Historie
Die Anfänge der Metastasenchirurgie
am Thorax reichen weiter zurück als diejenigen der Resektion von Bronchialkarzinomen. 1855 führte Sedillot die erste Metastasektomie durch, gefolgt von Weinlechner (
1882) und Krönlein (
1884), die eine Sarkommetastase an der Brustwand resezierten. Röpke (
1937) nahm 1921 die ersten Resektionen einer Metastase eines
Mammakarzinoms über
Lobektomie vor. Divis (
1927) resezierte eine Solitärmetastase eines Weichteilsarkoms. Barney und Churchill publizierten 1939 das erste Langzeitüberleben nach Resektion einer Solitärmetastase eines
Nierenzellkarzinoms. Der Patient verstarb 23 Jahre später, tumorunabhängig. Alexander und Haight (
1947) stellten später größere Patientenkollektive vor. Kelly und Langston (
1956) berichten über mehr als 100 Patienten mit resezierten
Lungenmetastasen in einer weltweiten Sammelstatistik. Parallel zur Entwicklung der Resektion von Bronchialkarzinomen wurden die Lungenmetastasen im Operationsprogramm der Thoraxchirurgie aufgenommen. Thomford et al. (
1965) berichtet über 205 operierte Patienten an der Mayo-Klinik. Von Merkle et al. (
1987) wird die Zahl der weltweit vorgenommenen Resektionen auf über 10.000 geschätzt. Pastorino et al. (
1997) berichten von den Ergebnissen des 1991 gegründeten International Registry of Lung Metastasis.
Dieses Register hatte sich zur Aufgabe gemacht, multizentrisch prognostische Faktoren und Leitlinien zur Lungenmetastasenchirurgie
zu erstellen. Während nämlich die technischen Probleme der Metastasenchirurgie weitgehend gelöst erscheinen, besteht hinsichtlich der Indikation und der Grenzen der operativen Eingriffe weiterhin Unsicherheit. Dies resultiert aus unvollständigen Kenntnissen der Metastasierungswege und Muster und birgt immer die Gefahr der Über- und Unterbehandlung (Vogt-Moykopf et al.
1986a,
b).
Diagnostik
Metastasenverdächtige Rundherde mit einem Durchmesser über 1 cm lassen sich in der Regel radiologisch (Thoraxübersichtsaufnahme in zwei Ebenen) erfassen. Als nicht invasive diagnostische Methode hat die
Computertomografie (CT) die höchste
Sensitivität. Sie deckt noch kleinere und selbst pleuranah gelegene Herde auf. Die präoperative CT-Diagnostik ist von entscheidender Bedeutung für die Ermittlung der Metastasenanzahl sowie deren späteres intraoperatives Auffinden. CT-Diagnostik sollte heutzutage in Spiraltechnik vorgenommen werden.
Mittels
Spiraltechnik lassen sich noch Herde mit einem Durchmesser von weniger als 4 mm mit hoher
Sensitivität und
Spezifität darstellen (Remy-Jardin et al.
1993). Andererseits erschweren gerade diese kleinsten Herde, die in ihrer Bedeutung allerdings vielschichtig sein können, die Beurteilung der Rundherde und beeinflussen dadurch die Qualität des präoperativen Staging. Zum einen kann es sich um eine Metastase, zum anderen auch um ein Granulom, einen subpleural gelegenen Lymphknoten oder um ein kleinstes Gefäß handeln.
Guerrera et al. (
2017) zeigten an 521 Patienten mit kolorektalen
Lungenmetastasen, dass die präoperative Diagnostik mittels CT und PET-CT zur Detektion von Lungenmetastasen und thorakalen Lymphknotenmetastasen eingeschränkt ist. Aus diesen Gründen ist die
Durchpalpation der Lunge in belüftetem und unbelüftetem Zustand („intraoperatives Staging“) die zuverlässigste Methode, um diese Herde aufzufinden und sie anschließend zu entfernen und zu beurteilen.
Tatsächlich entspricht nur bei 39 % aller unserer Patienten die präoperativ ermittelte der tatsächlich postoperativ bestätigten Metastasenanzahl. Bei 38 % wurden intraoperativ mehr, bei 23 % weniger Metastasen gefunden als präoperativ diagnostiziert wurden.
Die
intraoperative Palpation beider Lungen durch den Chirurgen ist zweifellos die sensitivste Methode der Metastasensuche (Schirren et al.
1994). Dies wird durch Arbeiten von McCormack et al. (
1996) und Eckardt und Licht (
2012) bestätigt. In beiden prospektiv kontrollierten Studien wurde bei Patienten mit
Lungenmetastasen zunächst eine videoassistierte
Thorakoskopie (
VATS) durchgeführt, um die Anzahl der zu resezierenden Metastasen zu ermitteln. Nachfolgend wurde dann in gleicher Sitzung der Eingriff auf eine laterale Thorakotomie erweitert und die Lunge manuell durchgetastet. Hierbei fanden McCormack et al. (
1996) 56 % und Eckardt und Licht (
2012) 52 % zusätzliche pulmonale Herde.
Das präoperative Kernspintomogramm bringt für diese Fragestellung zurzeit keine Vorteile gegenüber der Spiral-CT-Technik. Allerdings ist die Kernspintomografie bei der Beantwortung operationstechnisch relevanter Fragestellungen, wie Infiltration zentraler Gefäße, Vorhofinfiltration oder fraglicher Wirbelsäulenbefall, der CT-Technik überlegen.
Kavografie und Pulmonalisangiografie können in Ausnahmefällen weitere wichtige präoperative Aufschlüsse bringen.
Ein exaktes präoperatives Staging, das insbesondere die Prädilektionsstellen der Metastasierung der verschiedenen Primärtumoren berücksichtigt, ist vor jeder Metastasenresektion obligat. Eine Abdomensonografie mit besonderer Berücksichtigung der Leber und der Nebennieren sowie ein Knochenszintigramm sind unverzichtbar.
Voraussetzung zur Metastasenresektion – Indikation
Die Indikation zur thorakalen Metastasektomie unterliegt festen Regeln und ist stets interdisziplinär abzustimmen. Es gilt zu bedenken, dass es sich hierbei um ein lokales Therapieverfahren bei der Behandlung einer generalisierten Tumorerkrankung handelt. Unabhängig, ob die Metastasenresektion in kurativer oder palliativer Intention erfolgt, muss sie sich mit anderen lokalen und systemischen Therapieverfahren messen und ist nur bei Überlegenheit gegenüber diesen indiziert.
Unter der Annahme einer oligometastasierenden Erkrankung sollten bei der Metastasektomie in kurativer Intention folgende
Voraussetzungen gegeben sein (Thomford et al.
1965; Vogt-Moykopf et al.
1994):
-
Ein reseziertes oder unter Kontrolle stehendes Primärtumorgeschehen
-
Eine fehlende oder resezierte oder resezierbare extrapulmonale Metastasierung
-
Ein vertretbares allgemeines Operationsrisiko
-
Eine vollständig respektable Metastasierung
Eine sichtbare pulmonale Metastasierung kann der Beginn einer Generalisation mit Mehrorganmetastasierung bzw. einer diffusen pulmonalen Metastasierung sein. Ein Beobachtungsintervall (zwei Monate) ist daher fast immer gerechtfertigt. Eine in Anzahl konstante Metastasierung ist der Resektion zuzuführen. Ziel des Beobachtungsintervalls ist es, die Anzahl der Patienten gering zu halten, bei denen die Metastasektomie eine unnötige Überhandlung darstellt.
Ausnahmen stellen solitäre Rundherde und Residualtumorresektionen nach Chemotherapie dar. Hier kann die primäre Resektion ohne vorheriges Beobachtungsintervall indiziert sein, um die Dignität des Herdes zu klären, bzw. ist die Metastasektomie im Therapieplan festgelegt.
Folgende Indikationen sind zu unterscheiden:
-
Solitäre Metastase: Solitäre Metastasen stellen die klassische Indikation zur Operation dar. Bei einem Solitärbefund begründet sich die Operationsindikation häufig bereits aus diagnostischen Gründen, um zwischen Metastase, benigner Veränderung und einem primären Malignom der Lunge zu unterscheiden.
-
Multiple Metastasen: Multiple Metastasen stellen a priori keine Kontraindikation gegen eine Resektion dar. Der limitierende Faktor ist die verbleibende Parenchymreserve. In Abhängigkeit der Komorbidität des Patienten und der Lage der Metastasen ist ein einzeitiges oder sequenzielles Vorgehen möglich.
-
Rezidivmetastasen: Bei der Indikationsstellung sollte zwischen einem lokalen Rezidiv (z. B. im Bereich einer Klammernahtreihe, Segmentbronchusabsetzung) und einer erneuten Metastasierung (neuaufgetretene Metastase) unterschieden werden. Lokale Rezidive können Ausdruck eines unzureichenden Sicherheitsabstands oder diskontinuierlichem Tumorwachstum sein. Eine erneute, lokal aggressivere Resektion (anatomische Resektion) ist, wenn technisch und funktionell machbar, das Verfahren der Wahl. Eine erneute Metastasierung ist dann wiederholt zu resezieren, wenn die o. g. Voraussetzungen zur kurativen Metastasektomie weiterhin erfüllt sind und in einem u. U. längeren Beobachtungsintervall (drei bis vier Monate) keine weitergehende Metastasierung auftritt.
-
Residualtumorchirurgie nach Chemotherapie: Die Residualtumorchirurgie
nach Chemotherapie ist eine wichtige Operationsindikation. Verbliebene Tumorzellpopulationen, die nicht oder nur wenig auf die Systemtherapie angesprochen haben, werden operativ entfernt. Etabliert ist die Residualtumorchirurgie bei nicht-seminomatösen
Keimzelltumoren und
Osteosarkomen. Sie ist hier Bestandteil eines kurativen Therapiekonzeptes. Mit zunehmend effizienteren Systemtherapien wächst die Hoffnung, dass die Residualtumorresektion auf weitere Tumorentitäten übertragbar ist.
-
Palliativeingriffe: Palliativeingriffe zur Vermeidung oder Behebung von Komplikationen durch Metastasen sind besonders dann indiziert, wenn eine Brustwandinfiltration mit Schmerzen oder Tumorexulzerationen vorliegen. Weitere Operationsindikationen stellen in diesem Rahmen Blutungen und Retentionspneumonien durch endobronchialen Tumoreinbruch dar.
Operationsstrategie
Mit der Zunahme der Operationsfrequenz von
Lungenmetastasen und den erweiterten Operationsindikationen haben sich auch die Vorstellungen über den Zugang zur Metastasektomie gewandelt.
Mediane Sternotomie
Während zunächst fast ausschließlich die laterale Thorakotomie durchgeführt wurde, kam später die mediane Sternotomie mit Simultanresektion an beiden Lungen zum Einsatz (Johnston
1983; Vogt-Moykopf et al.
1986a; Vogt-Moykopf und Meyer
1986).
Die mediane Sternotomie hat den Vorteil, dass in einer operativen Sitzung beide Lungen exploriert und die Metastasen reseziert werden können. Dies bedeutet für den Patienten einen wesentlichen Komfort, zumal die mediane Sternotomie postoperativ auch weniger schmerzhaft ist. Als Nachteile gelten bei diesem Zugangsweg der schwierige Zugang zu den dorsalen und den hilusnahen Regionen. Besonders schwierig ist der Zugang zum linken Unterlappen, da es bei Luxation desselben zur Auswurfeinschränkung des linken Ventrikels kommen kann. Über eine mediane Sternotomie ist es auch möglich, eine Lymphknotendissektion im oberen Mediastinum vorzunehmen. Der Zugang zu den dorsalen Kompartimenten der Lymphknoten wie Bifurkation, paraösophageal und Ligamentum pulmonale ist dagegen erheblich erschwert.
Zusammengefasst eignet sich der mediane Zugangsweg nach den derzeitigen Erkenntnissen eher für peripher im Lungenparenchym gelegene Herde. Eine vollständige Lymphknotendissektion ist über diesen alleinigen Zugangsweg erschwert. Für Rezidiveingriffe, bei denen die Lunge mit der lateralen Brustwand verklebt sein kann, eignet sich dieser Zugangsweg nicht, da die extrapleurale Lösung der verwachsenen Lunge erheblich behindert ist.
Transversale Thorakotomie
Ein Zugangsweg, bei dem simultan beide Lungen exploriert werden können, bei dem aber auch guter Zugang zu den dorsalen Abschnitten gegeben ist, ist die transversale Thorakotomie. Sie ist für jüngere Patienten geeignet, erfordert vom Operateur eine längere Präparation, aber der Zugang zu den zentralen Strukturen am Hilus, zu den dorsalen Abschnitten der Lunge, die Möglichkeit der beidseitigen broncho- und angioplastischen Resektionsverfahren und auch eine vollständige Lymphknotendissektion im oberen und unteren Mediastinum kann über diesen Weg beidseits vorgenommen werden.
Aufgrund der zu erwartenden, postoperativ stärkeren Schmerzen wird der Patient routinemäßig mit einem Periduralkatheter versorgt. Weitere Vorteile sind die guten kosmetischen Resultate bei Frauen, da die Schnittführung von der Mammafalte überdeckt wird. Zentral gelegene oder multiple Metastasen lassen sich mit dem
Laser über diesen Zugangsweg gut erreichen (Branscheid et al.
1992).
Laterale Thorakotomie
Die zweizeitige laterale Thorakotomie hat sich in neuerer Zeit bewährt und findet insbesondere bei multipler pulmonaler Metastasierung Anwendung. Bei diesem Zugangsweg wird zwischen der posterolateralen und der anterolateralen Thorakotomie unterschieden. Je nach Metastasenlage und Expertise des Operateurs kann die Auswahl des Zugangs gewählt werden. Der laterale Zugangsweg, der eine für den Patienten schonende Resektion multipler Metastasen erlaubt, ermöglicht außerdem eine vollständige Lymphknotendissektion im oberen und unteren Mediastinum, zum Teil unter Einschluss des kontralateralen Kompartiments. Dieser Zugang ist weiterhin geeignet, um ggf. zusätzliche dorsale Brustwandresektionen durchzuführen. Linksseitige Metastasenresektionen, die eine Broncho- und/oder Angioplastik erfordern, sind gut möglich. Rezidiveingriffe, die eine extrapleurale Lösung der Lunge notwendig machen, sind erleichtert.
Postoperative pulmonale Komplikationen sind bei einseitigem Vorgehen weniger häufig als bei simultanem beidseitigem Verfahren. Nicht zuletzt deshalb stellt die laterale Thorakotomie für Hochrisikopatienten den Zugang der Wahl dar. Besonders nach belastender Polychemotherapie und aufwendiger Resektion von
Lungenmetastasen sollte dieses Vorgehen berücksichtigt werden. Der Nachteil für den Patienten liegt darin, dass immer nur ein Hemithorax exploriert werden kann und eine zweite Operation für die kontralaterale Seite notwendig wird. Außerdem kann die laterale Thorakotomie postoperativ schmerzhafter sein als die mediane Sternotomie.
Videoassistierte thorakoskopische Chirurgie (VATS)
Seit 1992 hat die videoassistierte thorakoskopische Chirurgie
sich als Alternative zur offenen Thorakotomie angeboten. Die Vorteile lagen hier am kleinen Zugangsweg und geringer Schmerzbelastung für den Patienten (Landreneau et al.
1991).
Die Frage, inwieweit die thorakoskopische Resektionstechnik eine sichere Alternative zur offenen Thorakotomie bei der Metastasenresektion darstellt, wird kontrovers diskutiert. Da die Palpation des Lungenparenchyms durch den Chirurgen eingeschränkt ist, sollte präoperativ eine exakte Kenntnis der Lage der zu resezierenden Metastasen vorliegen. Im günstigsten Fall sollten die Metastasen pleuranah im peripheren Lungenparenchym liegen, damit sie thorakoskopisch identifiziert werden können. Kleinere Herde, die tiefer im Lungenparenchym liegen, können jedoch leicht übersehen werden.
Mc Cormack et al. (
1996) untersuchten dies, indem sie nach
VATS unmittelbar über eine konventionelle Thorakotomie die Lunge explorierten. Beim Durchpalpieren der Lungen fanden sie zusätzliche Metastasen in 56 % der Resektionen. In einer weiteren prospektiven kontrollierten Studie untersuchten Eckardt und Licht (
2012) die Wertigkeit der VATS für die pulmonale Metastasektomie. Bei 37 Patienten wurden im präoperativen CT-Thorax 55 pulmonale Herde identifiziert. Durch die initiale VATS konnten 92 % dieser Herde detektiert werden. In der nachfolgenden lateralen Thorakotomie wurden jedoch 29 zusätzliche Herde reseziert.
Ein erklärtes Ziel der Lungenmetastasenchirurgie ist die komplette Resektion aller Herde, auch derer, die sich in der primären bildgebenden Diagnostik nicht darstellen.
Hinsichtlich der
Zugangswege zur Metastasenresektion bestehen divergierende Ansichten. Auf der einen Seite werden die Weiterentwicklung des Spiral-CT und die verbesserte
Sensitivität der präoperativen Diagnostik mit der Vorstellung verbunden, dass dadurch die Exploration der Lunge durch den Chirurgen überflüssig wäre. Margaritora et al. (
2002) bestätigt, dass auch mit hochaufliegendem Spiral-CT die Sensitivität bei Herden <6 mm lediglich 48 % beträgt. Die Publikationen von McCormack et al. (
1996) und Eckardt und Licht (
2012) zeigen zudem, dass die Hand des Chirurgen das sensitivste Instrument bleibt.
Die komplette Resektion aller suspekten Herde ist ein wesentliches prognostisches Kriterium (Vogt-Moykopf et al.
1994). Deshalb muss in Abwägung des Gesamtzustands des Patienten und des onkologischen Stellenwerts der Resektionsbehandlung die Wahl des Zugangswegs mit der Möglichkeit der Exploration der Lunge individuell gestaltet werden.
Prinzip der Metastasenresektion
Nach erfolgter Thorakotomie wird der
Metastasenstatus in der Lunge sowohl im belüfteten als auch im unbelüfteten Zustand genau erhoben. Hiernach richtet sich die Operationsstrategie. Um die Lungen vollständig inspizieren und durchpalpieren zu können, muss das Ligamentum pulmonale gelöst werden. Die Resektion der
Lungenmetastasen erfolgt nicht nach den gleichen Regeln wie die Resektion von Bronchialkarzinomen. Im Allgemeinen müssen bei Metastaseneingriffen keine anatomischen Resektionen vorgenommen werden, es genügen zumeist
atypische Keilresektionen. Die resezierten Metastasen sollen vollständig von gesundem Lungengewebe umgeben sein.
Wie groß der
Mindestabstand zwischen Resektionsgrenze und Tumorgewebe sein soll, ist heute noch nicht einheitlich festgelegt. Enukleationen sind allerdings wegen der hohen lokoregionären Rezidivwahrscheinlichkeit obsolet. Liegt eine Metastase zentral im Lungenparenchym oder handelt es sich um multiple Metastasen, so hat sich die Laserresektion bewährt (Branscheid et al.
1992; Landreneau et al.
1991). Andere zentral gelegene Metastasen können über anatomische
Segmentresektionen,
Lobektomien, ggf. unter Zuhilfenahme von broncho- und angioplastischen Verfahren, komplett entfernt werden. Diese Eingriffe können auch über mediane Sternotomie (Urschel Jr und Razzuk
1986) sowie transversale Thorakotomie durchgeführt werden. In jedem Fall sollte die
Pneumonektomie in der Metastasenchirurgie vermieden werden, da die Ergebnisse unbefriedigend sind (Koong et al.
1998). Abschließend erfolgt die komplette Lymphknotendissektion an beiden Lungenhili und im Interlobärbereich sowie des Mediastinums.
Die Lymphknotenmetastasierung in den Thorax kann hämatogen und/oder lymphogen erfolgen. Die
lymphogene Metastasierung kann bei inkompetenten lymphatischen Klappen durch einen Reflux über den Ductus thoracicus oder durch eine direkte Metastasierung über die vorhandene Lungenmetastase analog zum
Lungenkarzinom erfolgen (Reinke et al.
1976). Riquet et al. zeigten in ihrer Studie auch einen direkten Lymphabfluss über ein befallenes Lungensegment zu mediastinalen Lymphknoten (Riquet et al.
1989).
Je nach
Tumorentität der pulmonalen Metastasierung variiert die
Prävalenz von thorakalen Lymphknotenmetastasen. Besonders häufig findet man bei
Nierenzellkarzinomen,
Mammakarzinomen und kolorektalen Karzinomen eine zusätzliche thorakale Lymphknotenmetastasierung. Die Metastasen liegen hier häufiger entlang von Segment- und Hauptbronchien. Auf ihrem Metastasierungsweg infiltrieren sie hiläre und mediastinale Lymphknoten. Im Gegensatz hierzu
Lungenmetastasen von
Osteosarkomen und
Schilddrüsenkarzinomen, die eher peripher liegen und seltener mit Lymphknotenmetastasen einhergehen (Schirren et al.
1998; Sponholz et al.
2016). Bei Abrams et al. lag in einer Autopsiestudie die Prävalenz für mediastinale Lymphknotenmetastasen bei 33 % (Abrams et al.
1950). Diese Ergebnisse zeigen sich auch in den vielen Studien der Metastasenchirurgie. Bereits 1998 beschrieben Schirren et al. bei 17,2 % ihrer operierten Patienten mit Lungenmetastasen eines Karzinoms eine Lymphknotenmetastasierung (Schirren et al.
1998). Im weiteren Verlauf, mit wahrscheinlicher Zunahme der systematischen Lymphknotendissektion und möglicherweise häufigeren Vorstellung der Patienten in einem thoraxchirurgischem Zentrum, zeigt sich in den Studien ein Anstieg der Prävalenz. Betrachtet man das kolorektale Karzinom liegt die Lymphknotenmetastasierung zwischen 14–44 %, beim Nierenzellkarzinom zwischen 26–44 % (Schirren et al.
1998; Winter et al.
2010; Kudelin et al.; Renaud et al.
2013; Saito et al.
2002; Bölükbas et al.
2014; Renaud et al.
2014b).
Präoperativ ist die diagnostische Aussagekraft limitiert. Sowohl die Computertomografie als auch das FDG-PET-CT sind in der präoperativen Diagnostik bei der Feststellung von Lymphknotenmetastasen ungenau (Guerrera et al.
2017).
Trotz der hohen
Prävalenz und der ungenauen präoperativen Diagnostik führen nur 13 % der Thoraxchirurgen in Europa bei Metastasektomien eine komplette systematische Lymphknotendissektion durch (Internullo et al.
2008). Andererseits fordern einige Autoren eine systematische Lymphknotendissektion, um eine komplette Resektion zu erreichen. Weitere Anmerkungen sind der Erhalt eines kompletten Staging und somit der Möglichkeit der besseren Prognosedarstellung und der Anpassung einer adjuvanten Therapie (Dominguez-Ventura und Nichols 3rd.
2006; Hamaji et al.
2012; Kudelin et al.
2013; Renaud et al.
2013; Bölükbas et al.
2014). Winter et al. konnten in einer Matched-Pair-Analyse einen möglichen Vorteil für Patienten mit Lymphknotendissektion finden (Winter et al.
2010).
Dominguez-Ventura und Nichols fassen in ihrem Artikel fünf Punkte zusammen, weswegen eine
systematische Lymphknotendissektion erfolgen sollte (Dominguez-Ventura und Nichols 3rd.
2006):
-
Es besteht eine Inzidenz für Lymphknotenmetastasen von 15–30 %
-
Die Computertomografie des Thorax zeigt zu 56 % falsch negative Lymphknotenmetastasen
-
Der Fakt, dass eine radiologisch detektierte mediastinale Lymphadenopathie nicht immer mit einem Lymphknotenbefall korrelierte
-
Auch bei singulärer pulmonaler Metastasierung können Lymphknotenmetastasen vorkommen
-
Andere Autoren sehen bei mediastinalem Lymphknotenbefall den Patienten nicht mehr als kurativ an und fordern aus diesem Grund, dass evaluiert werden sollte, ob diese nicht von einer Metastasektomie ausgeschlossen werden sollten (Treasure
2007).
Insgesamt zeigt sich in der Literatur, dass ein zusätzlicher Lymphknotenbefall mit einem geringeren Langzeitüberleben einhergeht. Nichtsdestotrotz kann auch hier ein gutes Langzeitüberleben erreicht werden (Inoue et al.
2004; Welter et al.
2007a; Winter et al.
2010; Kudelin et al.
2013; Bölükbas et al.
2014; Renaud et al.
2014a; Zhao et al.
2017).
Ein Unterschied bezüglich des Metastasierungsmusters in hiläre oder mediastinale Lymphknoten lässt sich nicht feststellen (Inoue et al.
2004; Renaud et al.
2014a). Bölükbas et al. konnten zeigen, dass die Inzidenz der Lymphknotenmetastasierung beim kolorektalen Karzinom mit der Anzahl der
Lungenmetastasen korreliert. Das Risiko einer Lymphknotenmetastasierung stieg um 16 % pro weiterer Lungenmetastase. Zusätzlich zeigte sich, dass Lymphknotenmetastasen häufiger bei
Rektumkarzinomen als bei
Kolonkarzinomen auftraten (Bölükbas et al.
2014).
Ein weiterer Aspekt, der für eine Lymphknotendissektion spricht, ist, dass durch eine systematische Lymphknotendissektion möglichen Komplikationen, z. B. Infiltration der Bronchien, vorgebeugt werden kann. Dies spielt eine besondere Rolle beim
Nierenzellkarzinom, da hier die Strahlensensibilität bei einer Radiatio eingeschränkt ist.
Zusammenfassend sollte aus unserer Sicht aufgrund der hohen
Prävalenz von Lymphknotenmetastasen, dem Erhalt einer kompletten Resektion und Staging, der möglichen Anpassung einer adjuvanten Therapie und dem teilweise guten Überleben bei jedem Patienten eine systematische Lymphknotendissektion bei einer Metastasektomie erfolgen.
Postoperative Phase
Die Resektion von
Lungenmetastasen kann mit
postoperativen Komplikationen behaftet sein. Diese hängen einerseits mit der Lage der Metastasen und den ausgiebigen Manipulationen an beiden Lungen, andererseits mit den Besonderheiten des speziellen Krankenguts zusammen. Die Patienten leiden an einem metastasierenden Tumor, zusätzlich liegen oft schwer zu objektivierende Risiken durch vorausgegangene Chemo- oder Radiotherapie vor.
Die häufigste Komplikation ist durch die
Störung der Bronchialtoilette bedingt. Es können Sekretretentionen
,
Atelektasen und
Pneumonien auftreten. Diese Komplikationen lassen sich durch eine konsequente prä- und postoperative krankengymnastische Übungsbehandlung sowie rechtzeitige endoskopische Absaugung des Bronchialsekrets mittels flexibler oder
starrer Bronchoskopie vermeiden. Bei hartnäckiger rezidivierender Sekretretention sollte die frühzeitige Indikation zur Tracheotomie gestellt werden.
Auftretende Herzrhythmusstörungen lassen sich in der Regel unter entsprechender medikamentöser Therapie gut beherrschen.
In einer prospektiven Multicenterstudie aus Spanien lag die postoperative Morbiditätsrate bei 16 %. Als Risikofaktoren wurden hier große Lungenresektionen und respiratorische und/oder kardiovaskulare Komorbiditäten aufgeführt (Rodríguez-Fuster et al.
2014). Insgesamt ist die Mortalitätssrate nach pulmonaler Metastasektomie sehr gering (Pfannschmidt et al.
2010a,
b; Rodríguez-Fuster et al.
2014).
Resektion bei Rezidivmetastasen
Ein Wiederauftreten von
Lungenmetastasen nach pulmonaler Metastasektomie ist nicht ausgeschlossen. Wie häufig und nach welcher Zeit erneute Metastasen auftreten ist, nicht geklärt und sicherlich bei jedem Patienten und bei jeder Tumorentität unterschiedlich.
Für das
kolorektale Karzinom liegt die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens von
Lungenmetastasen zwischen 43–69 % (Welter et al.
2007b; Blackmon et al.
2012; Kanzaki et al.
2011b; Suzuki et al.
2015; Sponholz et al.
2017). Die 5-Jahres-Überlebensraten nach erneuter Metastasektomie liegen zwischen 29–79 % (Welter et al.
2007b; Blackmon et al.
2012; Kanzaki et al.
2011b; Sponholz et al.
2017; Park et al.
2010; Ogata et al.
2005). Sponholz et al. konnten zeigen, dass die Patienten, die einer erneuten Metastasektomie zugeführt werden konnten, ein signifikant besseres Überleben hatten. Die 5- und 10-Jahres-Überlebensraten für Patienten mit Rezidivoperation lagen bei 75 % und 47 %, im Gegensatz hierzu lag sie bei den Patienten, die nicht erneut operiert wurden, bei 24 % und 0,3 % (p<0,001) (Sponholz et al.
2017). Natürlich sind hier unter der Gruppe der Nichtoperierten Patienten mit einem ausgedehnteren Befall. Aber nicht alle waren aus onkologischer Sicht nicht erneut resektabel.
Auch beim
Nierenzellkarzinom zeigen Studien ein gutes Überleben, das mit dem der einmaligen Resektion vergleichbar ist (Fourquier et al.
1997; Cerfolio et al.
1994; Meimarakis et al.
2011). Insgesamt ist hier die Datenlage weniger ausgeprägt als beim kolorektalen Karzinom.
Betrachtet man das
Weichteilsarkom, so fanden Chudgar et al. bei 63 % ihrer Patienten eine erneute pulmonale Metastasierung nach vorangegangener Metastasektomie. Hiervon konnten 41 % der Patienten erneut operiert werden. Die reoperierten Patienten zeigten ein deutlich besseres Langzeitüberleben als die nicht-reoperierten (Chudgar et al.
2017). Auch weitere Studien konnten dies bei
Lungenmetastasen von
Weichteilsarkomen zeigen (Chen et al.
2009a; Burt et al.
2011; Hamaji et al.
2016).
An kleinen Fallzahlstudien konnte ebenfalls bei
Lungenmetastasen des
Osteosarkoms ein besseres Überleben nach erneuter Resektion gezeigt werden (Hamaji et al.
2016; Chen et al.
2009b).
Diese Daten zeigen für verschiedene Tumorentitäten, dass Patienten durchaus von einer erneuten Metastasenresektion profitieren können. Ein genereller Ausschluss dieser Patientengruppe von einer erneuten Operation wäre der falsche Weg. Insgesamt gilt es auch hier, wie bei der initialen Metastasektomie, die Patienten, die einen Nutzen von der erneuten Resektion haben können, herauszufiltern. Dies sollte in einer interdisziplinären Tumorkonferenz unter Berücksichtigung der bekannten Prognosefaktoren erfolgen.
Zusammenfassung
Die Lungenmetastasenchirurgie ist eine Säule der modernen Thoraxchirurgie. Ihre technischen Probleme sind weitgehend geklärt. Die Indikation zu diesem Lokalverfahren bei der Behandlung einer Systemerkrankung muss immer individuell und interdisziplinär gestellt werden. Die chirurgischen Maßnahmen zur Behandlung der generalisierten Erkrankung sind mittlerweile mit einer geringen Morbidität und Mortalität möglich.
Ziele der Metastasenchirurgie sind, dem Patienten die Chance auf ein längeres Überleben zu ermöglichen und sogar je nach Tumorentität zu kurieren. Ein weiterer Effekt ist es, Patienten, die unter dauerhafter Systemtherapie stehen, durch eine R0-Resektion eine verdiente Therapiepause zu ermöglichen.
Zu Beginn der 1980er- und 1990er-Jahre entstanden an den großen thoraxchirurgischen Zentren retrospektive Studien mit großen Patientenkollektiven. Sowohl das Memorial Sloan Kettering Cancer Center als auch die Heidelberger Gruppe zeigten den Stellenwert der Chirurgie im interdisziplinären onkologischen Konzept auf. Mit ihren Studien wurde der mögliche Einfluss der Chirurgie untermauert (McCormack und Martini
1979; Vogt-Moykopf et al.
1994). Es wird ein Wandel in der Rolle der Chirurgie bei der Metastasenbehandlung beschrieben. „With the increased effectiveness of chemotherapy in some specific areas – osteogenic sarcoma and carcinoma of the testis, breast, and colon – the role of surgery is changing. Surgery is now indicated to establish the histology of a solitary lesion, resect metastases unresponsive to chemotherapy, and to reclassify lesions that stabilize but do not disappear totally with chemotherapy“ (McCormack und Martini
1979).
Diese Pioniere waren Vorreiter des International Registry of Lung Metastases. Hier wurden retrospektive Analysen an 5206 Patienten durchgeführt. Insgesamt zeigte sich ein Überlebensvorteil bei bestimmten Patientengruppen, Prognosefaktoren und Tumorentitäten nach Metastasektomie von
Lungenmetastasen (Pastorino et al.
1997). Als Nachteil wird die gemischte Population aus verschiedenen Kliniken mit unterschiedlichen Therapiekonzepten und verschiedenen Operationsstrategien gesehen. Herausragend an dieser Studie ist Teilnahme vieler Thoraxchirurgen aus verschiedenen Ländern, die den Stellenwert der Metastasenchirurgie für den Patienten klären wollten. Retrospektive Analysen konnten bei verschiedenen Tumorentitäten weiter gute Langzeitergebnisse zeigen.
Aktuell flammen in der Geschichte der pulmonalen Metastasektomie wieder neue Kritikpunkte auf. Kritiker begründen ihre Skepsis in der Patientenselektion und in der Art der Datengewinnung. Hierbei wird die retrospektive Analyse ohne Kontrollgruppe kritisiert. Vielmehr fordern sie prospektive Studien mit Kontrollgruppen. Die Selektion der Patienten bei der Operationsindikationsstellung beeinflusse das Überleben. Sie postulieren, dass die zur Metastasektomie ausgewählten Patienten auch ohne Metastasektomie, d. h. durch die natürliche Selektion, eine gleichhohe Überlebenschance gehabt hätten (Åberg et al.
1980). Aus diesem Grund wurde die PulMiCC Trial bei Patienten mit
Lungenmetastasen von kolorektalen Karzinomen gestartet, jedoch mangels Patientenrekrutierung vorzeitig abgebrochen (Treasure et al.
2019).
Unstrittig sind parenchymsparende Resektionstechniken und die Wichtigkeit der R0-Resektion. Nicht abgeschlossen ist die Beurteilung des operativen Zugangs, um Metastasen zu resezieren. Der minimalinvasive Zugang befindet sich in der Entwicklungsphase.
Je nach Tumorentität gibt es verschiedene therapeutische Ansätze im onkologischen Therapiekonzept. Betrachtet man die aktuelle Literatur, so findet man nach pulmonaler Metastasektomie gute Langzeitüberlebensdaten. Natürlich spielt hier der Fortschritt der systemischen Therapiemöglichkeiten eine Rolle. Es zeigt dennoch, dass durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Resektion und verbesserter systemischer Therapie manche Patienten langfristig profitieren können. Natürlich ist es möglich, dass unter dem selektierten Patientengut ein Teil ist, der ohne Operation und Therapie ein Langzeitüberleben erreicht. Vorstellbar ist dies bei kleinen solitären Metastasen ohne Lymphknotenbefall. Doch leider weiß man es vorher nicht! Sollte man dann nicht den Patienten die Möglichkeit, seine Überlebenschance mit einer Operation vielleicht zu vergrößern, anbieten? Vor allem bei nachgewiesener geringer Morbidität und Mortalität?
Schon zu Beginn der Metastasektomie wurden in vielen Studien Prognosefaktoren gesucht, um Indikationen und Kontraindikationen zur Operation besser stellen zu können. Alles in allem sieht man über die letzten 35 Jahre immer wieder einen Wechsel der Prognosefaktoren. Die R0-Situation ist der einzig beständige signifikante Prognosefaktor (McCormack und Martini
1979; Vogt-Moykopf et al.
1994; Pastorino et al.
1997). Der hierbei einzuhaltende Sicherheitsabstand ist je nach Tumorentität noch nicht abschließend geklärt. Die stete Suche nach Prognosefaktoren gibt Aufschlüsse zu der Erkrankung und unterstreicht das Bestreben, den Patienten nicht Schaden zu wollen.
Zur Weiterentwicklung der Therapie gilt es, die noch wenig verstandene
Tumorbiologie und Genetik von Primarius, Metastase und Rezidivmetastase zu verstehen. Beim kolorektalen Karzinom zum Beispiel findet man Unterschiede in der Genetik je nach Primarius, Metastase, dem jeweiligen Primärtumor und Metastasierungsort (Moorcraft et al.
2016). In Zukunft müssen mit dem bei der Metastasektomie gewonnenem Gewebe weitere Aspekte erforscht werden. Hierzu gilt es in Zukunft, an großen Zentren Gewebedatenbanken einzuführen, um das Zusammenspiel zwischen systemischer Therapie und Resektion genauer untersuchen zu können. Die Wirksamkeit der systemischen Therapie sollte anhand des gewonnenen Gewebes überprüft und gegebenenfalls adaptiert werden. Die Molekularpathologie wird dann möglicherweise analog zum
Lungenkarzinom Erkenntnisse aufzeigen, die eine Systemtherapie verbessern und effektiver gestalten wird. Gleichzeitig könnte dadurch die Rolle der Chirurgie im interdisziplinären Konzept verbessert werden. Es wird sich zeigen, ob auch nicht bei irresektablen Patienten Metastasen zur Genetikbestimmung und Therapieanpassung reseziert werden sollten. Diese Vorgehensweise wird bei der Behandlung des
Mammakarzinoms bereits eingesetzt.
Die Erfolge in der Onkologie werden heute meistens im molekularpathologischen Bereich erzielt. Die Kenntnis der molekularpathologischen Zusammensetzung von Primärtumor und Metastase wird hierbei neue Wege in Diagnostik und Therapie öffnen. Dagegen werden weitere Versuche, retrospektive Analysen durch mathematische Strategien im Studiendesign zu verifizieren, uns nicht weiterhelfen. Die Genetik schafft es, die Heterogenität des Primärtumors und der Metastase bis hin zur Rezidivmetastase zu analysieren. Damit kann für den Patienten eine personalisierte Therapie abgeleitet werden. Mit diesen Daten und den bereits bekannten Daten ist eine Risikostratifizierung denkbar, die dem Patienten weiterhilft. Auf dieser Basis könnte man dann Prognosegruppen statistisch herausarbeiten. Die Indikationen zu den verschiedenen Therapieverfahren zum richtigen Zeitpunkt könnten dadurch sicherlich verbessert werden.
Der bereits im heutigen klinischen Alltag gewonnene Effekt der Metastasenchirurgie besteht auf Grundlage von Good Clinical Practice. Mit den Erkenntnissen aus Gewebedatenbanken und der molekularpathologischen Aufarbeitungen werden neue Therapiewege geöffnet. Es wäre verfehlt, an den alten Prognosefaktoren alleinig festzuhalten, um neue befriedigende Studiendesigns zu entwickeln und um das Good Clinical Practice zu verifizieren. Eine Randomisation zur Überprüfung der Indikation der Metastasenchirurgie mit den alten Prognosefaktoren wird uns nicht ans Ziel bringen. Wollen wir Fallschirme testen, so wissen wir, dass der Fallschirm eine lebenswichtige, tragende Rolle für den Springer darstellt. Die Sicherheit des Fallschirms sollte nicht durch Randomisation mit und ohne Fallschirm getestet werden.
So wie beim Fallschirmsprung hat auch die Chirurgie bei der Behandlung von
Lungenmetastasen eine tragende Rolle.