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Klinische Angiologie
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Publiziert am: 14.11.2023

COVID-19 und VTE-Prophylaxe

Verfasst von: Florian Langer
Die Lungenerkrankung COVID-19 geht mit einem gesteigerten Risiko für venöse, arterielle und mikrovaskuläre Thrombosen einher. Der Begriff Thromboinflammation beschreibt eine gleichzeitige Aktivierung von prokoagulatorischen und proinflammatorischen Signalwegen, die im Kontext einer SARS-CoV-2-Infektion sowohl für die Pathophysiologie der venösen Thromboembolie (VTE) als auch für die Krankheitsprogression relevant sind. Neben einer wirksamen VTE-Prophylaxe stellt daher das Verhindern von Endorganschäden ein wichtiges Ziel der Antikoagulation bei COVID-19 dar. Während eine routinemäßige Prophylaxe in der prästationären Phase nicht indiziert ist, scheinen ausgewählte Patienten mit hohem Risiko von einer prolongierten poststationären Antikoagulation zu profitieren. Bei hospitalisierten Patienten mit moderater Krankheitsaktivität, nicht jedoch bei kritisch kranken Patienten, hat die therapeutische Antikoagulation mit (niedermolekularem) Heparin positive Effekte auf Morbidität und Mortalität.

Einleitung

Am 11. März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die durch SARS-CoV-2 (severe acute respiratory syndrome coronavirus 2) verursachte Lungenerkrankung COVID-19 (coronavirus disease 2019) zur Pandemie erklärt (WHO 2023). Mit Stand 26. Juli 2023 wurden weltweit etwa 769 Mio. bestätigte Infektionen sowie fast 7 Mio. Todesfälle durch SARS-CoV-2 gemeldet. In Deutschland muss zwischen Januar 2020 und Juli 2023 von etwa 38 Mio. Infektionen und fast 175.000 Todesfällen ausgegangen werden.
Die Pandemie ist über die Jahre in mehreren Wellen mit unterschiedlicher Übertragbarkeit und Virulenz des Erregers verlaufen. Dabei hatten die jeweils vorherrschenden SARS-CoV-2-Varianten, die Verfügbarkeit von Labortests und das Ausmaß einer populationsbezogenen Immunität durch Vakzinierung oder durchgemachte Infektion entscheidenden Einfluss auf die Häufigkeit der gemeldeten Fälle und die Belastung des Gesundheitssystems durch schwere Krankheitsverläufe. Während das Infektionsgeschehen im Jahr 2021 durch die Varianten Alpha und Delta beherrscht wurde, stellt Omikron (B.1.1.529) seit dem Jahr 2022 die dominante Virusvariante dar. Im Vergleich zu Delta weist Omikron einen Übertragungsvorteil auf, der sehr wahrscheinlich wesentlich durch eine erfolgreiche Immunevasion mitbedingt ist. Klinische Daten deuten darauf hin, dass Omikron vorrangig die oberen Atemwege wie Naso- und Oropharynx und weniger die Lungen befällt. Neben einer gesteigerten Immunkompetenz der geimpften und/oder genesenen Bevölkerung ließen sich hierdurch die gegenüber der virulenteren Delta-Variante niedrigeren Raten an Hospitalisierungen und schweren Krankheitsverläufen erklären (RKI 2023).
Aus der dynamischen Entwicklung von Virusvarianten, Infektionen und Vakzinierungen folgt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse aus den ersten Monaten und Jahren der Pandemie nur bedingt auf den heutigen Versorgungsalltag übertragen werden können. Diese Einschränkung trifft in besonderem Maße auf die unerwartet hohe Rate an thromboembolischen Ereignissen zu, die in der Frühphase der Pandemie die Patientenversorgung vor große Herausforderungen gestellt sowie nationale und internationale Fachgesellschaften zur Veröffentlichung empirischer Handlungsempfehlungen veranlasst hat (Bikdeli et al. 2020; Langer et al. 2020; Linnemann et al. 2020; Thachil et al. 2020). Mittlerweile liegen die Ergebnisse zahlreicher randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) zur Antikoagulation bei COVID-19 vor, die fortlaufend in aktualisierte Therapieleitlinien integriert werden (Kluge et al. 2023; Schulman et al. 2022). Dennoch stellt sich die Frage, welche Gültigkeit die vor 2–3 Jahren generierte Studienevidenz in der aktuellen Pandemiesituation hat.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Pathophysiologie, die klinische Relevanz und die Prophylaxe von thromboembolischen Komplikationen bei COVID-19.

Pathophysiologie der Hyperkoagulabilität bei COVID-19

Zelluläre und molekulare Mechanismen

Für das Verständnis der Pathophysiologie thromboembolischer Ereignisse bei COVID-19 sind die Begriffe Immunothrombose und Thromboinflammation relevant. Evolutionsbiologisch dient die Immunothrombose der Infektabwehr. Unter Beteiligung von Endothelzellen, Thrombozyten und Leukozyten werden invadierende Pathogene durch die Ausbildung intravasaler Thromben an ihrer hämatogenen Ausbreitung gehindert (Engelmann und Massberg 2013).
Durch Bildung intravasaler Thromben unterstützt die Aktivierung der plasmatischen und zellulären Hämostase das angeborene Immunsystem in der Bekämpfung von bakteriellen, viralen und mykotischen Infektionen.
Kommt es jedoch im Rahmen der Infektabwehr zur überschießenden Entzündungsreaktion und Thrombusbildung, zur sogenannten Thromboinflammation, tragen diese Prozesse zur Krankheitsprogression und somit zur Morbidität und Mortalität der Patienten bei (Connors und Levy 2020b). Ein wichtiges Beispiel für die enge Verzahnung von prokoagulatorischen und proinflammatorischen Signalwegen ist das Komplementsystem. Auch Endothelzellen, Thrombozyten sowie Monozyten und neutrophile Granulozyten spielen in der Thromboinflammation eine zentrale Rolle (Lim und McRae 2021).
Primäre Eintrittspforte von SARS-CoV-2 sind die Pneumozyten, die als Alveolarepithelzellen die Lungenbläschen auskleiden. Als Folge einer nekrotisierenden Alveolitis greift die Entzündungsreaktion auf das gefäßführende Bindegewebe über mit Aktivierung von Endothelzellen, Fibroblasten und invadierenden Leukozyten (Conway et al. 2022; McGonagle et al. 2020). Charakteristisch für das Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome, ARDS) bei COVID-19 ist die Ausbildung von hyalinen Mikrothromben in der pulmonalen Endstrombahn. Diese mikrovaskulären Thrombosen wurden beim SARS-CoV-2-assoziierten ARDS etwa neunmal häufiger beobachtet als beim Lungenversagen infolge einer Influenzapneumonie (Ackermann et al. 2020). Zusätzlich tragen massive alveoläre Fibrinexsudationen zur Störung des pulmonalen Gasaustausches bei.
Die lokale Aktivierung proangiogener Signalwege führt zur Ausbildung einer gestörten pulmonalen Gefäßarchitektur (Ackermann et al. 2020), deren pathogene Prozesse im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion als pulmonale intravaskuläre Koagulopathie (PIC) bezeichnet werden (McGonagle et al. 2020).
Bereits früh in der Pandemie hat sich jedoch gezeigt, dass COVID-19 eine Systemerkrankung darstellt. So ist SARS-CoV-2 in der Lage, neben der Lunge verschiedene andere Organsysteme wie Herz, Nieren und Gehirn zu befallen und auf diese Weise zur Krankheitsprogression beizutragen (Gavriatopoulou et al. 2020). Für die Pathogenese vaskulärer Thrombosen besonders relevant ist die direkte Infektion von Endothelzellen, die in verschiedenen Organendstrombahnen nachgewiesen werden konnte (Varga et al. 2020).
Die Begriffe Endotheliopathie und Endothelitis beschreiben die Aktivierung und Schädigung von Endothelzellen mit sekundärer Infiltration der Gefäßintima durch mononukleäre Leukozyten.
Folge ist eine massive Freisetzung von Faktor VIII und Von-Willebrand-Faktor aus aktivierten oder apoptotischen Endothelzellen. Erhöhte Plasmakonzentrationen von löslichem P-Selektin und Thrombomodulin sind weitere Anzeichen einer Dysfunktion des Gefäßendothels, das seine antikoagulatorischen Eigenschaften verliert und somit über eine ungehemmte Thrombingenerierung entscheidend zur vaskulären Thromboinflammation beiträgt (Goshua et al. 2020). Weitere wichtige Pathomechanismen sind die Aktivierung von Thrombozyten und neutrophilen Granulozyten, die im Rahmen einer NETose neutrophil extracellular traps (NETs) freisetzen und auf diese Weise die Entstehung von Gefäßverschlüssen begünstigen, sowie eine Hemmung der Fibrinolyse über eine gesteigerte Sekretion des Plasminogenaktivatorinhibitors Typ 1 (PAI-1) (Conway et al. 2022).

Laborveränderungen und klinische Bedeutung

Sämtliche der zuvor genannten Prozesse führen zu einem Anstieg der D-Dimere im Plasma. D-Dimere sind ein spezifisches Spaltprodukt des quervernetzten Fibrins und gelten als globaler Hämostaseaktivierungsmarker, obwohl sie als Folge der durch Plasmin vermittelten Fibrinolyse entstehen (Bockenstedt 2003). Unabhängige Fallserien in der Frühphase der Pandemie haben gezeigt, dass erhöhte D-Dimere bei stationärer Aufnahme oder ein deutlicher Anstieg der D-Dimere im weiteren Krankheitsverlauf mit einer ungünstigen Gesamtprognose der Patienten assoziiert sind (Tang et al. 2020b; Zhou et al. 2020). Zumindest im initialen Krankheitsstadium sind die hämostaseologischen Laborveränderungen bei COVID-19 nicht typisch für das Vollbild einer disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC). Die ausgeprägte Thrombozytopenie ist ein seltener Befund, und die meisten Patienten weisen deutlich erhöhte Fibrinogenspiegel als Folge der massiven Akute-Phase-Reaktion auf. Auch die Prothrombinzeit (PT) oder der Quick-/INR-Wert zeigen initial nur geringe Abweichungen von der Norm (Sharma et al. 2022). Im weiteren Verlauf sind abfallende Werte für Thrombozyten, Fibrinogen, Quick und Antithrombin Ausdruck einer Krankheitsprogression mit ungünstiger Prognose (Tang et al. 2020b), wobei in vielen Fällen bakterielle Superinfektionen mit septischen Verläufen oder organunterstützende Maßnahmen wie Nierenersatzverfahren oder extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) für die hämostaseologischen Laborveränderungen verantwortlich sind.
In Abgrenzung zur klassischen DIC und zur sepsisinduzierten Koagulopathie (SIC) hat sich der Begriff der COVID-19-assoziierten Koagulopathie (CAC) etabliert (Connors und Levy 2020a; Conway et al. 2022), der auf den folgenden drei zentralen Pathomechanismen beruht:
  • Dysfunktion des Gefäßendothels
  • Hyperinflammatorische Immunantwort
  • Hyperkoagulabilität

Venöse Thromboembolien bei COVID-19

Häufigkeit und klinische Charakteristika

Auf erste Kasuistiken über das Auftreten einer venösen Thromboembolie (VTE) im Kontext einer SARS-CoV-2-Infektion folgten größere Fallserien und Beobachtungsstudien, welche die Häufigkeit thromboembolischer Komplikationen bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 untersuchten (Klok et al. 2020; Llitjos et al. 2020; Middeldorp et al. 2020; Xie et al. 2020). Eine Metaanalyse der bis zum Jahr 2020 verfügbaren Evidenz erbrachte für dieses Patientenkollektiv eine VTE-Gesamtrate von 14,1 % (95 %-Konfidenzintervall [KI] 11,6–16,9 %) (Nopp et al. 2020). Dabei lag die VTE-Rate bei 9,5 % (95 %-KI 7,5–11,7 %) in denjenigen Studien, in denen nur im Rahmen der Routinediagnostik erfasste Ereignisse ausgewertet worden waren, und bei 40,3 % (95 %-KI 27,0–54,3 %) in denjenigen Studien, die ein systematisches VTE-Screening durchgeführt hatten. Zudem war die Häufigkeit thromboembolischer Ereignisse vom untersuchten Patientenkollektiv abhängig: Auf der Normalstation lag die VTE-Rate bei 7,9 % (95 %-KI 5,1–11,2 %) und auf der Intensivstation bei 22,7 % (95 %-KI 18,1–27,6 %).
Eine Fallserie von zwölf konsekutiven Patienten, die an COVID-19 verstorben waren und eine komplette Autopsie erhalten hatten, erbrachte eine beidseitige tiefe Venenthrombose (TVT) bei sieben Patienten (58 %) und eine massive, letale Lungenarterienembolie (LAE) bei vier Patienten (33 %) (Wichmann et al. 2020). Von Letzteren waren zwei Patienten im ambulanten Setting verstorben. In einer größeren Fallserie wurde eine VTE bei 33 von 80 Patienten (41 %) mit vollständiger Autopsie gefunden (Edler et al. 2020). Bei 36 % der VTE-Patienten war der Tod außerhalb des Krankenhauses aufgetreten. Auch eine andere Kohortenstudie legte nahe, dass ein erheblicher Anteil der im Krankenhaus diagnostizierten thromboembolischen Ereignisse bereits prästationär aufgetreten war (Lodigiani et al. 2020).
In einer gepoolten Analyse von hospitalisierten Patienten mit COVID-19 war die VTE-Inzidenzrate unter einer standarddosierten Heparinprophylaxe zwar nur in etwa halb so hoch wie in Abwesenheit einer medikamentösen Thromboseprophylaxe ; eine VTE wurde aber trotzdem bei etwa 20 % der prophylaktisch antikoagulierten Patienten beobachtet (Patell et al. 2021). Diese Daten wurden als Ausdruck einer besonders aggressiven Hyperkoagulabilität bei COVID-19 gewertet. Hiermit übereinstimmend war die Häufigkeit einer LAE bei Intensivpatienten mit COVID-19 etwa dreifach höher (20,6 % vs. 7,5 %) als in einem Vergleichskollektiv aus Intensivpatienten mit Influenzapneumonie (Poissy et al. 2020). Nur bei 13,6 % der COVID-19-Patienten mit LAE wurde eine begleitende TVT festgestellt im Vergleich zu 33,4 % der Influenzapatienten, was auf die Entwicklung von In-situ-Thrombosen in der Lungenstrombahn bei SARS-CoV-2-Infektion hinweisen könnte. In einer anderen Studie mit gematchter Kontrollgruppe war das COVID-19-assoziierte ARDS mit einem 6,2-fach gesteigerten LAE-Risiko assoziiert (P = 0,01) (Helms et al. 2020). Auch der Wechsel von Filtermembranen im Rahmen eines Nierenersatzverfahrens war bei den COVID-19-Patienten signifikant häufiger erforderlich, was als weiterer Hinweis für die hohe Thrombogenität der SARS-CoV-2-Infektion zu werten ist.
Aufgrund der spezifischen Pathophysiologie der COVID-19-assoziierten Hyperkoagulabilität muss im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion auch mit einem gesteigerten Risiko für das Auftreten einer arteriellen Thromboembolie (ATE) oder von mikrovaskulären Thrombosen gerechnet werden (Bikdeli et al. 2020; Iba et al. 2020), auf die in diesem Kapitel nicht näher eingegangen wird.

Antikoagulation

Schweregrade der SARS-CoV-2-Infektion

Nutzen und Sicherheit einer Antikoagulation zur Vermeidung klinisch relevanter Endpunkte wurden in vier verschiedenen klinischen Szenarien untersucht (Abb. 1):
  • Ambulante prästationäre Patienten mit symptomatischer SARS-COV-2-Infektion
  • Stationäre nicht kritisch kranke Patienten mit COVID-19
  • Stationäre kritisch kranke Patienten mit COVID-19
  • Ambulante poststationäre Patienten mit durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion
Die Definition von kritisch kranken Patienten war in den Studien nicht einheitlich. Allgemein erfordert die kritische Erkrankung organunterstützende Maßnahmen, die über die Verabreichung von niedrigdosiertem Sauerstoff über eine Nasensonde oder Gesichtsmaske hinausgehen. Hierzu zählen z. B. die High-Flow-Sauerstofftherapie sowie die invasive oder nichtinvasive Überdruckbeatmung, die ECMO, die Nierenersatztherapie und kardiozirkulatorische Maßnahmen wie der Einsatz von Vasopressoren oder positiv inotropen Substanzen. In den meisten Fällen werden diese Maßnahmen auf einer Intensivstation (intensive care unit, ICU) oder zumindest auf einer intermediate care (IMC) Station durchgeführt. Nach der WHO-Progressionsskala werden kritisch kranke Patienten den Schweregraden 6–9 und hospitalisierte nicht kritisch kranke Patienten, die in der Regel auf einer Normalstation behandelt werden, den Schweregraden 4 und 5 zugeteilt (Tab. 1).
Tab. 1
Klinische Progressionsskala der SARS-CoV-2-Infektion nach WHO. (Marshall et al. 2020)
Patientenstatus
Beschreibung
Score
Nicht infiziert
Nicht infiziert; keine virale RNA nachgewiesen
0
Ambulante milde Erkrankung
Asymptomatisch; virale RNA nachgewiesen
1
Symptomatisch; unabhängig
2
Symptomatisch; auf Hilfe angewiesen
3
Hospitalisiert: moderate Erkrankung
Hospitalisiert; keine Sauerstofftherapie*
4
Hospitalisiert; Sauerstoff über Maske oder Nasensonde
5
Hospitalisiert:
schwere Erkrankung
Hospitalisiert; Sauerstoff über NIV oder als High-Flow-Sauerstofftherapie
6
 
Intubation und mechanische Beatmung; pO2/FiO2 ≥ 150 oder SpO2/FiO2 ≥ 200
7
 
Mechanische Beatmung; pO2/FiO2 < 150 (SpO2/FiO2 < 200) oder Vasopressoren
8
 
Mechanische Beatmung; pO2/FiO2 < 150 und Vasopressoren, Dialyse oder ECMO
9
Tod
Tod
10
*Bei Hospitalisierung allein zum Zweck einer Isolation soll der Status wie bei ambulanten Patienten angegeben werden. ECMO, extrakorporale Membranoxygenierung; FiO2, inspiratorische Sauerstoffkonzentration; NIV, nichtinvasive Beatmung; pO2, Sauerstoffpartialdruck; SpO2, Sauerstoffsättigung

Ziele der Antikoagulation

Grundsätzlich lassen sich bei COVID-19 zwei unterschiedliche Ziele der Antikoagulation mit entsprechenden klinischen Endpunkten definieren:
  • Verhinderung von thromboembolischen Komplikationen über eine Hemmung der intravasalen Hämostaseaktivierung (Endpunkte z. B. VTE oder ATE)
  • Verhinderung der Krankheitsprogression über eine Hemmung thromboinflammatorischer Prozesse (Endpunkte z. B. Hospitalisierung, Notwendigkeit organunterstützender Maßnahmen, Mortalität)
Dabei kann die vorbeugende Antikoagulation, d. h. die Antikoagulation in Abwesenheit einer gesicherten (makrovaskulären) Thrombose, in verschiedenen Intensitäten erfolgen:
  • Niedrigdosiert (prophylaktisch)
  • Intermediär dosiert (halbtherapeutisch)
  • Hochdosiert (therapeutisch)
Die zum Teil variable Terminologie der Antikoagulationsintensitäten sowie die abweichenden Definitionen der untersuchten Patientenkollektive und klinischen Endpunkte erschweren mitunter eine abschließende Bewertung der Studienergebnisse. Beispiele für die unterschiedlichen Antikoagulationsintensitäten sind in Tab. 2 wiedergegeben.
Tab. 2
In klinischen Studien verwendete Dosierungsintensitäten verschiedener Antikoagulanzien bei COVID-19. (Schulman et al. 2022)
Substanz
Prophylaktisch
Intermediär
Therapeutisch
UFH
5000 IE 2 × oder 3 × täglich s.c.
7500 IE 2 × oder 3 × täglich s.c.
Intravenös (aPTT- oder anti-Xa-adjustiert)
NMH
Enoxaparin 40 mg, Dalteparin 5000 IE oder Tinzaparin 4500 IE 1 × täglich s.c.
Enoxaparin 40 mg oder 0,5 mg/kg 2 × täglich
Enoxaparin 1 mg/kg 2 × täglich s.c.
Dalteparin 200 IE/kg oder Tinzaparin 175 IE/kg 1 × täglich s.c.
NOAK
Apixaban 2 × 2,5 mg oder Rivaroxaban 1 × 10 mg täglich p.o.
Apixaban 2 × 5 mg oder Rivaroxaban 1 × 20 mg täglich p.o.
aPTT, aktivierte partielle Thromboplastinzeit; IE, internationale Einheiten; NMH, niedermolekulares Heparin; NOAK, nicht-Vitamin-K-abhängiges orales Antikoagulans; p.o., per os; s.c., subkutan; UFH, unfraktioniertes Heparin

Ambulante prästationäre Patienten mit symptomatischer SARS-CoV-2-Infektion

Der Nutzen einer Antikoagulation in der ambulanten prästationären Versorgung konnte in prospektiv randomisierten Studien nicht belegt werden.
In ACTIV-4B (September 2020 bis Juni 2021) erhielten Patienten im Alter von 40–80 Jahren über 45 Tage entweder Placebo (n = 164) oder Apixaban in zwei unterschiedlichen Dosierungen: 2 × 2,5 mg/Tag (n = 165) oder 2 × 5 mg/Tag (n = 164) (Connors et al. 2021). Primärer Endpunkt war eine Kombination aus Gesamtmortalität, symptomatischer VTE oder ATE oder Hospitalisierung aufgrund einer kardiovaskulären oder pulmologischen Ursache. Die Studie wurde vorzeitig beendet, da die Ereignisrate unerwartet niedrig war und sich Hinweise für ein gehäuftes Auftreten von Blutungen unter der Antikoagulation fanden. Beide Apixaban-Dosierungen hatten keinen Effekt auf den Wirksamkeitsendpunkt, der bei 0,7 % (Apixaban 2 × 2,5 mg/Tag), 1,4 % (Apixaban 2 × 5 mg/Tag) und 0,7 % (Placebo) der Patienten auftrat. Auch niedrigdosierte Acetylsalicylsäure (ASS), der vierte Behandlungsarm in ACTIV-4B, zeigte mit einer Ereignisrate von 0,7 % keine Wirkung (n = 164).
In ETHIC (Oktober 2020 bis November 2021) erhielten nichtgeimpfte Patienten ≥ 30 Jahre mit mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Verlauf entweder Enoxaparin in prophylaktischer Dosierung (1 × 40 mg/Tag bei <100 kg oder 2 × 40 mg/Tag bei ≥ 100 kg) über 21 Tage oder eine alleinige Standardtherapie (ohne Enoxaparin) (Cools et al. 2022). Primärer Wirksamkeitsendpunkt war eine Kombination aus Gesamtmortalität und Hospitalisierung. Aufgrund langsamer Rekrutierung und einer unerwartet niedrigen Ereignisrate wurde die Studie nach 219 randomisierten Patienten vorzeitig beendet. In beiden Armen trat der kombinierte Wirksamkeitsendpunkt bei 11 % der Studienteilnehmer auf. Blutungsereignisse waren zwar selten, aber unter Enoxaparin numerisch häufiger.
In OVID (August 2020 bis Januar 2022) erhielten Patienten ≥ 50 Jahre mit respiratorischen Symptomen oder einer Körpertemperatur > 37,5 °C entweder Enoxaparin 1 × 40 mg/Tag über 14 Tage oder eine alleinige Standardtherapie (ohne Enoxaparin) (Barco et al. 2022; Voci et al. 2023). Primärer Wirksamkeitsendpunkt war eine Kombination aus Gesamtmortalität und unerwarteter Hospitalisierung. Nach einer geplanten Interimsanalyse wurde die Studie nach Einschluss von 475 Patienten vorzeitig beendet. Weder nach 30 Tagen (3 % vs. 3 %) noch nach 90 Tagen (4,7 % vs. 4,6 %) hatte die Heparinprophylaxe einen positiven Effekt auf den kombinierten Wirksamkeitsendpunkt. Schwere Blutungen traten nicht auf.
In PREVENT-HD (August 2020 bis April 2022) erhielten Patienten mit mindestens einem Thromboserisikofaktor (z. B. erhöhte D-Dimere, bekannte Thrombophilie, stattgehabte VTE) entweder Placebo oder Rivaroxaban 1 × 10 mg/Tag über 35 Tage (Piazza et al. 2023). Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die Zeit bis zum Erstauftreten eines der folgenden Ereignisse: symptomatische VTE, Myokardinfarkt, ischämischer Schlaganfall, akute Extremitätenischämie, systemische arterielle Embolie, Hospitalisierung oder Tod jeglicher Ursache. Aufgrund von Rekrutierungsschwierigkeiten und einer unerwartet niedrigen Ereignisrate wurde die Studie vorzeitig beendet. Bei 1284 randomisierten Patienten trat der kombinierte Wirksamkeitsendpunkt in der Rivaroxaban- und Placebogruppe vergleichbar häufig auf (3,4 % vs. 3,0 %). Tödliche Blutungen oder Blutungen in kritischer Lokalisation (primärer Sicherheitsendpunkt) wurden nicht beobachtet.
Eine weitere placebokontrollierte Studie (August 2020 bis Februar 2021) konnte ebenfalls keinen Nutzen einer prophylaktischen Antikoagulation mit Rivaroxaban 1 × 10 mg/Tag über 21 Tage auf die Krankheitsprogression bei 497 ambulanten Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren (Alter ≥ 65 Jahre, chronische internistische Begleiterkrankung, Krebsleiden, Übergewicht) nachweisen (Ananworanich et al. 2022).
Initiale empirische Handlungsempfehlungen hatten dazu geraten, bei allen Patienten mit symptomatischer SARS-CoV-2-Infektion die Indikation zur medikamentösen VTE-Prophylaxe unabhängig von der Notwendigkeit einer Hospitalisierung fortlaufend zu prüfen und großzügig zu stellen (Langer et al. 2020).
Basierend auf der aktuell verfügbaren Studienevidenz ist eine routinemäßige prophylaktische Antikoagulation selbst bei Patienten mit hohem Risiko für thromboembolische Ereignisse oder eine Krankheitsprogression nicht zu empfehlen. Dies gilt sowohl für niedermolekulare Heparine (NMH) als auch für nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOAK).
Bei ambulanten Patienten sollte jedoch eine vorbestehende orale Antikoagulation bei gesicherter kardiovaskulärer Indikation nicht beendet werden (Schulman et al. 2022).
Unklar ist der Nutzen von Sulodexid, einem aufgereinigten Gemisch aus den beiden Glykosaminoglykanen Heparansulfat (80 %) und Dermatansulfat (20 %). Aufgrund des geringen Molekulargewichts ist eine orale Absorption der Wirkstoffe möglich. In einer unizentrischen Studie (Juni bis August 2020) an 243 Patienten ≥ 40 Jahre mit hohem Risiko für eine Krankheitsprogression war Sulodexid (2 × 500 Lipase-freisetzende Einheiten [LRU]/Tag über 21 Tage) im Vergleich zu Placebo mit einer signifikant niedrigeren Rate an Hospitalisierungen verbunden (17,7 % vs. 29,4 %; P = 0,03) (Gonzalez-Ochoa et al. 2021). Die Patienten wurden innerhalb von 3 Tagen nach Symptombeginn randomisiert. Sulodexid hatte zudem positive Effekte auf die Notwendigkeit einer Sauerstofftherapie sowie auf Marker der Hämostaseaktivierung (D-Dimere) und Inflammation (C-reaktives Protein). Bezüglich thromboembolischer Ereignisse, Blutungen und Mortalität fand sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Sulodexid ist nur in Teilen Europas, Nordamerikas und Asiens zugelassen.

Stationäre nicht kritisch kranke Patienten mit COVID-19

Bereits in der Frühphase der Pandemie hatten verschiedene Beobachtungsstudien den Nutzen einer prophylaktischen Antikoagulation bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 nachgewiesen, und zwar sowohl bezüglich des Auftretens thromboembolischer Ereignisse als auch bezüglich der Gesamtmortalität (Patell et al. 2021; Tang et al. 2020a).
Auch wenn spezifische randomisierte Studien im Kontext von COVID-19 fehlen, ist die VTE-Prophylaxe mit NMH oder Fondaparinux bei hospitalisierten akut kranken internistischen Patienten mit eingeschränkter Mobilität als evidenzbasierter Standard anzusehen. Dabei sollte NMH in einer für das hohe VTE-Risiko zugelassenen Dosierung eingesetzt werden (Haas et al. 2016).
Basierend auf den initialen Beobachtungen, dass bei stationär behandelten Patienten mit COVID-19 die Rate thromboembolischer Ereignisse trotz leitlinienkonformer Prophylaxe auffällig hoch war, wurden Nutzen und Risiken einer intermediär (oder halbtherapeutisch) dosierten Heparinprophylaxe untersucht. Die verfügbare Evidenz ist uneinheitlich und umfasst sowohl Beobachtungsstudien als auch RCTs mit zum Teil heterogenen Patientenkollektiven (Morici et al. 2022; Patell et al. 2021).
Zusammenfassend konnte kein klarer Zusatznutzen der intermediär, halbtherapeutisch dosierten im Vergleich zur standarddosierten Heparinprophylaxe nachgewiesen werden, sodass dieser Ansatz in aktualisierten evidenzbasierten Leitlinien nicht mehr empfohlen wird (Kluge et al. 2023; Schulman et al. 2022).
Dagegen ist die therapeutisch dosierte Antikoagulation mit NMH oder unfraktioniertem Heparin (UFH) zumindest bei ausgewählten Patienten auf der Normalstation mit einer signifikanten Reduktion klinisch relevanter Endpunkte assoziiert:
In der Multiplattformstudie ACTIV-4A, ATTAC, REMAP-CAP (April 2020 bis Januar 2021) war der Anteil an Patienten mit initial moderater Krankheitsaktivität (n = 2219), die 21 Tage frei von organunterstützenden Maßnahmen überlebten, unter therapeutischer Antikoagulation mit NMH/UFH signifikant höher als unter einer Prophylaxe nach hausinternem Standard (80,2 % vs. 76,4 %), entsprechend einer adjustierten odds ratio (OR) von 1,27 (95 %-KI 1,03–1,58) (Lawler et al. 2021). Dabei schienen insbesondere Patienten mit erhöhten D-Dimeren (≥ 2 mg/l) von der therapeutischen Antikoagulation zu profitieren (77,9 % vs. 72,2 %). Schwere thromboembolische Ereignisse und Todesfälle traten im Therapiearm mit 8,0 % vs. 9,9 % seltener auf als im Prophylaxearm (OR 0,72 [95 %-KI 0,53–0,98]), schwere Blutungsereignisse waren dagegen numerisch erhöht (OR 1,80 [95 %-KI 0,90–3,74]). Die Studie wurde aufgrund eines signifikanten Vorteils der therapeutischen Antikoagulation vorzeitig abgebrochen. Im Prophylaxearm war bei 27 % der Patienten eine intermediäre Heparindosis eingesetzt worden.
In RAPID (Mai 2020 bis April 2021) erhielten 465 hospitalisierte Patienten mit moderater Krankheitsaktivität und erhöhten D-Dimeren NMH/UFH über 28 Tage entweder in therapeutischer oder in prophylaktischer Dosierung (Sholzberg et al. 2021). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war eine Kombination aus ICU-Aufnahme, invasiver oder nichtinvasiver mechanischer Beatmung und Tod jeglicher Ursache. Zwar war der primäre Endpunkt zwischen den beiden Gruppen mit 16,2 % vs. 21,9 % (Therapie vs. Prophylaxe) nicht unterschiedlich (OR 0,69 [95 %-KI 0,43–1,19]); Todesfälle traten aber unter der therapeutischen Antikoagulation mit 1,8 % vs. 7,6 % signifikant seltener auf (OR 0,22 [95 %-KI 0,07–0,65]). Die Raten venöser Thromboembolien und schwerer Blutungen waren im Therapiearm numerisch niedriger.
In HEP-COVID (Mai 2020 bis Mai 2021) erhielten 257 hospitalisierte Patienten mit Sauerstoffbedarf und erhöhten D-Dimeren oder Hinweisen für eine SIC entweder Enoxaparin 2 × 1 mg/kg täglich (Therapiearm) oder NMH/UFH in prophylaktischer oder intermediärer Dosierung (Prophylaxearm) (Spyropoulos et al. 2021). Die Stratifizierung erfolgte nach dem Schweregrad der Erkrankung (Normalstation vs. ICU). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war eine Kombination aus VTE oder ATE und Tod jeglicher Ursache bis Tag 30. In der Gesamtkohorte (relatives Risiko [RR] 0,68 [95 %-KI 0,49–0,96]) und im Stratum der auf Normalstation behandelten Patienten (RR 0,46 [95 %-KI 0,27–0,81]) war die therapeutische Antikoagulation mit einem signifikanten Vorteil bezüglich des primären Endpunktes assoziiert, nicht jedoch im Stratum der ICU-Patienten (RR 0,92 [95 %-KI 0,62–1,39]). Das Ergebnis in der Gesamtkohorte wurde im Wesentlichen durch eine Reduktion thromboembolischer Ereignisse beeinflusst, die bei 10,9 % vs. 29,0 % der Patienten (Therapie vs. Prophylaxe) auftraten (RR 0,37 [95 %-KI 0,21–0,66]). Die 30-Tage-Mortalität war mit 19,4 % vs. 25,0 % dagegen nicht unterschiedlich (RR 0,78 [95 %-KI 0,49–1,23]). In der Gesamtkohorte traten schwere Blutungen mit 4,7 % vs. 1,6 % numerisch häufiger im Therapiearm als im Prophylaxearm auf (RR 2,88 [95 %-KI 0,59–14,02]), wobei diese Beobachtung vorrangig auf die ICU-Patienten (8,9 % vs. 0 %) und weniger auf die Patienten auf der Normalstation (2,4 % vs. 2,3 %) zutraf. Im Prophylaxearm war bei 39 % der Patienten eine intermediäre Heparindosis eingesetzt worden.
In FREEDOM COVID (August 2020 bis September 2022) erhielten 3398 Patienten mit moderater Krankheitsaktivität entweder Enoxaparin in prophylaktischer Dosierung oder eine therapeutisch dosierte Antikoagulation mit Enoxaparin 2 × 1 mg/kg oder Apixaban 2 × 5 mg täglich (Stone et al. 2023). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war eine Kombination aus Gesamtmortalität, Notwendigkeit einer ICU-Aufnahme, systemischer Thromboembolie und ischämischem Schlaganfall bis Tag 30, wobei die therapeutisch antikoagulierten Patienten als eine Gruppe mit den Prophylaxepatienten verglichen wurden. Der primäre Endpunkt trat bei 11,3 % der Patienten in der Therapiegruppe und bei 13,2 % der Patienten in der Prophylaxegruppe auf (HR 0,85 [95 %-KI 0,69–1,04]). Todesfälle waren mit 4,9 % vs. 7,0 % signifikant seltener unter der therapeutischen als unter der prophylaktischen Antikoagulation (HR 0,70 [95 %-KI 0,52–0,93]). Auch eine Intubation war mit 6,4 % vs. 8,4 % in der Therapiegruppe weniger häufig erforderlich als in der Prophylaxegruppe (HR 0,75 [95 %-KI 0,58–0,98]). Die Ergebnisse waren zwischen den beiden Therapieregimen vergleichbar. Blutungsereignisse waren insgesamt selten und nicht mit der Intensität der Antikoagulation assoziiert.
Eine kleinere Studie (BEMICOP) mit insgesamt nur 65 auswertbaren Patienten konnte für eine kurzzeitige therapeutische Antikoagulation mit Bemiparin (1 × 115 IE/kg täglich) über 10 Tage keinen Vorteil gegenüber einer Standardprophylaxe (Bemiparin 1 × 3500 IE täglich) bezüglich des kombinierten Endpunkts aus Tod jeglicher Ursache, ICU-Aufnahme, Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung, Entwicklung eines ARDS und VTE oder ATE bis Tag 10 nachweisen (Marcos-Jubilar et al. 2022).
In ACTION hatte die therapeutische Antikoagulation mit Rivaroxaban 1 × 20 mg/Tag im Vergleich zur Standardprophylaxe bei Patienten mit erhöhten D-Dimeren und überwiegend moderater Krankheitsaktivität keinen Effekt auf verschiedene Wirksamkeitsendpunkte in den ersten 30 Tagen nach Randomisierung wie z. B. Thromboembolien, Krankheitsprogression oder Gesamtmortalität (Lopes et al. 2021). Klinisch relevante Blutungen traten unter Rivaroxaban signifikant häufiger auf als unter der Standardprophylaxe.
Basierend auf der genannten Studienevidenz kann bei hospitalisierten Patienten mit moderater Krankheitsaktivität, die ein gesteigertes Risiko für einen schweren Verlauf aufweisen (z. B. Sauerstoffbedarf und/oder erhöhte D-Dimeren), eine therapeutisch dosierte Antikoagulation, präferenziell mit NMH, erwogen werden, wobei unbedingt das individuelle Blutungsrisiko zu berücksichtigen ist (Kluge et al. 2023; Schulman et al. 2022).

Stationäre kritisch kranke Patienten mit COVID-19

Im Gegensatz zu Patienten mit moderater Krankheitsaktivität auf der Normalstation hat sich die therapeutisch dosierte Antikoagulation bei kritisch kranken Patienten auf der ICU in Abwesenheit einer etablierten Indikation nicht bewährt.
Während in einer initialen randomisierten Phase-II-Studie (HESACOVID) der pulmonale Gasaustausch unter Enoxaparin in therapeutischer Dosierung im Vergleich zur Enoxaparin-Standardprophylaxe (n = 10 pro Gruppe) signifikant verbessert war (Lemos et al. 2020), wurde die Multiplattformstudie ACTIV-4A, ATTACC, REMAP-CAP vorzeitig beendet, nachdem sich bei Intensivpatienten unter therapeutisch dosierter Antikoagulation mit NMH oder UFH kein zu erwartender Nutzen bezüglich des Überlebens frei von Organunterstützung gezeigt hatte (Goligher et al. 2021). Zwar ist die therapeutische Antikoagulation dazu geeignet, bei kritisch kranken Patienten thromboembolische Ereignisse wirksamer zu verhindern als eine Standardprophylaxe; dieser Nutzen überträgt sich aber nicht in ein verbessertes Gesamtüberleben und ist mit einem gesteigerten Blutungsrisiko assoziiert. Diese Schlussfolgerung wird durch die Studien HEP-COVID (Spyropoulos et al. 2021) und COVID-PACT (Bohula et al. 2022) bestätigt. Wie bei Patienten auf der Normalstation hat die intermediäre, halbtherapeutisch dosierte Antikoagulation bei kritisch kranken Patienten keinen Stellenwert (Bikdeli et al. 2022; Perepu et al. 2021; Sadeghipour et al. 2021). Entsprechendes gilt für eine Aggregationshemmung mit ASS oder P2Y12-Rezeptorantagonisten in Abwesenheit einer etablierten Indikation (Schulman et al. 2022).

Ambulante poststationäre Patienten mit durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion

MICHELLE (Oktober 2020 bis Juni 2021) war eine offene multizentrische randomisierte Studie an 320 Patienten, die über mindestens 3 Tage aufgrund von COVID-19 stationär behandelt worden waren und die zum Zeitpunkt der Entlassung ein erhöhtes VTE-Risiko aufwiesen: IMPROVE-VTE-Score 2–3 mit erhöhten D-Dimeren (> 0,5 mg/l) oder IMPROVE-VTE-Score ≥ 4 unabhängig von der Konzentration der D-Dimere (Ramacciotti et al. 2022). Die eine Hälfte der Patienten erhielt Rivaroxaban 1 × 10 mg/Tag über 35 Tage, während die andere Hälfte beobachtet wurde. Bei allen Teilnehmern erfolgte am Studienende ein VTE-Screening mittels Beinvenensonografie und thorakaler CT-Diagnostik. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt, eine Kombination aus asymptomatischer, symptomatischer oder letaler VTE, symptomatischer ATE und kardiovaskulärem Tod, trat mit 3,1 % vs. 9,4 % unter Rivaroxaban signifikant seltener auf als unter Beobachtung. Für das Ergebnis war vor allem eine Reduktion venöser Ereignisse verantwortlich. Schwere Blutungen wurden nicht beobachtet, klinisch relevante nichtschwere Blutungen waren mit 1,3 % in beiden Gruppen gleich häufig. Diese Daten werden unterstützt durch eine prospektive Registerstudie während der Frühphase der Pandemie (März bis Mai 2020), wonach Patienten mit hohem VTE-Risiko von einer poststationären Thromboseprophylaxe bezüglich des kombinierten Endpunkts aus VTE oder ATE und Tod jeglicher Ursache profitieren (Giannis et al. 2021).
ACTIV-4C (Februar 2021 bis Juni 2022) war eine prospektive, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie an 1217 Patienten, die über mindestens 48 h aufgrund von COVID-19 hospitalisiert gewesen waren (Wang et al. 2023). Die Patienten erhielten bei Entlassung entweder Placebo oder Apixaban 2 × 2,5 mg/Tag über 30 Tage. Eine Patientenselektion anhand des VTE-Risikos oder ein Screening auf klinisch inapparente Thrombosen fanden nicht statt. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war eine Kombination aus VTE oder ATE und Tod jeglicher Ursache. Aufgrund einer unerwartet niedrigen Ereignisrate und einer abnehmenden Häufigkeit von Hospitalisierungen wurde die Studie vorzeitig beendet. Nur bei etwa 11 % der Studienteilnehmer lag der IMPROVE-VTE-Score bei ≥ 4. Der primäre Endpunkt trat bei 2,1 % der Patienten in der Apixaban-Gruppe und bei 2,3 % der Patienten in der Placebogruppe auf. Blutungsereignisse waren selten und zwischen beiden Armen nicht unterschiedlich.
Basierend auf der bisher verfügbaren Studienevidenz kann eine routinemäßige poststationäre VTE-Prophylaxe nach Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 nicht empfohlen werden. Patienten mit einem hohen VTE-Risiko, ermittelt z. B. anhand des IMPROVE-VTE-Scores (Tab. 3), scheinen jedoch von einer prolongierten Thromboembolieprophylaxe mit z. B. Rivaroxaban 1 × 10 mg/Tag über bis zu 5 Wochen zu profitieren.
Tab. 3
IMPROVE-VTE-Score zur Abschätzung des Thromboembolierisikos bei hospitalisierten internistischen Patienten. (Spyropoulos et al. 2011)
Merkmal
Punkte
Stattgehabte VTE
3
Bekannte Thrombophilie
2
Aktuell bestehende Lähmung oder Parese der unteren Extremität
2
(Aktive) Krebserkrankung
2
Immobilität über ≥ 7 Tage (unmittelbar vor und während der Krankenhausaufnahme)
1
ICU/CCU-Aufenthalt
1
Alter > 60 Jahre
1
ICU, Intensivstation; CCU, Koronarstation; VTE, venöse Thromboembolie
Diese Daten decken sich mit früheren Studienergebnissen an hospitalisierten internistischen Patienten, bei denen das VTE-Risiko nach Krankenhausentlassung durch eine prolongierte Prophylaxe wirksam gesenkt werden kann (Raskob et al. 2021). Allerdings ist bei der Patientenauswahl das gesteigerte Blutungsrisiko unter Antikoagulation zu berücksichtigen.
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