Die meisten Untersuchungen liegen an Patienten mit einer
Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) vor, die häufig unter
Schlafstörungen leiden. Schlafuntersuchungen von Patienten mit einer anderen Form der Demenz als der DAT liegen bislang kaum vor, sodass sich die genannten Ausführungen auf Schlafbefunde von Patienten mit einer DAT beziehen. Hier stehen vor allem folgende Störungen im Vordergrund, abhängig von der Schwere der Demenz:
aufgehobene Tagesrhythmik mit abendlichen und nächtlichen
Erregungszuständen, sogenanntes Sundowning,
verminderte Gesamtschlafzeit,
gehäufte nächtliche Wachphasen,
erhöhter Anteil des Schlafstadiums N1,
Reduktion von Tiefschlaf,
reduzierter REM-Schlafanteil.
Als spezifisch und sensitiv für die
Demenz vom Alzheimer-Typ wird die sogenannte EEG-Verlangsamung während des
REM-Schlafs in Form von vermehrtem Anteil niederfrequenter EEG-Aktivität (sogenanntes
EEG slowing) bewertet. Gerade die REM-Schlafstörung gewinnt bei der Demenz vom Alzheimer-Typ zunehmend an Bedeutung aufgrund der klinisch imponierenden
Gedächtnisstörungen und des typischen Unterganges cholinerger Neurone. Hier fügt sich auch die im frühen Stadium des idiopathischen Parkinson-Syndroms und bei der Lewy-Körper-Demenz (Lewy body dementia, LBD) auftretende „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“ (REM sleep behavior disorder, RBD) mit erhöhtem Muskeltonus im REM-Schlaf und Ausagieren von
Träumen ein. Insgesamt zeigen Patienten mit einer LBD vermehrt Störungen der Bewegungskontrolle im
Schlaf, während bei Patienten mit Demenz vom Alzheimer-Typ mehr schlafbezogene Apnoen und Sundowning im Vordergrund zu stehen scheinen. Der verminderte REM-Schlafanteil sowie das fluktuierende Bewusstsein in etwa 80 % der Patienten mit Lewy-Körper-Demenz ist möglicherweise eine Konsequenz des ausgeprägten Verlustes cholinerger Neurone. Patienten mit einer Lewy-Körper-Demenz zeigen dabei noch ausgeprägtere
Schlafstörungen als DAT-Patienten mit vermehrter
Verwirrtheit beim Erwachen und
REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
Eine neue Form einer progressiven
Demenz, assoziiert mit
Tagesschläfrigkeit,
REM-Schlaf-Verhaltensstörung, mit oneirischem Verhalten und totalem Verlust von Tiefschlaf, ist als
oneirische Demenz beschrieben worden (Cibula et al.
2002). In einer Studie konnte gezeigt werden, dass exzessive Tagesschläfrigkeit bei Älteren ein früher Indikator für den Verlust kognitiver Funktionen und Beginn einer Demenz gelten kann (Foley et al.
2001). Aus neueren Studien ist bekannt, dass sowohl ein gestörter
Schlaf als auch eine verlängerte Gesamtschlafdauer im Alter auch bei Gesunden zu einem kognitiven Abbau führen können (Johar et al.
2016). Für das Sundowning wird vor allem ein krankheitsbedingter Untergang der Neurone des Nucleus suprachiasmaticus verantwortlich gemacht, denn auch andere zirkadian gesteuerte Körperfunktionen wie Temperatur („Thermoregulation“) und endokrine Parameter („Endokrinium“) wie
Kortisol bei Patienten mit einer Demenz vom Alzheimer-Typ verlaufen im Vergleich zu gesunden Älteren abgeschwächt. Darauf basiert der therapeutische Einsatz von externen Zeitgebern und „Lichttherapie“ neben den pharmakologischen Ansätzen bei der Behandlung von
Schlafstörungen bei Patienten mit einer Demenz. In bis zu 50 % der Patienten mit Demenz vom Alzheimer-Typ konnten
Zentrale Schlafapnoen nachgewiesen werden, die zusätzlich die intellektuellen Leistungen während des Tages beeinträchtigen können. Ein Grund für die häufig wenig vergleichbaren Studienergebnisse zu Schlafstörungen bei der Demenz vom Alzheimer-Typ sind die bisher uneinheitlichen Standards zur Identifizierung, Definition und Benennung von Schlaf-Wach-Störungen bei der Demenz vom Alzheimer-Typ. Yesavage et al. haben im Jahr
2003 diagnostische Kriterien zur Definition von Schlafstörungen bei der Demenz vom Alzheimer-Typ vorgeschlagen, die in weiteren Studien berücksichtigt werden sollten.