Struktur und Funktion des Haupthistokompatibilitätskomplexes
MHC-Moleküle, sind vom Haupthistokompatibilitätskomplex
(„major histocompatibility complex“, MHC) kodierte Proteine, die Informationen über den in einer Zelle vorhandenen Proteinbestand auf die Zelloberfläche übertragen und dort für Immunzellen sichtbar gemacht werden. Beim Menschen werden die MHC-Moleküle HLA („human leukocyte antigen“) genannt und sind auf dem
Chromosom 6p lokalisiert. Dabei entsprechen der MHC-Klasse I (MHC-I) HLA-A, -B, -C und der MHC-Klasse II (MHC-II)
HLA-DR, -DQ und -DP (Tomlinson und Bodmer
1995).
Das
MHC-I-Molekül besteht aus einer stark polymorphen schweren α-Kette (
Mr 44 kDa) mit drei Immunglobulindomänen-ähnlichen Abschnitten (α
1, α
2 und α
3) und einer Transmembranregion sowie einer nicht kovalent daran gebundenen leichten β-Kette, die mit β
2-Mikroglobulin (β
2-M) bezeichnet wird und beim Menschen auf dem
Chromosom 15 lokalisiert ist. Die zwei membranfernen α
1- und α
2-Domänen bilden die Peptidbindungsstelle, über die viele Millionen verschiedener Peptide präsentiert werden können, während die α
3-Domäne in der Membran verankert ist.
Im Gegensatz dazu besteht
MHC-II aus zwei nahezu gleich großen Ketten, einer α-Kette (
Mr 33 kDa) und einer nicht kovalent gebundenen β-Kette (
Mr 30 kDa). Jede Kette besitzt zwei extrazelluläre Domänen, ein Transmembransegment und einen sehr kurzen zytosolischen Schwanz, wobei analog zu MHC-I die Peptidbindungstasche von den membranfernen α
1- und β
1-Domänen gebildet wird. Die α
2- und β
2-Domänen sind transmembranär verankert. HLA-I-Moleküle werden mit Ausnahme von immunprivilegierten Organen/Zellen (z. B. Trophoblasten, Augen) ubiquitär exprimiert und durch Interferone (IFN) sowie andere proinflammatorische Moleküle hochreguliert. HLA-II-Moleküle hingegen werden konstitutiv nur von professionellen APC, wie B-Zellen,
Makrophagen und DC, exprimiert, können aber nach IFN-γ-Stimulation auch in anderen Zelltypen induziert werden.
Aufgrund des extensiven
Polymorphismus der MHC-Antigene wird eine große Anzahl von „Selbst“- bzw. fremden Peptidantigenen, sogenannten T-Zell-Epitopen auf der Oberfläche von APC präsentiert. Dies ist fundamental für die Entwicklung einer adaptiven Immunität. Die über MHC-I präsentierten
Antigene stammen im Wesentlichen von intrazellulären Peptiden ab, besitzen eine typische Peptidlänge von 8–11
Aminosäuren und werden von
CD8+ zytotoxischen
T-Lymphozyten (CTL) erkannt. MHC-II-präsentierte Antigene sind Peptide aus 13–17 Aminosäuren, die von extrazellulären, über Phagozytose aufgenommenen Proteinen abstammen und
CD4+ T-Zellen präsentiert werden (Unanue et al.
2016). Die Interaktion zwischen HLA-Molekülen und antigenen Peptiden beruht auf sogenannten Ankerpositionen und Konsensusmotiven. HLA-Restriktion bezeichnet in diesem Zusammenhang die einzigartige Erkennung eines spezifischen Tumorantigens/Peptids zusammen mit einem spezifischen HLA-Molekül durch einen individuellen TZR (La Gruta et al.
2018; Zinkernagel und Doherty
1974,
1979).
Unter physiologischen Bedingungen werden Proteine entweder über den lysosomalen oder den proteasomalen Weg in Peptide degradiert (Ciechanover
2012). Dabei erfolgt die Degradation externer, durch Endozytose aufgenommener Peptide lysosomal, während der proteosomale Abbauweg für die Degradation intrazellulärer Proteine genutzt wird, die dann auf HLA-I-Moleküle geladen werden (Rock et al.
2016; Neefjes et al.
2011). Als eine Ausnahme von dieser Regel ist die sogenannte Cross-Präsentation zu nennen (Joffre et al.
2012).
Die Aufgabe von MHC-I-Molekülen besteht darin, aus dem durch die intrazelluläre Proteindegradation resultierenden Peptidgemisch sinnvolle Proteinbestandteile auszuwählen und an die Zelloberfläche zu transportieren (Cox et al.
1990). Voraussetzung ist hier nach Neusynthese eines MHC-I dessen Assoziation mit β
2-M zu einem Dimer sowie dessen Stabilisierung durch verschiedene
Chaperone, wie z. B. Calnexin, Calretikulin und Proteindisulfidisomerase im endoplasmatischen Retikulum (ER). An diesen Komplex erfolgt die Beladung des Peptids, das damit integraler Bestandteil des fertiggestellten MHC-I-Moleküls wird.
Biochemisch erfolgt die Ubiquitinierung zytosolischer Proteine in kleine Peptide durch das multikatalytische Proteasom. Dieses Proteasom
besteht aus einem 20S-katalytischen Core und zwei regulatorischen 19S-Partikeln an beiden Enden des Cores. β-Untereinheiten des konstitutiven Proteasoms können durch die IFN-γ-induzierbaren
Untereinheiten wie die „Low molecular weight“-Proteine (LMP) 2,7 und 10 ersetzt werden, wodurch das sogenannte Immunoproteasom
gebildet wird. Dieses generiert im Vergleich zu dem konstitutiven Proteasom unterschiedlich
antigene Peptide mit hoher
Affinität für HLA-I-Alllele. Diese werden durch weitere zytosolische Proteasen zerlegt („getrimmt“) und dann ATP- und sequenzspezifisch vom Peptidtransporter TAP-(„Transporter associated with antigen processing“-)Komplex bestehend aus den beiden nicht kovalent gekoppelten Untereinheiten TAP1 und TAP2 in das ER transportiert.
Wie genau der Transport der Peptide zu TAP erfolgt, ist noch nicht bekannt. Möglicherweise sind daran molekulare
Chaperone, wie Hsp70, beteiligt. Im ER bildet TAP das Zentrum des sogenannten Peptidbeladungskomplexes, der sich aus den Chaperonen Calreticulin, Tapasin, Proteindisulfidisomerase, ERp57 und dem leeren HLA-I-Dimer bestehend aus der MHC-I-schweren Kette und β
2-M zusammensetzt (Cresswell et al.
1999). Die über TAP importierten Peptide mit einer Länge von 8–10
Aminosäuren werden direkt durch das HLA-I-Dimer gebunden, während längere Peptide zunächst durch die ER-residenten Chaperone ERAP1 und ERAP2 prozessiert werden (Saveanu et al.
2005). Nach Bindung des Peptids dissoziiert der Peptidbeladungskomplex und der trimere MHC-I-Komplex wird über den Transgolgi zur Zelloberfläche transportiert und dort den
CD8+ CTL präsentiert. Eine effektive Antigenprozessierung und -präsentation ist für eine Erkennung durch CD8
+ CTL essenziell. Ist einer dieser Schritte in Tumorzellen defizient, erfolgt keine Antigenpräsentation, wodurch diese Zellen gegenüber antigenspezifischen CTLs unsichtbar sind und ihrer Elimination entgehen können.
Extrazelluläre
Antigene von z. B. einem Bakterium werden durch Phagozytose von professionellen APC aufgenommen und die Proteine im Phagolysosom mittels Cathepsin in Fragmente zerlegt (Suri et al.
2006). Im ER werden die MHC-II-Moleküle synthetisiert und durch Komplexierung der α- und β-Ketten von MHC-II mit der invarianten Kette I
i, einem nonameren Chaperon-artigem Mehrzweckmolekül, wird die Peptidbindungstasche im ER blockiert. Nach dem Transport in ein spezielles lysosomenartiges Vesikel erfolgt zunächst die partielle Proteolyse der I
i-Kette durch Cathepsin S, wodurch kurze Peptide (CLIP, „class II associated invariant chain peptide“) gebildet werden, die die MHC-Grube
blockieren. CLIP-Fragmente werden durch das Chaperon HLA-DM vor Zerstörung geschützt. Erst die Verschmelzung des MHC-tragenden Vesikels mit dem Phagolysosom und die Anwesenheit von HLA-DM sowie ein saures pH-Milieu verdrängen die CLIP aus der Peptidbindungstasche und ermöglichen dadurch die Bindung eines anderen (extrazellulären) Peptids, das dem Proteolyseprodukt phagozytierter Proteine entstammt (Denzin und Cresswell
1995). Ein weiteres Chaperon, HLA-DO, kompetiert dabei mit HLA-DM um die Bindung an MHC-II und beeinflusst hierdurch das MHC-II-präsentierte Peptidrepertoire. Eine Peptidbindung ist Voraussetzung für den Export von MHC-II-Molekülen zur Zelloberfläche, der dort von
CD4+ T-Lymphozyten erkannt werden kann (Unanue et al.
2016).
Kürzlich wurde nachgewiesen, dass es vorwiegend auf DC zu Kreuzpräsentationen
kommen kann, durch die die Eigenschaften der oben genannten klassischen Präsentationswege kombiniert werden. Dabei werden
Antigene bzw. Proteine aus dem extrazellulären Raum aufgenommen, die daraus hervorgehenden antigenen Peptide dann jedoch über MHC-I-Komplexe
CD8+ CTL präsentiert. Diese Beladung von MHC-I-Komplexen erfolgt unter Mitwirkung von TAP, wobei der genaue Mechanismus noch nicht endgültig geklärt ist (Segura und Amigorena
2015). Der Mechanismus spielt eine zentrale Rolle bei der Aktivierung von CTL zytotoxischer
T-Lymphozyten gegen virusinfizierte sowie auch neoplastische Zellen (Tumoren). Darüber hinaus ist die Kreuzpräsentation von großer Bedeutung bei der Aufrechterhaltung der Selbsttoleranz gegenüber körpereigenen Proteinen.
Tumorantigene
Tumorassoziierte
Antigene resultieren als Peptidfragmente aus der proteasomalen Prozessierung von Proteinen, die mehr oder weniger spezifisch von maligne transformierten Zellen exprimiert werden. Sowohl zytosolische als auch nukleäre Proteine liefern dabei Peptide für die Präsentation an der Zelloberfläche durch MHC-I-Moleküle für
CD8+ T-Zellen und MHC-II-Moleküle für
CD4+ T-Lymphozyten. Nach Reprozessierung tumorassoziierter
Proteine ist üblicherweise die Antigenpräsentation durch professionelle APC Zellen, z. B. DC, Voraussetzung für die Aktivierung
tumorreaktiver T-Zellen. Für die Effektorphase der adaptiven T-Zell-Antwort gegen neoplastische Zellen, z. B. durch CD8
+ CTL, ist die Präsentation der MHC-abhängigen Expression der tumorassoziierten Peptidantigene auf Tumorzellen notwendig.
Eine Kategorie von
Antigenen sind in Tumorzellen überexprimierte Antigene, sogenannte tumorassoziierte Antigene
(TAA), „Cancer testis“-Antigene und onkofetale Antigene (Tab.
2; Butterfield
2015). Tumorspezifische, patientenindividuelle Antigene, sogenannte Neoantigene
, resultieren letztlich aus den erworbenen Mutationen im Tumorgenom. Zwar sind Neoantigene schon seit längerer Zeit bekannt, lassen sich aber erst seit Kurzem durch Verbesserung der Sequenzierungsmethoden und durch Optimierung der
Software, mithilfe derer sich gut an MHC-Moleküle bindende Peptidepitope vorhersagen lassen, nutzen (Butterfield
2015; Kreiter et al.
2015).
Tab. 2
Tumorantigene für die Tumorvakzination. (Modifiziert nach Butterfield
2015)
Tumorassoziierte Antigene (TAA) | Her2/neu (Brustkrebs) MART-1/Melan-A, Tyrosinase, gp100 ( Melanom) Mucin 1 (Kolon-, Pankreas-Karzinom u. a.) | Starke Expression in vielen Tumoren, niedrige Expression in normalem Gewebe, immunogen | Möglicherweise werden nur T-Zellen mit schwacher Avidität aktiviert |
Mutierte tumorspezifische Antigene (Neoantigene) | RAS, p53, patientenindividuelle Mutationen | Aktivierung von T-Zellen mit hoher Avidität und Effektivität | Identifizierung bisher sehr kostenintensiv, daher für die Routineanwendung noch nicht einsetzbar |
Cancer-Testis-Antigene | MAGE-A, MAGE-B, MAGE-C-Proteine (z. B. MAGE-A3) NY-ESO-1 | Expression in zahlreichen Tumoren und in immunprivilegierten Keimzellen, immunogen | Möglicherweise werden nur T-Zellen mit schwacher Avidität aktiviert |
Onkofetale Antigene | Alpha-Fetoprotein | Starke Expression in vielen Tumoren, keine Expression in adultem Gewebe, immunogen | Möglicherweise werden nur T-Zellen mit schwacher Avidität aktiviert |
Immune-Escape-Mechanismen von Tumoren
Tumoren
sind heterogen und enthalten verschiedene Zellpopulationen, wobei Frequenz und Zusammensetzung des Immunzellrepertoires in Tumoren Wachstum, Differenzierung und Progression beeinflussen und damit von klinischer Relevanz sind (Gajewski et al.
2013). Hier wurde in den letzten Jahren die Interaktion zwischen dem angeborenen und dem adaptiven Immunsystem mit Tumorzellen detailliert beschrieben. Mit Ausnahme des
Nierenzellkarzinoms ist eine erhöhte Immunzellinfiltration überwiegend mit einem besseren Überleben von Patienten gekoppelt (Vano et al.
2018).
Die Tumorentwicklung und -progression ist durch den sogenannten Immune-Editing-Prozess charakterisiert, der in die drei Phasen
eingeteilt wird. An dem Immune-Editing
und an der entzündungsvermittelten Tumorgenese ist das pleiotrope Zytokin IFN-γ, das von Th1-Zellen, CTL, NK-Zellen und NKT-Zellen produziert wird, beteiligt (Aqbi et al.
2018).
Die Elimination von Tumorzellen erfolgt über die zytotoxische Aktivität von NK-Zellen und
CD8+ CTL der Peripherie. Die Gleichgewichtsphase ist durch eine Suppression von Tumorzellen charakterisiert, wobei ihre Expansion durch das adaptive Immunsystem kontrolliert wird. In dieser Phase bilden sich jedoch Tumorzellvarianten, die häufig durch den Verlust von MHC-I- und -II-Molekülen charakterisiert sind. Außerdem kommt es auch zu einer reduzierten Produktion von reifen, peripheren B-Zellen, NK-Zellen, NKT-Zellen sowie αβ- und γδ-T-Zellen.
Der Immune-Escape ist mit einer verminderten Immunüberwachung sowie der Aktivierung von Prozessen, die eine immunvermittelte Erkennung von Tumorzellen reduziert, assoziiert. Dazu zählen
-
der Verlust der Expression von TAA,
-
eine fehlende oder verminderte Oberflächenexpression von klassischen HLA-I-Molekülen und Komponenten des Antigenprozessierungswegs,
-
eine aberrante Expression nicht klassischer HLA-Antigene (HLA-G, HLA-E) sowie von Immuncheckpunkten, wie PD-L1 und B7-H4.
Ebenfalls führen eine verstärkte
onkogene und/oder eine defiziente IFN-Signaltransduktion zu einem Immune-Escape (Tab.
3). Der Verlust bzw. die Herunterregulation der Expression von MHC/HLA-I ist ein wesentlicher Mechanismus von Tumoren, der Erkennung durch das Immunsystem zu entkommen. Obwohl die Tumorinfiltration durch
T-Lymphozyten (TILs) und andere Immunzellen bereits vor vielen Jahren beschrieben wurde, wurde diese aber nicht direkt mit der Destruktion von HLA-I-positiven und Selektion von HLA-I-negativen Tumorzellen assoziiert. Die HLA-I-Expression von Tumorzellen und Tumorinfiltration ist direkt mit der Reorganisation des Tumorgewebes korreliert (Aptsiauri et al.
2018) und hat so einen direkten Effekt auf die tumorinfiltrierenden Immunzellen mit Inhibition der antitumoralen Immunantwort. Kürzlich wurde auch dem Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor (AhR), einem zytosolischen, ligandenabhängigen Transkriptionsfaktor, eine Rolle bei der Initiation, Progression, Invasion, Metastasierung und dem Entkommen der zugeschriebenen Immunerkennung zugeschrieben (Xue et al.
2018).
Tab. 3
Immune-Escape-Mechanismen von Tumoren
Herunterregulation oder Verlust von HLA-Klasse-I-Antigenen | | Verminderte Frequenz von Immuneffektorzellen ( CD8+, CD4+, NK-Zellen) |
Verlust von Tumorantigenen | Metabolite/ Enzyme (IDO, TDO, PGE2) | Reduzierte Funktion von APC, CD4+, CD8+ und NK-Zellen |
Expression von HLA-G und HLA-E | Wachstumsfaktoren (VEGF) | Vermindertes Homing von Effektorzellen |
Expression von koinhibitorischen Molekülen/Checkpunkten | Salzkonzentrationen | Erhöhte Frequenz immunsuppressiver Zellen (Treg, MDSC, TAN, TAM, TAF) |
| pH | Verstärktes Recruitment von Treg |
Verminderte/defekte IFN-Signaltransduktion | | Tumorabstammende Exosomen (TEX) |
Erhöhte onkogene Signal-transduktion | Tumorabstammende Exosomen (TEX) | Verändertes Zytokin-/Chemokinmilieu |
Infolge einer persistenten Antigenexposition kommt es im Verlauf zusätzlich zu einer funktionellen T-Zell-Erschöpfung mit Hyperaktivierung von inhibitorischen Checkpunkten, wie z. B. CTLA-4, PD1, LAG-3 und TIM-3, die als negatives Feedback für CTL fungieren. Dies geht im Tumormikromilieu
mit einer Anreicherung von TAM, Treg, myeloidabstammenden Suppressorzellen („myeloid derived suppressor cells“, MDSC), tumorassoziierten Neutrophilen (TAN) sowie von stromalen Zellen, zu denen tumorassoziierte Fibroblasten (TAF) und
mesenchymale Stammzellen („mesenchymal stem cells“, MSC) zählen, einher, die u. a. die Aktivität von Immuneffektorzelllen reduzieren (Liu und Cao
2016). Ebenfalls produzieren Tumorzellen und immunsuppressive Zellen verschiedene immunsuppressive Metabolite,
Zytokine,
Chemokine,
Enzyme und Wachstumsfaktoren, zu denen Adenosin, IL-10, transformierender Wachstumsfaktor-β (TGF-β), der vaskuläre, endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF), iNOS („inducible nitric oxidase“),
Prostaglandin E2 (PGE2), reaktive Sauerstoffspezies („reactive oxygen species“, ROS), Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO) und Tryptophan-Dioxygenase (TDO) gehören. Dies ist auch häufig mit einer Neovaskularisierung und Metastasierung neben der induzierten adaptiven
Toleranz gekoppelt (Prendergast et al.
2018).
Ebenfalls beeinflusst ein erhöhter Tumormetabolismus den Energieverbrauch und induziert metabolische Stressoren, wie verminderter pH-Wert, erhöhte Salzkonzentrationen und
Hypoxie. Resultat dieser Modifikation des Mikromilieus ist eine Umstrukturierung/Reprogrammierung des Tumormikromilieus und peritumoralen Gewebes in eine protumorigene Nische (Damgaci et al.
2018; Renner et al.
2017). Diese Faktoren beeinflussen die Aufrechterhaltung der Immunzellfunktion, wie u. a. die antigenpräsentierende Funktion von APC und die Aktivität von Effektorzellen gegenüber Tumorzellen, und die Gewebshomeostase und supprimieren die Immunüberwachung durch Blockierung der Wirt-Tumor-Interaktion. Dies führt zum einen zur Förderung der Metastasierung (Gurusamy et al.
2017) und kann auch für die Resistenz von Tumoren gegenüber Immuntherapien verantwortlich sein (Rybinski und Yun
2016).
Eine Bedeutung bei der antitumoralen Immunantwort wurde auch Exosomen
, kleinen extrazellulären Vesikeln, die eine Schlüsselrolle bei der intrazellulären Kommunikation spielen, zugeschrieben. Tumoren setzen Exosomen frei, die u. a. immunsuppressive Moleküle, soluble Faktoren,
Enzyme, DNA, RNA und nicht kodierende RNA enthalten. Die vom tumorabstammenden Exosomen (TEX) interagieren mit Immunzellen des Tumormikromilieus sowie der Zirkulation und besitzen eine inhibitorische Wirkung auf Immuneffektorzellen (Whiteside
2017; Haderk et al.
2017), was somit einen Immune Escape induzieren kann.
Es ist essenziell, die Strategien, wie Tumoren der Immunüberwachung entkommen können, zu untersuchen sowie auch die Immune-Escape-Strategien, die für Resistenzentwicklung gegenüber Checkpunkt-Inhibitoren und adoptiven ACT verantwortlich sein können, genau zu charakterisieren. So konnte beispielhaft kürzlich gezeigt werden, dass Alterationen von HLA-I und Komponenten des IFN-Signalwegs für Resistenzen gegenüber Immuntherapien verantwortlich sind (Zaretsky et al.
2016; Lu et al.
2017; Andersen et al.
2018). Abhängig von dem gewählten Mechanismus sind bereits heute unterschiedliche therapeutische Interventionen möglich, andere werden in Zukunft entwickelt werden.