Die etablierten Blasenschließmuskelprothesen
basieren alle auf einem hydraulischen Wirkungsprinzip. Dabei stellen dreiteilige Prothesen derzeit den weltweiten
Goldstandard dar (Van der Aa et al.
2013). Sie bestehen aus einem Reservoir, einer Pumpe und einer (oder zwei) Manschetten um die Harnröhre. Dabei wird das Reservoir durch einen kleinen Bauchschnitt perivesikal extra- oder intra-peritoneal implantiert. Eine transskrotale Implantation ist bei extraperitonealer Implantation ebenso möglich. Die Komponenten werden durch ein subcutan geführte Schlauchsystem verbunden. Eine weitere etablierte Prothese, zu der jedoch deutlich weniger Daten und Erfahrungsberichte vorliegen, haben das System in einem Teil zusammengefügt, so dass weder eine Konnektion durch geführte Schläuche oder ein zweiter Schnitt erforderlich werden. Zudem ist das System vorgefüllt, was einen weiteren Schritt der OP einspart. Neben den hydraulischen Blasenschließmuskeln befinden sich weitere elektromechanische Prothesen in der Entwicklung. Der hier verfolgte Ansatz ist es, die durch das hydraulische Wirkprinzip und die statische Druckapplikation hervorgerufenen Komplikationen von Sphinkterprothesen
(Arrosion, Pumpendefekte, Abknicken von Schläuchen, Undichtigkeiten) zu vermeiden (Ludwig et al.
2015). Diese sind zurzeit jedoch noch nicht auf dem Markt verfügbar. Als Besonderheit sei auf die Möglichkeit eines Sphinkters mit Doppelcuff hingewiesen. Diese Implantationstechnik ist zwar nicht unumstritten, bietet jedoch von dem Wirkungsmechanismus aus unser Sicht einige entscheidende Vorteile: Da Druck als Kraft pro Fläche definiert ist, bildet die Verteilung des hydraulischen Drucks auf 2 Manschetten eine Reduktion des statischen Drucks auf das Gewebe der Harnröhre. Weiterhin zeigt sich durch die doppelte Manschette eine sehr gute Kontinenzrate (Ahyai et al.
2016). In einigen der größten Zentren für Sphinkterimplantationen
wird das System mit Doppelcuff selektioniert bei Patienten mit Z. n. Radiotherapie und OP (Striktur oder Kontinenz) im Bereich der bulbären und membranösen Harnröhre implantiert (Maurer et al.
2019a,
b). Eine weitere Möglichkeit der Manschettenplatzierung ist eine transcorporale Implantation. Hierbei wird die Manschette durch die Schwellkörper implantiert und die Schwellkörper mittels Corporoplastik wieder verschlossen. Hierdurch wird eine dorsale Unterstützung der Harnröhre erreicht, um eine frühzeitige Arrosion zu vermeiden. Bei richtiger Indikationsstellung zeigen transcorporal implantierte Manschetten gute Ergebnisse als Salvage-Option (Maurer et al.
2019c).