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Klinische Angiologie
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Publiziert am: 10.11.2022

Behandlungsverfahren bei vaskulären Malformationen

Verfasst von: Robert K. Clemens und Walter A. Wohlgemuth
Die Behandlung vaskulärer Malformationen erfolgt primär interventionell, wobei langsam fliessende Malformationen (lymphatisch, venös) oft mittels direkter Punktion behandelt werden und schnelle fliessende Malformationen (arteriovenös) über Katheterinterventionen transarteriell oder transvenös oder in Kombination behandelt werden. Die Behandlungen, insbesondere der schnell-fliessenden Malformationen und der ausgedehnten Malformationen ist komplex und häufig sind multiple Eingriffe notwendig, da eine vollständige Heilung der vaskulären Malformation nicht immer möglich ist.
Häufig sind mehrere Eingriffe zur Behandlung grosser oder komplexer Malformationen notwendig.
Eine inkomplette oder falsche Behandlung kann z. B. bei AVMs einen starken Wachstumsschub auslösen. Die operative Therapie findet ihren Einsatz, wenn die Malformation abgegrenzt ist, an einer gut zu resezierenden Stelle liegt und eine kurative Behandlung möglich scheint. Auch nach vorgängiger interventioneller Behandlung zwecks Grössenreduktion und Verminderung des Blutungsrisikos hat die Chirurgie ihren Stellenwert. Eine medikamentöse Behandlung ist regelhaft ein „off-label-use“ kann aber bei vielen Malformationen diskutiert werden, dies da insbesondere der Gebrauch von Sirolimus, einem mTor-Inhibitor, eine Grössenreduktion und Besserung der Symptome bewirkt, was auch zur Überbrückung bis zur invasiven Therapie genutzt werden kann.
Die Behandlung der vaskulären Malformation richtet sich meist nach den Beschwerden oder ist präventiv zur Vermeidung von künftigen Komplikationen ausgelegt. Die Behandlung ist, ebenso wie die individuelle Ausprägung der Erkrankung, häufig individuell angepasst und kann eine Kombination aus konservativen und invasiven Behandlungen sein. Massgebend für die Behandlungsstrategie und das Ausmass der Behandlung ist in der Regel der Leidensdruck und die Lokalisation der vaskulären Malformation.
Bei ausgedehnten Malformationen erfolgt häufig eine fokal-lokale Behandlung der symptomatischen Anteile.
Während die kapilläre Malformation keine hohen Krankheitswert hat, da sie weder Schmerzen noch Thrombosen noch Infekte hervorruft, kann der kosmetische Aspekt, z. B. im Gesicht, und der hiermit verbundene Leidensdruck relevant sein.
Eine häufig gestellte Frage der Patient:innen ist, wie gefährlich vaskuläre Malformationen sind. Dies muss individuell abgeschätzt werden und richtet sich in erster Linie nach dem Ausmass und der Lage der Malformation. Gefahr geht in erster Linie von venösen Malformationen mit kaliberstarken Venen und Beteiligung/Anschluss von/an dränierenden Leitvenen aus, da hier ein erhöhtes Thrombose- und Lungenembolierisiko besteht. Infiltrative AVMs können konsumierend sein und lokale Destruktionen mit Ulzeration und Blutungen verursachen. Je nach Lage von Malformationen kann eine lokale Kompression umliegender Strukturen verursacht werden (insbesondere im Bereich des Halses und der oberen Atemwege). Der Grossteil der Malformationen ist zwar störend, eine Gefahr geht aber meist nicht von ihnen aus, wohl aber eine relevante Einschränkung der Lebensqualität. Auch die häufig gestellte Frage, ob die Malformation vererbbar sei, kann wie bereits geschrieben, in der Regel mit „nein“ beantwortet werden, da diesen meist eine somatische Mutation zugrunde liegt.

Konservative Behandlung

Beim primären Lymphödem wie auch bei kongenitalen Lymphödemen wie dem Nonne-Milroy-Meige-Syndrom ist die entstauende komplexe Lymphdrainage mit nachfolgender Kompressionstherapie der Kompressionsklasse II rundgestrickt oder Klasse III die primäre Behandlung. Operative Techniken wie die Transplantation von Lymphknoten und Anastomosierung von Lymphgefässen werden zwar bei sekundären Lymphödemen durchgeführt, aktuell aber noch nicht bei den o. g. Formen.
Bei lymphatischen Malformationen im Bereich des Mundes oder anderer Schleimhäute ist die Hygiene eine wichtige präventive Maßnahme, um Infektionen zu verhindern. Infektionen bei lymphatischen Malformationen (welche von der zu erwartenden lymphatischen Reaktion bei einem systemischen Infekt abzugrenzen sind) werden antibiotisch therapiert.
Bei mehr als drei Infektionen pro Jahr im Bereich der lymphatischen Malformation, oder wenn diese als Eintrittspforte für Erysipele dient, sollte eine Antibiotikaprophylaxe diskutiert werden.
Die Therapie mit Sirolimus (Rapamycin), einem m-TOR-Inhibitor, scheint zu einer Grössenreduktion lymphatischer Malformationen, aber auch anderer vaskulärer Malformationen zu führen. Dies ist insbesondere bei schwer zugänglichen Orten wie z. B. einer Lage in der Augenhöhle oder bei diffusem Befall eine wichtige Behandlungsoption. Fallberichte und Fallstudien zur Behandlung mit Sirolimus zeigen einen positiven Einfluss auf Grösse und Beschwerden bei komplexen und/oder langsam-fliessenden Malformationen. Hierbei handelt es sich um einen „off-label-use“. Insgesamt sind nur kleine Fallstudien zu medikamentösen Behandlungen vorhanden, sodass diese einem spezialisierten Zentrum vorbehalten sein sollten. Die Gabe kann einschleichend begonnen werden, die Zielspiegel liegt meist unter dem notwendigen Wert bei nierentransplantierten Patienten.
Grössere Studien zur medikamentösen Behandlung von AVMs wurden bis dato nicht durchgeführt. Fallstudien zeigen aber eine Abnahme der Symptome nach Gabe von Thalidomid oder von Sirolimus, diskutiert wird auch Bevacizumab und Trametinib. Bei AVMs welche in sensitiven oder offensichtlichen Bereichen liegen muss abgewogen werden, ob die aus einer Operation/Intervention mögliche resultierende Deformität ästhetisch beeinträchtigender ist als der durch die AVM hervorgerufene kosmetische Aspekt selbst. Daher kann auch bei AVMs ein konservatives Procedere diskutiert werden, im Sinne eines „kleineren Übels“.
Die Gabe von Thalidomid zeigte auch eine Reduktion von Blutungen bei gastrointestinalen Malformationen, aber auch eine hohe Rate (32 %) von unerwünschten relevanten Nebenwirkungen (Chen et al. 2016).
Die Gabe von PI3K-Inhibtoren wurde in klinischen Studien bei Krebspatienten eingesetzt und scheinen auch einen positiven Einfluss auf vaskuläre Malformationen zu haben (Castillo et al. 2016). Basierend auf dieser Erkenntnis und Mausmodellen wurde der PI3K-Inhibtor BYL719 bereits erfolgreich bei Patienten mit solchen eingesetzt (Venot et al. 2018).
Für den postinterventionellen Einsatz von Bevacizumab und Interferon konnte eine verringerte Revaskularisationsrate nach Sklerotherapie von venösen Malformationen nachgewiesen werden (Kulungowski et al. 2016).
Der Einsatz der o. g. Medikamenten, insbesondere von Sirolimus, sollte geprüft werden, wenn eine operativ-interventionelle Behandlung nicht möglich ist, ergänzend zu dieser, um die Läsionsgrösse zu verringern oder aber als Überbrückung bis zur Behandlung. Die Behandlung ist immer ein „off-label-use“.
Bei arteriellen Stenosen im Bereich der Extremitäten kann je nach Leidensdruck konservativ verfahren und ein strukturelles Gehtraining durchgeführt werden.
Denkbar wäre bei kurzstreckigen Läsionen eine Stentimplantation oder eine Exzision mit End- zu End-Anastomosierung der Arterie oder die Anlage eines kurzen venösen Interponats. Da die Symptomatik aber schon mit dem Beginn des Gehens als Kind beginnen kann, sind die chirurgischen Möglichkeiten bis zum Abschluss des Körperwachstums limitiert. Verlässliche Daten für den Ausgang solcher Operationen liegen nicht vor.
Bei kleineren venösen Malformationen insbesondere der Extremitäten sowie postinterventionell ist eine Kompressionstherapie durchführbar. Die Kompressionsklasse sollte sich nach dem Tragekomfort und der Wirksamkeit richten.
Zur Antikoagulation bei insbesondere venösen Malformationen gibt es keine klaren Guidelines, was auch durch die grosse morphologische Bandbreite der Malformationen bedingt ist. Eine zeitweise Antikoagulation (z. B. 6 Wochen in Anlehnung an die CALISTO-Studie oder bei ausgedehnteren Thrombose 3 Monate lang) bei symptomatischen Thrombosen kann in der Regel durchgeführt werden (Decousus et al. 2010; Kearon et al. 2016). Evidenz zur Langzeit-Behandlung, welche bei rezidivierenden Thrombosen prinzipiell diskutiert werden könnte, besteht ebenfalls nicht, was aber auf die fehlende Datenlage zurückzuführen ist. Ein Grund für eine längerfristige Antikoagulation unter regelmässiger Abwägung des Blutungsrisikos wäre, so die Malformation nicht aktiv behandelbar ist, eine ausgedehnte venöse Malformation, die direkt mit dem tiefen Venensystem in Zusammenhang steht falls diese sind nicht zu verschließen sind, wie es häufig beim aneurysmatischen und phlebektatischem Typ der Fall ist und in der rezidivierend Thrombophlebitiden auftreten. Für die CLVM (KTS) ist eine Häufung von Lungenembolien nachgewiesen worden, welche bis hin zur chronisch thrombembolischen pulmonal-arteriellen Hypertonie führen können (Seferian et al. 2019; Douma et al. 2012). Der Effekt der Antikoagulation könnte an der Abnahme der Anzahl der Thrombosen und Thrombophlebitiden oder an der Höhe der D-Dimere bemessen werden. Die Wahl der Antikoagulation obliegt dem Arzt. Ob besser MarcumarTM, ein NMH oder ein DOAK gegeben werden sollten ist unklar; als Richtlinie können aber die Guidelines zur Behandlung der tiefen Venenthrombose herangezogen werden (Kearon et al. 2016).
Eine besondere Relevanz hat die Antikoagulation beim Vorliegen einer lokalisierten intravasalen Koagulopathie (localized intravascular coagulopathy, LIC) bei grossen venösen Malformationen (Dompmartin et al. 2008). LIC ist der Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten in der venösen Malformation durch häufige Thrombenbildung und deren Auflösung.
Bei starker Ausprägung der LIC kann hieraus das laborchemische Bild einer disseminierten intravasalen Koagulopathie (DIC) resultieren, wobei durch große Eingriffe (interventionell und operativ) dann eine LIC in eine DIC konvertieren kann.
Besondere Beachtung muss hierbei auf den Fibrinogenwert gelegt werden. Sollte dieser erniedrigt sein, kann es zu Blutungen bei Operationen kommen, welche sich nicht im Bereich der Malformation befinden. Bei elektiven Interventionen und Operationen ist daher je nach Fibrinogenwert eine Antikoagulation präoperativ empfohlen, damit die aktivierte Gerinnung und der hiermit einhergehende Verbrauch der Gerinnungsfaktoren in der venösen Malformation unterbrochen wird und sich die Level der Gerinnungsfaktoren wieder normalisieren können (Dompmartin et al. 2008).
Physiotherapie findet in Fällen wie z. B. bei FAVA Verwendung, wobei hier die Vermeidung einer Zunahme der Kontrakur und damit des pes equinus das Ziel ist. Die operative Sanierung des betroffenen Muskels ist die Alternative, oder z. B. eine Operation zur Extension der Achillessehne, um so den pes equinus zu korrigieren.

Katheterinterventionelle und chirurgische Behandlungsverfahren bei vaskulären Malformationen

Behandlung schnell fliessender Malformationen

Die Behandlung schnell fliessenden Malformationen wie arteriovenösen Malformationen oder AV-Fisteln ist komplex. Einfache AV-Fisteln können in der Regel durch eine interventionelle Embolisation oder chirurgische Ligatur behandelt werden. Dies wird häufig mit einer hohen primären Erfolgsrate durchgeführt. Die Gefahr eines behandlungsassoziierten Wachstumsschubes ist hierbei gering.
Schwieriger ist die Behandlung der häufiger vorkommenden AVMs, da multiple, netzartige und diffuse arterielle Feeder und Nidi vorliegen können, aber auch multiple abführende Gefässe. Somit kann das Behandlungsziel auch „nur“ eine lokale Behandlung sein, um z. B. Blutungen zu unterbinden. Da AVMs in fast 100 % der Fälle im Verlauf progedient sind und nur 17 % der Betroffenen das Erwachsenenalter ohne eine Komplikation erreichen, ist ein Behandlung häufig frühzeitig indiziert. Mittel der Wahl wäre die Exzision im Stadium I (nach Schobinger) mit kurativem Ausgang, was aber nur sehr selten möglich ist, sodass die Kontrolle der Symptome und der Größe im Vordergrund steht (Tab. 1). Behandlungen im Stadium II und III, sowohl mit transarterieller Embolisation als chirurgischen Exzision, sind in der Regel inkomplett, wobei das Resultat sich mit steigender Erfahrung verbessert (Park et al. 2019). AVMs im Stadium IV (also im fortgeschrittenen Stadium mit Ulzerationen oder Nekrosebildung) sind in der Regel nicht mehr resizierbar und auch nicht kurativ behandelbar. Abb. 1 stellt schematisch die interventionelle Behandlung einer AVM mittels der so genannten Plug & Push-Technik dar, bei der über vaskuläre Zugänge Ethylen-Vinyl Alkohol Kopolymer sowie vascular plugs eingebracht werden.
Tab. 1
Klassifikation der arteriovenösen Malformation nach Schobinger
Stadium I:
Stationäre oder ruhende Phase (ohne relevante Symptome)
Stadium II:
Zunahme der Grösse (und Symptome)
Stadium III:
Progression mit Ulzerationen, Schmerz und lokaler Destruktion
Stadium IV:
Ausgedehnte AVM mit Ulzerationen und high-out Herzversagen
Inkomplette Behandlungen können in einem starken Wachstumsschub einer AVM resultieren. Von der Ligatur oder Embolisation grösserer zuführender Arterien sollte generell abgesehen werden, da dies zu einer unkontrollierten Rekrutierung zuführender Gefässe führen kann.
Dies geschieht insbesondere, wenn zuführende Arterien embolisiert oder ligiert werden. Hieraus resultiert auch der Verlust des Zugangsweges bei nachfolgenden Interventionen und ebenfalls das Grössenwachstum weiterer zuführender Arterien, welche in Kollateralfunktion dilatieren. Je grösser die Läsionen, desto schwieriger und weniger erfolgreich ist in der Regel die Behandlung und desto höher ist das Rezidivrisiko.
Bei der klassischen transarteriellen Embolisation der AVM mit reinem Alkohol soll der zentrale Anteil der AVM, der „Nidus“ zerstört werden. Dies ist jedoch risikoreich hinsichtlich lokaler Nekrosen, Nervenschädigungen und auch systemischer Komplikationen. Die transarterielle Alkoholembolisation wird häufig in Kombination mit Coils und/oder Gewebekleber (n-Butyl cyanoacrylate) verwendet. Andere erfolgsversprechende Methoden sind abhängig von der Angiomorphologie der AVM die Behandlung der abführenden Venen, wenn diese kaliberstark sind, indem der arterielle Einstrom über multiple „Feeder“ durch das vollständige Verschliessen der abführenden Venen unterbunden werden soll (Abb. 2). Dies geschieht unter direkter Punktion der Vene und Einbringung einer Vielzahl von Coils, Gewebekleber und anderen Devices wie z. B. vaskulären Okkludern oder Ethylen-Vinyl Alkohol Kopolymer. Eine weitere Behandlung ist die Embolisation mit Ethylen Vinyl Alkohol Copolymer (Onyx®, Squid®) mittels der „push-through-technique“ bei der in einer zeitaufwendigen Intervention das Onyx® den zentralen arteriellen als auch venösen Anteil verschliesst. Am häufigsten ist die Kombinationstherapie einer AVM mit mehrfachen Embolisationen und wenn möglich einer anschließenden (Teil-) Resektion der verschlossenen Malformation.
Tab. 2 zeigt Behandlungsstrategien bei arteriovenösen Malformationen basierend auf der angiografischen Klassifikation auf.
Tab. 2
Behandlungstrategien bei arteriovenösen Malformationen basierend auf der angiografischen Klassifikation nach Park
Typ I AVM
Definition: 1–3 arterielle Feeder mit einer dränierenden Vene.
Vorgehen: Embolisation mit coils oder vascular plugs mittels transarteriellem Zugang
Typ IIa AVM
Definition: Multiple arterielle Feeder mit einer dränierenden Vene.
Vorgehen: Direkte Punktion des venösen Anteils oder transvenöser Zugang > Embolisation des venösen Anteils mit coils oder Drähten (core removed) + transarterielle Alkoholembolisation (80–100 %iger Ethanol)
Typ IIb AVM
Definition: Multiple arterielle Feeder mit multiplen dränierenden Venen.
Vorgehen: Direkte Punktion des venösen Anteils > Embolisation des venösen Anteils mit coils + transarterielle Alkoholembolisation (80–100 %iger Ethanol)
Typ IIc AVM
Definition: Multiple arterielle Feeder welche über ein langes venöses Segment dränieren.
Vorgehen: Transvenöser Zugang. Verschluss des langen venösen Segments mit coils und/oder Drähten (core removed) und transvenöse Alkoholembolisation (80–100 %iger Ethanol)
Typ IIIa AVM
Definition: Multiple kaliberschwache arterielle Feeder welche über multiple kaliberschwache Venen dränieren.
Vorgehen: Transaterieller Zugang mit selektiver Behandlung der zuführenden Arterien mittels Alkoholembolisation (50–60 %iger Ethanol)
Typ IIIb AVM
Definition: Multiple kaliberstarke arterielle Feeder welche über multiple kaliberstarke Venen dränieren.
Vorgehen: Transarterieller Zugang oder direkte Punktion des arteriellen Anteils zur Alkoholembolisation (80–100 %iger Ethanol, bei grösseren AVMs + coils)
Abkürzungen: AVM: Arteriovenöse Malformation

Behandlung langsam fliessender Malformationen

Kapilläre Malformation

Bei der kapillären Malformation steht die ästhetische Problematik im Vordergrund. Blitzlampengepulster Farbstofflaser oder Alexandrite Laser werden verwendet, um eine zunehmend sichtbare Koloration der Haut zu verlangsamen (Carlsen et al. 2017). Eine vollständige Behandlung wird nur in den wenigsten Fällen trotz multipler Laserungen erreicht. In der Regel wird die Laserbehandlung an einer Stelle probatorisch vorgenommen, um den Effekt beurteilen zu können. Eine Weichteilhyperplasie kann nicht suffizient mit einer Hautlaserung behandelt werden. Die zugrunde liegende Mosaikmutation ist auch im unter der kapillären Malformation liegenden Weichteilgewebe nachweisbar.

Lymphatische Malformation

Die Sklerotherapie ist der Goldstandard zur Behandlung makrozystischer lymphatischer Malformationen. Doxycyclin hat sich hier als sehr sicher und effektiv erwiesen. Die Behandlung mit Ethanol, Natriumtetradecylsulfat (engl. Sodium Tetradecyl Sulfate, STS), Bleomycin (welches etwas weniger effektiv ist, aber aufgrund der geringen Schwellung in sensibleren Bereichen einsetzbar ist) oder Picibanil (OK-432) ist ebenfalls effektiv. Der Zugang erfolgt durch eine direkte Punktion der Zyste(n). Die Behandlung von mikrozystischen lymphatischen Malformationen mit Bleomycin scheint ebenfalls effektiv, gestaltet sich technisch aber schwieriger, da die Läsionen häufig zu klein zum punktieren sind. Eine Resektion lymphatischer Malformationen ist bei kleineren Läsionen, die in toto reseziert werden können, zu diskutieren. Sezernierende lymphatische kutane Vesikel können reseziert werden mit hoher Rezidivgefahr, aber auch erfolgreich mit dem Kohlendioxid-Laser (CO2-Laser) oder direkter Mikrosklerosierung behandelt werden. Makrozystische Läsionen haben eine deutlich geringere Rezidivrate als mikrozystische Läsionen.

Venöse Malformationen (VM)

Die Behandlung insbesondere spongiformer venöser Malformationen ist meist symptomorientiert. Leitsymptom der VM sind Schmerz und Schwellung durch Thrombosen. Die Sklerotherapie mittels perkutanen Zugangs unter Ultraschallkontrolle ist der Goldstandard zur Behandlung der spongiformen venösen Malformation (Abb. 3). Aethoxysclerol 3 %, STS 3 % und Ethanol sind die am häufigsten verwendeten Mittel. Ethanol ist in seiner Wirkung potenter, birgt aber die Gefahr von Nekrose umliegenden Gewebes und Nervenschäden bei Extravasat oder zu hoher Dosierung. GVM und BRBNS können mittels Sklerotherapie therapiert werden, wobei die Resektion bei der GVM ebenfalls als sinnvolle Therapiewahl gilt, insbesondere wenn es sich um ein solide und erhabene Läsion handelt.
Bei venösen Malformationen des aneurysmatischen und des phlebektatischen Typs ist eine venöse Embolisation mit Gewebeklebern wie n-Butyl Cyanoacrylate (n-BCA) und/oder Coils notwendig. Ebenso werden ergänzende Alkoholembolisationen vorgenommen, welche in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt werden. Hier kommt auch die katheterbasierte endovenöse Ablation (Laser, Radiofrequenz) zum Einsatz. Sollte eine chirurgische Resektion diskutiert werden, kann vorgängig mittels Sklerotherapie eine Größenreduktion erreicht und die Blutungsgefahr verringert werden. Es folgen hier relativ hohe postoperative Komplikationsraten. Während bei der spongiformen VM die symptomorientierte Behandlung im Vordergrund steht, sollten venöse Malformationen des aneurysmatischen und phlebektatischen Typs (letztere sind bei der CLVM/KTS regelhaft als Marginalvenen zu finden) behandelt werden, wenn von ihnen eine Thrombose/Emboliegefahr ausgeht. Diese Behandlung sind häufig aufwendig an Zeit und Material und müssen häufig in mehreren Sitzungen durchgeführt werden, dies bei Kindern oft in Narkose.

Kryoablation

Bei der Kryoablation wird die Spitze des Kryoablationskatheters auf Temperaturen von unter 0 °C heruntergekühlt und damit das umliegende Gewebe gezielt zerstört. Diese Technik wird vor allem bei langsam fließenden vaskulären Malformationen angewandt und kann CT- oder MR-gesteuert durchgeführt werden (Autrusseau et al. 2020; Ramaswamy et al. 2019).
Tab. 3 fasst gängige Behandlungsmethoden zusammen.
Tab. 3
Therapieoptionen bei vaskulären Malformationen
Vaskuläre Malformation
Therapie
Material/Medikament
Fast-Flow:
  
Embolisation:
 
 
- Transarteriell
Onyx, Alkohol, STS, Coils
 
- Transvenös
 
 
- Direktpunktion
Coils, Vascular plugs
 
- Kombiniert
 
 
Medikamentös
nur Einzelfälle
 
Operativ
Resektion (Stadium I optimal)
  
Sekundär nach Embolisation
Arteriovenöse Fistel
Embolisation
Coils, vascular plugs
 
Operativ
Ligatur
Slow-flow:
  
Sklerotherapie
STS, Alkohol, Polidocanol
- Spongiform
Operativ
Debulking nach Sklero; bei
  
Therapieversagen
 
Konservativ
Kompressionstherapie
- Phlebektatisch
 
Endovenöse Ablation
  
Laser, RFA, Hitze, Coils,
  
vascular plugs, Alkohol, STS
 
Konservativ
Kompressionstherapie
- Aneurysmatisch
Embolisation
Coils, vascular plugs
  
im Bereich der Extremitäten
 
Operativ
Resektion/Bypass
- Retikulär
Sklerotherapie
STS, Polidocanol
- Glomuvenöse Malformation
Sklerotherapie
STS, Polidocanol, Alkohol
 
Operativ
1. Wahl bei exophytischen oder therapieresistenten Läsionen
- BRBNS
Sklerotherapie
STS, Polidocanol
 
Endoskopisch
GI-Läsionen
 
Operativ
Resektion bei GI-Läsionen
 
Medikamentös
Rapamycin p.o. (off label use)
  
- Makrozystisch
Sklerotherapie
Alkohol, OK- 432, STS, Bleomyci
 
Operativ
Resektion bei Therapieversagen
 
Medikamentös
Sirolimus p.o. (off label use)
- Mikrozystisch
Sklerotherapie
Bleomycin, Polidocanol
 
Lasertherapie
Interstitiell
 
Operativ
Resektion ggf. 1. Wahl
 
Medikamentös
Sirolimus p.o. (off label use)
Lasertherapie
Farbstofflaser, Nd:YAG-Laser
  
Impulsdiodenlaser
Abkürzungen: p.o.: per os; RFA: Radiofrequenzablation; STS: Sodium Tretradecyl Sulfat
Literatur
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