Auch die
primären Samenblasentumoren, die insgesamt sehr selten sind, umfassen eine Vielzahl von Differenzierungsmustern. Primäre Karzinome sind häufiger als Sarkome (Corongiu et al.
2019). Neben dem primären Adenokarzinom, dem Plattenepithelkarzinom und Sarkomen wurden weiter seltenere Entitäten berichtet, die auch an anderer Stelle vorkommen, beispielsweise
Keimzelltumoren,
Paragangliome, Phylloid-Tumoren (Adachi et al.
1991; Xu et al.
2010; Alvarenga et al.
2012; Yao et al.
2012).
Primäre
Adenokarzinome der Samenblasen wurden weniger als 100-mal in der Literatur beschrieben. Frühsymptome fehlen, weshalb die Tumoren oft erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt werden (Campobasso et al.
2012; Katafigiotis et al.
2016). Bildgebend kann das Samenblasenkarzinom eine Zyste vortäuschen (Cai et al.
2013). Die Prognose ist ungünstig mit einer 3-Jahres-Überlebensrate von weniger als 5 % (Katafigiotis et al.
2016).
Für die differenzialdiagnostische Abklärung sind immunhistochemische Untersuchungen von Bedeutung. Während PSA (
prostataspezifisches Antigen) und saure Phosphatase der Prostata negativ sind, sind CA-125 (cancer
antigen 125) und karzinoembryonales Antigen (CEA) oft positiv (Campobasso et al.
2012). Ein weiterer zur Abgrenzung von Samenblasenkarzinomen zu anderen Adenokarzinomen vorgeschlagener immunhistochemischer Marker ist PAX 8 (Posenato et al.
2017).
Die Therapie des primären Samenblasenkarzinoms besteht in der
radikalen Prostatektomie, wenn erforderlich gefolgt von adjuvanter
Strahlentherapie. Auch platinhaltige Chemo- und Hormontherapie wurden eingesetzt (Campobasso et al.
2012; Katafigiotis et al.
2016). Ein gutes Ansprechen auf Hormontherapie und Docetaxel-Chemotherapie in Kombination mit einer Beckenexenteration wurde beschrieben (Tochigi et al.
2020). Eine definitive Bewertung der unterschiedlichen Therapiestrategien ist wegen der Heterogenität der wenigen Berichte jedoch nicht möglich.
Sehr selten und mit einer ungünstigen Prognose verbunden ist auch das primäre
Plattenepithelkarzinom der Samenblasen (Wang et al.
2013). Bei frühzeitiger Erkennung eröffnet eine komplette chirurgischer Entfernung mit adjuvanter
Strahlentherapie am ehesten die Chance auf langfristige Kontrolle dieses seltenen Tumors (Tabata et al.
2002).