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Enzyklopädie der Schlafmedizin
Info
Publiziert am: 04.02.2020

Promethazin

Verfasst von: Sebastian Herberger und Michael H. Wiegand
Promethazin gehört zur Gruppe der Neuroleptika. Wegen seiner sedierenden Eigenschaften kann Promethazin zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen eingesetzt werden bei Patienten mit Demenz oder anderen organischen Hirnfunktionsstörungen mit nächtlichen Verhaltensauffälligkeiten wie Verwirrtheit und Agitation und bei Patienten, bei denen weder Benzodiazepinrezeptoragonisten noch sedierende Antidepressiva indiziert sind.

Substanzklasse

Antihistaminikum; Phenothiazinderivat; gehört zur chemisch heterogenen Gruppe der Neuroleptika.

Englischer Begriff

promethazine

Gebräuchliche Handelsnamen

Atosil, Closin, Proneurin, Prothazin.

Indikation

Wegen seiner sedierenden Eigenschaften kann Promethazin zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen eingesetzt werden bei
1.
Patienten mit Demenz oder anderen organischen Hirnfunktionsstörungen mit nächtlichen Verhaltensauffälligkeiten wie Verwirrtheit und Agitation und
 
2.
Patienten, bei denen weder Benzodiazepinrezeptoragonisten noch sedierende Antidepressiva indiziert sind.
 

Wirkungsweise

Überwiegend H1-Antagonismus, zusätzlich anticholinerge, adrenolytische und schwach antiserotonerge Eigenschaften; kein Dopaminantagonismus.
Zu Hauptwirkungen und allgemeinen Charakteristika von Neuroleptika bei der Behandlung von Insomnie siehe „Neuroleptika“.

Dosierung

Zur Schlafinduktion: 10–50 mg.

Darreichungsform

Tabletten, Dragees, Tropfen, Injektionslösung.

Nebenwirkungen

Vegetative, überwiegend anticholinerge und adrenolytische Nebenwirkungen; Hypotonie und orthostatische Dysregulation; Störungen des hämatopoetischen Systems, allergische Reaktionen und andere.

Wechselwirkungen

Mit Antiarrhythmika vom Chinidintyp: verlängerte Überleitungszeiten im EKG; Anticholinergika: Steigerung der anticholinergen Effekte; Antihypertensiva: Verstärkung der antihypertensiven Wirkung; MAO-Hemmer: vermehrte unerwünschte Wirkungen wie Agitation, Verwirrtheit, Halluzinationen; CYP-2D6-Inhibitoren: vermehrte Nebenwirkungen durch Plasmaspiegelerhöhung; Antibiotika wie Erythromycin: Wirkverstärkung von Promethazin; und andere.

Kontraindikationen

Absolut: akute Intoxikation mit psychotropen Substanzen, Harnverhalt und Engwinkelglaukom.
Relativ: Leber- und Nierenschäden, Prostatahyperplasie, orthostatische Dysregulation, Leukopenie, epileptische Anfälle und andere.

Resorption, Distribution, Elimination

t½ = 10–12 h; Tmax = 1,5–3 h; schnelle und nahezu vollständige Resorption; keine pharmakologisch aktiven Metaboliten.

Verträglichkeit

Dosisabhängig und interindividuell variabel.

Bewertung

Niederpotentes Neuroleptikum mit so gut wie fehlender antipsychotischer Wirkung; die Substanz könnte auch der Gruppe der „Antihistaminika“ zugeordnet werden; vergleichsweise geringes Risiko extrapyramidal motorischer Nebenwirkungen; die Substanz ist in Deutschland zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen.
Literatur
Benkert O, Hippius H (2014) Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie, 10. Aufl. Springer Medizin, Heidelberg
Riederer P, Laux G, Pöldinger W (Hrsg) (1998) Neuro-Psychopharmaka. Ein Therapie-Handbuch. Band 4: Neuroleptika. Springer Verlag, Wien/New York
Rote Liste (2022) Verlag Rote Liste Service GmbH, Frankfurt am Main
Walsh JK, Roehrs T, Roth T (2005) Pharmacologic treatment of primary insomnia. In: Kryger MH, Roth T, Dement WC (Hrsg) Principles and practice of sleep medicine. Elsevier Saunders, Philadelphia, S 749–760CrossRef