Ein besonders enger Zusammenhang zwischen zirkadianen Rhythmen und dem Schlaf-Wach-Zyklus zeigt sich in der Sekretion von Hormonen wie
Kortisol, ACTH,
Melatonin oder „Wachstumshormon“ und im Verlauf von Körperkerntemperatur und Blutdruck, deren zirkadiane Parameter unter physiologischen Bedingungen eng mit der
Schlafdauer, dem (erwarteten) Schlafende und der Schlafphasenlage verbunden sind, teilweise auch mit dem Tiefschlaf und dem
REM-Schlaf. So finden sich die absoluten Minima der Körperkerntemperatur- und Blutdruckrhythmen etwa gegen 3 Uhr nachts, bei etwa gleichzeitigem
Maximum der Melatoninausschüttung (siehe auch „Melatonin und zirkadianer Rhythmus“). Die Sekretion von
Wachstumshormon ist ganz überwiegend auf den Tiefschlaf beschränkt, der bei den meisten Menschen im ersten Nachtdrittels stattfindet, während die Produktion von
Kortisol hier minimal ist, um anschließend anzusteigen und unmittelbar mit dem Erwachen ihr Maximum zu erreichen. Wie die Arbeitsgruppe von Horst Fehm bereits vor vielen Jahren zeigen konnte, werden die zirkadianen Rhythmen von Kortisol und REM-Schlaf am Ende des zweiten NREM/REM-Schlaf-Zyklus miteinander gekoppelt („Endokrinium“, „Bluthochdruck“, „Thermoregulation“, „Metabolismus“). Das Auftreten des REM-Schlafs ist nicht ausschließlich durch die ultradiane 90-minütige NREM-REM-Rhythmik, sondern auch zirkadian bestimmt. In experimentellen Untersuchungen zeigte sich ein vermehrtes Auftreten von REM-Schlaf bei
Schlaf in den Morgen- und Vormittagsstunden, unabhängig von der vorausgehenden Schlaf- oder Wachdauer. Dies ist ein Grund, warum die Nacht vor der Durchführung von Multiplen Schlaflatenztests (MSLT) polysomnographisch überwacht werden muss, denn nur auf die Weise kann ein im Multiplen Schlaflatenztest (MSLT) auftretender
REM-Rebound sicher als solcher bewertet werden („Multipler Schlaflatenztest und Multipler Wachbleibetest“). Das Auftreten des Schlafs selbst ist nicht nur durch den homöostatischen Prozess S, sondern auch an zirkadiane Prozesse C gebunden, wie das 2-Prozess-Modell zur „Schlafregulation“ eindrucksvoll zeigt. Die experimentellen Untersuchungen konnten zum Beispiel ein schnelleres Einschlafen belegen, wenn sich der Zeitpunkt des Zubettgehens in zeitlicher Nähe zum
Minimum der Temperaturrhythmik befand („Thermoregulation“).
Eine besondere Bedeutung sowohl für die Chronobiologie als auch für die Schlafmedizin hat das
Melatonin erlangt, das ausschließlich während der Dunkelheit produziert wird. Die zirkadianen Parameter der Melatoninsekretion wie auch der Temperaturrhythmik werden zur Diagnostik und Therapiekontrolle bei Störungen des zirkadianen Rhythmus eingesetzt. Sie haben auch zur Klärung grundlegender Pathomechanismen dieser Störungen beigetragen und erklären vor allem die phasenverschiebende Wirkung von Tageslicht (>2500 Lux) oder kurzwelligem Licht und chronobiotisch wirksamer Medikamente. Die Wirkung von Licht wie auch von Medikamenten einschließlich Melatonin ist dabei vom Zeitpunkt ihres Einsatzes relativ zum Melatoninmaximum respektive Temperaturminimum abhängig. Die entstehende Phasenverschiebung zirkadianer Rhythmen wird in sogenannten
Phasen-Antwort-Kurven („phase response curves“) festgehalten: Je nachdem ob vor oder nach dem Melatoninmaximum respektive Temperaturminimum chronobiotisch wirksame Substanzen oder Licht mit Tageslichtspektrum eingesetzt werden, werden zirkadiane Rhythmen einschließlich des Schlaf-Wach-Rhythmus vor- oder rückverlagert, wobei diese Verschiebung umso stärker ausfällt, je näher die Gabe an dem chronobiotisch wichtigen Zeitpunkt liegt.
Neben diesen zirkadianen Prozessen sind aber auch zirkaannuale und ultradiane Rhythmen in der Schlafmedizin von Bedeutung. Viele der zirkadianen Rhythmen weisen gleichzeitig auch eine ultradiane Struktur auf. Als Beispiele seien hier nur der, wenn auch nicht das absolute
Minimum erreichende, Abfall des Blutdrucks und der Leistungsfähigkeit am frühen Nachmittag genannt. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung der Mahlzeiten als Zeitgeber zirkadianer Systeme deutlich: So steigt die Kortisolproduktion mittags an, um nach der Nahrungszufuhr wieder abzufallen. Auch der regelmäßige Wechsel zwischen NREM- und
REM-Schlaf ist selbst ein ultradianer Rhythmus. Das komplexe Zusammenspiel zwischen den verschiedenen zirkaannualen, zirkadianen und ultradianen Rhythmen in Beziehung zum Hell-Dunkel-Wechsel kann entsprechend Störungen der Schlaf-Wach-Rhythmik bedingen.
Siehe auch „Saisonale affektive Störung (SAD)“.