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Klinische Angiologie
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Publiziert am: 20.09.2024

Diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei Aneurysmen peripherer Arterien

Verfasst von: Farzin Adili und Konrad Vlach
Periphere Aneurysmen sind in der Mehrzahl asymptomatisch und werden zufällig entdeckt. Symptomatische Aneurysmen können Schmerzen durch lokale Verdrängung und/oder eine Ischämie bis zur Gangrän verursachen. Die Duplexsonografie stellt die primäre bildgebende Diagnosemethode dar. CT-A oder MR-A sind für die Therapieplanung unverzichtbar. Periphere Aneurysmen werden – je nach Lokalisation – ab bestimmten Schwellendurchmessern oder bei klinischen Symptomen mittels chirurgischer Aneurysmaexklusion und Gefäßersatz oder endovaskulär behandelt.
Aneurysmen der oberen Extremitäten entstehen am häufigsten posttraumatisch oder iatrogen und werden, wenn sie symptomatisch sind oder eine erhebliche Thrombuslast aufweisen, gleichfalls invasiv behandelt. Die Therapie erfolgt in erster Linie offen chirurgisch, insbesondere wenn Bewegungssegmente betroffen sind. Die endovaskuläre Therapie kann jedoch in ausgewählten Fällen, vorzugsweise bei körperstammnaher Lokalisation, indiziert sein.

Femoralarterienaneurysma

Klinisches Bild

Echte femorale Aneurysmen sind bei 30–40 % der Patienten asymptomatisch und werden häufig erst bei einer profunden körperlichen Untersuchung oder Duplexsonografie entdeckt. Weitere 30–40 % verursachen lokalisierte Schmerzen oder, aufgrund einer lokalen Verdrängung, neuropathische Schmerzen oder Beinödeme (Graham et al. 1980). In bis zu 65 % der Fälle kommt es zu einer Ischämie der unteren Extremitäten inkl. Claudicatio oder kritischen Ischämie infolge einer Embolisation. Die distale Embolisation kann zu einem Blue-toe-Syndrom führen. Eine Ruptur ist eher selten und tritt in etwa 4–10 % der Fälle auf (Corriere et al. 2005).
Isolierte Aneurysmen der A. femoralis superficialis (AFS) manifestieren sich am häufigsten als pulsierender Oberschenkeltumor (59 %), der mit lokalisierten Schmerzen einhergeht. Die Ruptur wird häufiger beobachtet (42 %) als eine distale Ischämie (13 %).
Auch die Aneurysmen der A. profunda femoris (APF) manifestieren sich entweder als Ruptur oder als kritische Ischämie durch Embolisation nach distal, insbesondere, wenn gleichzeitig ein AFS-Verschluss vorliegt.

Diagnostik

Die klinische Untersuchung kann bereits eine pulsatile Schwellung erkennen lassen. Gesichert wird die Diagnose jedoch mittels Duplexsonografie; sie ist die Methode der Wahl für die Diagnose und Beurteilung von Aneurysmen der Arteria femoralis. Der Ultraschall ist schnell verfügbar, noninvasiv und kostengünstig. Aufgrund der anatomischen Lage der Femoralarterien ist eine sichere Aussage über die Größe, Morphologie und Thrombosierung durch eine Duplexsonografie mit hoher Sensitivität durchführbar. Das Dünnschicht-Angio-CT der Beinarterien mit arteriellem Kontrast (CT-A) (Abb. 1) oder die Kernspinangiografie (MR-A) können ebenfalls eingesetzt werden und bei der Planung einer endovaskulären Therapie zusätzliche Informationen liefern, wenn spezifische Messungen erforderlich sind, um vor einer interventionellen oder operativen Therapie geeignete Landezonen bzw. Anschlusssegmente für einen Gefäßersatz zu identifizieren. Außerdem lassen sich durch CT-Angiografie und MR-Angiografie weitere Aneurysmen ausschließen wie z. B. an der Aorta, Arteria iliaca oder kontralateralen Arteria femoralis und poplitea (Yamamoto et al. 2002). Die CT-A bietet Vorteile gegenüber der MR-A, da bereits gestentete Arteriensegmente, die an der AFS häufiger angetroffen werden, in der MR-A nur eingeschränkt beurteilbar sind.

Therapie

Aneurysma der A. femoralis communis (AFC)

Klinisch asymptomatische wahre Aneurysmen der AFC, ohne wandständige Thrombose, sollten ab einer Größe von 3,5 cm operiert werden, da bei einer geringeren Größe selten Komplikationen wie Embolie, Thrombose, Blutung oder Kompression beobachtet werden (Sapienza et al. 1996).
Bei Vorliegen eines intraluminalen Thrombus wird dagegen empfohlen, früher zu behandeln. Asymptomatische Aneurysmen < 2,5 cm werden engmaschig mittels Duplexsonografie in Intervallen zwischen 6–12 Monaten verlaufsbeobachtet (Stierli 2020; daLawrence et al. 2014). Alle symptomatischen Aneurysmen der Beinstrombahn sollten grundsätzlich invasiv behandelt werden.
Die Behandlung eines wahren Aneurysmas der AFC besteht in der Regel aus einem operativen Eingriff, bei dem das Aneurysma exkludiert wird und eine Interposition mit einer alloplastischen Prothese (Dacron, ePTFE) oder einem autologen Transplantat erfolgt (Abb. 2).
Alloplastische Interponate zeigen eine bessere Kongruenz der Gefäßdurchmesser und haben gleichwertige oder überlegene Durchgängigkeitsraten gegenüber Venentransplantaten in dieser Position (Sapienza et al. 1996). Um Verwachsungen des Interponates mit umliegenden Strukturen zu vermeiden, wird der Aneurysmasack, wenn möglich, nicht reseziert. Sowohl bei elektiven als auch bei Notfalleingriffen, z. B. bei Ruptur, kann die offen-chirurgische Therapie mit minimaler Morbidität und ausgezeichneter langfristiger Durchgängigkeit erreicht werden. Ein Aneurysma der AFC, das sich in die A. profunda femoris (APF) oder A. femoralis superficialis (AFS) fortsetzt, erfordert eine komplexere Rekonstruktion mit Interposition zwischen proximaler AFC und APF oder AFS und einer weiteren, Seit-zu-End eingenähten Gefäßprothese (Jump Graft) zum anderen Oberschenkelast (Abb. 2b). Die Revaskularisation der AFP ist unverzichtbar, um zukünftige schwere Beinischämien zu verhindern. Die 5-Jahres-Offenheitsraten der AFC-Rekonstruktionen beträgt > 80 % (Sapienza et al. 1996). Für die Rekonstruktion in septischen Situationen kann die ipsilaterale autologe V. femoralis ohne erhebliche Folgeschäden entnommen werden.
Die endovaskuläre Behandlung von Aneurysmen der AFC beschränkt sich weitgehend auf akute Blutungen. In diesen Fällen ist häufig ein kontralateraler femoraler Zugang für die Einbringung eines gecoverten Stentgrafts erforderlich. Bei der Platzierung in der aneurysmatischen AFC ist jedoch Vorsicht geboten, da an dieser Stelle aufgrund des Überstentens eines gelenküberschreitenden arteriellen Bewegungssegments eine Stentfraktur oder Dislokation möglich ist. Das Überstenten des Profundaabganges ist in der Notfallsituation möglicherweise nicht zu vermeiden, sollte jedoch unbedingt sekundär korrigiert werden.
Endovaskuläre Techniken können auch adjunktiv zu offenen Verfahren eingesetzt werden: Zum Beispiel kann im Rahmen einer offen-chirurgischen Therapie die proximale Klemmkontrolle mit einem Ballon erreicht werden, der unter fluoroskopischer Kontrolle retrograd über den chirurgisch eröffneten Aneurysmasack in der A. iliaca externa platziert wird (Rosenthal et al. 1995) oder auch perkutan mittels Crossover-Manöver über die kontralaterale AFC.
Die Therapie von Pseudoaneurysmen der AFC wird in Kap. „Punktions- und Nahtaneurysmen“ behandelt.

Aneurysma der A. femoralis superficialis (AFS)

Isolierte Aneurysmen der AFS sind insgesamt selten (Leon et al. 2008). Sie treten häufiger in „Verlängerung“ von Aneurysmen der Arteria poplitea auf (Zenunaj et al. 2024) und manifestieren sich am häufigsten durch eine pulsierende, schmerzhafte Raumforderung im Oberschenkel. Die Ruptur und Blutung treten häufiger auf als eine distale Ischämie, was möglicherweise an der tieferen Lokalisation im Oberschenkel und der bei Diagnosestellung allgemein größeren Aneurysmadurchmesser liegen könnte (Sidawy et al. 2022). Eine elektive Therapieindikation bei asymptomatischem Aneurysma wird ab einem Durchmesser von > 2,0–2,5 cm gesehen (Perini et al. 2014). Die Therapie besteht im Regelfall aus einem alloplastischen bzw. autologen Interponat oder der Exklusion mittels Ligatur und Bypass. Der Extremitätenerhalt gelingt damit in mehr als 90 % der Fälle (Leon et al. 2008).
Eine endovaskuläre Aneurysmaausschaltung in der AFS wird v. a. bei Aneurysmen im mittleren Drittel favorisiert, wo ausreichend lange und intakte Landezonen außerhalb von Bewegungssegmenten vorhanden sind (Zenunaj et al. 2024). Die Intervention wird meist perkutan über einen antegraden ipsilateralen Zugang mit gecoverten Stents oder Multilayer-Stents durchgeführt (Traina et al. 2021). Über Langzeitergebnisse liegen, außer Fallberichten und Fallserien, keine belastbaren Daten vor.

Aneurysma der A. profunda femoris (APF)

Wie die AFS-Aneurysmen werden auch die APF-Aneurysmen aufgrund ihrer tiefen anatomischen Lage erst spät bei Komplikationen diagnostiziert und in der Literatur häufig mit Rupturen in Verbindung gebracht (Milotic et al. 2010; Stierli 2020). Neben der Ruptur werden Komplikationen wie die Kompression mit Neuropathie des Nervus femoralis oder venöser Okklusion beschrieben. Ebenfalls bekannt ist die akute Beinischämie nach Thrombose oder Embolie. Aufgrund der hohen Komplikationsrate und des unklaren natürlichen Verlaufs wird grundsätzlich bei allen symptomatischen APF-Aneurysmen eine operative Ausschaltung empfohlen (Harbuzariu et al. 2008). In Anbetracht des hohen Komplikationsrisikos sollte die operative Behandlung von asymptomatischen Aneurysmen jedoch erst ab einem Durchmesser von > 20 mm indiziert werden.
Die operative Therapie erfolgt über eine inguinale Längsinzision und besteht aus einer Resektion des Aneurysmas sowie Interposition, möglichst mit autologer Vene, z. B. Vena saphena magna. Bei der Konstruktion von Interpositionstransplantaten sollten große Äste der APF nach Möglichkeit erhalten bleiben.
Die endovaskuläre Embolisation wird empfohlen, wenn eine Operation aufgrund der Begleiterkrankungen des Patienten und der Anatomie des Aneurysmas nicht vertretbar erscheint (Kibrik et al. 2020).

Poplitealarterienaneurysma

Klinisches Bild

Das Poplitealarterienaneurysma (PAA) verläuft lange Zeit klinisch asymptomatisch. Obwohl ein PAA auch zufällig entdeckt werden kann, haben mehr als die Hälfte der Betroffenen mit dieser Pathologie typischerweise klinische Symptome bei der Erstvorstellung (Carpenter et al. 1994; Varga et al. 1994). Wegen seiner anatomischen Lage in der Kniekehle neigt das PAA bevorzugt zu ischämischen Komplikationen: Aufgrund der häufigen wandständigen Thrombenbildung kommt es, bedingt durch die hohe Mobilität im Kniegelenk, zu rezidivierenden Embolien. Die Thromben werden dabei durch das Beugen und Strecken im Kniegelenk gleichsam „ausgemolken“. Aufgrund des stattgehabten, mehrzeitigen, embolischen Geschehens in die kruro-pedalen Gefäße führt die invasive Therapie mit Aneurymaexklusion und Revaskularisation häufig nicht mehr zu einer ausreichenden Perfusion des Fußes, weshalb das PAA auch als „silent killer of leg circulation“ bezeichnet wird (Hamish et al. 2006).
Neben der Embolie können die klinischen Beschwerden auch durch eine Thrombose des Aneurysmas selbst verursacht werden und manifestieren sich dann durch ein Kältegefühl in der unteren Extremität, Claudicatio-typische, belastungsabhängige Schmerzen bis hin zu Ruheschmerzen und sensomotorischen Ausfällen. In diesem Fall stellt das PAA eine wichtige Differenzialdiagnose zur PAVK dar und sollte daher grundsätzlich vor Planung einer interventionellen katheterbasierten Therapie duplexsonografisch ausgeschlossen werden.
Die akute kritische Extremitätenischämie stellt die häufigste und gefährlichste Komplikation eines Poplitealarterienaneurysmas dar und tritt in 21 % der Fälle auf mit einer Amputationsrate von 20–70 % (Dawson et al. 1997).
Seltener verdrängen – insbesondere große PAA – die benachbarten Venen oder Nerven und können auf diese Weise zu einer Umfangsvermehrung des ipsilateralen Unterschenkels und Thrombose der Vena poplitea mit den typischen Zeichen der tiefen Beinvenenthrombose führen. Auch unilaterale sensible und motorische Defizite am Unterschenkel und Fuß sollten bei der Risikoklientel für ein PAA immer auch an eine Aneurysma-assoziierte Kompression des N. tibialis und N. peroneus denken lassen (Selvam et al. 2006).
Die Ruptur des PAA ist eine ungewöhnliche Komplikation, die in veröffentlichten Serien mit einer Rate bis 7 % auftritt, wobei der Durchschnitt bei etwa 2 % liegt (Carpenter et al. 1994). Patienten mit einer Ruptur zeigen in den meisten Fällen zunächst eine starke Schwellung, Schmerzen und später auch ein Hämatom in der Kniekehle sowie ein Ödem des Unterschenkels. Bei etwa 14 % der Patienten tritt eine Thrombose der V. poplitea auf. Ein hämorrhagischer Schock ist selten, vermutlich aufgrund der Eindämmung des Hämatoms (Tamponade) durch die engen anatomischen Grenzen der Kniekehle (Sidawy et al. 2022).

Diagnostik

Die Diagnosestellung sollte möglichst noch vor dem Auftreten klinischer Symptome erfolgen, z. B. im Rahmen einer Screeninguntersuchung, weil das Outcome bei frühzeitiger Therapie im Hinblick auf den Extremitätenerhalt deutlich besser ist. Insbesondere wenn der Puls der A. poplitea einhändig getastet werden kann, muss niederschwellig an das Vorliegen eines PAA gedacht werden. Ebenso sollte ein prominenter poplitealer Puls mit Gangrän des ipsilateralen Fußes den Verdacht auf ein embolisierendes Popliteaaneurysma lenken. Ferner kann auch eine nichtpulsierende Resistenz in der Kniekehle, mit Symptomen einer Extremitätenischämie, auf ein thrombosiertes Popliteaaneurysma hinweisen.
Die definitive Diagnose erfolgt durch eine Bildgebung, zuallererst mittels Duplexsonografie. Beurteilt werden neben dem Durchmesser der A. poplitea das Ausmaß der Thrombosierung sowie der Gefäßdurchmesser der zu- und abführenden Gefäße und der Abstrom über die kruralen Ausstromgefäße.
Die Angio-CT (CT-A) gestattet eine reproduzierbare Bewertung der Größe, Thrombuslast und Lagebeziehung des PAA zu benachbarten Venen und Nerven, sowie eine Einschätzung der Morphologie (Kalzifizierung) und Abstromverhältnisse in die zu- und abführenden arteriellen Gefäßsegmente und ist damit unverzichtbar für die Planung einer offenen oder endovaskulären Therapie (Abb. 3).
Die Kernspintomografie/MR-Angiografie vermeidet den Einsatz von ionisierender Strahlung und stellt ebenfalls eine sehr gute Bildgebungsmodalität für das PAA dar. Eine planungsrelevante Aussage zum Gefäßstatus ist jedoch auf Patienten ohne vaskuläre Implantate in der Beinstrombahn beschränkt.
Mithilfe der digitalen Subtraktionsangiografie (DSA) kann eine Diagnose gestellt werden, aber die Ergebnisse können irreführend sein, weil – wie bei allen Aneurysmen – wandständige Thromben häufig nicht sichtbar sind und damit auch ein teilthrombosiertes PAA leicht übersehen werden kann (s. auch Abb. 4). Trotzdem kann die DSA nützlich für die Planung der Revaskularisierung sein, weil bei einer interventionellen Therapie oder geplanten kruralen Anastomosierung durch die akkurate Beurteilung der Gefäßdurchmesser, Wandbeschaffenheit, Abstromdynamik des Kontrastmittels und des Angiosoms, die bestmögliche Auswahl des Gefäßimplantats und Lage der Anastomosen oft besser eingeschätzt werden kann.
Die Stufendiagnostik bei V. a. Poplitealarterienaneurysma beginnt mit der klinischen Untersuchung gefolgt von vaskulärer Bildgebung: Duplexsonografie → CT-Angiografie (oder MR-Angiografie) → ggf. Digitale Subtraktionsangiografie (DSA)

Therapie

Klinisch asymptomatische Patienten mit PAA, ohne Hinweis auf eine periphere Embolisierung (vorhandene Fußpulse; 3-Gefäßabstrom krural), sowie Aneurysmadurchmesser < 2,0 cm ohne Thrombussaum müssen nicht invasiv therapiert werden. Eine Antikoagulation per se stellt keine Therapie des PAA dar, sondern wird nur als Präventionsmaßnahme zur Verhinderung einer peripheren Embolisierung bei multimorbiden Patienten mit hohem perioperativen Risiko und hoher Thrombuslast angesehen. Die Behandlung asymptomatischer Patienten mit PAAs > 2,0 cm ist angesichts des damit verbundenen Risikos für die Entwicklung akuter ischämischer Komplikationen von 30–40 % und des anschließenden hohen Risikos des Extremitätenverlusts gerechtfertigt (Poirier et al. 1996; Dawson et al. 1997; Ascher et al. 2003).
Eine invasive Therapie sollte generell allen funktionell operablen Patienten mit symptomatischem PAA angeboten werden. Der nachgewiesene Verschluss mindestens einer Unterschenkelarterie bei klinisch asymptomatischem PAA gilt ebenfalls als symptomatisch und stellt daher eine Therapieindikation dar. Chronisch verschlossene (thrombosierte) PAAs, ohne klinische Symptomatik, sind im Hinblick auf eine Embolisation unbedenklich und müssen daher nicht behandelt werden. Dagegen stellt eine gleichzeitig bestehende gliedmaßenbedrohende Durchblutungsstörung durchaus eine Revaskularisationsindikation dar (Tab. 1).
Tab. 1
Indikation zur Therapie eines PAA. (Sidawy et al. 2022)
→ Klinisch symptomatische Patienten
→ Asymptomatische Patienten mit Aneurysmadurchmesser von 2,0–2,5 cm mit Thrombussaum
→ Asymptomatische Patienten mit Aneurysmadurchmesser > 2,5 cm
→ Klinisch asymptomatische Patienten mit stummen Embolien (nichttastbare Fußpulse, kruraler Abstrom über weniger als drei Gefäße)

Operative Therapie

Die chirurgische Therapie stellt den Goldstandard für die invasive Behandlung des PAA dar. Ihr Prinzip besteht einerseits in der Ausschaltung des Aneurysmas als potenzielle Emboliequelle und andererseits in der Wiederherstellung der Unterschenkeldurchblutung. Hierfür existieren grundsätzlich drei Optionen: zwei offen-chirurgische Verfahren und die endovaskuläre Aneurysmaexklusion (Stierli 2020).
  • Die proximale und distale Ligatur des Aneurysmas mit Wiederherstellung der Strombahn durch einen Bypass über einen medialen Zugang (Abb. 5) (Breitner 2008). Diese Strategie wird dann verfolgt, wenn sich das Aneurysma über die Grenzen des P1- und P3-Segments der A. poplitea nach proximal und distal ausdehnt und primär die ipsilaterale Vena saphena magna (VSM) als Conduit vorgesehen ist. Ein alloplastischer Bypass ist ebenfalls möglich. Beim Zugang von medial handelt es sich um einen gefäßchirurgischen Standardzugang, der alle Anschluss- und Erweiterungsmöglichkeiten über das P1- bis P3-Segment nach proximal und distal erlaubt. Die Bypassführung kann dabei sowohl anatomisch, orthotop als auch subkutan im ursprünglichen Bett der VSM erfolgen. Letztere Alternative bietet sich insbesondere bei großen Aneurysmen an, die eine relevante Kompression des Interponates durch das PAA oder eine Venen- und Nervenverletzung beim Tunnelieren befürchten lassen müssen. In diesem Fall kann die Vene im Sinne eines In-situ-Bypass im ursprünglichen subkutanen Bett belassen werden.
    Limitationen ergeben sich im Hinblick auf die erschwerte Unterbindung möglichst aller Seitenäste, die nach Ligatur des PAA, i. S. eines „Endoleaks“ in den Aneurysmasack zurückbluten können und im weiteren Verlauf – trotz Ligatur – zu einer Größenzunahme mit dem Risiko der Kompression führen können (Jones et al. 2003). Sollte es zu einer solchen Komplikation kommen, besteht die Möglichkeit einer Embolisation (Coiling) der Seitenäste oder einer operativen Revision über die Kniekehle mit Eröffnung des Aneurysmasacks und Übernähung der rückblutenden Seitenäste (Stierli 2020).
  • Die primär direkte Eröffnung des Aneurysmasacks über einen dorsalen Zugang in der Kniekehle, Durchstechungsligaturen der rückblutenden Seitenäste und die Wiederherstellung der Strombahn durch ein Interponat stellen eine alternative Vorgehensweise dar (Abb. 5b). Dieser Zugangsweg wird favorisiert bei PAA, die überwiegend auf das Segment 2 der A. poplitea beschränkt sind und keine Erweiterung des OP-Situs nach proximal und distal erwarten lassen. Bei diesem Zugang besteht ein erhöhtes Risiko in Bezug auf die Verletzung von Nervus suralis, Nervus peroneus und N. tibialis, die sorgfältig dargestellt und geschont werden müssen.
    Als Interponat bietet sich die ipsilaterale Vena saphena parva an, die jedoch häufig einen inadäquaten Durchmesser aufweist. Da in Bauch- oder Seitenlage operiert werden muss, ist der Zugang zur ipsilateralen VSM erschwert, jedoch möglich. Die beste Qualität hat die VSM jedoch meist im Oberschenkel (Stierli 2020). Wenn immer möglich, sollte die autologe VSM gegenüber einem alloplastischen Bypass favorisiert werden, weil die Vene auch als P1-P3-Interponat eine deutlich höhere Offenheitsrate aufweist (Jung et al. 2022).

Endovaskuläre Therapie

Aufgrund der Fortschritte bei den endovaskulären Techniken und Stentprothesen besteht die Möglichkeit das PAA auch endovaskulär mit Stentprothesen zu behandeln. Aufgrund der aktuellen Studienlage wird die endovaskuläre Therapie insbesondere bei älteren multimorbiden Patienten favorisiert, mit niedrigem Aktivitätsgrad und ohne Symptome einer Kompression von benachbarten Venen und Nerven. Ideale Voraussetzungen für die endovaskuläre Therapie sind (Cervin et al. 2015):
  • Die Läsion sollte möglichst auf ein Segment der A. poplitea limitiert sein.
  • Aneurysmalänge < 100 mm.
  • Aneurysmadurchmesser < 50 mm.
  • Mindestdurchmesser der distalen und proximalen Landungszone 6 mm.
  • Mindestens 2-Gefäßausstrom nach krural.
Eine rezente Metaanalyse zeigte, dass die offene chirurgische Reparatur im Vergleich zur endovaskulären Therapie mit einer höheren primären Durchgängigkeit nach einem Jahr (Odds Ratio [OR] 2,10; 95 % Konfidenzintervall [CI] 1,41–3,12), einer geringeren Verschlussrate nach 30 Tagen (OR 0,41; 95 % KI 0,24–0,68) und weniger Reinterventionen (OR 0,28; 95 % KI 0,17–0,45), aber einem längeren Krankenhausaufenthalt (standardisierte mittlere Differenz, 2,16 Tage; 95 % KI 1,23–3,09) und häufigeren Wundkomplikationen (OR 5,18; 95 % KI 2,19–12,26) vergesellschaftet war (Beuschel et al. 2022).
Erste Ergebnisse der POPART-Registers zeigen ebenfalls gute perioperative Ergebnisse für die endovaskuläre Behandlung des PAA bei asymptomatischen Patienten mit guten Ausstromgefäßen (Jung et al. 2022). Die perioperative Komplikationsrate war niedrig und der postoperative Krankenhausaufenthalt ist kürzer als nach offener Chirurgie. Allerdings waren die Durchgängigkeitsraten nach 12 und 24 Monaten in der endovaskulären Gruppe im Vergleich zu Patienten, die mit einer offenen Reparatur behandelt wurden, niedriger.
Standard der Ausschaltung eines Poplitealarterienaneurysmas ist die operative Therapie durch Aneurysmaligatur und Bypassanlage oder Interponat. Eine endovaskuläre Therapie kommt bei Patienten mit erhöhtem operativen Risiko und hierfür geeigneter Anatomie in Frage.

Seltene Aneurysmen der unteren Extremität

Aneurysma der Unterschenkel- und Pedalarterien

Aneurysmen der kruro-pedalen Arterien sind sehr selten und werden meist nur kasuistisch in der Literatur beschrieben (Abb. 6) (Faccenna et al. 2011). Ursächlich nach Trauma oder iatrogen nach Operationen oder peripheren Katheterinterventionen handelt es sich in den überwiegenden Fällen um Pseudoaneurysmen, die klinisch durch schmerzhafte Schwellungen oder Ischämiezeichen infolge distaler Embolisation auffallen, oder als Zufallsbefund im Rahmen einer digitalen Subtraktionsangiografie oder Schnittbildgebung entdeckt werden (Ferrero et al. 2011). Die Diagnostik beinhaltet neben der Duplexsonografie die CT-A, oder MR-A.
Symptomatische Aneurysmen sollten mit autologen Venentransplantaten rekonstruiert werden, wenn eine distale Ischämie vorliegt (Faccenna et al. 2011; Murakami et al. 2011). Wenn die Durchblutung des Unterschenkels und Fußes durch andere krurale Arterien erfolgt, reicht auch eine einfache Ligatur aus. In jüngerer Zeit wurde die Coil-Embolisation oder das Überstenten mit gecoverten Stents als wirksame Behandlung von Aneurysmen der kruralen Arterien in Kasuistiken beschrieben (Madison et al. 2020). Die Langzeitergebnisse der endovaskulären Therapie bleiben abzuwarten.

Aneurysmen der oberen Extremität

Klinisches Bild

Aneurysmen peripherer Arterien der oberen Extremität sind sehr selten und werden, außer in Bezug auf das Thoracic-Outlet-Syndrom, meist nur kasuistisch in der Literatur beschrieben. Posttraumatisch oder iatrogen nach operativen Eingriffen oder Katheterinterventionen handelt es sich in den meisten Fällen um Pseudoaneurysmen.

Diagnostik

Für die Diagnostik im Bereich der A. subclavia ist eine CT-A der Goldstandard, um die anatomischen Zusammenhänge thorakal im Bereich des Aortenbogens darstellen zu können. Alternativ, um Röntgenstrahlung zu vermeiden, kann eine MR-A und ergänzende Duplexsonografie erwogen werden. Zur Diagnostik isolierter Aneurysmen der Armarterien ist die Duplexsonografie meist ausreichend und muss nur zur ggf. operativen Versorgung um eine Schnittbildgebung (MR-A oder CT-A) der Region für das Zugangsmanagement ergänzt werden.

Therapie

Das therapeutische Management von Aneurysmen der A. subclavia basiert v. a. auf kleinen Fallserien (Povlsen et al. 2014). Aneurysmen von Arterien der oberen Extremität sind selten, daher gibt es keine evidenzbasierten Leitlinien zur Therapie.
Eine Behandlungsindikation besteht bei entsprechender Symptomatik, um die Beschwerden zu lindern und Folgeerscheinungen einer Embolisation zu behandeln. Eine Behandlungsindikation besteht außerdem bei ausgeprägter intraluminaler Thrombuslast und einem Aneurysmadiameter größer dem zweifachen Diameter des angrenzenden gesunden Arterienabschnitts (Konsensentscheidung). Kleinere Aneurysmen können periodisch mittels Ultraschall oder Schnittbildgebung beobachtet werden. Bei signifikanter Thrombuslast ist eine Thrombozytenaggregationshemmung indiziert. Das Standardverfahren bei morphologischen Veränderungen der A. subclavia ist die Rekonstruktion der Arterie mittels Vena-saphena-magna-Interponat oder Kunststoffprothese (Dacron, ePTFE), falls erforderlich.
Symptomatische und asymptomatische Aneurysmen mit entsprechender Größe sollten aber chirurgisch behandelt werden.
Dabei ist grundsätzlich zu beachten, dass bei Aneurysmen, die assoziiert sind mit einem Thoracic-Outlet-Syndrom, neben der Aneurysmabehandlung die Dekompression der Arterie erfolgen muss (Kap. „Vaskuläre Kompressionssyndrome“). Da Aneurysmen der oberen Extremitäten i. d. R. lokal begrenzt sind, ist eine Rekonstruktion mittels Veneninterponat oder alloplastischer Gefäßprothese meist möglich. Eine distale Thrombektomie oder Bypassanlage kann bei stattgehabter Embolie notwendig sein (Goertz et al. 2010).
Aneurysmen, welche mit einer aberranten A. subclavia (A. lusoria) assoziiert sind, sind meist proximal (intrathorakal) lokalisiert und bedürfen einer besonderen Abklärung. Die offen-chirurgische Aneurysmaausschaltung und der Gefäßersatz erfordern eine Sternotomie bzw. Thorakotomie. Allerdings ist auch die Aneurysmaausschaltung mittels endovaskulärer Stentimplantation in die thorakale Aorta (TEVAR) und extra-anatomischer Rekonstruktion (z. B. karotido-subklavialer Bypass oder Transposition der A. subclavia) möglich (Kouchoukos et al. 2007) (Kap. „Anatomie und Physiologie des arteriellen Systems“; Kap. „Thorakale Aortenerkrankungen“). Eine endovaskuläre Versorgung mittels Implantation gecoverter Stents wird in ausgewählten Patientenkollektiven, insbesondere im intrathorakalen Verlauf der Arterien der oberen Extremitäten beschrieben (Marjanovic et al. 2016).
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