Synonyme
HAMD; Hamilton-Depressionsskala; im englischsprachigen Raum: HDRS; HDS
Definition
Die Hamilton Depression Scale (HAMD) ist das international am weitesten verbreitete klinische Fremdbeurteilungsverfahren zur Einschätzung des Schweregrades einer Depression. Sie wurde 1960 von Max Hamilton eingeführt. Im englischen Sprachraum ist sie bekannt als HDRS für „Hamilton Depression Rating Scale“ oder HDS für „Hamilton Depression Scale“.
Messverfahren
Die Beurteilung findet im Rahmen eines klinischen Interviews statt, das nicht länger als 30 Minuten andauern sollte. Das Interview sollte mit möglichst wenig direkten Fragen durchgeführt werden. Sowohl bei der Durchführung des Interviews als auch bei der Bewertung der Symptomausprägung ist dem Untersucher Spielraum gegeben. Um die Durchführungs- und Beurteilungsobjektivität zu erhöhen, bieten sich ein Training der Interviewer sowie die Verwendung von Interviewleitfäden an. Siehe auch „Psychometrische Fragebögen zu Depressivität“; „Psychodiagnostische Fragebögen“; „Affektive Störungen“.
Auswerteverfahren
Die Hamilton Depression Scale wurde in viele Sprachen übersetzt und liegt in einer Vielzahl von unterschiedlichen Versionen vor. Sie besteht aus 17 bzw. aus 21 Symptomen oder Symptomkomplexen, bei denen der Untersucher jeweils auf einer Punkteskala von 0–4 oder 0–2 beurteilt, wie schwer ein bestimmtes depressives Symptom bei dem Patienten ausgeprägt ist. Nach Hamilton sollte bei der Beurteilung der Symptomausprägung sowohl die Auftretenshäufigkeit als auch die Intensität berücksichtigt werden. Auf Empfehlung Hamiltons können nur die ersten 17 Symptome zusammengefasst werden, um den Schweregrad der Depression zu repräsentieren. Mit den vier zusätzlichen Variablen können weitere wichtige klinische Informationen eingeholt werden.
Als Ergebnis erhält man aus der Addition der Item-Werte einen Zahlenwert. Ein Resultat von 15–18 wird als leichte bis mittelschwere Depression gewertet. Schwer depressive Patienten erreichen üblicherweise einen Wert von 25 oder mehr. Dabei ist zu dokumentieren, auf welche Version (17 oder 21 Items) sich der Gesamtwert bezieht.
Es liegen keine Normwerte vor. Der optimale
Cut-off-Wert zur Abgrenzung depressiver Patienten von Gesunden und remittierten Patienten liegt nach den Analysen von Rush et al. (1996) bei ≥8 Punkten.
Indikationen
Die Hamilton Depression Scale ist konzipiert für erwachsene Patienten mit bereits vorliegender Diagnose einer Affektiven Störung. In klinischen Studien wird die Skala standardmäßig zur Therapieevaluation eingesetzt.
Grenzen der Methode
Der Fragebogen ist kein Diagnoseinstrument. Für eine Differenzierung zwischen Patienten mit unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen eignet sich das psychometrische Verfahren nicht. Bei Patienten mit atypischer Depression oder einer bipolaren Affektiven Störung ist die Skala nur begrenzt einsetzbar.