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Prinzipien der geriatrischen Onkologie

Verfasst von: Ulrich Wedding und Valentin Goede
Alte Patienten mit Krebserkrankungen zu betreuen, ist keine Ausnahme, sondern wird in zunehmendem Umfang die Regel. In den kommenden Jahren wird die Zahl der Krebsneuerkrankungen und Krebstodesfälle in Deutschland, Österreich und der Schweiz demografiebedingt ansteigen. Da nicht nur Krebserkrankungen, sondern eine Vielzahl von gesundheitlichen Veränderungen altersabhängig gehäuft auftreten, kann eine gute Betreuung alter Patienten mit Krebserkrankungen nur durch die Berücksichtigung all dieser Veränderungen im Rahmen der Behandlung der Krebserkrankung stattfinden. Nationale und internationale Fachgesellschaften empfehlen daher u. a. die Integration eines geriatrischen Assessments in die Betreuung alter Patienten mit Krebserkrankungen. Es ist prognostisch relevant für das Auftreten von Toxizitäten und Überleben und verbessert Therapieentscheidungen. Zunehmend werden Therapieempfehlungen zur Behandlung von alten Patienten für die 3 Gruppen, „fit“, „vulnerabel“ und „frail“ gegeben, wobei diese Einteilungen je nach Erkrankung und Therapien unterschiedlich ausfallen. Ob Assessment-basierte Interventionen zu einer Verbesserung des Überlebens führen, ist weiterhin offen.

Einleitung

Die zunehmende Zahl alter Menschen, die weiterhin ansteigende Lebenserwartung, die mit zunehmendem Alter auftretenden Veränderungen und der altersabhängige Anstieg in der Häufigkeit des Auftretens von Krebserkrankungen lassen es sinnvoll erscheinen, alte Patienten mit Krebserkrankungen in den Fokus zu nehmen.

Demografie und Epidemiologie

Die Zahl alter Menschen wird in allen Ländern der Welt in den kommenden Jahrzehnten deutlich zunehmen. Im Rahmen von Therapieentscheidungen ist wichtig zu wissen, wie die durchschnittlich verbleibende Lebenserwartung ist, wenn ein Alter von z. B. 70, 80 oder 90 Jahren bereits erreicht wurde. Die Daten für Deutschland, Österreich und die Schweiz sind in Tab. 12 und 3 wiedergegeben. Es ist derzeit weiterhin von einer Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung auszugehen. Alter ist der Hauptrisikofaktor für das Auftreten von Krebserkrankungen. Beides zusammen führt zu einer deutlichen Zunahme der Zahl alter Menschen mit Krebserkrankungen. Die Vorausberechnungen für Deutschland, Österreich und die Schweiz durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) sind in Tab. 4 wiedergeben.
Tab. 1
Lebenserwartung anhand der Sterbetafel 2014/2016 (www.destatis.de) für Deutschland
 
Alter in Jahren
0 (Neugeborene)
65
70
75
80
85
90
95
100
Frauen
83,1
20,9
16,8
12,9
9,9
6,4
4,2
2,9
2,0
Männer
78,2
17,7
14,1
10,8
7,8
5,4
3,7
2,6
1,8
Tab. 2
Mittlere Lebenserwartung nach Schweizer Sterbetafel ERM/ERF 90 (http://www.vtl-leuthold.ch/mittlere_lebenserwartung_nach_sc.htm)
 
Alter in Jahren
 
Neugeborene
65
70
75
80
85
90
95
100
Frauen
n.r.
23,0
19,4
15,1
11,4
8,2
5,9
4,4
3,1
Männer
n.r.
19,5
16,4
12,9
9,9
7,5
5,5
3,9
2,6
n.r., nicht berichtet
Tab. 3
 
Alter in Jahren
 
Neugeborene
65
70
75
80
85
90
95
100
Frauen
83,6
21,2
17,1
13,1
9,5
6,5
4,2
2,8
n.r.
Männer
78,4
17,9
14,4
10,9
7,9
5,5
3,7
2,4
n.r.
n.r., nicht berichtet
Tab. 4
Erwartete Krebsinzidenz im Jahr 2035 verglichen mit 2012 in Deutschland, Österreich und der Schweiz (Ferlay et al. 2013)
Jahr
Altersgruppe
Deutschland
Österreich
Schweiz
2012
Alle
493.780
41.117
42.046
<65 Jahre
187.580
16.650
16.849
≥65 Jahre
306.200
24.447
25.197
2015
Alle
604.394
56.266
63.937
<65 Jahre
161.724
16.767
19.714
≥65 Jahre
442.670
39.499
44.223

Lebenserwartung

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und in den meisten anderen Ländern gestiegen und nimmt weiter zu. Aktuelle Zahlen sind für Deutschland in Tab. 1 wiedergegeben. Im Rahmen klinischer Entscheidungsprozesse ist die sog. ferne Lebenserwartung, also die Zahl der durchschnittlich verbleibenden Jahre, wenn ein bestimmtes Alter bereits erreicht worden ist, von Bedeutung. Die genannten Zahlen basieren auf den aktuellen Sterbetafeln, die regelmäßig aktualisiert werden. Meist wird die Zahl der durchschnittlich verbleibenden Jahre unter- und nicht überschätzt, da intuitiv die Lebenserwartung Neugeborener zugrunde gelegt wird.
Die gestiegene und weiter steigende Lebenserwartung sowie die rückläufige Geburtenrate resultieren in einer zunehmenden Zahl alter Menschen. Dieser Trend wird sich circa bis in das Jahr 2045 fortsetzen, bis die Geburtenjahrgänge der Baby-Boomer-Generation gestorben sein werden und die Zahl der alten Menschen von den Geburtenjahrgängen nach dem „Pillenknick“ bestimmt werden wird (Abb. 1).

Epidemiologie

Die Inzidenzrate und die Mortalitätsrate von Krebserkrankungen zeigen eine ausgeprägte Altersabhängigkeit. Das mediane Alter bei Neudiagnose liegt dabei in Mitteleuropa für die meisten Krebserkrankungen bei 65–70 Jahren.
Die Zunahme der Anzahl alter Menschen und die altersabhängig ansteigende Inzidenz führen dazu, dass die Zahl alter Menschen mit Krebserkrankungen in den kommenden Jahrzehnten deutlich zunehmen wird. Die Daten der GLOBOCAN-Erhebung zeigen, dass die Zahl alter Menschen mit Krebserkrankungen, in diesem Fall 65 Jahre und älter, allein aufgrund des demografischen Wandels, weltweit in den kommenden 2 Dekaden erheblich zunehmen wird. Tab. 4 gibt die Zahl der Menschen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zukünftig neu an einer Krebserkrankung erkranken werden, wieder (Basis ist das Jahr 2012, und vorausberechnet sind die Daten für das Jahr 2035).
Korrespondierend wird auch die Zahl der auf Krebserkrankungen zurückzuführenden Todesfälle ansteigen. Für klinisch tätige Onkologen wird die Behandlung von alten Patienten mit Krebserkrankungen daher die Regel und nicht die Ausnahme sein.

Klinische Studien und alte Patienten mit Krebserkrankungen

Anders als im klinischen Alltag sind alte Patienten mit Krebserkrankungen in vielen klinischen Studien zur Evaluation von Behandlungskonzepten unterrepräsentiert. Im Jahr 1999 publizierte Laura Hutschins die Daten der SWOG (Southwest Oncology Group) zum Anteil der über 65-jährigen Patienten in den Studien der SWOG. Die Autoren verglichen diesen Anteil mit dem der über 65-jährigen Patienten der US-Gesamtbevölkerung mit der jeweiligen Erkrankung. Nur 31 % der Patienten in den Studien, aber 61 % aller Patienten waren älter als 65 Jahre (Hutchins et al. 1999; Lewis et al. 2003). U. a. durch solche Untersuchungen alarmiert veranlasste das National Cancer Institute (NCI) der USA, klinische Studien mit willkürlichen oberen Altersangaben in den Ausschlusskriterien nicht mehr zu fördern. Leider hat diese Maßnahme aber bisher nicht zu einer wesentlich besseren Rekrutierung alter Patienten in klinische Studien des NCI beigetragen (Hurria et al. 2014).
Die Task Force Cancer in the Elderly der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) hat zusammen mit der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG) und der nordamerikanischen Studiengruppe Alliance Empfehlungen erarbeitet, wie Studien besser an die Situation alter Patienten angepasst werden können, damit in Zukunft auch die Therapie alter Patienten mit Krebserkrankungen auf einer besseren wissenschaftlichen Evidenz basiert (Wildiers et al. 2013).
Ein weiterer notwendiger Schritt beim klinischen Studiendesign ist die Wahl der für alte Patienten relevanten Endpunkte. Angesicht eines fortgeschrittenen Alters und damit einer geringeren verbleibenden Lebenserwartung und eines erhöhten Risikos für therapiebedingte Nebenwirkungen gewinnt die Lebensqualität gegenüber der Lebenslänge an Bedeutung. Dem sollte auch in klinischen Studien, z. B. durch die Wahl kombinierter Endpunkte, in denen die Lebenslänge und die Lebensqualität gemeinsam erfasst werden, Rechnung getragen werden (Wildiers et al. 2013).

Physiologische Veränderungen biologischer Funktionen im Alter

Bereits der physiologische Alterungsprozess führt auf molekularer und zellulärer Ebene zu Veränderungen, die auf Organ- und Gesamtkörperebene ebenso in Veränderungen resultieren, die im Rahmen der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen von Bedeutung sein können. Einige sind in Tab. 5 genannt.
Tab. 5
Veränderung biologischer Funktionen im Alter
Parameter
Veränderungen im Alter
Fettanteil
Fettgewebsanteil
Gesamtkörperwasser
Gesamtkörperwasser
Serumalbumin
Albuminkonzentration
Renale Funktion
GFR und tubuläre Funktion
Gastrointestinaltrakt
Intestinale Mukosaoberfläche , relative Achlorhydrie
Leber und metabolische Kapazität
Leberdurchblutung , First-Pass-Effekt
Herzfunktion
Überleitungsgeschwindigkeit , Myozytenzahl
Urogenitalbereich
Prostatagröße
Vitalkapazität und Diffusionskapazität
Hämatopoese
Hämatopoetische Reservekapazität
Immunsystem
Zelluläre und humorale Immunantwort
GFR, glomeruläre Filtrationsrate; ↑ = Zunahme; ↓ = Abnahme
Insbesondere im Rahmen medikamentöser Tumortherapien sind mehrere dieser Veränderungen zu berücksichtigen, da sie in einer Veränderung der Absorption, Verteilung und Elimination von Medikamenten resultieren können. Als detaillierter Überblick über Auswirkungen einer geänderten Pharmakokinetik auf die medikamentöse Therapie der Krebserkrankung alter Menschen kann die Arbeit von Mangoni et al. empfohlen werden (Mangoni und Jackson 2004).

Multimorbidität, Komorbidität und Polypharmazie

Mit dem Alter nimmt die Zahl vieler Erkrankungen zu. Das gleichzeitige Vorliegen mehrerer unterschiedlicher Erkrankungen wird als Multimorbidität bezeichnet. Der Terminus beinhaltet keine Gewichtung, welche Erkrankung die führende ist, wohingegen der Begriff der Komorbidität vom Vorliegen einer Indexerkrankung ausgeht, zu der zusätzlich eine oder mehrere andere Erkrankungen bestehen. Während Multimorbidität und Komorbidität im klinischen Alltag eine große Rolle spielen, sind sie in klinischen Studien unzureichend berücksichtigt. Zwar konnte eine Reihe von Studien zeigen, dass Patienten mit Multimorbidität bzw. Komorbiditäten eine schlechtere Prognose haben. Allerdings berücksichtigen die allermeisten Therapiealgorithmen zur Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen Multimorbidität und Komorbidität kaum oder gar nicht.
Es existiert eine Reihe von validierten Skalen zur Erfassung von Komorbiditäten. Am weitesten verbreitet ist der Charlson-Comorbdity-Score (CCS). Williams et al. haben kürzlich einen Fragebogen, mit dem der Patient seine Komorbiditäten selbst dokumentieren kann, untersucht (Williams et al. 2018). Ein anderer im geriatrisch-onkologischen Umfeld häufiger genutzter Komorbiditätsscore ist der Cumulative Illness Rating Scale (CIRS) (Salvi et al. 2008), für den u. a. auch eine geriatrische Version existiert. Innerhalb von 14 Organsystemen wird dort eine Gewichtung vorgenommen, ob jeweils keine, leichte, mittlere, schwere oder sehr schwere Begleiterkrankungen vorliegen (Wedding et al. 2007b). Eine Übersicht findet sich bei Extermann und Wedding (Extermann und Wedding 2012) sowie bei Wedding und Schäffer (Wedding und Schaeffer 2017).
Patienten mit Beschwerden und Komorbiditäten nehmen in der Regel viele Medikamente ein – darunter verordnete und nicht verordnete sowie indizierte und nicht indizierte. Je höher die Zahl der eingenommenen Medikamente (Polypharmazie) ist, desto größer ist die Gefahr von Interaktionen und potenziell inadäquater Medikation (PIM). 80-jährige Tumorpatienten nehmen im Durchschnitt 9,2 Medikamente ein. Bis zu 40 % stellen dabei eine PIM dar. Liegt eine potenziell lebenslimitierende Krebserkrankung vor, sollte auch die Indikation für nicht im Rahmen der Tumorerkrankung verordnete Medikamente kritisch überprüft werden. Eine Überblicksarbeit zum Thema Polypharmazie und potenziell ungeeigneter Medikation findet sich z. B. bei Sharma et al. (Sharma et al. 2016).

Geriatrisches Assessment

Ein Assessment ist ein Instrument oder eine Vorgehensweise zur Erfassung und Objektivierung eines komplexen Sachverhalts.
In der Geriatrie wurde zur strukturierten Erfassung der gesundheitlichen Gesamtsituation eines Patienten das sog. geriatrische Assessment etabliert. Es erfasst verschiedene Bereiche, auf die im Weiteren eingegangen wird. Diese Bereiche sind für alte Menschen relevant, aber Defizite in diesen Bereichen entgehen häufig einer traditionellen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Basierend auf den Ergebnissen des geriatrischen Assessments wird ein strukturierter Behandlungsplan erstellt. Ziel ist dabei, folgende Fragen besser einschätzen zu können:
  • Ist der Patient in der Lage, ohne fremde Hilfe in der häuslichen Umgebung zu leben?
  • Auf welche Hilfe ist er ggf. angewiesen?
  • Ist eine institutionalisierte Pflege erforderlich?
  • Mit welchen Ressourcen ist eine Rehabilitation mit dem Ziel, Selbstständigkeit im Bereich der Aktivitäten des täglichen Lebens zu erlangen, durchzuführen?
Spezifisch in der Onkologie stehen folgende Fragen im Vordergrund:
  • Bestimmt die neu diagnostizierte Krebserkrankung die Prognose des Patienten?
  • Wird diese Erkrankung dem Patienten im Verlauf voraussichtlich Beschwerden verursachen und seine Lebensqualität einschränken?
  • Ist der Patient therapiefähig, d. h., ist er in der Lage, eine tumorspezifische Therapie ohne eine erhöhte, ihn gefährdende Toxizität zu tolerieren und damit von ihr zu profitieren?
  • Ist die Früherkennung oder die adjuvante Therapie einer Krebserkrankung sinnvoll, oder wird die Überlebensprognose von anderen Erkrankungen bestimmt?
Parallel zur Erfassung der prognostischen Parameter der Krebserkrankung (= Staging oder Tumorassessment) wird daher bei alten Patienten mit Krebserkrankungen ein zusätzliches geriatrisches Assessment (= Patientenassessment) empfohlen, um im Alter gehäuft auftretende Veränderungen der individuellen Ressourcen und Defizite zu erkennen.
Die Übertragung des allgemeinen geriatrischen Assessments auf alte onkologische Patienten konnte u. a. zeigen, dass
  • die Verwendung eines geriatrischen Assessments zur Erkennung von Veränderungen und alternsassoziierten Defiziten führt, die ohne dieses Vorgehen nicht erkannt worden wären (Extermann et al. 1998),
  • die im geriatrischen Assessment entdeckten Veränderungen zu einer Änderung der Therapieentscheidungen führen können (Hamaker et al. 2018),
  • die im geriatrischen Assessment entdeckten Veränderungen prognostisch relevant sind für die Endpunkte Therapieabbruch, schwere Toxizität (Hurria et al. 2011; Extermann et al. 2012) und Überleben (Wildiers et al. 2014).
Die tatsächliche Verwendung eines geriatrischen Assessments bei der Betreuung alter Patienten mit Krebserkrankungen ist dennoch eher die Ausnahme als die Regel. Auch in Tumorboards wird bislang sehr viel genauer über die Krebserkrankung als über den Patienten berichtet (Bolle et al. 2019).
Erste randomisierte kontrollierte Studien haben aber gezeigt, dass durch Integration eines geriatrischen Assessments und darauf basierende Therapieentscheidungen zu einer relevanten Verbesserung von Behandlungsergebnissen beitragen können. So erhielten Patienten mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenen NSCLC im Alter ab 70 Jahren, bei denen eine Chemotherapie neu begonnen wurde, weniger Über- und Untertherapie, wenn die Therapieentscheidung auf einem geriatrischen Assessment basierte, als wenn sie basierend auf dem ECOG-Performance-Status und dem Alter erfolgte (Corre et al. 2016).
Das geriatrische Assessment sollte basierend auf den Empfehlungen der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG) verschiedene Bereiche umfassen (Wildiers et al. 2014):
  • Funktioneller Status
  • Komorbiditäten
  • Kognitive Funktion
  • Psychischer/seelischer gesundheitlicher Status
  • Fatigue, soziale Situation und Unterstützung
  • Ernährungssituation
  • Vorliegen geriatrischer Syndrome
Es steht eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente zur Verfügung, diese einzelnen Bereiche zu erfassen.
Tab. 6 gibt einen Überblick über die Kategorien des Assessments und mögliche Instrumente zu deren Erfassung, wie sie seitens der Arbeitsgruppe Geriatrische Onkologie der gemeinsamen Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO), der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) oder der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG) empfohlen worden sind.
Tab. 6
Kategorien des geriatrischen Assessments und Instrumente zu ihrer Erfassung. (Modifiziert nach Friedrich et al. 2003; Wildiers et al. 2014)
Kategorie
Instrumente zur Erfassung
Komorbiditäten
Charlson Comorbidity Score (CCI)
Cumulative Illness Rating Scale (CIRS)
Hematopoietic Cell Transplantation Comorbidity Index
Funktioneller Status
Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL)
Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL)
Karnofsky-Performance-Status (KPS)
Eastern Cooperative Oncology Group Performance Status (ECOG-PS)
Kognitive Funktion
Uhr-Zeichnen-Test
Mini Mental Status Examination (MMSE)
Demenz-Detektionstest (Demtect)
Montreal Confusion Assessment (MOCA)
Psychischer/seelischer Gesundheitszustand
Geriatric Depression Scale (GDS)
Soziale Situation
Sozialassessment
Fragebogen zur sozialen Unterstützung (F-Sozu)
Ernährung
Mini Nutritional Assessment (MNA)
Mobilität
Tinetti-Test
Timed-Up-and-Go-Test
Chair-Raising-Test
Short Physical Performance Battery (SPPB)
Die Durchführung eines geriatrischen Assessments ist gemeinsame Aufgabe im betreuenden Team. Teile werden vom Pflegepersonal übernommen, z. B. die Erfassung des funktionellen Status und der Ernährung, andere von der Physiotherapie, z. B. die Erfassung der Mobilität, andere vom Sozialdienst, z. B. die Sozialanamnese und Fragen zur sozialen Unterstützung. Die kognitive Testung kann durch die Ergotherapie oder falls vorhanden von der Neuropsychologie durchgeführt werden. Ärztliche Aufgabe bleibt die Dokumentation der Komorbiditäten und der Polypharmazie sowie die Erfassung des psychischen/seelischen Gesundheitszustands.

Fit, vulnerable, frail

In der klinischen Praxis hat sich eine Einteilung der Patienten auf Basis des Assessments in drei Gruppen bewährt. Fitte Patienten, vulnerable Patienten und „frail“ (hinfällige) Patienten.
Als Frailty (Gebrechlichkeit) wird gemeinhin ein Zustand mit erhöhter Vulnerabilität bezeichnet. Durch Stressoren, wie z. B. Erkrankungen, therapeutische Belastungen oder Nebenwirkungen, besteht bei Vorliegen von Frailty ein erhöhtes Risiko für den Verlust der Homöostase und für das Auftreten ungünstiger Ereignisse im weiteren Verlauf, wie z. B. Therapietoxizitäten, Delir oder Verlust der Mobilität. Frailty ist ein insgesamt nicht einheitlich verwendeter Begriff und basiert auf verschiedenen Modellen (Clegg et al. 2013). Ein häufig genanntes Modell ist das Vorliegen eines sog. Frailty-Phänotyps. Folgende Veränderungen werden als Frailty-Phänotyp beschrieben:
  • Gewichtsverlust
  • Selbst berichtete Erschöpfung
  • Niedriger Energieaufwand
  • Langsamer Gang
  • Schwache Handkraft
Die Übertragung des Frailty-Konzepts auf die onkologische Betreuung ist sinnvoll, birgt aber auch Gefahren. Sinnvoll ist die Identifikation von Patienten mit einem erhöhten Risiko, krankheits- oder therapiebedingt Einschränkungen zu erfahren. Zu warnen ist jedoch vor einer ungeprüften Attributierung von Patienten als „frail“ und dabei eine pauschale Konzeptübertragung aus einen nicht onkologischem Zusammenhang auf die Situation in der Onkologie vorzunehmen. Aufgrund der Toxizität der onkologischen Therapie sind ggf. Patienten z. B. bereits als vulnerabel/„frail“ einzustufen, die es im allgemeinen Sinne, aber noch nicht aus geriatrischer Perspektive wären.
Ferrat et al. evaluierten in einer französischen Kohorte über 70-jähriger Patienten mit Krebserkrankungen 4 Frailty-Scores. Alle 4 hatten eine gute Performance bei Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen im stationären und ambulanten Setting (Ferrat et al. 2017).

Geriatrisches Screening

Als ein Hindernis auf dem Weg, auch in der Onkologie das geriatrische Assessment in der klinischen Routine einzusetzen, wird oft der zeitliche Aufwand angeführt, die zur Durchführung erforderlich ist, sodass kurze Screeningverfahren favorisiert werden.
Seitens der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG) wurde ein systematisches Review durchgeführt, das den Stellenwert eines Screenings in dieser Situation untersucht hat. Decoster et al. kamen zu dem Fazit, dass ein Screening ein geriatrisches Assessment zwar nicht ersetzen kann, aber besser ist, als gar keine Integration geriatrischer Aspekte in das klinische Vorgehen (Decoster et al. 2015).
Innerhalb der unterschiedlichen Screeninginstrumente ist das sog. G8-Screening einer der Favoriten. Soubeyran et al. zeigten, dass das G8-Screening sensitiver ist als das VES-13-Screening, letzteres aber spezifischer ist (Soubeyran et al. 2014). Kenis et al. zeigten in einer großen Kohorte belgischer Patienten, dass Einschränkungen im G8-Screening auch mit einer Verschlechterung des Überlebens assoziiert sind (Kenis et al. 2014), wobei die prognostische Abschätzung nicht primär die Intention eines Screenings ist, sondern die Reduktion der Zahl von Patienten, bei denen ein umfassenderes geriatrisches Assessment zu empfehlen ist. Der in Abb. 2 dargestellte Algorithmus fasst das derzeit zu empfehlende Vorgehen zusammen (Wedding 2015). Tab. 7 gibt den G8-Fragebogen wieder. Puts et al. warnten allerdings davor, auf ein geriatrisches Assessment zu verzichten und vor der Erwartung, aus einem Screening gleiche Schlussfolgerungen ziehen zu können (Puts und Alibhai 2018). Primäre Intention des Screenings ist in der Tat zunächst, bei Patienten mit unauffälligem Screeningergebnis auf ein geriatrisches Assessment verzichten zu können.
Tab. 7
G8-Screening-Fragebogen (als auffälliges Screeningergebnis gilt eine Punktzahl von ≤14 Punkten)
G8-Fragebogen
 
Frage
Mögliche Antworten
Score
A
Hat die Nahrungsaufnahme in den letzten 3 Monaten aufgrund von Appetitverlust, Verdauungsproblemen, Kau- oder Schluckproblemen abgenommen?
0: Schwere Einschränkung der Nahrungsaufnahme
1: Mäßige Einschränkung der Nahrungsaufnahme
2: Normale Nahrungsaufnahme
 
B
Gewichtsverlust in den letzten 3 Monaten?
0: Gewichtsverlust >3 kg
1: Unbekannt
2: Gewichtsverlust zwischen 1 und 3 kg
3: Kein Gewichtsverlust
 
C
Mobilität
0: Bett oder Stuhl
1: Kann aus Bett/Stuhl aufstehen, aber geht nicht raus
2: Geht raus
 
E
Neuropsychologische Probleme
0: Schwere Demenz oder Depression
1: Milde Demenz oder Depression
2: Keine psychologischen Probleme
 
F
Body-Mass-Index (BMI; Gewicht in kg/Größe in m2)
0: BMI <19
1: BMI 19–21
2: BMI 21–<23
3: BMI ≥23
 
H
Nimmt >3 Medikamente/Tag ein
0: Ja
1: Nein
 
P
Verglichen mit Gleichaltrigen, wie schätzt der Patient seinen Zustand ein?
0: Nicht so gut
0,5: Weiß nicht
1: Gleich gut
2: Besser
 
 
Alter
0: >85
1: 80–85
2: <80
 
 
Total Score (0–17)
  

Lebensqualität

Faktoren der Lebensqualität alter Menschen zu kennen, ist wesentlich, um Ansätze zu entwickeln, deren Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten und mit den betroffenen Personen therapeutische Ziele festzulegen. Lebensqualität ist – wo immer möglich – durch den Patienten selbst zu bestimmen. Bei kognitiv Eingeschränkten ist eine Erfassung durch Bezugspersonen („Proxy“) sinnvoll. Die meisten Items des geriatrischen Assessments sind mit der Lebensqualität assoziiert. Eine strukturierte Erfassung von Lebensqualität im etablierten Fragebogen hilft, die im Rahmen onkologischer Erkrankungen auftretenden Symptome besser zu erfassen und therapeutisch anzugehen sowie erkrankungs- und therapiebedingte Einschränkungen der Lebensqualität frühzeitig zu erfassen (Scotte et al. 2018). Tab. 8 gibt die Assoziation von Parametern des geriatrischen Assessments mit der Lebensqualität bei alten onkologischen Patienten wieder.
Tab. 8
Bereiche des geriatrischen Assessments und ihre Effekte auf die Lebensqualität (Wedding et al. 2007a)
Bereiche
GA- Skala
HRQoL-Skala
Effekt
Funktioneller Status
ADL
EORTC-QLQ-C30
Geringe ADL – erniedrigte HRQoL
IADL
EORTC-QLQ-C30
geringe IADL – erniedrigte HRQoL
Mobilität
6-Minute Walk Test
SF-36
Geringe Mobilität – erniedrigte HRQoL
Kognition
MMSE
EORTC-QLQ-C30
Keine Interaktion
Depression
BDI
EORTC-QLQ-C30
Depression – erniedrigte HRQoL
Komorbidität
CIRS-G
EORTC-QLQ-C30
Komorbidität – erniedrigte HRQoL
ADL, Aktivitäten des täglichen Lebens; GA, geriatrisches Assessment; HRQoL, Health-Related Quality of Life

Therapieempfehlungen für spezielle Entitäten

Für eine Reihe von onkologischen Erkrankungen existieren mittlerweile Therapiealgorithmen, die geriatrische Aspekte aufgegriffen haben. Tab. 9 gibt hierzu einen Überblick.
Tab. 9
Therapeutische Empfehlungen zur Behandlung alter Patienten seitens internationaler Fachgesellschaften
Erkrankung
Fachgesellschaft
Literatur
Chronisch lymphatische Leukämie (CLL)
Internationale Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG)
Stauder et al. 2017
International Myeloma Working Group
Palumbo et al. 2014
Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom
Internationale Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG)
Morrison et al. 2015
Internationale Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG)
Droz et al. 2017
Kolorektales Karzinom
Internationale Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG)
Papamichael et al. 2015
Bronchialkarzinom
European Organization for Research and Treatment of Cancer
Pallis et al. 2014
Internationale Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG)
Biganzoli et al. 2012
Internationale Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG)
Kanesvaran et al. 2018
Die Darstellung der therapeutischen Empfehlungen zu einzelnen Tumorentitäten, würde den Rahmen dieses Kapitels sprengen; es sei hierzu beispielhaft auf das Buch „Geriatrische Onkologie“ verwiesen (Ebert et al. 2017).

Geriatrische Interventionen

Die meisten Arbeiten auf dem Gebiet der geriatrischen Onkologie haben sich in den zurückliegenden Jahren mit dem Thema der besseren prognostischen Beurteilung von Lebenserwartung oder Therapieverträglichkeit/Toxizität bzw. der Verbesserung der onkologischen Therapieentscheidung auf Basis eines geriatrischen Assessments beschäftigt. In der Geriatrie wird das geriatrische Assessment aber vor allem als Instrument genutzt, um darauf aufbauend geriatrisch-therapeutische Interventionen zu planen (z. B. Überprüfung einer Polypharmazie, spezielle Pharmakotherapie geriatrischer Syndrome, Ernährungs-, Physio-, Ergotherapie).
Eine Reihe von Arbeiten in der geriatrischen Onkologie greift dieses Vorgehen auf. Alibhai analysierte z. B., welche Interventionen basierend auf einem geriatrischen Assessment veranlasst werden (Alibhai et al. 2018). Das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) der USA hat Empfehlungen erarbeitet, welche Interventionen basierend auf den Ergebnissen der geriatrischen Assessments sinnvollerweise zu ergreifen sind (Mohile et al. 2015). Mohile et al. berichten über 4 derzeit laufende große randomisierte Studien (2 in den USA, 1 in Canada und 1 in Frankreich), die den Nutzen geriatrischer Interventionen bei über 70-jährigen Patienten mit soliden Tumoren untersuchen (Mohile et al. 2018). Eine aktuelle Übersichtarbeit zum Thema geriatrische Interventionen wurde von Goede und Wedding publiziert (Goede und Wedding 2019).
Literatur
Alibhai SMH, Jin R, Loucks A, Yokom DW, Watt S, Puts M, Timilshina N, Berger A (2018) Beyond the black box of geriatric assessment: understanding enhancements to care by the geriatric oncology clinic. J Geriatr Oncol
Biganzoli L, Wildiers H, Oakman C, Marotti L, Loibl S, Kunkler I, Reed M, Ciatto S, Voogd AC, Brain E, Cutuli B, Terret C, Gosney M, Aapro M, Audisio R (2012) Management of elderly patients with breast cancer: updated recommendations of the International Society of Geriatric Oncology (SIOG) and European Society of Breast Cancer Specialists (EUSOMA). Lancet Oncol 13(4):e148–e160CrossRef
Bolle S, Smets EMA, Hamaker ME, Loos EF, van Weert JCM (2019) Medical decision making for older patients during multidisciplinary oncology team meetings. J Geriatr Oncol 10(1):74–83CrossRef
Clegg A, Young J, Iliffe S, Rikkert MO, Rockwood K (2013) Frailty in elderly people. Lancet 381(9868):752–762CrossRef
Corre R, Greillier L, Le Caer H, Audigier-Valette C, Baize N, Berard H, Falchero L, Monnet I, Dansin E, Vergnenegre A, Marcq M, Decroisette C, Auliac JB, Bota S, Lamy R, Massuti B, Dujon C, Perol M, Daures JP, Descourt R, Lena H, Plassot C, Chouaid C (2016) Use of a comprehensive geriatric assessment for the management of elderly patients with advanced non-small-cell lung cancer: the phase III randomized ESOGIA-GFPC-GECP 08-02 study. J Clin Oncol 34(13):1476–1483CrossRef
Decoster L, Van Puyvelde K, Mohile S, Wedding U, Basso U, Colloca G, Rostoft S, Overcash J, Wildiers H, Steer C, Kimmick G, Kanesvaran R, Luciani A, Terret C, Hurria A, Kenis C, Audisio R, Extermann M (2015) Screening tools for multidimensional health problems warranting a geriatric assessment in older cancer patients: an update on SIOG recommendationsdagger. Ann Oncol 26(2):288–300CrossRef
Droz JP, Albrand G, Gillessen S, Hughes S, Mottet N, Oudard S, Payne H, Puts M, Zulian G, Balducci L, Aapro M (2017) Management of prostate cancer in elderly patients: recommendations of a Task Force of the International Society of Geriatric Oncology. Eur Urol 72(4):521–531CrossRef
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