Blasendivertikel und Urachusanomalie
Echte Blasendivertikel sind hernienartige Ausstülpungen der Detrusormuskulatur. Die Wandstruktur entspricht weitgehend dem Detrusoraufbau. Histologisch ist die Detrusorschicht jedoch hochgradig reduziert (fibromuskuläre Schicht bei Fehlen glatter Muskelzellbündel). Im Gegensatz hierzu sind Pseudodivertikel Herniationen lediglich der Mukosa zwischen meist hypertrophierten Fasern des Musculus detrusor. Hierbei besteht die Divertikelwand ausschließlich aus Mukosa. Bei fehlender infravesikaler Obstruktion sind Blasendivertikel in der Regel symptomlos. Bei symptomatischen Divertikeln stellt die rezidivierende Harnwegsinfektion die häufigste klinische Manifestation dar. Der zum Ligamentum umbilicale medianum obliterierte Urachus ist ein bindegewebiger Strang, dessen embryologische Herkunft kontrovers diskutiert wird. Entwicklungsgeschichtlich werden als Ursprungsstrukturen sowohl die Allantois als auch die Kloake diskutiert. Unter Urachusanomalien werden Störungen der Urachusobliteration bezeichnet. Je nach Ausprägung der Obliterationsstörung werden 4 verschiedene Formen unterschieden: persistierender Urachus, Urachuszyste, Urachussinus und vesikourachales Divertikel. Während das vesikourachale Divertikel in der Regel symptomlos ist, fällt ein persistierender Urachus über eine Urinsekretion aus dem Nabel auf. Urachusanomalien im Erwachsenenalter mit Symptomatik weisen häufig maligne, schlecht differenzierte Tumoren auf (Adenokarzinome).