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Enzyklopädie der Schlafmedizin
Info
Publiziert am: 06.09.2024

Chlorprothixen

Verfasst von: Sebastian Herberger und Michael H. Wiegand
Die Anwendung von Chlorprothixen bei Schlafstörungen ist in Deutschland nur als Off-label-Verordnung möglich. Neben der Indikation als Antipsychotikum wird Chlorprothixen bei Ein- und Durchschlafstörungen wegen seiner sedierenden Eigenschaften eingesetzt bei schizophrener oder manischer Grunderkrankung, bei Patienten mit Demenz oder anderen organischen Hirnfunktionsstörungen mit nächtlichen Verhaltensauffälligkeiten wie Verwirrtheit und Agitation oder wenn weder Benzodiazepinrezeptoragonisten noch sedierende Antidepressiva indiziert sind.

Substanzklasse

Thioxanthen, trizyklisches Antipsychotikum.

Englischer Begriff

chlorprothixene

Gebräuchliche Handelsnamen

Truxal

Indikation

Neben der Indikation als Antipsychotikum wird Chlorprothixen wegen seiner sedierenden Eigenschaften eingesetzt bei Ein- und Durchschlafstörungen in folgenden Fällen:
  • bei schizophrener oder manischer Grunderkrankung;
  • bei Patienten mit Demenz oder anderen organischen Hirnfunktionsstörungen mit nächtlichen Verhaltensauffälligkeiten wie Verwirrtheit und Agitation;
  • wenn weder Benzodiazepinrezeptoragonisten noch sedierende Antidepressiva indiziert sind.

Wirkungsweise

Mittelstarke Affinität zu D2-Rezeptoren; starke Blockade von 5-HT2- und H1-Rezeptoren; Blockade von muskarinergen Acetylcholin-(M1)- und α1-Rezeptoren.
Zu Hauptwirkungen und allgemeinen Charakteristika von Neuroleptika bei der Behandlung von Insomnie siehe „Neuroleptika“.

Dosierung

Zur Schlafinduktion: 15–150 mg.

Darreichungsform

Tabletten; Dragees; Saft; Injektionslösung.

Nebenwirkungen

Vegetative, überwiegend anticholinerge und adrenolytische Nebenwirkungen; Hypotonie und orthostatische Dysregulation; extrapyramidal motorische Nebenwirkungen einschließlich irreversibler Spätdyskinesien; Störungen des hämatopoetischen Systems, allergische Reaktionen, Erhöhung der zerebralen Erregbarkeit, endokrine Begleitwirkungen, sexuelle Funktionsstörungen, Sedierung und andere.

Wechselwirkungen

Antiarrhythmika vom Chinidintyp: verlängerte Überleitungszeiten im EKG; Anticholinergika: Steigerung der anticholinergen Effekte; Antihypertensiva: Verstärkung der antihypertensiven Wirkung; MAO-Hemmer: vermehrte unerwünschte Wirkungen wie Agitation, Verwirrtheit, Halluzinationen; und andere.

Kontraindikationen

Absolut: akute Intoxikation mit psychotropen Substanzen.
Relativ: Leber- und Nierenschäden, Prostatahyperplasie, kardiale Vorschädigung, orthostatische Dysregulation, Engwinkelglaukom; und andere.

Resorption, Distribution, Elimination

t½ = 8–12 h; Tmax = 2–3 h; Bioverfügbarkeit zirka 50 %; orale und parenterale Form enthalten zu fast 100 % das wirksame cis-Isomer.

Verträglichkeit

Dosisabhängig und interindividuell variabel.

Bewertung

Typisches niederpotentes Neuroleptikum mit anticholinerg betontem Nebenwirkungsspektrum; in Deutschland nur „off label“-Verordnung bei Schlafstörungen möglich.
Bewertungen beziehen sich an dieser Stelle ausschließlich auf die Nutzen-Risiko-Relation innerhalb der Gruppe der Neuroleptika. Zu den Vor- oder Nachteilen des Einsatzes von Neuroleptika bei Insomnie gegenüber dem Einsatz von Benzodiazepinrezeptoragonisten siehe „Neuroleptika“.
Literatur
Benkert O, Hippius H (2014) Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie, 10. Aufl. Springer Medizin, Heidelberg
Riederer P, Laux G, Pöldinger W (Hrsg) (1998) Neuro-Psychopharmaka. Ein Therapie-Handbuch. Band 4: Neuroleptika. Springer, Wien/New York
Rote Liste (2022) Rote Liste Service GmbH, Frankfurt am Main
Walsh JK, Roehrs T, Roth T (2005) Pharmacologic treatment of primary insomnia. In: Kryger MH, Roth T, Dement WC (Hrsg) Principles and practice of sleep medicine. Elsevier Saunders, Philadelphia, S 749–760CrossRef