Chronische
Venenerkrankungen der unteren Extremität sind ein häufiges Phänomen. Betrachtet man das gesamte Spektrum von Besenreisern bis hin zum Ulcus cruris, sind etwa 90 % der Erwachsenenbevölkerung betroffen (Rabe et al.
2003). Von den chronischen Venenerkrankungen abzugrenzen ist die chronische Veneninsuffizienz
(CVI), von der etwa 17 % der Erwachsenenbevölkerung betroffen sind (Rabe et al.
2003). Die CVI ist auf der einen Seite charakterisiert durch eine Pathologie des venösen Abstroms, z. B. durch Klappenfehlfunktionen, Okklusionen oder andere Ursachen wie das arthrogene Stauungssyndrom, und auf der anderen Seite durch objektive klinische Zeichen wie
Ödeme, Hautveränderungen oder Unterschenkelulzerationen (Eberhardt und Raffetto
2014). Subjektive Symptome, die traditionell chronischen Venenerkrankungen zugeschrieben werden, beinhalten Schmerz, Unwohlsein, Schweregefühl, Schwellungsgefühle, Krämpfe, Juckreiz, Kribbeln und Ruhelosigkeit der Beine (Eberhardt und Raffetto
2014). Hieraus resultiert eine reduzierte
Lebensqualität, die mit den Symptomen korreliert. Zur Darstellung der objektiven klinischen Befunde hat sich die klinische Einteilung der CEAP-Klassifikation
(„clinical condition, etiology, anatomic localisation and pathophysiology“) bewährt, in der „C“ die Klinik, „E“ die Ätiologie, „A“ die Anatomie und „P“ die Pathophysiologie beschreibt. Tab.
1 zeigt die klinische Klassifikation „C“.
C0 | Keine sichtbaren oder palpablen Zeichen einer Venenerkrankung |
C1 | Besenreiser oder retikuläre Venen |
C2 | Varizen |
C2r | Rezidivierende Varizen |
C3 | Ödem |
C4 | Veränderung der Haut und des subkutanen Fettgewebes in Folge einer Venenerkrankung |
C4a | Hyperpigmentierung oder Ekzem |
C4b | Lipodermatosklerose oder Atrophie blanche |
C4c | Corona phlebectatica |
C5 | Abgeheiltes venöses Ulkus |
C6 | Aktives venöses Ulkus |
C6r | Rezidivierendes aktives venöses Ulkus |
Während alle klinischen Stadien dem Begriff chronische Venenerkrankung zugeordnet werden können, spricht man von einer chronischen Veneninsuffizienz lediglich bei dem Vorliegen der Stadien C3–C6. Gemeinsame pathologische Grundlage aller klinischen Zeichen und subjektiven Symptome und auch der Progression im Zeitverlauf ist die venöse
Hypertension (Eberhardt und Raffetto
2014). Häufige Ursache einer venösen Hypertension sind Refluxe durch insuffiziente
Venenklappen innerhalb des venösen Systems. Darüber hinaus kann eine venöse Hypertension aber auch durch venöse Obstruktionen, z. B. nach
tiefen Beinvenenthrombosen, venöse Stenosen oder durch externe Kompression z. B. im Rahmen einer
Adipositas verursacht werden. Eine weitere Ursache einer venösen Hypertension sind Störungen der Muskelpumpenfunktion z. B. durch Erkrankungen der Wadenmuskulatur, verminderte Mobilität bei sitzender Lebensweise oder auch bei Erkrankungen des Sprunggelenks z. B. nach Verletzungen bzw. Arthrodese.