Einleitung
Beinschwellungen
sind vor allem bei älteren Patienten ein häufiges Problem mit einer Vielzahl möglicher Ursachen. Besonders bei plötzlich einsetzender Beinschwellung in Verbindung mit Schmerzen werden Angiologen schnell konsultiert, da hier der Verdacht einer
Beinvenenthrombose im Vordergrund steht (Stöberl
2011).
Neben der sogfältigen klinischen Untersuchung kommt der Venensonografie eine besondere Bedeutung zu, da mit dieser eine Venenthrombose mit hoher Treffsicherheit diagnostiziert oder ausgeschlossen werden kann (Schuler
2008).
Sofern eine tiefe Venenthrombose ausgeschlossen werden kann, ist unter Berücksichtigung diverser Differenzialdiagnosen eine umfassende Ursachenabklärung das Ziel (Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006). Die Ursache einer Umfangszunahme einer Extremität kann entweder durch eine echte Gewebsvermehrung (Fettgewebe, Tumor) oder durch eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gewebe (Ödem) entstehen (Schellong et al.
2013). Bei den meisten Ödemformen
sammelt sich Flüssigkeit im epifaszialen Raum an. Hier können aufgrund der Dehnbarkeit von Subkutis und Kutis große Volumina eingelagert werden. Bei extrem großen Flüssigkeitsvolumina kann es dennoch zum Flüssigkeitsaustritt oder zur Bildung von Spannungsblasen kommen (Schellong et al.
2013).
Epifasziale
Ödeme sind meist weich und es lässt sich eine Delle eindrücken.
Subfasziale
Ödeme führen wegen der mangelnden Dehnbarkeit der Faszie bereits bei geringer Flüssigkeitsansammlung zu Schmerzen (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013). Resultat ist eine pralle und schmerzhafte Umfangszunahme wie es z. B. bei einer Venenthrombose der Fall ist (Stöberl
2011). Zudem lassen sich aus dem Widerstand bei der Palpation sowie dem Zeitintervall bis zur vollständigen Rückbildung der Delle Informationen über den Eiweißgehalt des Ödems schließen (Schellong et al.
2013). Bleibt die Delle nach Weglassen des Drucks für einige Zeit bestehen handelt es sich in der Regel um ein eiweißreiches
Lymphödem (Schellong et al.
2013). Ist die Flüssigkeit eiweißwarm, verschwindet die Delle rasch nach dem Weglassen des Drucks (Schellong et al.
2013).
Bei gewissen Krankheiten wie z. B. der CVI kann es aufgrund einer chronischen Stauung zu einer Bindegewebsvermehrung kommen (Lipodermatosklerose), wodurch die Haut hart wird und hier keine Delle eingedrückt werden kann (Schellong et al.
2013).
Auf die unterschiedlichen Formen der Beinschwellung wird unter Berücksichtigung ihrer klinischen Merkmale im Folgenden im Detail eingegangen. Aufgrund der Häufigkeit werden primär die Schwellungen der unteren Extremitäten besprochen.
Anamnese und physikalische Untersuchung
1.
Exakte Anamnese: Das erste anamnestische Interesse gilt der Dauer der
Beschwerden und ihrer Manifestationsgeschwindigkeit. Seit wann bestehen die Beschwerden: Besteht eine akute Schwellung (plötzlich und vor <72 Stunden aufgetreten) oder handelt sich um eine seit Längerem bestehende Schwellung, die langsam aufgetreten ist (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
2.
Inspektion: Der erste klinische Blick geht nach der Lokalisation einer Beinschwellung: Ist sie einseitig oder an beiden Beinen lokalisiert? Betrifft sie das ganze Bein oder ist es eine lokalisierte Schwellung, z. B. am Vorfuß oder über einem Gelenk? (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020)
3.
Palpation: Wie ist die Ödemkonsistenz: teigig weich oder prall elastisch? Besteht ein Druckschmerz oder ist das Ödem schmerzlos? (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020)
Durch ein stufenweises Vorgehen können gezielt wichtige Hinweise und Informationen gewonnen werden, die eine erste Einordnungsmöglichkeit geben und helfen, die Anamnese gezielt weiterzuführen (Tab.
1) (Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006).
Tab. 1
Abklärung einer Beinschwellung – Anamnese (Stöberl
2011)
Familien- und Eigenanamnese Vorerkrankungen Tumorerkrankungen chirurgische Eingriffe Infekte Unfälle Auslandsaufenthalte Immobilisation Medikamente: Antihypertertensiva, Antidepressiva, Methyldopa, Dihydralazin, Glitazone, NSAID, anabole Steroide, Östrogene, Progesteron, Glucocorticoide, tumorspezifische Medikamente, | Zeitlicher Verlauf der Ödementstehung - Beginn: akut oder langsam - Dauer - Progredienz - Reversibles Stadium z. B. über Nacht - Besserung durch Schonung oder Hochlagern Triggerfaktoren - Hitze - Langes Stehen - Fußbodenheizung Lokalisation - generalisiert oder peripher - distal oder zentral Schmerzen Hämatomneigung Stattgehabte Erysipelinfektionen, Venenthrombosen oder lymphologische Vorerkrankungen- bzw. Vorbehandlungen |
Bei einseitiger akuter Beinschwellung (<72 h) ist die Erhebung von Risikofaktoren für eine tiefe Venenthrombose wie z. B. Immobilität durch Gips, Langstreckenreisen, Trauma oder größere Operationen von besonderer Bedeutung (Tab.
2). Der 72-Stunden-Cutoff ist zwar ein Richtwert, dennoch sollte bei Patienten mit einseitiger Beinschwellung, die länger als 72 Stunden vorhanden ist, und sonst fehlendem Anhaltspunkt für eine Alternativdiagnose, das Vorhandensein einer tiefen
Beinvenenthrombose in Betracht gezogen werden (Ely et al.
2006).
Tab. 2
Differenzialdiagnosen der einseitigen Beinschwellung (Stöberl
2011; Ely et al.
2006)
Tiefe Beinvenenthrombose Rupturierte Bakerzyste Muskelfaserriss/Muskeleinblutung Kompartment-Syndrom Begleitödem bei Arthritis/aktivierter Arthrose | Chronisch venöse Insuffizienz - Varikose, PTS Venöse Kompression - Tumoren - Bakerzyste - Aneurysma - May-Thurner Syndrom - primär - sekundär Begleitödem bei Acrodermatitis chronica atrophicans Artifizielles Lymphödem Tumoren |
In der Regel ist eine tiefe
Beinvenenthrombose schmerzhaft, kann aber in vereinzelten Fällen genauso gut asymptomatisch ablaufen. Die chronische Veneninsuffizienz
(CVI) kann Schmerzen verursachen, die vor allem im Tagesverlauf zunehmen oder durch Wärme (z. B. Fußbodenheizung, warme Außentemperaturen etc.) getriggert werden. Das
Lymphödem ist meist schmerzlos und verbessert sich im Gegensatz zum venösen Ödem über Nacht nicht.
Bei beidseitigen, länger bestehenden Beinschwellungen steht eine genaue Anamnese von systemisch relevanten Erkrankungen wie z. B. Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen, sowie eine genaue Medikamentenanamnese im Vordergrund (Tab.
3).
Tab. 3
Differenzialdiagnosen der beidseitigen Beinschwellung (Stöberl
2011; Ely et al.
2006)
Bilaterale Venenthrombose Thrombose der V. Cava, z. B. infolge Anlageanomalien der V. cava inferior Systemisch bedingte Ödeme | Chronisch Venöse Insuffizienz - Varikose, PTS Venen-Kompressionssyndrom - primär - sekundär bei TU, nach Radiatio Inmobilitätsödem Systemisch bedingte Ödeme - Obstruktives Schlafapnoe Syndrom - Herzinsuffizienz - Niereninsuffizienz - Lebererkrankungen - Eiweißmangelödeme - Hormonell bedingte Ödeme - Zyklisches prämenstruelles Ödem - Idiopathisches Ödem - Schwangerschaft Medikamentös bedingte Ödeme Begleitödem bei Acrodermatitis chronica atrophicans |
Kalziumkanalblocker, Glucocorticoide und entzündungshemmende Medikamente (NSAID) sind häufige Ursachen für Beinödeme (Burchert
2020). Weitere relevante Erkrankungen, sowohl für ein- als auch beidseitige Beinschwellungen, sind Tumoren im Becken- und Bauchbereich sowie die damit verbundenen Therapien wie z. B. Bestrahlungen (Stöberl
2011). Dies könnte somit ein Hinweis für eine tumorassoziierte Thrombose aber auch für eine strahlungsbedingte Lymphabflussstörung sein. Ein obstruktives Schlafapnoe Syndrom kann eine
pulmonale Hypertonie (PAH) verursachen, die wiederum eine häufige Ursache für Beinödeme darstellt.
Die bilaterale Beinschwellung ist nicht selten multifaktoriell, weshalb oft mehrere anamnestische Parameter relevant sein können (Schellong et al.
2013).
Neben der Anamnese sind mehrere klinische Merkmale Schlüsselelemente der körperlichen Untersuchung.
Körpergewicht: Fettleibigkeit und hoher BMI steigern das Risiko einer Schlafapnoe und fördern durch den steigenden Druck auf die Gefäße sowie das schlaffe Bindegewebe die Entstehung einer CVI. Zudem wird die Arbeit der Venenpumpe erschwert und die Entstehung eines
Lipödems begünstigt (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
Lokalisation: Ein einseitiges Beinödem ist oft auf eine tiefe
Beinvenenthrombose, eine CVI oder ein
Lymphödem zurückzuführen. Bilaterale oder generalisierte
Ödeme sind meist Ursache einer systemischen Erkrankung, aber auch bei einer CVI können oft beide Beine betroffen sein. Der Fußrücken und der Zehenrücken (Stemmer Zeichen
: fehlende Abhebbarkeit der Haut am Vorfuß) sind beim aszendierenden Lymphödem beteiligt, bleiben beim
Lipödem jedoch meist ausgespart (supramalleolärer Kragen). Die proximal betonte Schwellung mit Einbeziehung von Gesäß und Hüfte ist typisch für das sekundär deszendierende Lymphödem (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
Qualität der Schwellung:
Ein prall elastisches Ödem ist typisch für Thrombosen oder Einblutungen im Muskel.
Ein weiches, eindrückbares Ödem finden wir im Anfangsstadium beim
Lymphödem und der CVI, sowie bei systemisch bedingten
Ödemen. Bei fortgeschrittener CVI sowie beim fortgeschrittenen Lymphödem zeigt sich ein teigig fibrotisches bis hin zu einem hart induriertem Ödem (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
Hautveränderungen: Eine corona phlebectatica paraplantaris zeigt sich meist im Anfangsstadium der CVI. Im fortgeschrittenen Stadium folgen meist Hyperpgimentierungen an den Unterschenkeln und Knöcheln, die aufgrund von Hämosiderineinlagerungen bei chronischer Stase entstehen. Weitere typische Hautveränderungen bei CVI sind Stauungsekzem, Lipodermatosklerose, Atrophie blanche bis hin zum Ulcus cruris.
Eine CVI kann auch ohne sichtbare Krampfadern vorliegen, insbesondere beim postthrombotischen Syndrom.
Gerötete, überwärmte und druckdolente Gelenke zeigen sich meist bei einer Arthritis oder aktivierter
Arthrose. Das
Erysipel zeigt eine scharf begrenzte von distal nach proximal laufende Röte, oft ist distal oder an den Zehen eine Eintrittspforte für Keime ersichtlich. Rötlich-livide Verfärbungen an der Wade sind typisch für Thrombosen. Eine symmetrisch lokalisierte, diffus und unscharf auslaufende Rötung zeigt sich bei der Stauungsdermatitis. Hyperkeratose und Papillomatosis cutis lymphostatica sind typische Folgen eines chronischen
Lymphödems (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
Anzeichen einer systemischen Erkrankung: Symptome wie Dyspnoe bei
Herzinsuffizienz,
Aszites und Gelbsucht bei Lebererkrankungen oder tastbare Lymphknotenpakete können bei der Erkennung einer systemischen Ursache hilfreich sein (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
Orthopädisch-neurologische Erkrankungen: Weiters sollte auf orthopädische Fehlstellungen und sensomotorische Ausfälle wie sie z. B. bei Wirbelsäulenproblemen häufig vorkommen geachtet werden (Stöberl
2011; Schuler
2008; Ure und Dölller
2011; Ely et al.
2006; Schellong et al.
2013; Ure
2013; Burchert
2020).
Labortests und apparative Diagnostik
Sollte trotz der Basisdiagnostik die Ätiologie der Beinschwellung unklar sein, sollte man die klinische Wahrscheinlichkeit einer möglichen Ursache einschätzen. Labortests können helfen, systemische Erkrankungen auszuschließen. Hierzu zählen vollständiges Blutbild,
Urinanalyse, Nierenwerte,
Elektrolyte, Blutzucker, TSH und
Albumin. Leber- Nieren- und Darmerkrankungen führen oft zu Proteinverlust, was ein Serumalbumin unter 2 g/dl zur Folge haben kann und häufig zu
Ödemen führt. Bei Patienten mit Dyspnoe und Ödemen mit möglicherweise kardialer Ätiologie sollte eine NT-proBNP bestimmt werden, da hiermit eine
Herzinsuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Zudem sollten Patienten mit Verdacht auf kardiale Ödeme ein
EKG und ein Thorax-Röntgen bekommen (Ely et al.
2006).
Zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit einer tiefen Venenthrombose gibt es eigene Scores. Ein klinisch validierter Score zur Ermittlung der Wahrscheinlichkeit einer tiefen
Beinvenenthrombose ist der Wells-Score
(Tab.
4) (Wells et al.
1995).
Tab. 4
Wells-Score zur Ermittlung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer Thrombose
Aktive Tumorerkrankung | 1 |
Lähmung oder kürzliche Immobilität | 1 |
Bettruhe (>3 Tage) | 1 |
Größere chirurgische Eingriffe (<12 Wochen) | 1 |
Schmerz/Verhärtung entlang der tiefen Venen | 1 |
Schwellung ganzes Bein | 1 |
Unterschenkelschwellung >3 cm gegenüber Gegenseite | 1 |
Eindrückbares Ödem am symptomatischen Bein | 1 |
Kollateralvenen | 1 |
Frühere, dokumentierte TVT | 1 |
Alternative Diagnose mindestens ebenso wahrscheinlich wie Venenthrombose | −2 |
Score ≥2: Wahrscheinlichkeit für TVT hoch; Score <2: Wahrscheinlichkeit für TVT gering (Wells et al. 1995) |
Ein D-Dimer-Test ist dann sinnvoll, wenn vorher die Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer Thrombose durchgeführt wurde.
Bei hoher klinischer Wahrscheinlichkeit soll kein D-Dimer-Test durchgeführt werden, sondern gleich eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Der Kompressionsultraschall sollte hier als primäre bildgebende Untersuchungsmethode zur Diagnose einer TVT eingesetzt werden (Kap. „Klinisches Bild und diagnostisches Vorgehen bei venösen Thrombosen der unteren Extremitäten (Linnemann, B.)“) Darüber hinaus können mit einer ausführlichen Sonografie Zysten, Blutungen, Muskelfaserrisse, Aneurysmen, Tumore oder ein Kompartmentsyndrom erkannt werden. Die Phlebografie kommt als nachgeordnetes Verfahren nur bei speziellen Indikationen oder bei sonografisch nicht eindeutiger Thrombose oder Ursache zum Einsatz. Computertomografie und Magnetresonanztomografie können zur Ausdehnungsdiagnostik bei raumfordernden Prozessen im Becken bzw. Retroperitoneum sowie bei Beckenvenen- oder Vena
cava-Thrombosen eingesetzt werden und sind vor invasiven Therapieverfahren zur Eingriffsplanung erforderlich (Konstantinides und Meyer
2019; Hach-Wunderle et al.
2016).
Als Spaltprodukte der Fibrinolyse zeigen
D-Dimere eine vermehrte Gerinnungs- und Fibrinolyseaktivität jeglicher Ursache an und reagieren somit neben thrombotischen Ereignissen auch bei unspezifische Reaktionen wie Entzündung, Trauma, Operation, Schwangerschaft, aktiver Tumorerkrankung oder Blutungungen mit. Für quantitative
Testverfahren liegt der Grenzwert meist bei 500 μg/l. Bei Patienten die älter als 50 Jahre sind kann durch einen altersadaptierten erhöhten Grenzwert (Lebensalter × 10 μg/l) die Spezifität ohne relevante Einbuße der Sensitivität erhöht werden. (Konstantinides und Meyer
2019; Hach-Wunderle et al.
2016)
In der Lymphödemdiagnostik können klinisch unklare Fälle mithilfe einer Sonografie, indirekter Lymphangiographie, Funktionslymphszintigraphie oder MR-Lymphografie weiter abgeklärt werden. Ähnlich wie beim Gefäßultraschall erfolgt mit einer hoch auflösenden 13 MHz- Ultraschallsonde die Vermessung der Cutis- und Subcutisdicke am medialen distalen Unterschenkel. Danach wird die Komprimierbarkeit der Subcutis durch Sondendruck ermittelt. Als sonografisches Merkmal des chronischen
Lymphödems gelten die Verbreiterung der Subcutis mit echolosen längsgerichteten Spalten und auffallend echoreichem Randsaum was auch als „Matratzenrelief“ bezeichnet wird. Studien ergaben, dass bei klinischem Lymphödem die Sonografie in ca. 50 % falsch negativ ist und subklinische Lymphödeme nur durch die quantitative Lymphszintigraphie erfasst werden können, die auch als
Goldstandard der bildgebenden Diagnostik des Lymphödems gilt. Auch eine eine aktuelle Arbeit (Becker et al.
2015) weist darauf hin, dass es nicht möglich ist, Lymphödeme sonografisch von anderen
Ödemen der unteren Gliedmaßen zu unterscheiden (Ure und Dölller
2011; Ure
2013; Becker et al.
2015).
Auch beim
Lipödem kann ein Ultraschall hilfreich sein. Hier zeigt sich als sonomorphologisches Kriterium eine deutliche Subcutisverbreiterung mit erhöhter Echogenität und längsgerichteten Septen, auch hier liegt eine eingeschränkte Komprimierbarkeit vor, wobei hier die Druckausübung im Vergleich zum
Lymphödem als schmerzhaft empfunden wird (Ure und Dölller
2011; Ure
2013).
Varizen müssen nicht immer sichtbar sein um relevante Beschwerden zu verursachen. Mit der Duplex-Sonografie kann man schnell und einfach Pathologien des oberflächlichen und tiefen Venensystems ermitteln. Sie gibt Auskunft über die der Varikose zugrunde liegenden Hämodynamik sowie über die Morphologie und Anatomie eventuell pathologischer Befunde.
Bei symptomatischer Varikose dient die Duplex-Sonografie als Grundlage für die Indikationsstellung zur Sanierung der Varikose.
Am besten erfolgt die klinische Untersuchung der Varikose und die duplexsonografische Evaluierung des Venensystems am stehenden Patienten, da durch die Einwirkung der Schwerkraft Pathologien besonders gut erkennbar werden. (Pannier et al.
2019)