„Der alte Arzt spricht lateinisch, der junge Arzt englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten.“ (Ursula Lehr)
Anamnesegespräch
Die Kooperation eines Patienten und damit der Erfolg oder Misserfolg einer ärztlichen Behandlung hängen in hohem Maß von der Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation ab. Wenn sich Arzt und Patient das erste Mal begegnen, wissen beide in der Regel wenig voneinander. Das wichtigste ärztliche Instrument, um herauszufinden, was dem Patienten fehlt, ist das Anamnesegespräch. Mit Hilfe einer guten Anamnese können mehreren Schätzungen zufolge bereits 70 % der Diagnosen richtig gestellt werden.
Arzt-Patienten-Beziehung
Das Arzt-Patienten-Gespräch wird von einer ganzen Reihe von Faktoren beeinflusst.
Fragebogen
Ein weiteres Mittel, um im Praxis- oder Klinikalltag die psychosoziale Belastung eines Patienten zu erfassen, ist der Einsatz von validierten Fragebogen
. Hier haben sich vor allem das sog. Disstressthermometer
und der HADS-Bogen
(Hospital Anxiety and Depression Scale
) bewährt. Fragebogen können allerdings die biopsychosoziale Anamnese durch den Arzt selbst nicht ersetzen, sie sind jedoch eine gute Unterstützung. Eine ausführliche biopsychosoziale Anamnese hilft,
Behandlungsfehler zu vermeiden und ist durch die damit verbundene ärztliche Zuwendung bereits ein Teil der Therapie.
Wie die Gesundheitsökonomie die Empathie abschafft Eigentlich bin ganz anders, ich komm nur so selten dazu!
Inzwischen gibt es einige Untersuchungen, die nachweisen konnten, dass Stress die Empathiefähigkeit gegenüber Fremden – und das sind nun mal die meisten unserer Patienten-blockiert und Stressreduktion sie erhöht. Die erhebliche Arbeitsverdichtung in Klinik und Praxis als Folge der Ökonomisierung der Medizin während der letzten Jahre sowie die damit verbundene chronische Stressbelastung des Personals wirken sich eindeutig negativ auf die Empathiefähigkeit sowohl der Ärztinnen und Ärzte als auch des Pflegepersonals aus.
Unter dem Diktat der Ökonomie gleichen vor allem in Kliniken Abläufe mehr und mehr denen einer Industrieproduktion, die man unter dem Gesichtspunkt der Effizienz zu optimieren versucht, was letztendlich zur Beschleunigung führt (Maio
2012). Dies lässt sich an der enormen Verkürzung der Krankenhausverweildauer in den letzten Jahren deutlich erkennen. Am Ende wird alles wegrationalisiert, worauf es bei der Gesundung von Menschen zentral ankommt, nämlich die Zeit, die Zeit für die Zuwendung (Maio
2012). Unter dem Diktat der Zeitökonomie wird persönliche Zuwendung zu einem idealistischen Sahnehäubchen, auf das man glaubt verzichten zu können. Denn es gibt inzwischen längst Wichtigeres, nämlich die Einhaltung von messbaren Qualitätsstandards. Persönliche Zuwendung lässt sich jedoch schlecht messen. Unter dem politisch verordneten Zeitdiktat verkümmert so die Kultur des Heilens (Maio
2012).
Zusammenfassung
Die Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung ist von besonderer Bedeutung für den Krankheitsverlauf und abhängig von der Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation.
Häufigste kommunikative Fehler im Arzt-Patienten-Gespräch sind:
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frühe Unterbrechung des Patienten bei der Schilderung seiner Beschwerden durch den Arzt (im Durchschnitt nach 18 s),
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mangelhafte Strukturierung des Gesprächs,
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Einengung des Patienten durch Suggestivfragen und geschlossene Fragen,
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Nichteingehen auf emotionale Äußerungen,
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unklare, missverständliche Erklärungen zu Untersuchungsbefunden, Diagnosen und Behandlungsempfehlungen,
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vertikale Kommunikation (der Arzt als Lehrer)
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zu rasche Psychologisierung des Problems bei fehlendem psychosomatischen Krankheitsverständnis des Patienten (Buddeberg et al.
1998).
Bewährte Einstellungen und Techniken
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Empathische Atmosphäre schaffen
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Sich dem Patienten aktiv zuwenden
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In den ersten 3 Minuten sich selbst zurücknehmen und offeneFragen stellen.
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Vor Abschluss des Gesprächs gezielte Fragen zur Verständnissicherung stellen
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Am Ende den Inhalt kurz zusammenfassen
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Gesprächsende und Vereinbarung über das weitere Vorgehen rechtzeitig ankündigen