Behandlung des metastasierten malignen Melanoms der Uvea
Die Behandlung des metastasierten malignen
Melanoms der Uvea ist leider immer noch eine sehr frustrierende Angelegenheit, da das Überleben der Patienten nicht signifikant erhöht werden kann (1, 5). Es besteht eine Vielzahl systemischer bzw. lokoregionaler Behandlungsmöglichkeiten:
• Konventionelle Chemotherapie | (CHT) |
• Hepatische intraarterielle Chemotherapie | (HIA) |
• Transarterielle Chemoembolisation | (TACE/HAC) |
• Selektive intrahepatische Radiotherapie | (SIRT) |
• Isolierte Leberperfusion | (IHP) |
| (CPI) |
• Proteinkinase-Inhibitor | |
• Immunoembolisation | (IE) |
• Vakzinierung | |
• Laser-induzierte Thermotherapie | |
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• Chirurgische Metastasenresektion | |
Keine der oben genannten Behandlungsoptionen hat nachhaltig zeigen können, dass sie einen Vorteil gegenüber der anderen hat bzw. signifikant die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht.
Sowohl die konventionelle Chemotherapie als auch die Chemoimmuntherapie, aber auch die Therapie mit sogenannten MAP-Kinase-Inhibitoren haben keinen wesentlichen Unterschied in der Zeitachse des Patientenüberlebens zeigen können. Alle erwähnten Therapien weisen ein mittleres Überleben von ca. 15 Monaten auf. Als einzige Ausnahme findet sich ein verlängertes Überleben bei manchen Studien nach chirurgischer Metastasenresektion, mit einem Überleben von teilweise über zwei Jahren im Median. Allerdings könnte diese Beobachtung auf eine Selektion von Patienten, die zu einem früheren Stadium diagnostiziert wurden, zurückzuführen sein und somit die Ergebnisse durch einen sog. „lead time bias*“ positiv beeinflusst wurden.
*Bedeutung „lead time bias“: Durch eine frühere Detektion von Metastasen könnte der Eindruck erweckt werden, dass Patienten eine Tumorerkrankung länger überleben (vermeintlicher „Überlebensvorteil“), ohne dass dies wirklich der Fall ist, da die Zeitspanne der Überlebenskalkulation früher beginnen, aber nicht später enden könnte, das Gesamtüberleben aber seit Diagnosestellung des Primärtumors nicht beeinflusst wird.
Leider hat auch die in den letzten Jahren besonders in der Behandlung des metastasierten kutanen
Melanoms hocheffektive Checkpoint-Inhibitorentherapie beim metastasierten malignen Melanom der Uvea keinerlei Wirkung gezeigt. In verschiedenen Studien, sowohl mit dem Anti-CTLA-4-Antikörper (Ipilimumab) als auch mit den Anti-PD1-Antikörpern (Pembrolizumab oder Nivolumab), aber auch in deren Kombination, konnte kein wesentlicher Überlebensvorteil gezeigt werden. Einzige Ausnahme bieten hierzu maligne Melanome der Uvea, die extrahepatische Metastasen aufweisen und einen speziellen konstitutionellen MDB-4-Typ haben.
In den letzten Jahren ist mit verhaltenem Optimismus über eine neue Therapieoption zur Behandlung des metastasierten Aderhautmelanoms berichtet worden. Es handelt sich um die Behandlung mit dem bispezifischen Fusionsprotein namens „Tebentafusp“ (früher auch IMCgp100 genannt). Bei Tebentafusp handelt es sich um ein Fusionsprotein der sog ImmTAC-Kategorie („immune-mobilizing monoclonal T-cell receptors against cancer“), welches das Andocken von zytotoxischen T-Zellen mit Zielzellen ermöglichen soll.
Tebentafusp ist ein Fusionsprotein, das auf der einen Seite an einer zytotoxischen Anti-CD3-T-Zelle andockt und auf der anderen Seite mit einem Melanom-spezifischen
Antigen (gp100) bindet. Allerdings muss der Patient einen spezifischen HLA-Status besitzen, nämlich HLA-A*02:01-positiv, und das gilt leider nur für etwa 40–50 % aller Kaukasier.
Erstmalig konnte mit Tebentafusp ein Überlebensvorteil von 6 Monaten erzielt werden (Erhöhung des Überlebens von 16 Monate auf knapp 22 Monate) (Kujala et al.
2013; Middleton et al.
2020; Nathan et al.
2021; Rodriguez-Vidal et al.
2020).
Neoadjuvante und adjuvante medikamentöse Therapie beim uveale Melanom
Durch die Entwicklung effektiver medikamentöser Therapien beim metastasierten malignen
Melanom der Uvea besteht grundsätzlich die Einführung eines neoadjuvanten Therapieansatzes, bei dem ein „downstaging“ des uvealen Melanoms angestrebt wird. Dies würde beispielsweise bei hochprominenten Melanomen den Einsatz einer niedriger dosierten
Brachytherapie ermöglichen oder gar die Notwendigkeit einer primären Enukleation bei sehr großen Melanomen vermeiden, nachdem diese Tumore durch die neoadjuvante Behandlung verkleinert wurden. Eine weitere Entwicklung wäre ein adjuvanter systemischer Therapieeinsatz nach primärer okulärer Therapie des Aderhautmelanoms zur langfristigen Reduktion der Metastasierungswahrscheinlichkeit, insbesondere bei Hochrisikotumoren. Hierzu könnten sowohl die aktuellen Erkenntnisse von der Effektivität der ImmTAC-Therapie (Tebentafusp bei HLA-A*02:01-positiven Patienten) als auch Erkenntnisse der Effektivität einer PKC-Inhibitorentherapie (Darovarsertib) zur Planung entsprechender Studien genutzt werden.