Sinus- und Hirnvenenthrombosen
Sinus- und Hirnvenenthrombosen (Cerebral sinus venous thrombosis, CSVT) zählen aufgrund des variablen zeitlichen Verlaufs und der atypischen klinischen Symptome mit bis zu 2 % zu den selteneren Schlaganfallerkrankungen. Im Gegensatz zu den anderen, meist plötzlich beginnenden Schlaganfallerkrankungen besteht bei der CSVT häufig eine Prodromalphase mit unspezifischen Kopfschmerzen. Das Erkrankungsalter liegt meist vor dem 50. Lebensjahr, und CSVT betreffen überwiegend Frauen (ca. 75 % der Betroffenen sind Frauen unter 50 Jahre) (Coutinho et al. 2009). Am häufigsten sind Thrombosen des Sinus sagittalis superior (SSS) und Sinus transversus, seltener der Sinus rectus, die inneren Hirnvenen (z. B. Vena Galeni) oder kortikale Venen betroffen (Saposnik et al. 2011; Silvis et al. 2017). Führende und häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Visusstörungen aufgrund von Papillenödem, fokale neurologische Ausfälle mit und ohne Stauungsblutungen sowie epileptische Anfälle. Bei Alteration des Bewusstseins (bis zu tief komatösen Zuständen) sind Thrombosen innerer Hirnvenen (Venae profundae cerebri) vor allem mit dienzephalen Symptomen in Betracht zu ziehen. Seltene Thrombosen des Sinus cavernosus zeigen anfangs rein okuläre Symptome (Chemosis, Exophthalmus, schmerzhafte Ophthalmoplegie), die jedoch lebensbedrohliche Verläufe nehmen können (Plewa et al. 2020). Bei Patienten mit idiopathischer intrakranieller Hypertension („Pseudotumor cerebri“) sollte eine CSVT differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden (Hainline et al. 2016). Aufgrund inkompletter Rekanalisation bei hämodynamischer Kompensation sind rezidivierende CSVT häufig schwer von anderen Kopfschmerzursachen zu unterscheiden.