Sonografie
Die sonografisch gesteuerte
Feinnadelpunktion
kann auf 2 verschiedenen Wegen erfolgen (Lorentzen et al.
2015):
Bei der indirekt sonografisch gezielten Punktion wird die Läsion sonografisch dargestellt, ihre Projektion auf der Haut und die Tiefe an der Nadel markiert. Die Punktion selbst erfolgt freihändig. Dieses Verfahren ist nur für sehr große Tumoren oder größere Flüssigkeitsansammlungen geeignet.
Die direkt geleitete Punktion kann durch paralleles Einstechen der Nadel zum Schallfeld einer konventionellen Ultraschallsonde oder durch Verwendung einer aufsteckbaren Zieleinrichtung oder durch Einsatz einer speziellen Biopsiesonde ausgeführt werden. Letztere hat den Vorteil der einfachen Handhabung, der guten Nadelführung und des geringeren Platzbedarfs für den Punktionsvorgang.
Für Ultraschall-geleitete Punktionen
muss auf die Empfehlung der Kommission für
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim
Robert Koch-Institut (RKI) hingewiesen werden (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention, Robert Koch Institut
2011). Neben der Desinfektion von Ultraschallköpfen ist ein steriler Überzug aufzuziehen, wenn die Sonde die Punktionsstelle direkt berührt oder Kontakt mit der Nadel hat. Randomisierte Studien existieren allerdings für diese Empfehlung nicht.
Für die Feinnadelpunktion haben sich spezielle Nadeltypen mit facettiertem Nadelschliff bewährt, deren Spitzen im Ultraschallbild sehr gut sichtbar sind (z. B. MS-Nadeln, Fa. Bard). Für zytologische Punktionen werden Nadeln mit einem Außendurchmesser von 0,7–0,8 mm verwendet. Die Feinnadelpunktion soll wenn möglich durch mehrere Nadelpassagen radiär und fächerförmig durchgeführt werden. Sowohl die Feinnadel als auch die verwendete Spritze sollten nicht weggeworfen werden, sondern mit dem asservierten Material in die Pathologie versandt oder zumindest vor der Entsorgung mit Natriumchlorid gespült und ausgestrichen werden, um die Ausbeute zu erhöhen.
In der Regel kann mit diesen Nadeln auch ausreichendes Material für die histologische Untersuchung gewonnen werden. Für die histologische Materialgewinnung sind auch spezielle Nadeln von 0,8–0,95 mm (z. B. Schneidbiopsie nach Otto) in Gebrauch. Von den automatisierten Biopsiegeräten haben Biopsiepistolen mit Nadeln vom Core-Typ zur Gewinnung von Vollzylindern qualitative Vorzüge.
Endosonografie
Die endosonografisch gesteuerte Feinnadelpunktion ist in verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen ein unverzichtbares diagnostisches Verfahren. Mittels einer an der Spitze eines Endoskops eingearbeiteten Convex-Sonde lassen sich über den oberen und unteren Gastrointestinaltrakt muköse und submuköse Tumoren, paraintestinale oder mediastinale Lymphknoten und dem Gastrointestinaltrakt anliegende Organe wie beispielsweise das Pankreas darstellen. Über den Instrumentierkanal des Ultraschallendoskops kann eine spezielle, in einem Teflonkatheter geschützte Nadel (typischer Durchmesser 0,7–0,8 mm) mit einem Stilett in das durch die Convex-Sonde vorgegebene Schallfeld vorgeschoben werden. Bei modernen Instrumenten kann der Stichwinkel durch Verwendung eines Alberan-Hebels modifiziert werden. Durch Einstechen in die anvisierte Läsion, Entfernung des Stiletts und Aspiration kann qualitativ gutes Material für zytologische und histologische Untersuchung gewonnen werden.
CT und MRT
Im Gegensatz zu sonografischen Verfahren sind CT und MRT statische Verfahren. Für die Punktion muss die jeweilige günstigste, in der Regel transversale Schnittebene eingestellt werden. Die Punktionsnadel wird entsprechend der räumlichen Lage der Läsion vorgeschoben. Die Nadellage wird mit wiederholten
Scans der Schnittebene kontrolliert und korrigiert. Für diese Art der Punktion sind relativ starre Nadeln oder Stütznadeln, die keine Abweichung durch Biegung erleiden, erforderlich. Daher kommen bei diesen Biopsien Nadeln im oberen Grenzbereich der Feinnadelbiopsie, häufiger auch größere Dimensionen zur Anwendung. Dies gilt vor allem für die Knochenbiopsie
. Für Biopsie mittels MRT sind spezielle nicht magnetische Instrumente erforderlich. Die Enge der Geräte, die Kosten und der Zeitaufwand sprechen gegen die MRT. Ein Vorteil beider Verfahren ist bei wenig beweglichen oder frei zugänglichen Organen die Möglichkeit einer stereotaktischen Punktion. Die CT eignet sich besonders für die Bereiche, die für die Sonografie schlecht zugänglich sind, wie Knochen-, Lungen- und transgluteale Biopsien (Fielding et al.
2012; Han et al.
2018; Nouh und Abu Shady
2014).
Verwertung des aspirierten Materials
Das aspirierte Material sollte zunächst auf einem Objektträger ausgespritzt werden. Grobe Gewebebröckel sollten vorsichtig über den Objektträger gewälzt und dann für die histologische Untersuchung (z. B. mit Hilfe einer Nadel) in ein formalinhaltiges Gefäß eingebracht werden (Dietrich und Nürnberg
2011). Die kleinen Gewebebröckel bedürfen einer speziellen Aufbereitung durch das Pathologielabor. Für die zytologische Beurteilung sollten wenigstens 6 dünne tumorzellhaltige Ausstriche
angefertigt werden, damit gegebenenfalls Spezialuntersuchungen (z. B. immunologische oder genetische Marker) ausgeführt werden können (Field und Zarka
2016). Für die zytologische Diagnose der Dignität, Histogenese, des Malignitätsgrads und – wenn möglich – Angabe des Primärtumors bei Metastasen werden luftgetrocknete Ausstriche, die nach Pappenheim gefärbt werden, bevorzugt. Die Ausstriche müssen nach dem Trocknen sofort verschickt werden, da bei zu langer Lagerung oder Transport das Material durch bakterielle Überwucherung zerstört werden kann. Sowohl für die zytologische wie für die histologische Diagnostik sind spezielle Erfahrungen in der Anreicherung und Aufarbeitung wie der Beurteilung von Feinnadelaspiraten notwendig.
Das aus der Feinnadel gewonnene histologische Material erlaubt zur Differenzierung benigner Lebertumoren, wie dem hepatozellulären Adenom (HCA) oder der fokal nodulären Hyperplasie (FNH), keine sichere morphologische Zuordnung. Auch aufwändige
Mutationsanalysen oder die Bestimmung molekularer Marker für zielgerichtete Tumortherapien („targeted therapies“) lassen sich aus dem mittels Feinnadelaspiration (FNA) gewonnenen Gewebe häufig nicht bestimmen. In beiden Fällen sind größere Gewebezylinder erforderlich.