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Die Augenheilkunde
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Publiziert am: 23.08.2024

Trabekulektomie

Verfasst von: Esther M. Hoffmann und Julia V. Stingl
Die Trabekulektomie stellt den Goldstandard in der Glaukomchirurgie dar. Sie bietet eine wirkungsvolle und langfristige Drucksenkung und ist die unter den heute angewendeten Verfahren älteste Operationsmethode, sodass mit großer Erfahrung und Vorhersagbarkeit behandelt werden kann (Strzalkowska et al. 2023). Dieses Kapitel stellt die Durchführung sowie die Vor- und Nachbehandlung der Trabekulektomie dar und diskutiert Komplikationen und die Lebensqualität nach erfolgter Operation.

Überblick

Im Jahr 2020 waren Glaukomerkrankung weltweit die zweithäufigste Erblindungsursache. Unter den 33,6 Mio. blinden Erwachsenen war das Glaukom ab der 5. Lebensdekade für 3,6 Mio. der Fälle verantwortlich (GBD 2019 Blindness and Vision Collaborators 2021).
Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte ist der intraokulare Druck (IOD) weiterhin der derzeit bei weitem wichtigste, modifizierbare Risikofaktor in der Behandlung des Glaukoms. Durch die Reduktion des IOD kann das Auftreten und die Progression des Glaukoms verhindert oder wenigstens verlangsamt werden (Leske et al. 2008; Maier et al. 2005; Bengtsson und Heijl 2005). Ist der IOD nicht mehr durch eine lokale drucksenkende Therapie oder eine Lasertherapie zu regulieren, kommen operative Verfahren zum Einsatz.
Bei den chirurgischen Interventionen werden filtrierende Verfahren und nichtfiltrierende Verfahren unterschieden. In diesem Kapitel soll die filtrierend wirkende Trabekulektomie behandelt werden.
Sie wurde bereits in den 1960er-Jahren entwickelt, findet breite Anwendung in der Glaukomchirurgie und behält weiterhin ihren führenden Stellenwert als häufigster durchgeführter glaukomchirurgischer Eingriff. Bei der Trabekulektomie wird eine Öffnung unterhalb der Lederhaut (Sklera) vorgenommen. Die Bindehaut wird dabei eröffnet und ein Deckel in der Lederhaut mit Zugang zur vorderen Augenkammer und somit zum Kammerwasser präpariert. Der Deckel kann sich öffnen und schließen und erlaubt so eine entsprechend gleichmäßige Augeninnendruckeinstellung. Das Kammerwasser fließt dabei aus der vorderen Augenkammer unter die Bindehaut ab und sammelt sich dort („sickert“ dorthin). Die Trabekulektomie ist das bewährteste und erfolgreichste Verfahren für die Behandlung des Offenwinkelglaukoms. Schon vor mehr als 10 Jahren konnte diese Methode eine langfristige Drucksenkung (20 Jahre) zeigen (GBD 2019 Blindness and Vision Collaborators 2021; Leske et al. 2008). Nach 5 Jahren besteht bei etwa 75 % der Fälle ein chirurgischer Erfolg, definiert als Augeninnendruck ≤ 18 mmHg mit oder ohne lokale antiglaukomatöse Therapie (Wagner et al. 2023). Viele Patienten können jedoch nach der Operation ohne Augentropfen auskommen. Bewährt hat sich der intraoperative Einsatz von Antimetaboliten (5-Flurouracil, Mitomycin C). Prinzipiell können auch sehr niedrige, mitunter einstellige, Druckwerte erreicht werden (Gedde et al. 2012). Die Erfahrung des Operateurs kann dabei die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Komplikationen beeinflussen (López und Castillo 2022).

Indikationsstellung

Die primäre Therapie des Glaukoms besteht in der Gabe von drucksenkenden Medikamenten oder der Lasertherapie. Da die Augentropfenadhärenz in der Glaukomtherapie ein Problem darstellt, muss bei progredientem Verlauf frühzeitig eine Entscheidung für eine operatives Verfahren getroffen werden (Frech et al. 2018).
Auch die Augentropfenverträglichkeit spielt eine Rolle. Viele Patienten vertragen mehrere Substanzen nicht und auch keine Konservierungsmittel, daher ist besonderes bei diesen Patienten ein Verfahren zu wählen, welches möglichst sicher eine Augentropfenfreiheit mit sich bringt.
Um die Drucksenkung erfolgreich zu erreichen, sollte die Operation möglichst am nichtvoroperierten Auge durchgeführt werden. Vor allem die Bindehaut darf nicht zu dünn, zu entzündet oder zu starr sein. Bei langjähriger Tropfenapplikation kann die Bindehaut stark verändert sein (Broadway et al. 1995). Daher hat eine Inspektion an der Spaltlampe der superior gelegenen Bindehaut vor Indikationsstellung zu erfolgen (Bengtsson und Heijl 2005).

Schritte der Trabekulektomie

Nachfolgend werden die Schritte der Trabekulektomie nach dem Mainzer Standard beschrieben (Schuster et al. 2022).
Nach der Hautdesinfektion, dem sterilen Abdecken und der Desinfektion der Augenoberfläche wird die Hornhaut mit einem 7-0-Seidenfaden bei 12 Uhr limbusparallel angeschlungen (Abb. 1a). Hiermit kann der Bulbus nach unten rotiert werden, sodass sich in der superioren Hemisphäre ein ausreichend großes Operationsfeld ergibt. Die Bindehaut wird nun inspiziert und eine geeignete Stelle für den Skleradeckel ausgewählt. Bereiche mit prominenten Skleragefäßen, Perforansvenen oder Bindehaut- oder Skleradefekten sollten möglichst umgangen werden, um das Komplikationsrisiko zu minimieren.
Nun wird die Bindehaut am Limbus über 5–6 mm eröffnet und die Bindehaut mit einer Präparationsschere unterminiert, sodass die Sklera freigelegt wird und eine Bindehauttasche entsteht (Abb. 1b). Dabei sollte beachtet werden, dass auch die Tenon von der Sklera getrennt wird. Mit der Diathermie kann eine Blutstillung der Sklera erfolgen, sofern notwendig. Anschließend wird ein mit Mitomycin C (0,02 mg/0,1 ml) getränktes Schwämmchen für 3 min unter die Bindehaut gegeben (Abb. 1c). Nach Entfernung des Schwämmchens empfiehlt es sich, das Auge sorgfältig mit 30 ml Balanced Salt Solution (BSS) oder NaCl 0,9 % zu spülen, um Bindehautverdünnungen, Skleradefekten und einer Hornhautepitheliopathie vorzubeugen.
Mit der Parazentese wird anschließend eine sklerokorneale Kerbe im Bereich der eröffneten Bindehaut vorsichtig vorgezeichnet. Diese dient während des abschließenden Schrittes der Schlossnaht der besseren Verankerung der Bindehaut. Mit dem Zirkel können nun für den Skleradeckel 3,5 mm abgemessen und angezeichnet werden (Abb. 1d). Der vorgezeichnete Deckel wird dann mittels Klinge, Parazentese oder Tellermesser eingeritzt, sodass ein Quadrat von 3,5 × 3, 5 mm entsteht. Ausgehend von der hinteren Deckelkante sollte nun eine vorsichtige Präparation in die Skleratiefe bis etwa zur Hälfte der Skleradicke erfolgen. Die Sklera lässt sich dabei häufig wie Blätterteig teilen. Hat man die gewünschte Tiefe erreicht, wird mit dem Tellermesser vorsichtig nach anterior präpariert, bis man auf klare Kornea stößt (Abb. 1f).
Bevor die Trabekulektomie erfolgt und der Augeninnendruck stark abfällt, empfiehlt sich nun die Anlage einer Parazentese bei 10 oder 2 Uhr. Mit der Parazentese kann nun auch unterhalb des Deckels möglichst weit anterior in die klare Kornea die ca. 1,5 × 0,5 mm messende Trabekulektomie erfolgen (Abb. 1g). Wird sie zu weit posterior angelegt, kann es zur Blutung aus dem Ziliarkörper kommen. Durch die Trabekulektomie hindurch wird anschließend eine kleine periphere Iridektomie angelegt, damit es nicht zur Irisinkarzeration kommen kann, wenn eine gute Filtrationswirkung besteht (Abb. 1h).
Anschließend sollte zügig der Verschluss des Skleradeckels mithilfe von 4 Deckelfäden (z. B. 10-0-Nylon) erfolgen. Die beiden Eckfäden werden im 45°-Winkel zur Deckelecke angelegt und die Knoten versenkt. Die beiden Flankenfäden sollten lamellierend gelegt werden, damit keine Fistulation durch die Einstichstellen im Deckel entsteht. Mittels BSS-Eingabe in die Vorderkammer lässt sich prüfen, ob eine Fistulation möglich ist und ob genug Widerstand besteht, sodass keine Hypotonie auftritt.
Abschließend wird die Bindehaut über das Operationsfeld gezogen und mittels mäanderförmiger, verschränkter Schlossnaht verschlossen (Abb. 1j, k).

Präoperatives Management

Die additive Gabe von steroidhaltigen Augentropfen oder zumindest nichtsteroidaler Antiphlogistika präoperativ verbessert die Langzeitprognose der Sickerkissenfunktion (Breusegem et al. 2010). Weiterhin sollten die lokalen Antiglaukomatosa 2–4 Wochen präoperativ auf konservierungsmittelfreie Präparate oder auf orales Acetazolamid umgestellt werden, um einer toxisch bedingten, überschießenden Vernarbungsreaktion vorzubeugen (Thygesen 2018). Antikoagulanzien sollten nach Möglichkeit präoperativ abgesetzt werden. Während der Operation kommt es bei einem gut vorbereiteten, reizfreien Auge und erfahrenen Operateur nur selten zu einer ernsthaften Komplikation. Bei dünner Bindehaut ist besondere Vorsicht bei der Präparation derselben geboten. Die Iridektomie sollte möglichst klein und peripher angelegt werden, um unnötige Blendungsempfindlichkeit zu vermeiden und den Einfluss auf die Kataraktentstehung zu minimieren.

Postoperatives Management

Postoperativ sollten die Patienten täglich an der Spaltlampe untersucht werden. Je nach Morphologie der Bindehaut und des Sickerkissens werden 5-Fluorouracil-Injektionen subkonjunktival gegeben. 5-Fluorouracil gehört zu den Antimetaboliten. Diese verhindern, dass Purin oder Pyrimidin während der „S-Phase“ (des Zellzyklus) in die DNA eingebaut werden, wodurch die normale Entwicklung und Teilung gestoppt werden. Bei der Behandlung kann es in der Folge zu einer Hornhautepitheliopathie kommen, sodass der Visus beeinträchtigt sein kann. Weiter empfiehlt sich die Applikation eines topischen Antibiotikums sowie von steroidhaltigen Augentropfen bzw. Augensalbe, die den Operationserfolg verbessern (Almatlouh et al. 2019).
Eine vorübergehende postoperative Visusminderung aufgrund der postoperativen Tropfengabe und eines Astigmatismus aufgrund der Bindehaut-Hornhaut-Naht ist häufig und sollte den Patienten präoperativ kommuniziert werden. Der angestrebte Zieldruckbereich sollte sich optimalerweise innerhalb der ersten 3 Monate einstellen (Gedde et al. 2012; Hoffmann und Pfeiffer 2018).
Ein guter postoperativer Befund ist der Abb. 2 zu entnehmen. Man erkennt ein transparentes Sickerkissen, welches glasig erscheint und Reflexe widerspiegelt. Die Bindehaut ist avaskulär und weißlich. Der Skleradeckel ist sichtbar.

Steuerbarkeit

Der größte Vorteil der Trabekulektomie gegenüber den meisten glaukomchirurgischen Verfahren ist die Vielfalt an Möglichkeiten zur Augendruckadjustierung. Intraoperativ kann der IOD abhängig vor der Skleradeckeldicke, Festigkeit der Skleradeckelnähte, als auch der Anzahl dieser Nähte reguliert werden. Postoperativ können mittels Sickerkissen-Steppings (leichter Druck oberhalb des Skleradeckels, sodass dieser sich öffnet und Kammerwasser unter die Bindehaut strömen kann), 5 Fluorouracilgaben oder Fadendurchtrennungen die IOD-Werte gesenkt werden.

Komplikationen

Die erfolgreiche Behandlung mittels Trabekulektomie erfordert nicht nur die korrekte Durchführung der Operation, sondern auch eine individuelle und vorausschauende Nachbehandlung, sowie die Prävention und Behandlung von Komplikationen.
Vernarbung
Die Prävention der Vernarbung beginnt mit der präoperativen Medikamentenumstellung (konservierungsmittelfreie Tropfen oder orales Acetazolamid, kortisonhaltige Präparate), führt sich fort mit der intra- und postoperativen Applikation antifibrotischer Substanzen (Mitomycin C, 5-Fluoruracil) und der postoperativen Gabe von kortisonhaltigen Augentropfen. Trotz dieser Maßnahmen wird bei ca. 25 % der Patienten nach 5 Jahren eine Revisionsoperation notwendig (Wagner et al. 2023). Im ersten Schritt wird ein Needling durchgeführt, bei welchem mit einer 22-G-Kanüle vom Fornix ausgehend die Bindehaut unterminiert und die Verwachsungen im Bereich des Sickerkissens und des Deckels gelöst werden. Der Erfolg nach einmaligem Needling wird in der Literatur mit bis zu 70–80 % nach 3 Jahren beziffert (Than et al. 2018) (s. Abb. 3).
Dargestellt ist ein flaches, vernarbtes Sickerkissen ohne Funktion. Der Skleradeckel ist zwar sichtbar, aber die Bindehaut ist flächig mit der darunter liegenden Sklera verwachsen. Außerdem sind die Deckelgrenzen auf Skleraniveau vernarbt. Große Gefäße durchziehen die Bindehaut.
Hypotonie
Je nach Operationstechnik und den gegebenen anatomischen Verhältnissen kann es nach Trabekulektomie zu einer Hypotonie (IOD < 6 mmHg) kommen. Sofern das Auge den niedrigen Augeninnendruck ohne Visuseinschränkungen toleriert, kann eine Hypotonie geduldet werden. Die frühe Hypotonie mit Abflachung der Vorderkammer kann mit Atropin-Augentropfen behandelt werden, welche eine Posteriorrotation des Ziliarkörpers bewirken. Hierdurch stabilisieren sich Vorderkammer und Augeninnendruck. Zusätzlich kann eine Verbandskontaktlinse eingesetzt werden, um etwas Druck auf den Skleradeckel auszuüben und damit den Kammerwasserabfluss zu verringern. Ist eine Stabilisierung des Augeninnendrucks nicht möglich, kann es zu einer hypotonen Makulopathie, die visusmindernd ist, und auch zur peripheren Aderhautschwellung bis hin zu Aderhautbullae („kissing bullae“) kommen. Wenngleich die Aderhautschwellung in der Regel vollständig reversibel ist, sollte bei einer hypotonen Makulopathie innerhalb von wenigen Wochen eine Stabilisierung des Augeninnendrucks erreicht werden, da die Makulafalten ansonsten dauerhaft persistieren und den Visus erheblich einschränken können. Eine hypotone Makulopathie tritt in etwa 10–35 % der Fälle auf (Azuma et al. 2020). Eine Hypotonie stellt immer ein Risiko für eine expulsive Aderhautblutung dar und sollte daher nicht unterschätzt werden. In jedem Fall sollte die Ursache eruiert und behandelt werden. Dementsprechend können eine transkonjunktivale Fadennachlegung bei Überfiltration (Eha et al. 2013; Eha et al. 2008), eine konjunktivale Naht bei konjunktivaler Fistulation oder eine offene Revision mit Readaptation des Skleradeckels oder Anbringung eines Patches bei skleraler Lazeration notwendig werden.
Blebitis
Die Blebitis mit konsekutiver Endophthalmitis ist eine gefürchtete Komplikation nach Trabekulektomie, die auch dem Einsatz von Antifibrotika zugeschrieben wird (DeBry et al. 2002; Kirwan et al. 2013). Die kumulative 5-Jahres-Inzidenz einer gemischten Kohorte von Trabekulektomien und tiefen Sklerektomien aus Finnland betrug 0,16 % (Kankainen und Harju 2023). Typischerweise zeigt sich zunächst eine starke Bindehautinjektion im Operationsbereich, gefolgt von der Entwicklung eines „weißen“, mit Pus gefüllten Sickerkissens. Oftmals zeigt sich das Sickerkissen selbst avaskulär mit einer sehr dünnen Bindehaut. Begleitend kann ein Vorderkammerreiz mit Hypopyon bestehen; sind Zellen im Glaskörper vorhanden, spricht man von einer Endopthalmitis. Die Therapie besteht in einer aggressiven Lokaltherapie mit hoch dosierten Gentamicin-, Vancomycin- oder Ceftazidimaugentropfen. Bei Vorderkammerbeteiligung ist ggf. eine systemische Therapie indiziert, bei Endophthalmitis sollte eine diagnostische Glaskörperpunktion mit Vitrektomie, Glaskörperspülung und Antibiotikaeingabe erfolgen (Yassin 2016).

Zufriedenheit nach Trabekulektomie

Aus interviewbasierten Studien ist bekannt, dass für Glaukompatienten die Therapieweise des Glaukoms – ob chirurgisch oder medikamentös oder beides – für ihre Sorgen eher eine untergeordnete Rolle spielt, gleiches gilt für die Sorge vor einer vorübergehenden Visusverschlechterung nach einer OP. Was aber eine große Rolle spielt, ist die Sorge vor einer späteren irreversiblen Erblindung und die Sorge vor sozial einschneidenden Einbußen der visuellen Funktion (z. B. Verlust der Fahrtauglichkeit) (Bhargava et al. 2006).
Einen der Studienmeilensteine hinsichtlich der Lebensqualität von Patienten nach Trabekulektomie stellt die Collaborative Initial Glaucoma Treatment Study (CIGTS) dar, in der sowohl die allgemeine als auch sehspezifische Lebensqualität abgefragt wurde (Janz et al. 2001). Verglichen mit den allein medikamentös behandelten Glaukompatienten gaben die operierten Studienteilnehmer häufiger störende Lokalbeschwerden an. Für beide Behandlungsgruppen sank die Sorge vor Erblindung im Verlauf der Behandlung deutlich.
In einer eigenen anonymen Fragebogenuntersuchung bei Patienten knapp 2 Jahre nach Trabekulektomie zeigte sich eine recht hohe Zufriedenheit, wobei 83 % der Patienten die Frage „Hat sich die OP für Sie gelohnt?“ mit ja beantworteten. Diese positive Einstellung korrelierte statistisch am stärksten mit einer erhaltenen zentralen Sehschärfe und einer abnehmenden Frequenz von notwendigen Tropfenapplikationen und Augenarztbesuchen nach der Operation (Schild et al. 2008).
Die grobe Schätzung, dass etwa 80 % der Glaukompatienten nach einer Trabekulektomie zufrieden sind, bestätigt umgekehrt auch eine Untergruppenanalyse der CIGTS. Hier verweigerten 19 % der Patienten eine Trabekulektomie am zweiten Auge, obwohl ihnen ärztlicherseits dazu geraten wurde. In der statistischen Auswertung zeigte sich insbesondere eine protrahierte postoperative Hypotonie am ersten Auge als Risikofaktor für die Ablehnung einer OP am zweiten Auge. Erstaunlicherweise konnte allerdings kein statistischer Einfluss für die zentrale Sehschärfe oder lokale Beschwerden für die Entscheidung gefunden werden (Gupta et al. 2016).
In einer Vergleichsstudie nach Kanaloplastik bzw. Trabekulektomie schnitt die Kanaloplastik hinsichtlich der subjektiven Beurteilung durch den Patienten günstiger ab als die Trabekulektomie (Klink et al. 2015). Auffällig ist in dieser Untersuchung aber die Quote von nur 41 % der hochzufriedenen Patienten nach Trabekulektomie, die hauptsächlich die postoperative Nachbehandlung (z. B. Needling mit 5-FU etc.) als belastend empfanden (46 % vs. nur 14 % nach Kanaloplastik).
Eine Fragebogenvergleichsstudie hinsichtlich der Glaucoma Symptom Scale zwischen XEN-Stent-Chirurgie und Trabekulektomie konnte keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden chirurgischen Verfahren zeigen. Für beide Gruppen fielen die Angaben günstiger aus, je weniger topische Antiglaukomatosa postoperativ getropft werden mussten (Basílio et al. 2018). Ebenfalls keinen signifikanten Gruppenunterschiede traten in einer Vergleichsstudie von Trabekulektomie vs. Glaukomdrainageimplantat (Baerveldt) auf, welche die „patient-reported vision-specific quality of life“ unter Verwendung des National Eye Institute-Visual Functioning Questionnaire (VFQ-25) untersuchte (Kotecha et al. 2017). In einer weiteren Studie schnitt das Glaukomdrainageimplantat verglichen mit der Trabekulektomie hinsichtlich des „adult strabismus-20 questionnaire“ schlechter ab (Khanna et al. 2018).
In einer weiteren Fragebogenuntersuchung, die sich auf den National Eye Institute-Visual Functioning Questionnaire (VFQ-25) stützte, konnten sowohl für Trabektom- und Trabekelstentchirurgie als auch die Trabekulektomie stabile Werte der Lebensqualität über 6 Monate nach dem Eingriff gezeigt werden, obwohl die Notwendigkeit weiterer Augentropfen für Trabektom und Trabekelstent deutlich höher war, sodass die Autoren vorschlugen, immer auch bei der OP-Entscheidung die voraussichtliche Notwendigkeit weiterer Tropfentherapie zu diskutieren (Pahlitzsch et al. 2017). Nicht überraschend ist, dass bei der kombinierten Katarakt-Glaukom-Operation die Vision-Related Quality of Life (VR-QoL) anstieg, während die Lebensqualität bei der alleinigen Glaukom-OP nur stabil blieb. Ebenfalls nicht überraschend korrelierte der Anstieg des VR-QoL mit dem Anstieg der Sehschärfe nach kombinierter Katarakt-Glaukom-OP (Hirooka et al. 2017).
Hinsichtlich neuer glaukomchirurgischer Techniken legen Glaukompatienten Wert auf den nachgewiesenen Nutzen des Eingriffs und dessen langanhaltende Wirksamkeit (Kulkarni et al. 2019).

Besonderheiten

Neben der medizinischen Versorgung spielen ökonomische Aspekte im heutigen Gesundheitssystem eine wichtige Rolle. Insbesondere Kosten der Operation, hier im Speziellen auch der Stents und der Applikationssysteme, Operationsdauer und die Vergütung der jeweiligen Operation müssen berücksichtigt werden. Zu beachten ist, dass bei neueren Techniken langfristige Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit, inkl. der postoperativen Endothelzelldichte, fehlen. Die Erfahrung und Kompetenz von Glaukomchirurgen sind nicht zu vernachlässigen (Gedde et al. 2012). Die Ergebnisse einer bestimmten Operationstechnik hängen mit Sicherheit von der Güte der Ausbildung und der Anzahl der Eingriffe ab, die in einer bestimmten Technik durch den Operateur durchgeführt werden.

Schlussfolgerung

Glaukomoperationen sollten grundsätzlich maßgeschneidert und patientenorientiert sein, ohne die Präferenzen und Fähigkeiten von Glaukomchirurgen zu vernachlässigen. Alter, Lebenserwartung, Progression der Erkrankung und Höhe des IODs, aber auch die Lebensqualität sind Faktoren, die in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden müssen.
Die Trabekulektomie ist weiterhin die effektivste Operation zur Behandlung des Offenwinkelglaukoms und wurde auch nicht durch die Weiterentwicklungen, minimalinvasiven Verfahren oder Laserbehandlungen abgelöst, wie anfangs vermutet.
Sie ermöglicht im Vergleich zu anderen Glaukomoperationen in den meisten Fällen eine Tropfenfreiheit. Die Lebensqualität nach Trabekulektomie ist nach neuesten Studien hoch. Die Trabekulektomie benötigt allerdings eine intensive Nachbehandlung, die aufwendig ist. Postoperative Komplikationen treten zwar auf, heilen aber meistens spontan ab, oder können operativ gut und sicher versorgt werden. Erneute Operationen wegen unzureichender IOD-Senkung sind seltener im Vergleich zu anderen Glaukomoperationen. Zusammenfassend bleibt die Trabekulektomie ein wichtiges Operationsverfahren im glaukomchirurgischen Repertoire und kann durch derzeitig neue Operationsverfahren nicht ersetzt werden.

Fazit für die Praxis

  • Die Trabekulektomie ermöglicht eine suffiziente Drucksenkung und eine Tropfenfreiheit.
  • Die Lebensqualität nach Trabekulektomie ist nach neuesten Studien hoch.
  • Postoperative Komplikationen treten zwar häufiger auf, heilen entweder spontan ab oder können operativ gut versorgt werden.
  • Die Trabekulektomie benötigt eine intensive Nachbehandlung, die nicht zu vernachlässigen ist.
  • Erneute Operationen wegen unzureichender Augeninnendrucksenkung sind seltener im Vergleich zu anderen Glaukomoperationen.
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