Synonyme
Hypnagoge und hypnopompe Schlaflähmung; Isolierte Schlaflähmung; Schlafparalyse
Englischer Begriff
sleep paralysis
Definition
Schlaflähmungen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen sich beim Einschlafen (hypnagoge Schlaflähmung) oder Aufwachen (hypnopompe Schlaflähmung) nicht willkürlich bewegen können und auch nicht sprechen können. Eine Bewusstseinseinschränkung liegt währenddessen nicht vor. Es werden 3 Formen unterschieden, die sich jedoch klinisch nicht unterscheiden: isolierte Schlaflähmung, familiäre Schlaflähmung und Schlaflähmung bei anderen Erkrankungen.
Die Rezidivierende isolierte Schlaflähmung zählt zu den REM-Schlaf-assoziierten „Parasomnien“ („ICSD-3“). Das Stellen der Diagnose setzt voraus, dass die Störung monosymptomatisch und nicht im Rahmen einer „Narkolepsie“ oder einer anderen Erkrankung auftritt.
Genetik
Bei monozygoten Zwillingen konnte eine erhöhte Konkordanz für isolierte Schlaflähmungen und eine Assoziation zum Gen Period2 gefunden werden (Denis et al. 2015).
Epidemiologie
Schlaflähmungen treten zu 7,6 % bei Gesunden auf. Sie werden dann als
Isolierte Schlaflähmungen bezeichnet. Die Lebenszeitprävalenz bei Studenten beträgt 28,3 % und bei Patienten mit psychiatrischer Erkrankung 31,9 %. Frauen sind etwas häufiger betroffen. Gehäuftes Auftreten von Schlaflähmungen bei der
Narkolepsie wurde beschrieben.
Pathophysiologie
Um die Muskelparalyse zu verifizieren, können „Polysomnographie und Hypnogramm“
REM-Schlaf zeigen, aber auch dissoziierte Zustände mit Intrusion von Alphaaktivität in den REM-Schlaf oder Persistenz von REM-Schlaf beim Erwachen. Der Multiple Schlaflatenztest (MSLT) stellt kein diagnostisches Verfahren für die polysomnographische Diagnostik dar, da dieser bei Patienten mit isolierter Schlaflähmung nicht häufiger
Sleep-Onset-REM (SOREM) aufweist. Umstände, die zu einem
REM-Rebound führen, können bei gesunden Individuen Schlaflähmungen verursachen, beispielsweise Tagschlaf oder Alkoholkonsum. Häufig treten Schlaflähmungen aus Rückenlage heraus auf.
Bei Narkolepsiepatienten ist die Schlaflähmung mit dem
REM-Schlaf assoziiert, ebenso bei manchen organischen Erkrankungen. Wegen einer fehlenden HLA-DR2-Assoziation und fehlenden SOREM-Perioden werden Schlaflähmungen als eigenständige Krankheitsentität gegenüber der
Narkolepsie angesehen.
Symptomatik
Schlaflähmungen werden beim Einschlafen oder Erwachen erlebt. Die Betroffenen sind bei Bewusstsein. Sie können Rumpf und Extremitäten nicht bewegen, und sie können nicht sprechen. Nur Augen-, Ohr- und Atmungsmuskulatur sind nicht betroffen. Häufig wird über begleitende Missempfindungen wie Bedrücktheit, Druck im Brustkorb und anderen Körperbereichen berichtet, manchmal auch von dem Gefühl, einer Gefahr entrinnen zu müssen. Die Episoden dauern meist nur wenige Sekunden bis Minuten und enden spontan, auch durch Berührung oder durch Geräusche. Akustische und taktile
Halluzinationen sind oft gleichzeitig vorhanden. Die Betroffenen sind durch die Erlebnisse stark beunruhigt.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Anamnese. Die
Polysomnographie kann helfen, die Schlaflähmung zu verifizieren. Eine weitergehende Diagnostik ist angezeigt, wenn der Verdacht auf
Narkolepsie besteht.
Differentialdiagnostisch sind Schlaflähmungen abzugrenzen von fokalen atonischen
epileptischen Anfällen, Kompressionsneuropathien, atonischen Anfällen, Panikattacken, Konversionssymptomen, von der wiederkehrenden familiären periodischen Lähmung und von hypokaliämischen Lähmungen.
Prävention
Den Betroffenen wird empfohlen, ihnen bekannte Auslöser für Schlaflähmungen zu vermeiden, beispielsweise das Einschlafen in Rückenlage.
Therapie
Eine Therapie ist bei hohem Leidensdruck indiziert. Bei Narkolepsiepatienten werden Schlaflähmungen durch die antikataplektische Therapie (Imipramin und Natriumoxybat) supprimiert. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zeigten einen Effekt.
Zusammenfassung
Schlaflähmungen beinhalten keine Gesundheitsgefährdung. Sie können ihre äußerst beunruhigende Wirkung verlieren, wenn die Betroffenen über die Erkrankung informiert sind. Eine pharmakologische Therapie kann beim Auftreten von Schlaflähmungen sinnvoll sein. Es muss eine
Narkolepsie diagnostisch erwogen und ausgeschlossen werden.