Substanzklasse
Trizyklisches Antipsychotikum; Phenothiazin mit Piperidylseitenkette.
Englischer Begriff
thioridazine
Gebräuchliche Handelsnamen
Melleril
Indikation
Neben der Indikation als Antipsychotikum wird Thioridazin wegen seiner sedierenden Eigenschaften eingesetzt bei Ein- und Durchschlafstörungen in folgenden Fällen:
1.
bei schizophrener oder manischer Grunderkrankung;
2.
bei Patienten mit
Demenz oder anderen organischen Hirnfunktionsstörungen mit nächtlichen Verhaltensauffälligkeiten wie
Verwirrtheit und Agitation;
3.
wenn weder Benzodiazepinrezeptoragonisten noch sedierende
Antidepressiva indiziert sind.
Wirkungsweise
Ausgeprägte Blockade von D2- und α1-Rezeptoren, ferner Blockade von D1-, 5-HT2-, H1- und muskarinergen Acetylcholinrezeptoren.
Zu Hauptwirkungen und allgemeinen Charakteristika von
Neuroleptika bei der Behandlung von
Insomnie siehe „Neuroleptika“.
Dosierung
Zur Schlafinduktion: 15–75 mg.
Darreichungsform
Tabletten.
Nebenwirkungen
Unter anderem: hohes kardiotoxisches Risiko durch QT-Zeit-Verlängerung (Torsades de pointes, plötzlicher Herztod), deshalb häufige EKG-Kontrollen erforderlich; vegetative, überwiegend anticholinerge und adrenolytische Nebenwirkungen; Hypotonie und orthostatische Dysregulation; extrapyramidal motorische Nebenwirkungen einschließlich irreversibler Spätdyskinesien; Störungen des hämatopoetischen Systems, allergische Reaktionen, Erhöhung der zerebralen Erregbarkeit, endokrine Begleitwirkungen,
sexuelle Funktionsstörungen.
Wechselwirkungen
Antiarrhythmika vom Chinidintyp: verlängerte Überleitungszeiten im
EKG;
Anticholinergika: Steigerung der anticholinergen Effekte;
Antihypertensiva: Verstärkung der antihypertensiven Wirkung; MAO-Hemmer: vermehrte unerwünschte Wirkungen wie Agitation,
Verwirrtheit und
Halluzinationen; selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI), vor allem CYP-2D6-Inhibitoren: vermehrte Nebenwirkungen durch Plasmaspiegelerhöhung und andere.
Kontraindikationen
Absolut: akute Intoxikation mit psychotropen Substanzen, kardiale Vorschädigung.
Relativ: Leber- und Nierenschäden, Prostatahyperplasie, orthostatische Dysregulation, Engwinkelglaukom und andere.
Resorption, Distribution, Elimination
t½ = 10 h.
Verträglichkeit
Dosisabhängig und interindividuell variabel.
Bewertung
Erhebliche arrhytmogene Wirkung und kardiotoxisches Risiko; angesichts einer Vielzahl von Alternativen erscheint die Nutzen-Risiko-Relation ungünstig.
Bewertungen beziehen sich an dieser Stelle ausschließlich auf die Nutzen-Risiko-Relation innerhalb der Gruppe der
Neuroleptika. Zu den Vor- oder Nachteilen des Einsatzes von Neuroleptika bei
Insomnie gegenüber dem Einsatz von Benzodiazepinrezeptoragonisten siehe „Neuroleptika“.