parameter mit Zunahme des Schweregrads des Glaukoms weiter abnahmen (Ramulu et al.
2012). Weitere retrospektive Kohortenanalysen deuten auf einen positiven Effekt körperlicher Aktivität in Bezug auf das Glaukom hin. Allerdings gab es auch Hinweise, dass zu viel körperliche Aktivität negative Auswirkungen auf das Glaukom haben könnten (Lin et al.
2017; Seo und Lee
2022). Studien an Mäusen zeigten weiterhin, dass die physikalische Aktivität retinaler Ganglienzellen bei alten Mäusen nicht nur vor funktionellen Schäden, sondern auch vor augeninnendruckassoziiertem Zelltod schützen kann. Dieser Effekt kommt unabhängig vom
Augeninnendruck zustande, er wird durch den neurotrophen Faktor BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factor) vermittelt (Chrysostomou et al.
2016; Chrysostomou et al.
2014).