Einleitung
Die radiologische Bildgebung onkologischer Patienten spielt nicht nur in der Diagnostik und der Stadieneinteilung und damit verbunden in der individualisierten, stadiengerechten Therapieplanung, sondern auch in der Nachsorge und Verlaufsbeurteilung eine entscheidende Rolle. Technischer Fortschritt und Weiterentwicklung der Untersuchungsprotokolle machen insbesondere die gegebenenfalls Kontrastmittel-(KM-)verstärkte Schnittbildgebung zum unabdingbaren und zentralen Element der onkologischen Bildgebung. Die Vorteile der Kernspintomografie (MRT) liegen in der exzellenten Weichteildarstellung, die somit unersetzlich z. B. in der onkologischen Diagnostik des Zentralnervensystems (ZNS) und des muskuloskelettalen Systems ist. Wohingegen die Computertomografie (CT) beispielsweise in der pulmonalen Bildgebung und bei der Beurteilung malignomsuspekter ossärer Destruktionen überlegen ist und meist die zentrale Modalität für das systematische Staging stellt.
Der Einsatz der jeweiligen Technik muss also je nach Fragestellung und Körperregion angepasst oder komplementär genutzt werden. Trotz der technischen Entwicklungen sind sowohl konventionelle Aufnahmen wie auch sonographische Untersuchungen bei bestimmten Tumoren und Fragestellungen weiterhin indiziert.
Aufgrund des Umfangs der Thematik kann im Rahmen der einzelnen Abschnitte nur ein allgemeiner Einblick in die diagnostischen Grundlagen und Algorithmen mit Schwerpunkt auf der praktischen Anwendung in der klinischen Routine gegeben werden. In diesem Zusammenhang liegt der Fokus der einzelnen Abschnitte darauf, die Methode zu identifizieren, die eine präzise und schnelle Diagnose oder korrekte Beantwortung einer speziellen Fragestellung ermöglicht, anstatt den diagnostischen Ablauf im Rahmen der
Stufendiagnostik zu skizzieren (siehe Tabelle
1).
Table 1
Methodische Möglichkeiten des primären, lokalen Stagings verschiedener Tumorentitäten
Tumoren des ZNS (einschl. Spinoaxis) | + | ++ | − | − | Nur bei Kontraindikationen ist vom Grundsatz der MRT abzuweichen |
Tumoren der Kopf-Hals-Region
| ++ | ++ | − | ++ | MRT: Mundhöhle, Pharynx und Larynx; Sonografie: oberflächliche Organe wie Schilddrüse, Speicheldrüsen und Lymphknoten |
Bronchialkarzinom
| ++ | + | + | + | MRT obligat bei Tumoren der oberen Thoraxapertur/Wirbelsäulenkontakt zur Beurteilung des Plexus/Spinalkanals |
| − | ++ | ++ | ++ | Komplementäre Diagnostik |
Tumoren des Gastrointestinaltrakts
|
Ösophaguskarzinom
| ++ | + | − | ++ | |
Magentumoren
| ++ | + | − | ++ | Hydro-CT verbessert diagnostische Genauigkeit |
Tumoren der Leber
| + | ++ | − | + | Ggf. Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP) zur räumlichen Darstellung der Gallenwege |
Exokrine Pankreastumoren
| ++ | ++ | − | + | MRT mit MRCP bietet Vorteile in der Darstellung zystischer Neoplasien sowie der biliären Anatomie |
| ++ | ++ | + | − | CT- und MRT-Sellink: Wanddistension des Dünndarms mittels Methylcellulose bzw. Flohsamenschalen entscheidend für diagnostische Güte |
Kolorektales Karzinom
| + | ++ | − | ++ |
Rektumkarzinom: Endosonographie stellt Methode der Wahl bei niedrigem T-Stadium; ab Stadium T2 bietet die MRT die verlässlichsten Ergebnisse |
Urologische Tumoren
|
Tumoren der Niere, der ableitenden Harnwege und der Harnblase
| ++ | ++ | − | + | Mehrphasige Schnittbildgebung mit nativer, arterieller/kortikomedulärer, venöser/nephrographischer und ggf. exkretorischer Phase obligat |
| − | ++ | − | ++ | Präoperative MRT des Skrotums stellt alternative/komplementäre Methode zur Sonografie in der Beurteilung des lokalen Staging |
| − | ++ | − | + | Multiparametrische MRT stellt Methode der Wahl |
Maligne Tumoren der Nebenniere
| ++ | ++ | − | − | MRT erreicht mithilfe der „Chemical-shift“-Analyse und durch Beurteilung des Signalverhaltens zumeist eine zutreffende Charakterisierung |
Gynäkologische Tumoren
|
| + | ++ | − | +/++ | Ab Stadium FIGO IB2 hat die MRT den höchsten Stellenwert in der diagnostischen Beurteilung des Zervixkarzinoms |
| + | ++ | − | + | Bei sonographisch dignitätsunklaren, komplexen Tumoren der Adnexe sollte eine weitere Einordnung mittels MRT erfolgen |
Lymphoproliferative Erkrankungen und Lymphknotenmetastasen
| + | +/++ | − | + | Das potenzielle Vorliegen von nodalen Mikrometastasen reduziert die Sensitivität der Schnittbildgebung; Sonografie nur für oberflächlich lokalisierte Lymphknoten relevant |
| + | ++ | − | − | Eine abschließende Dignitätsbestimmung ist oftmals auch durch die MRT nicht sicher möglich |
Primäre und sekundäre maligne Knochentumoren
| + | ++ | +/++ | − | Primäre Abklärung bei symptomatischen Patienten sollte weiterhin durch eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen (ggf. zusätzliche Spezialaufnahmen) erfolgen |
Tumoren des ZNS
In der Diagnostik von primären intrakraniellen
und
spinalen Tumoren sowie von sekundären Neoplasien des ZNS ist die MRT aufgrund des hohen Gewebekontrasts der CT überlegen und stellt somit die diagnostische Methode der Wahl dar. Nur bei bestehenden Kontraindikationen (
Herzschrittmacher, Cochlea-Implantat, Metallsplitter) ist vom Grundsatz der MRT abzuweichen und eine CT indiziert.
Durch entsprechende Wahl der MR-Sequenzen können sowohl Tumorausdehnung und perifokales Tumorödem diskriminiert als auch nekrotische Areale erfasst oder eine mögliche Infiltration der Dura oder der Schädelkalotte (z. B. bei Metastasen) detektiert werden. Hinsichtlich der genaueren Tumorcharakterisierung ist die Gabe von intravenösem (i.v.) Kontrastmittel unerlässlich, die sich als Ausdruck einer gestörten Blut-Hirn-Schranke in einer Kontrastmittelanreicherung manifestiert. Zusätzlich dient die MRT dazu, mögliche therapieassoziierte Begleitreaktionen von Rezidiven zu differenzieren, um somit die weitere Therapieplanung und Nachsorge optimal zu unterstützen. Beispielsweise ist im frühpostoperativen Rahmen innerhalb eines postoperativen Zeitfensters von 24–48 Stunden (max. 72 Stunden) die Beurteilung von etwaigem Resttumorgewebe möglich. Entscheidend ist hierfür jedoch, dass die Untersuchung innerhalb des Zeitfensters und nicht unmittelbar postoperativ (unspezifischer Kontrastmittelaustritt durch operative Gefäßeröffnung) oder später als 3 Tage postoperativ erfolgt (unspezifische Schrankenstörung).
Zusätzliche zu der konventionellen MR-Bildgebung kann bei unklaren morphologischen Befunden mithilfe der Diffusions- und Perfusions-MRT sowie der MR-Spektroskopie eine annähernde Einordung hinsichtlich des Malignitätsgrades erfolgen und die Differenzierung zwischen Rezidiven und Narben oder postradiogenen Veränderungen unter Umständen erleichtert werden.
Bei Verdacht auf eine knöcherne Beteiligung, bei Verkalkungen (z. B. beim Kraniopharyngeom) oder zur Einschätzung der Zelldichte bei gewissen Tumoren (niedriggradiges Gliom versus Germinom) wird die Diagnostik ggf. um eine KM-gestützte CT erweitert. Der CT kommt darüber hinaus weiterhin ein hoher Stellenwert in der Akutdiagnostik von tumor- oder therapieassoziierten Komplikationen zu (z. B. Einblutung, Ischämie, Hydrocephalus).
Eine spinale MRT ist neben der Diagnosestellung primärer
spinaler Tumoren (z. B. Astrozytom, Ependymom) auch hinsichtlich der Frage einer Meningeose oder Metastasierung bei einer Vielzahl von ZNS-Tumoren (z. B. Abtropfmetastasen bei
Medulloblastom, Glioblastom) oder auch bei intraspinaler Metastasierung von außerhalb des ZNS gelegenen Tumoren erforderlich.
Bei Patienten mit einer Einschränkung der Nierenfunktion sind die aktuellen Empfehlungen zur Vermeidung einer diffusen nephrogenen Sklerose durch Gadolinium zu beachten. Nach bisheriger Studienlage wurden nach wiederholter Kontrastmittelgabe Signalsteigerungen in bestimmten Kernstrukturen des Gehirns, insbesondere bei linearen, aber auch in sehr geringen Mengen bei makrozyklischen Gadoliniumchelaten, beobachtet, ein Hinweis für eine hierdurch bedingte klinische Schädigung existiert zum aktuellen Zeitpunkt nicht (Fachgesellschaften AdWM
2016; Brandão und Castillo
2016; Hollingworth et al.
2006; Pullicino et al.
2018).
Tumoren der Kopf-Hals-Region
Die bildgebende Diagnostik der Hopf-Hals-Region beruht im Wesentlichen auf den Schnittbildverfahren CT und MRT sowie der Sonografie.
Die KM-gestützte CT ist derzeit die meistgenutzte Modalität mit hoher diagnostischer Aussagekraft. So werden bei akzeptablem Weichteilkontrast sowohl Detektion und Ausbreitungsdiagnostik von Tumoren im Sinne des T-Stadiums erfasst als auch anatomische bedingte Besonderheiten (Normvarianten, tumoröse Gefäßinvasion etc.) aufgezeigt, die dieses Verfahren zu einem unumgänglichen Bestandteil in der präoperativen Vorbereitung machen. Weiterhin ist die CT bei der Beurteilung einer möglichen knöchernen Infiltration oder bei Neoplasien knöchernen Ursprungs unverzichtbar. Bei bestimmten Fragestellungen zur Beurteilung von Knochen der Nasennebenhöhle oder der Schläfenbein- und Dentalregion kann eine Niedrigdosistechnik eingesetzt werden kann.
Da die MRT die beste Weichteilauflösung bietet, ist diese die Modalität der Wahl bei der Beurteilung der Mundhöhle, des Pharynx und des Larynx und bietet Zusatzinformationen hinsichtlich der tumorösen Infiltration z. B. der kartilaginären Strukturen oder der Speicheldrüsen.
Somit beruht die Wahl der primären bildgebenden Modalität mit deren jeweiligen technischen und diagnostischen Vorteilen auf der vermuteten Tumorlokalisation und einer expliziten klinischen Fragestellung.
Die Ultraschalldiagnostik hat weiterhin einen sehr hohen Stellenwert in der onkologischen Diagnostik von oberflächlich zugänglichen Organen wie Speichel- und Schilddrüse sowie in der Beurteilung der Lymphknoten im Hinblick auf eine lymphonodale Metastasierung (N-Status) und erfolgt primär oder komplementär zu den genannten Schnittbildverfahren.
Das konventionelle Röntgen ist bei onkologischer Fragestellung in dieser Körperregion als obsolet einzustufen und hat lediglich noch eine Relevanz in der Zahndiagnostik; wobei hier die digitale Volumentomographie (DTV; ein CT-ähnliches 3D-Röntgenschnittbildverfahren) für dezidierte Fragestellungen im Hochkontrastbereich in einem beschränkten Untersuchungsbereich alternativ zu CT und konventionellem Röntgen eingesetzt werden kann (Dammann et al.
2014).
Bronchialkarzinom
Die meist späte Diagnose ist mitverantwortlich für die hohe Mortalität der Bronchialkarzinome. Dennoch kann laut der seit Februar 2018 gültigen S3-Leitlinie des
Lungenkarzinoms keine generelle Empfehlung zur Früherkennung mittels Thoraxübersicht ausgesprochen werden. Wohingegen bei bestimmten Risikofaktoren (Z. n. Lungenkarzinom, positive Familienanamnese, Z. n. HNO-Malignom etc.) für Risikopersonen im Alter ≥50 Jahren mit einer Raucheranamnese von ≥20 Packungsjahren eine Früherkennung mittels Low-dose-CT erwogen werden kann.
Weiterhin wird die Thoraxübersicht
als initiales radiologisches Verfahren zur Abklärung einen
Lungenkarzinoms empfohlen, wenngleich sowohl bei positivem Befund als auch bei negativem Ergebnis und bestehender Diskrepanz zur Klinik eine CT angeschlossen werden soll, die grundsätzlich KM-verstärkt Thorax und Oberbauch (inklusive Nebennieren und Leber als möglicher Metastasierungslokalisation) erfassen muss. Da die CT dezidierte Informationen über die genaue anatomische Lage der Läsion liefert, ist sie eine unabdingbare Voraussetzung vor invasiven Maßnahmen wie
Bronchoskopie oder
Mediastinoskopie. Hinsichtlich des T-Stadiums ist es möglich, radiologisch zwischen T1- und T2-Ausdehnung zu differenzieren sowie Kriterien für die Operabilität in bestimmten T3- (Thoraxwandinfiltration) oder T4-Situationen (mediastinale Infiltration) zu unterscheiden. Zusätzlich werden Pleura- und Perikardergüsse, die in diesen Setting zumeist maligne sind, sicher erfasst sowie eine mögliche tumoröse knöcherne Arrosion detektiert.
Falls hinsichtlich der Beurteilung einer tumorösen Infiltration des Mediastinums oder der Brustwand die CT alleine nicht aussagekräftig ist, kann die MRT (ggf. die Thoraxsonografie) eingesetzt werden. Des Weiteren soll im Fall eines Tumors der oberen Thoraxapertur (Sulcus-superior-Tumor), des Lungenapex (Beurteilung Plexusinfiltration) sowie bei Tumoren mit Wirbelsäulenkontakt mit möglicher spinaler Infiltration die MRT zur Beurteilung der Ausbreitung eingesetzt werden. Die früher postulierten Vorteile der EKG-getriggerten, multiplanaren MRT sind durch die technische Entwicklung der CT mit isotropen Datensätzen weitgehend verschwunden, sodass die MRT eher bei gezielten Fragestellungen in Betracht gezogen werden sollte.
Bezüglich des N-Stadium ist die in der CT oder MRT ermittelte Lymphknotengröße allein ein unzuverlässiger Parameter als Indikator für eine lymphonodale Metastasierung (kurzer Durchmesser >1 cm ergeben
Sensitivitäten und
Spezifitäten von ca. 62 %), in der Zusammenschau mit einer FDG-PET (Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomographie) liefert diese jedoch eine verlässliche Aussage.
Zur Einteilung des M-Stadiums ist die MRT das Verfahren der Wahl bei der Detektion von Hirnmetastasen und soll bei symptomatischen Patienten, bei kurativer Therapieindikation höhergradiger NSCLC (nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom) und
SCLC (kleinzelliges Bronchialkarzinom) sowie bei SCLC vor prophylaktischer Bestrahlung durchgeführt werden. Im Hinblick auf eine hepatische oder adrenale Metastasierung ist die CT weiterhin die Methode der Wahl, zumeist ergänzt durch die Befunde der FDG-PET (Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2018a; Manser et al.
2013; de Langen et al.
2006).
Mammakarzinom
In der Früherkennung ist die Mammografie die einzige Methode mit gesicherter Reduktion der Brustkrebsmortalität und ist in Deutschland für Frauen zwischen dem 50.–69. Lebensjahr empfohlen. Als komplementäre ergänzende Diagnostik kann der Einsatz der Sonografie zu einer Sensitivitätserhöhung führen, insbesondere bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko, <50 Jahre und bei dichtem Drüsengewebe.
Für Patientinnen >40 Jahren mit klinischen Symptomen oder suspekten Befunden bilden neben der sorgfältigen klinischen Untersuchung, die Mammografie inklusive mammographischer Zusatzaufnahmen (
Sensitivität 85–90 %) sowie eine komplementär durchgeführte Sonografie die Basisdiagnostik. Zusätzlich kann die Kombination aus 2D- und 3D-Mammographie (Tomosynthese
) bei erhöhter Strahlenbelastung eine signifikante Erhöhung der Detektionsrate bei allen Dichtegraden der Brust erreichen. Ist ein sicherer Malignomausschluss mit den oben genannten Verfahren nicht möglich, ist primär die interventionelle Klärung mittels Stanzbiopsie, Vakuumbiopsie oder nachrangig mittels offener Exzisionsbiopsie indiziert, bei Nachweis von Mikrokalk ohne Abbildung eines Herdbefundes wird die Vakuumbiopsie stereotaktisch gesteuert.
5 % aller Brustkrebserkrankungen treten vor dem 40. Lebensjahr auf, zudem nimmt im jüngeren, oft dichterem Drüsengewebe die Treffsicherheit der Mammografie ab (
Sensitivität ca. 50 %), wohingegen das mit der Röntgenstrahlung verbundene Risiko mit jüngerem Lebensalter zunimmt. Daher soll bei Frauen <40 Jahren die Mammografie nur dort eingesetzt werden, wo ein Malignomverdacht anhand klinischer Untersuchung, Sonografie und – soweit indiziert – perkutaner Biopsie nicht mit ausreichender Sicherheit ausgeräumt werden kann.
In der Mehrheit der Fälle ist in der diagnostischen Situation die Bestätigung bzw. der Ausschluss eines
Mammakarzinoms durch eine Kombination der oben genannten Techniken ausreichend sicher möglich. Handelt es sich jedoch um multiple oder diskrepante Befunde (radiologisch-pathologische oder klinisch-bildgebende Diskrepanz) oder ist eine perkutane Biopsie aufgrund der Lage des Herdes nicht sinnvoll durchführbar, kann die ergänzende Durchführung einer KM-gestützten MRT der Mamma zur Problemlösung beitragen. Weitere Indikationen für die MRT der Mamma ergeben sich bei Patientinnen mit dichtem Brustdrüsengewebe oder im Rahmen der Diagnostik nach
Augmentation einschließlich Beurteilung der Implantatlage, Integrität oder einer möglichen Kapselfibrose. Zusätzlich kann die KM-MRT in ausgewählten Fällen die lokoregionäre Ausbreitungsdiagnostik optimieren und die therapeutische Entscheidungsfindung verbessern (z. B. bei lobulärem Karzinom, hohem genetischen bzw. familiären Erkrankungsrisiko, prämenopausaler Patientin, geplanter Teilbrustbestrahlung). Eine KM-MRT soll nur in Einrichtungen erfolgen, in denen auch die Möglichkeit einer MRT-gestützten Intervention gegeben ist.
Bei neu diagnostiziertem
Mammakarzinom ab dem UICC-Stadium II mit erhöhtem Risiko sowie ab den Stadien III und IV ist ein Ganzkörperstaging mittels KM-gestützter CT des Thorax und Abdomens sowie eine Skelettszintigraphie zum Ausschluss einer Metastasierung (Lunge, Leber, Skelett) indiziert. Des Weiteren ist ein Staging bei klinischen Zeichen/Symptomen, höherem Metastasierungsrisiko (positiver Nodalstatus, Tumorstadium >T2) und/oder aggressiver
Tumorbiologie (z. B. HER2+, triple-negativ) und bei geplanter Entscheidung zur systemischen Chemo-/Antikörpertherapie durchzuführen. Eine generelle Empfehlung für PET oder PET-CT kann nicht ausgesprochen werden, wobei eine PET/PET-CT zur weiteren Klärung diskrepanter Befunde dienlich sein kann (Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2018b; Ohuchi et al.
2016; Bennani-Baiti et al.
2016; Dahabreh et al.
2014; Sun et al.
2015).
Tumoren des Gastrointestinaltrakts
Ösophaguskarzinom
Standardverfahren zur Primärdiagnostik von Neoplasien des oberen Gastrointestinaltrakts ist die endoskopische Untersuchung mit gleichzeitiger Entnahme von Biopsien.
Die Prognose der Patienten mit Ösophaguskarzinom korreliert mit der lokalen Tumorinfiltrationstiefe (T-Stadium) und dem Grad der lymphatischen Aussaat (N-Stadium). Daher ist ein möglichst genaues, prätherapeutisches Staging zur individuellen Therapieplanung wichtig. Aufgrund der hohen lokalen Ortsauflösung weist die
Endosonographie (EUS) von Mediastinum und Magen insbesondere bei niedrigen T-Stadien die höchste Genauigkeit zur Beurteilung der lokalen Infiltrationstiefe auf (
Sensitivität 91–92 %,
Spezifität 94–99 %). Zudem ist die EUS zur Beurteilung von Metastasen in regionären Lymphknoten bei Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus und bei Adenokarzinomen des ösophagogastralen Übergangs
(AEG) richtungsweisend und stellt somit das bildgebende Verfahren der ersten Wahl für das lokale Staging. Fakultativ besteht die Möglichkeit, die Genauigkeit des nodalen Staging insbesondere bei der Abklärung suspekter zöliakaler und kleinkurvaturseitiger Lymphknoten mittels EUS-gestützter Feinnadelpunktion zu erhöhen (Sensitivität 97 %, Spezifität 96 %).
In der Ausbreitungsdiagnostik sollte bei Patienten mit einem neu diagnostizierten Ösophaguskarzinom zum primären Staging eine KM-gestützte Multidetektor-CT (MDCT) von Thorax und Abdomen (inklusive des Halses bei proximaler Tumorlokalisation) mit oralem negativen Kontrastmittel – idealerweise Wasser – zur Wanddistension durchgeführt werden (Hydro-CT). Somit können
Sensitivitäten von bis zu 95 % in Bezug auf das höhere T-Stadium erreicht werden. Die MRT steht als alternatives Verfahren bei Kontraindikationen von jodhaltigem Kontrastmittel zur Verfügung. Das Staging kann bei lokal fortgeschrittenen Tumoren (cT2–4 und cN+) um eine PET/PET-CT erweitert werden, falls der Patient potenziell kurativ behandelbar ist bzw. klinische Konsequenzen zu erwarten sind (vgl. hierzu Kap. „Nuklearmedizinische Diagnostik in der Onkologie“).
Auch ein primäres Staging mittels Ultraschall des Abdomens zum Ausschluss von
Lebermetastasen ist möglich, ersetzt die CT bzw. die MRT der Leber (vgl. Abschn.
6.3) in der Ausbreitungsdiagnostik jedoch nicht.
Der Röntgenbreischluck
ist für die Diagnosestellung des Ösophaguskarzinoms obsolet, wohingegen Röntgenuntersuchungen mit oralem, wasserlöslichem Kontrastmittel in der Diagnostik von lokalen Tumorkomplikationen (Fisteln) verbleiben (van Vliet et al.
2007; Ba-Ssalamah et al.
2011; Choi et al.
2010; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2015).
Magentumoren
Die endoskopische Untersuchung des Magens mit Entnahme von Biopsien ist das Standardverfahren und wird bei klinischem Verdacht als erstes eingesetzt werden. Aufgrund der hohen örtlichen
Auflösung ist – vergleichbar zum Ösophaguskarzinom – das Staging des Magenfrühkarzinoms die Domäne der EUS mit gepoolter
Sensitivität bzw.
Spezifität für das T1-Stadium von 88 % bzw. 100 % und für das T2-Stadium von 90 % bzw. 95 %. Das T-Stadium wird im EUS ähnlich wie in der CT etwas häufiger überschätzt (median EUS 10,6 %; CT 9,4 %). Hinsichtlich des N-Stadiums konnte gezeigt werden, dass die Lymphknotengröße alleine kein zuverlässiger Parameter als Indikator für einen metastatischen Befall beim
Magenkarzinom darstellt. Vor Entscheid einer perioperativen Therapie kann eine EUS-gestützte Feinnadelpunktion durchgeführt werden, die den übrigen bildgebenden Verfahren hinsichtlich ihrer diagnostischen Güte überlegen ist. Ebenso wird bei diskrepanten Befunden der EUS und/oder der CT mit detektierter Magenwandverdickung die Diagnostik um eine EUS-geführte Biopsie erweitert.
Die Primärdiagnostik zum Ausschluss von
Lebermetastasen kann mittels Abdomensonografie erfolgen, jedoch ist bei Patienten mit möglichem kurativen Therapieansatz zum Ausschluss einer Fernmetastasierung ohnehin eine CT des Thorax und Abdomens mit i.v. Kontrastmittel und Distension des Magens mit oralem Kontrastmittel oder Wasser durchzuführen (Hydro-CT
). Mit dieser Technik ist ein korrektes T-Staging von 77–89 % möglich, auch die Serosainfiltration kann mit
Sensitivitäten zwischen 83–100 % und
Spezifitäten von 80–97 % vergleichbar zur EUS (korrektes T-Staging 65–92 %, Sensitivität Serosainfiltration 78–100 %, Spezifitäten 68–100 %) beurteilt werden. Insgesamt ermöglicht jedoch die CT eine bessere Beurteilung der Fernmetastasierung und stellt insbesondere bei der Detektion von Lungenrundherden das sensitivste Verfahren und ist daher der Basisdiagnostik mittels Sonografie des Abdomens und Röntgen-Thorax vorzuziehen.
Die genannten Verfahren sollten komplementär eingesetzt und im klinischen Kontext interdisziplinär interpretiert werden, um die Staging-Aussage zu verbessern und die Selektion von Patienten für eine perioperative Therapie zu optimieren (Smyth et al.
2016; Kinkel et al.
2002; Kwee und Kwee
2007; Vander Noot 3rd et al.
2004; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2012).
Maligne Tumoren der Leber
Das hepatozelluläre Karzinom (HCC)
stellt den häufigsten primären malignen Lebertumor und weist ein charakteristisches Perfusionsverhaltens auf: arterielle Hyperperfusion des Herdes mit anschließendem Kontrastmittelauswaschen in der portalvenösen und venösen Phase und schließlich relativer Kontrastumkehr zum umgebenden Leberparenchym. Dies kann prinzipiell durch alle dynamischen (dreiphasigen) bildgebenden Verfahren (KM-US, KM-CT und KM-MRT) diagnostiziert werden und stellt bei Patienten mit Hochrisiko (
Leberzirrhose,
Fettleberhepatitis etc.) einen ausreichend sicheren Nachweis dar (
Sensitivität 100 %,
Spezifität 30 % für Knoten zwischen 0,5–2 cm). Die Spezifität kann mit der Darstellung des Perfusionsmusters durch eine zweite bildgebende Methode gesteigert werden.
Der KM-US (Treffsicherheit 85 %) ist zwar generell der KM-CT und KM-MRT gleichwertig, jedoch limitiert durch die untersucherabhängige
Reproduzierbarkeit, physiologische Merkmale (z. B. ungünstige Lage der Herde, adipöser Patient) und Praktikabilität der Untersuchung (ein Kontrastmittelbolus pro Herd mit jeweils mindestens 4–5 Minuten Beobachtungszeit). Des Weiteren ist die Differenzierung zwischen HCC und cholangiozellulärem Karzinom
(CCC) im KM-US eingeschränkt, was dazu führt, dass nur die KM-CT und die KM-MRT für die nicht invasiven, bildgebenden Kriterien zur Diagnostik des HCC in
Leberzirrhose vorgesehen sind und somit in einigen Fällen auf eine Biopsie verzichtet werden kann. Die diagnostische Güte der CT korreliert jedoch deutlich mit der Größe der Läsion: Bei einem HCC oder dysplastischen Knoten über 2 cm liegt die Treffsicherheit der CT bei über 80 %, kleine dysplastische Läsionen (<2 cm) können häufig auch mit der Mehrphasen-CT nicht sicher von kleinen HCC-Knoten unterschieden werden (
Sensitivität 40–50 %,
Spezifität 80–100 %). Aufgrund der überlegenen Gewebecharakterisierung erlaubt die dynamische MRT zusätzlich eine differenziertere Diagnose von HCC-suspekten Läsionen bereits ab 1 cm und ist damit das Verfahren mit der höchsten Treffsicherheit (ca. 90 %; Sensitivität 96 % und Spezifität 100 %). Neben Informationen bezüglich der Zelldichte bietet die Verwendung von hepatozytenspezifischem Kontrastmittel Aufschluss über die Integrität der hepatozellulären Funktion und dient damit als Beleg für eine Entdifferenzierung des Tumors und verbessert so die diagnostische Sicherheit.
Bei fortgeschrittenen Stadien sollte eine CT des Thorax und ggf. eine Knochenszintigrafie zum Ausschluss extrahepatischer Manifestation erwogen werden.
Der zweithäufigste primäre Lebertumor ist das cholangiozelluläre Karzinom
(CCC), das sowohl intrahepatisch als auch perihilär oder distal (unterhalb des Zystikusabgangs) lokalisiert sein kann. Da nur bei etwa 10 % der Patienten bei Erstvorstellung eine
Cholangitis mit konsekutiv erforderlicher Drainage vorliegt (insbesondere beim perihilären und oder distalen CCC), ist vor einer Endoskopie zunächst ein Staging mittels Schnittbildgebung indiziert. Die CT ist nicht nur zur Beurteilung der extrahepatischen Ausbreitungsdiagnostik erforderlich, sondern weist auch eine gute
Sensitivität hinsichtlich der Evaluierung einer Tumorinfiltration von Arterien und Venen auf und ist damit im Hinblick auf eine mögliche Resektion unverzichtbar. Die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie
(MRCP) stellt derzeit die beste nichtinvasive Methode zur räumlichen Darstellung der Gallenwege dar und ist in ihrer diagnostischen Güte der endoskopischen retrograden Cholangiographie
(ERC) und der perkutanen transhepatischen Cholangiographie
(PTC) gleichwertig. Damit ermöglicht die MRT mit MRCP die Beurteilung der lokalen Resektabilität und dient zusätzlich als Vorlage für eine eventuelle endoskopische Intervention. Somit sollten sowohl die CT als auch die MRT mit MRCP vor einer endoskopischen Intervention (z. B. Stenting) oder einer Resektion zur Identifikation der anatomischen Verhältnisse und der Tumorlast genutzt werden.
Als Basisdiagnostik sekundärer maligner Lebertumoren dient der Abdomen-US, wobei vergleichend zum HCC die Ausbreitungsdiagnostik bei klinischem Verdacht oder suspekten Befunden mittels CT des Abdomens vorzuziehen ist. Eine KM-MRT der Leber stellt nach aktuellen Kenntnissen die genaueste Modalität zum Ausschluss von hepatischen Metastasen dar (MRT:
Sensitivität 80–88 % und
Spezifität 93–97 %; CT: Sensitivität 74–84 % und Spezifität 95–96 %) (Mainenti et al.
2010; Vogel et al.
2018; Serste et al.
2012; Forner et al.
2008; Strobel et al.
2008; Liu et al.
2017; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2013; Blechacz und Gores
2008; Park et al.
2008; Fabrega-Foster et al.
2017).
Exokrine Pankreastumoren
Die sensitivsten Verfahren zum Erkennen eines
Pankreaskarzinoms sind die KM-CT und die KM-MRT mit einer Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP). Beide Verfahren sind komplementär einzusetzen, ohne dass ein Verfahren dem anderen überlegen ist, jedoch ist in den meisten Einrichtungen die CT das diagnostische Mittel der Wahl. Zum einen können hier neben der Tumorgröße die anatomischen Beziehungen des Tumors zu den umliegenden Gefäßen am genauesten dargestellt werden, was essenziell zur Beurteilung der Resektabilität ist: Insbesondere eine Infiltration der großen Viszeralarterien (Truncus coeliacus, A. mesenterica superior und A. hepatica communis) und Venen (V. mesenterica superior und V. portae) schließt eine kurative Resektion aus. Die CT sollte als Multidetektor-CT (MDCT) mit zumindest biphasischem (arterielle bzw. Pankreasparenchymphase und portalvenöse Phase) bzw. optimalerweise triphasischem (inklusive venöser Phase) Kontrastmittelprotokoll durchgeführt werden. Die KM-MRT mit MRCP bietet zusätzlich bei zystischen Neoplasien in der Darstellung der biliären Anatomie einen Vorteil und kann im Hinblick auf eine mögliche, kleinherdige, hepatische Metastasierung, die mittels CT unzureichend erfasst wird, Zusatzinformationen geben. Die
Endosonographie (EUS) ist in der Hand erfahrener Untersucher ebenfalls eine sensitive Untersuchungsmethode, insbesondere in der Detektion vaskulärer Infiltration und Beurteilung der Resektabilität (
Sensitivität 85 % und
Spezifität 91 % bzw. 90 % und 86 %). Ein weiterer Vorteil der EUS ist die gleichzeitige mögliche Entnahme von Biopsien aus dem Tumor oder aus atypischen Lymphknoten mittels Feinnadelpunktion.
Die
ERCP hat zumeist keinen diagnostischen Mehrwert und ist überwiegend die Domäne der interventionellen Behandlung bei
Cholestase oder
Cholangitis (Adamek et al.
2000; Hanninen et al.
2005; Ducreux et al.
2015; Nawaz et al.
2013).
Dünndarmtumoren
Neben der Kapselendoskopie und der Doppelballonenteroskopie haben CT- und MRT-Sellink-Untersuchungen die Diagnostik von
Dünndarmtumoren in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dennoch weisen die Methoden weiterhin eine geringe
Sensitivität, insbesondere in der Detektion früher Tumorstadien, auf. Die konventionelle Röntgenuntersuchung nach Sellink vermag zwar durch die Untersuchung in Echtzeit eine funktionelle Aussage zu treffen (z. B. Pendelperistaltik) und durch die Doppelkontrastierung können Wandunregelmäßigkeiten sowie intraluminale Tumoren dargestellt werden, jedoch ist eine Beurteilung der Wand nicht möglich. Die CT- oder MR-Sellink Untersuchung dagegen ermöglicht bei optimaler Wanddistension des Dünndarms (Verabreichung von Methylcellulose bzw. Flohsamenschalen per nasojejunaler Sonde oder vorzugsweise oral) und nach der Gabe von Butylscopolamin eine suffiziente Darstellung von intraluminalen, muralen sowie angrenzenden extraintestinalen Befunden. Zusätzlich kann durch die Aufnahme von dynamischen Sequenzen und die Gabe von Kontrastmittel die Differenzierung von tumorösen und entzündlichen Veränderungen erleichtert werden. Aufgrund des besseren Weichteilkontrasts weist die MR-Sellink- gegenüber der CT-Untersuchung in der Detektion von mukosalen Läsionen eine erhöhte Sensitivität auf und stellt damit letztendlich die bildgebende Methode der Wahl.
Der abdominelle Ultraschall übersieht in der Regel Raumforderungen des Dünndarms, insbesondere intramurale oder intraluminale Tumoren bleiben aufgrund der bekannten Limitationen (z. B. Expertise des Untersuchers, Konstitution des Patienten, Gasüberlagerung) meist unentdeckt (Faggian et al.
2016; Rondonotti et al.
2017; Horsthuis et al.
2008).
Kolorektales Karzinom
Neben der klinischen Untersuchung und der kompletten
Koloskopie bzw. starren Rektoskopie
mit Biopsien (CT- oder MRT-Kolonographie bei präoperativ inkompletter Koloskopie) stehen für das Kolon
- und
Rektumkarzinom als bildgebende Staging-Maßnahmen die endoluminale Sonografie (EUS), die Multidetektor-CT (MDCT) sowie die MRT zur Verfügung.
Gemeinsames Ziel der prätherapeutischen Bildgebung bei Erstdiagnose eines kolorektalen Karzinoms ist der Ausschluss von Fernmetastasen (ca. 25 % beim Kolon- und ca. 18 % beim
Rektumkarzinom), dazu kann als Basisdiagnostik die Abdomensonografie mit Röntgen-Thorax eingesetzt werden. Da jedoch die MDCT insbesondere beim
Kolonkarzinom gleichzeitig eine Aussage zur lokalen Tumorausdehnung erlaubt, besteht die Tendenz statt bzw. zusätzlich zur Basisdiagnostik routinemäßig eine MDCT des Abdomens und Thorax durchzuführen. Das Ausmaß der
Lebermetastasen wird jedoch am besten durch eine gezielte MRT der Leber erfasst (
Sensitivität und
Spezifität: MRT 80–88 % bzw. 93–97 %; CT 74–84 % bzw. 95–96 %). Eine Beurteilung der lokalen Tumorausbreitung gelingt beim Kolonkarzinom durch die CT mit einer hohen diagnostischen Genauigkeit (Sensitivität 86 % und Spezifität 78 %), die Einschätzung des N-Stadiums ist jedoch signifikant schlechter möglich (Sensitivität 70 % und Spezifität 78 %). Die Wertigkeit aller bildgebenden Verfahren zur Beurteilung des Lymphknotenstatus beim kolorektalen Karzinom ist mit erheblicher diagnostischer Unsicherheit behaftet. Dies ist darin begründet, dass zum einen reaktive Lymphknotenvergrößerungen auftreten und zum anderen ein metastatischer Befall auch von Lymphkoten <5 mm möglich ist.
Für das
Rektumkarzinom spielt das bildgebende lokale Staging eine zentrale Rolle, da die Patienten nur bei akkuratem Staging einem optimalen, stadienabhängigen Behandlungskonzept zugeführt werden können. Für das lokale Staging eignen sich insbesondere der EUS und die MRT. Im Falle von Frühstadien (T1 und T2) stellt die EUS aufgrund der guten Ortsauflösung von Mukosa und Submukosa die Methode mit der höchsten diagnostischen Güte dar (
Sensitivität 94 % und
Spezifität 98 %), alternativ ist eine MRT mit Endorektalspule oder eine Untersuchung an einem Hochfeldgerät von mindestens 3 Tesla möglich. In fortgeschrittenen Stadien fällt die Genauigkeit der EUS deutlich ab. Der prätherapeutische Einsatz der hochauflösenden MRT zeigt gegenüber dem EUS verlässlichere Ergebnisse hinsichtlich der T-Klassifizierung bei Tumoren mit mindestens T2-Stadium. Darüber hinaus ist sie elementar in der Bestimmung des zirkumferenziellen Resektionsrands (CRM) und bietet Informationen bezüglich der extramuralen Gefäßinfiltration sowie der regionären Lymphknoten. Vornehmlich bei T3-Karzinomen stellt eine Infiltration des Mesorektums bzw. ein geringer Abstand zur mesorektalen Faszie (bis 1 mm) einen wichtigen prognostischen Faktor dar und geht bei positiver Bewertung (CRM+) mit einem erhöhten Risiko für ein Lokalrezidiv einher. Somit erlaubt die MRT die Selektion von Patienten, die von einer neoadjuvanten Radiochemotherapie profitieren würden und trägt essenziell zur korrekten Planung der Operationstechnik bei. Des Weiteren wird die MRT nicht nur zunehmend für das primäre Lokalstaging, sondern auch vermehrt zum Therapiemonitoring unter Neoadjuvanz eingesetzt. Die CT ist für das Staging von T1- bis T3-Karzinomen nicht geeignet (fehlende Differenzierbarkeit der Wandschichten sowie fehlende Darstellung der mesorektalen Faszie). Bei T4-Karzinomen erscheinen alle 3 Untersuchungsmodalitäten gleichwertig.
Als problematisch in Bezug auf eine neoadjuvante Therapie muss ein potenzielles Overstaging mit resultierender „Übertherapie“ erwähnt werden – dies betrifft insbesondere die falsch-positive Diagnose von wandüberschreitenden T3-Tumoren oder einen falsch-positiven N-Status – das beim
Rektumkarzinom zwischen 18–30 % liegt. Dieser Sachverhalt sollte bei der Empfehlung des interdisziplinären Tumorboards berücksichtigt werden (Neri et al.
2002; Bipat et al.
2004; Puli et al.
2009a,
b; Merkel et al.
2001; Kim et al.
2006; Sauer et al.
2004; Glynne-Jones et al.
2017; Van Cutsem et al.
2014; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2017a; Bosset et al.
2008).
Urologische Tumoren
Tumoren der Niere, der ableitenden Harnwege und der Harnblase
Die CT ist der
Goldstandard in der Abklärung bei (meist sonographisch gestelltem) Verdacht auf ein
Nierenzellkarzinom. Mit einem standardisierten Untersuchungsprotokoll gelingt die Detektion und – bis zu gewissem Grad – die Charakterisierung der Nierenraumforderung zumeist zuverlässig, was für die Resektionsplanung entscheidend ist (Wahl der Operationstechnik abhängig von Tumorgröße und -ausdehnung). Zusätzlich kann im Vorfeld eine CT-gestützt Biopsie durchgeführt werden. Obligat ist eine diagnostische KM-gestützte, mehrphasige CT des Abdomens und Beckens mit nativer, arterieller/kortikomedulärer (optimale Differenzierbarkeit von Nierenrinde und Nierenmark) und venöser/nephrographischer Phase. Zusätzlich kann noch eine exkretorische Phase (ca. 3–5 Minuten nach Kontrastmittelgabe) angeschlossen werden, um eine Infiltration des Nierenbeckens und der ableitenden Harwege beurteilen zu können (CT-Urographie
). Im Rahmen der Primärdiagnostik ist die Ergänzung einer CT des Thorax zum Metastasenausschluss sinnvoll. In der Beurteilung der lokalen Ausbreitung ist der anatomische Bezug zum Nierensinus/-hilus und somit die Nähe zu den arteriellen und venösen Gefäßen prognostisch wichtig (bei direktem Kontakt handelt es sich zumeist bereits um T3a-Karzinome). Bei Verdacht auf eine tumoröse Infiltration der Nierenvenen oder der Vena cava (d. h. lokalisiertes versus fortgeschrittenes Stadium) stellt die MRT die Methode der Wahl, da mittels hochauflösender T2-Sequenz von Vorhofebene bis Nierenunterrand sowohl die Ausdehnung einer venösen Invasion/Cavazapfens als auch gegenüber der CT die Abgrenzung des Tumorthrombusrands sicher beurteilt werden können (MRT:
Sensitivität 100 % und
Spezifität 83 %; CT: Sensitivität 93 % und Spezifität 80 %). Zusätzlich können neben der Beurteilung morphologischer Eigenschaften auch funktionelle Aspekte (Differenzierungsgrad/Grading durch Diffusions- und Perfusionsuntersuchungen) erfasst werden. Nach aktueller Studienlage ergibt sich im Vergleich der beiden Modalitäten hinsichtlich der Staging-Genauigkeit allerdings kein signifikanter Unterschied. Sonografie, Ausscheidungsurogramm und Angiographie erlauben kein sicheres Staging (Hallscheidt et al.
2002,
2004,
2005; Karlo et al.
2013; Guzzo et al.
2009; Vargas et al.
2013; Escudier et al.
2016; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2017b).
Goldstandard für den Nachweis von Tumoren der Harnblase
ist die Zystoskopie. Die Sonografie bietet meist eine erste Einschätzung, gleichzeitig sollte in diesem Zusammenhang eine sonographische Untersuchung des oberen Harntrakts zum Ausschluss eines Harnstaus als Zeichen eines lokal fortgeschrittenen Stadiums und der Ausschluss möglicher anderer Ursachen einer Makrohämaturie erfolgen. Vor einer stadienadaptierten Behandlung ist eine an den Befund angepasste Bildgebung nötig, um das gesamte, den Harntrakt auskleidende Urothel zum Ausschluss synchroner Zweittumoren zu untersuchen.
In der Diagnostik des nicht-muskelinvasiven
Harnblasenkarzinoms (pTis, pTa, pT1) ist neben der Sonografie eine weiterführende Diagnostik mittels mehrphasiger CT mit CT-Urographie nur unter bestimmten Gegebenheiten empfohlen (z. B. Lokalisation im Bereich des Trigonums, multiple oder „High-grade“-Tumoren, Rezidiv). Alternativ zur CT ist eine MRT mit diffusionsgewichteten Sequenzen und MR-Urographie oder ein Ausscheidungsurogramm möglich, wobei letzteres der Schnittbildgebung hinsichtlich der Treffsicherheit unterlegen ist. Bei histologisch gesichertem, oberflächlichem und somit vollständig entferntem Harnblasenkarzinom kann auf ein systemisches Staging verzichtet werden.
In der Bildgebung sollten beim muskelinvasiven
Harnblasenkarzinom im Stadium ≥pT2 bei bekannter Lokalisation neben der Invasionstiefe (nur beurteilbar bei zusätzlicher Harnblasenfüllung und Schnittebene senkrecht zur Tumorbasis) eine extravesikale Invasion bzw. Infiltration von Nachbarorganen sowie eine mögliche regionäre Lymphadenopathie und Fernmetastasierung beurteilt werden. Somit ist eine CT des Thorax und Abdomens ggf. mit CT-Urographie des Beckens indiziert (ggf. mit Blasenfüllung). Statt der CT des Beckens kann auch eine MRT des Beckens angefertigt werden, welche die Schnittbildgebung der Wahl für das lokale Staging darstellt. Hiermit ist die Differenzierung der unterschiedlichen Wandschichten im Vergleich zur CT in gewissem Maße möglich (Treffsicherheit für lokales Staging 73–96 %). Die Bildgebung sollte möglichst vor einer transurethralen Resektion der Harnblase (TURB) durchgeführt werden, um eine Beeinträchtigung der Beurteilung durch postoperative Veränderungen auszuschließen. Dennoch scheint die MRT auch nach TURB und vor radikaler
Zystektomie das lokale Tumor- als auch Lymphknotenstaging im Hinblick auf die Differenzierung von Patienten mit organbegrenztem, lymphknotennegativem Tumor und organüberschreitendem, lymphknotenpositivem Tumor zu verbessern (
Sensitivität,
Spezifität und diagnostische Treffsicherheit: T-Staging: 88 %, 48 % und 74 %; N-Staging: 41 %, 92 % und 80 %) (Saokar et al.
2010; Daneshmand et al.
2012; Dighe et al.
2011; Van Der
Molen et al.
2008; Bellmunt et al.
2014; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2016).
Keimzelltumorendes Mannes
95 % der
Keimzelltumoren des Mannes sind gonadal lokalisiert, daher hat die Sonografie beider Hoden in der bildgebenden Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose den höchsten Stellenwert. Für das meist postoperativ durchgeführte Staging der überwiegend lymphogen metastasierenden Keimzelltumoren dient insbesondere die KM-gestützte CT des Thorax, Abdomens und Beckens. Eine MRT des Schädels oder eine Knochenszintigrafie ist nur beim Nachweis pulmonaler bzw. viszeraler Metastasen oder bei klinischer Symptomatik indiziert. Aufgrund der fehlenden Strahlenexposition kann die MRT insbesondere bei jüngeren Patienten im Einzelfall zur Verlaufskontrolle unter Therapie oder zur Nachsorge eingesetzt werden. Da sowohl CT als auch MRT die Größenzunahme als Kriterium für einen metastatischen Befall von Lymphknoten nutzen, bringt die konventionelle MRT des Beckens in der Primärdiagnostik keinen signifikanten Informationszugewinn hinsichtlich der Detektion von Lymphknotenmetastasen und ist daher nur bei speziellen Fragestellungen oder bestehenden Kontraindikationen gegen eine CT indiziert. Diffusionsgewichtete Sequenzen (DW-MRT) entsprechen einer räumlichen
Auflösung der Diffusionsbewegung von Wassermolekülen, deren Einschränkung mit der Zellularität des untersuchten Gewebes korreliert. Somit kann die DW-MRT nicht nur in der Detektion, sondern auch in der Differenzierung zwischen benignen und – in der Regel hyperzellulären – malignen Lymphknoten dienen.
Die präoperative MRT des Skrotums stellt eine alternative/komplementäre Methode zur Sonografie in der Beurteilung des lokalen Staging dar (diagnostische Genauigkeit in der Unterscheidung maligne/benigne 96 %; diagnostische Treffsicherheit T-Stadium: T1 und T2-Tumoren 96 % und T3-Tumor 100 %) und kann somit bei speziellen Fragestellungen (z. B. diskrepante Befunde, Z. n. unilateraler Orchiektomie) eingesetzt werden, um die Rate unnötiger chirurgischer Explorationen zu reduzieren (Oldenburg et al.
2013; Barrisford et al.
2015; Tsili et al.
2010,
2018; Hedgire et al.
2012).
Prostatakarzinom
Neben der digital-rektalen Untersuchung
(DRU) und der Bestimmung des prostataspezifischen
Antigens (PSA-Wert) spielt der transrektale Ultraschall
(TRUS) trotz limitierter Güteparameter (vergleichbar zur DRU mit
Sensitivität 51–67 % und
Spezifität 91–96 %) in der Primärdiagnostik des
Prostatakarzinoms weiterhin eine Rolle. In der Detektion eines extrakapsulären Wachstums liegt die Sensitivität mit 15 % nochmals deutlich niedriger (Spezifität 97 %). Auch eine Verbesserung der Testgüte durch den Einsatz der farbkodierten Dopplersonografie, des kontrastverstärkten Ultraschalls oder der Elastographie und der jeweils darauf basierenden Biopsie konnte in verschiedenen Studien nicht erreicht werden. Daher ist diese Methode bei hoher Unsicherheit bezüglich nicht detektierter, signifikanter Prostatakarzinome in der Primärdiagnostik limitiert, und der einfache TRUS dient vielmehr zur Volumetrie und damit zur Bewertung des PSA-Werts.
Der Einsatz der multiparametrischen MRT dagegen konnte übereinstimmend eine Verbesserung der Karzinomentdeckung (
Sensitivität 66–81 % und
Spezifität von 82–92 %; mit der besten Testgüte für das lokale Staging gegenüber TRUS oder CT), der Lokalisation sowie der Risikostratifizierung und des lokoregionären Staging zeigen. Insbesondere der Ausschluss eines klinisch-signifikanten
Prostatakarzinoms gelingt mit einem negativen prädiktiven Wert von bis zu 95 % (
Goldstandard transperineale Template-Sättigungsbiopsie).
Entscheidend ist die Untersuchung an einem Hochfeldgerät von mindestens 1,5 oder 3 Tesla, um ein ausreichend hohes Signal-zu-Rausch-Verhältnis zu gewährleisten. Je nach Gerät ist eine Körper-Phased-Array-Spule mit oder ohne Endorektalspule zu verwenden (bei einer Feldstärke von 3 Tesla ist letztere nicht erforderlich). Zusätzlich sollte die Untersuchung nach der Applikation von Butylscopolamin erfolgen, um Artefakte durch die Darmperistaltik zu reduzieren. Die multiparametrische MRT setzt sich aus mehreren komplementären Sequenzen zusammen: hochaufgelöste T2-Seqenzen in 3 Ebenen, Diffusionsbildgebung, Kontrastmitteldynamik nach der i.v. Gabe von Gadolinium sowie T1-Sequenz über das Becken zur Detektion von lokoregionären Lymphknoten- und ggf. Knochenmetastasen). Dennoch ist die MRT nach der aktuellen Leitlinie (04/2018) nicht Teil der Routinediagnostik, sondern lediglich bei therapierelevanten, spezifischen Fragestellungen in der Primärdiagnostik empfohlen (z. B. nach negativer Biopsie, bei möglichem kapselüberschreitenden Wachstum mit Änderung der Operationsstrategie oder zur Definition des exakten Zielvolumens vor
Strahlentherapie bei lokal fortgeschrittenem
Prostatakarzinom).
Mit zusätzlichen, gezielten, MRT- oder sonographisch-gesteuerten Biopsien (MRT-US-Fusionsbiopsie) suspekter, in der MRT-diagnostizierter Areale konnte die Karzinomentdeckung von 54 % in der systematischen Biopsie auf 91 % gesteigert werden. Dennoch wird neben der gezielten Biopsie weiterhin eine systematische Biopsie empfohlen. Zuletzt konnte in einer randomisierten Vergleichsstudie jedoch gezeigt werden, dass die multiparametrische MRT 28 % der Patienten mit Verdacht auf ein
Prostatakarzinom eine Biopsie ersparen kann. Außerdem wurden mehrere klinisch relevante Prostatakarzinome durch die MRT allein entdeckt (38 %) als beim Standardprozedere mit der systemischen Biopsie (26 %). Des Weiteren reduzierte sich durch die vorangegangene MRT-Triage die Komplikationsrate deutlich.
Bei nachgewiesenem
Prostatakarzinom ist nach Risikostratifizierung (Primärtumor nach TNM-Kriterien, PSA-Wert und Gleason-Score) im Hinblick auf die N- und M-Kategorie bei Patienten mit einem intermediären und hohen Risiko ein Staging mittels CT des Thorax, Abdomens und Beckens oder alternativ eine MRT des Beckens oder eine PET-CT indiziert. Aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit für Knochenmetastasen ist bei diesen Patienten oder bei bestehender Symptomatik eine Skelettszintigraphie anzuraten (Brock et al.
2011; Lee et al.
2009; Abd-Alazeez et al.
2014; de Rooij et al.
2014; Franiel et al.
2017; Sciarra et al.
2010; Lawrentschuk und Fleshner
2009; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2018c; Parker et al.
2015; Sonn et al.
2014; Ghai und Haider
2015; Kasivisvanathan et al.
2018; Abuzallouf et al.
2004).
Maligne Tumoren der Nebenniere
Raumforderungen der Nebenniere sind zumeist Zufallsbefunde in jedweder Bildgebung (
Inzidentalom) und werden primär mittels endokrinologischer Funktionsdiagnostik abgeklärt. Bei der Mehrzahl handelt sich um gutartige, endokrin-inaktive Adenome. Die höchste
Sensitivität beim Nachweis kleiner Läsionen hat die CT (zuverlässige Detektion bereits ab 5 mm Größe). Die Wahrscheinlichkeit für einen malignen Prozess steigt mit zunehmender Tumorgröße: bei <4 cm liegt die Wahrscheinlichkeit für ein
Nebennierenrindenkarzinom bei 2 %, wohingegen dieses bei einer Tumorgröße von >6 cm auf >25 % ansteigt. Neben der Größe spielen in der CT-Diagnostik vor allem Dichtemessungen im nativen
Scan (Hounsfield-Einheiten ≤10 entspricht eher einem benignen Prozess) und Kontrastmittelauswaschen nach 15 Minuten eine Rolle für die differenzialdiagnostische Einordnung. Die MRT kann mithilfe der „Chemical-shift“-Analyse und durch Beurteilung des Signalverhaltens in T1- und T2-gewichteten Sequenzen in den meisten Fällen eine zutreffende Charakterisierung erreichen.
Sekundäre Malignome der Nebenniere kommen deutlich häufiger vor und werden meist während einer Staging-Untersuchung bei Tumorpatienten diagnostiziert. Essenziell ist die Beurteilung einer möglichen Konsequenz in der Behandlung des Primarius. Falls diese vorhanden ist, sollte eine weitere bildgebende (Schnittbild) oder bioptische Abklärung erfolgen (Grumbach et al.
2003; Dinnes et al.
2016; Fassnacht et al.
2005,
2016; Zech et al.
2003).
Gynäkologische Tumoren
Zervixkarzinom und Endometriumkarzinom
Bei klinischem Verdacht auf ein
Zervixkarzinom gibt neben der gynäkologischen Untersuchung mit gezielten Biopsien die transvaginale Sonografie
(TVS) als „First-line“-Bildgebung eine erste Einschätzung und ist aufgrund der eingeschränkten räumlichen
Auflösung vor allem in der Detektion von kleineren Tumoren und niedrigen Tumorstadien von Bedeutung und weist hier eine bessere Korrelation mit der Histologie auf als die MRT. Eine weitere Indikation einer ergänzenden Oberbauchsonografie stellt der Ausschluss einer möglichen Hydronephrose als Zeichen eines FIGO-IIIB-Stadiums dar.
Ab Stadium FIGO IB2 hat die MRT den höchsten Stellenwert in der diagnostischen Beurteilung des Primärtumors in Größe, Ausdehnung und Lokalisation sowie der Lymphknotenbeteiligung und stellt das Verfahren der Wahl. Die MRT ist der CT nicht nur in der direkten Tumordarstellung und der Beurteilung der Invasion der Nachbarorgane deutlich überlegen, zusätzlich ist die MRT insbesondere bei der Einschätzung potenziell inoperabler Karzinome (d. h. Parametrieninfiltration und Stadium >IIB) gegenüber der klinischen Untersuchung deutlich im Vorteil (MRT: gepoolte
Sensitivität 84 %, 95 % KI-76–90 %; klinische Untersuchung: gepoolte Sensitivität 40 %, 95 %-KI 25–58 %) und hat damit prognostische Relevanz. Auch bei Verdacht auf fortgeschrittenere Karzinome sollte eine MRT zur lokoregionären Ausbreitungsdiagnostik bevorzugt werden (alternativ CT). Des Weiteren nimmt die MRT bei der Planung einer
Strahlentherapie sowie zum Rezidivausschluss im Rahmen der Nachsorge einen zentralen Stellenwert ein.
Ab dem Stadium IB2 oder bei klinischem Verdacht ist außerdem eine CT des Thorax und Abdomens zur Fernmetastasensuche indiziert. Des Weiteren kann bei individuellen Fragestellungen eine komplementär zur MRT durchgeführte CT des Beckens Zusatzinformationen hinsichtlich einer tumorösen Infiltration der knöchernen Beckenwand bieten. I.v. Pyelographie, Kontrastmitteleinlauf, Rektoskopie/Zystoskopie oder konventionelle Thoraxaufnahmen sind aufgrund der überlegenen Schnittbildgebung nicht primär einzusetzen und nur bei individuellen Fragestellungen sinnvoll. (Epstein et al.
2013; Wietek et al.
2016; Kaur et al.
2003; Bipat et al.
2003; Thomeer et al.
2013; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2014)
Das operative Staging mit Lymphadenektomie und histopathologischer Untersuchung stellt die Referenzmethode für die lokale Ausbreitungsdiagnostik des
Endometriumkarzinoms dar. Falls dies nicht möglich ist, bietet die Bildgebung mittels TVS und MRT des Beckens eine diagnostische Alternative. Prinzipiell stellt vergleichend zum
Zervixkarzinom die MRT aufgrund der hohen Gewebedifferenzierung im Bezug auf Tumorgröße, Ausdehnung und Lokalisation sowie der Lymphknotenbeteiligung die Methode der Wahl. Hinsichtlich der Beurteilung der myometralen Infiltrationstiefe und einer Zervixinfiltration kann die TVS in der Hand des Experten im präoperativen Staging eine vergleichbare diagnostische Güte wie die MRT erreichen. Auf dieser Grundlage empfiehlt die aktuelle AWMF-S3-Leitlinie die MRT daher nur bei diskrepanten Befunden der TVS, fehlender Qualität des TVS oder mangelnder Expertise. Der Einsatz der MRT sollte prätherapeutisch zur lokoregionären Ausbreitungsdiagnostik bei fortgeschrittenen Karzinomen (Verdacht auf Infiltration des Zervixstromas oder der Nachbarorgane) oder zur Planung einer primären Chemo- und/oder
Strahlentherapie erfolgen. Eine Zervixstromainfiltration entspricht dem Stadium FIGO II und ändert nicht nur die operative Strategie, sondern geht auch mit einer erhöhten Rezidivrate und einer Prognoseverschlechterung einher und ist daher zentral in der Beurteilung.
Im Gegensatz zur deutschen Leitlinie empfehlen die Leitlinien des American College of Radiology, des Integraal Kankercentrum Nederland sowie des National Comprehensive Cancer Network (USA) aufgrund der schlechten
Reproduzierbarkeit der TVS und der gleichzeitig möglichen Abklärung von lokoreginoären Lymphknotenmetastasen durch die MRT, diese Methode für das lokale Staging und die lokoregionäre Ausbreitungsdiagnostik gegenüber der TVS favorisieren. Auf der Basis der aktuellen Datenlage konnte auch für die Differenzierung früher Tumorstadien (FIGO IA versus IB) eine hohe diagnostische Genauigkeit für die MRT gezeigt werden (
Metaanalyse von 50 Studien; gepoolte
Sensitivität von 80,7 % bei einer
Spezifität von 88,5 %).
Für Fernmetastasen außerhalb des üblichen Operationsbereichs sind vergleichbar zum
Zervixkarzinom ebenfalls die MRT des Beckens oder die CT des Thorax, Abdomens und Beckens indiziert (Steiner et al.
2018; Savelli et al.
2008; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2018d; Colombo et al.
2016; Luomaranta et al.
2015).
Ovarialkarzinom
Der Großteil der
Ovarialkarzinome wird erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt (FIGO IIB–IV). In der klinischen Routine hat die transvaginale Sonografie
(TVS) unter den bildgebenden Verfahren in der Detektion und Beurteilung der Dignität aufgrund der ubiquitären Verfügbarkeit den höchsten Stellenwert. Die radiologische Diagnostik umfasst zum einen die nähere Charakterisierung sonographisch unklarer Ovarialläsionen und zum anderen die Ausbreitungsdiagnostik im Hinblick auf das lokale Staging, einschließlich der lokoregionären oder disseminierten Metastasierung, da die TVS nur eine beschränkte Darstellung des Beckens zulässt. Wird in der TVS ein wahrscheinlich maligner Prozess der Adnexe diagnostiziert, folgt im Anschluss in der Regel eine CT des Thorax, Abdomens und Beckens zum Zwecke des Staging. Bei sonographisch dignitätsunklaren, komplexen Tumoren der Adnexe sollte eine weitere Einordnung mittels MRT vorgenommen werden, da die Methode auch bei dieser Entität die höchste diagnostische Güte aufweist. Zudem zeigt insbesondere die Hochfeld-MRT eine verbesserte Genauigkeit für das nichtinvasive bildgebende Staging (
Sensitivität 92 % und
Spezifität 76 %, diagnostische Treffsicherheit 84 %), das demnach mit dem
Goldstandard, dem operativen Staging, vergleichbar ist, und stellt somit die bildgebende Methode der Wahl.
Eine Peritonealkarzinose
beim fortgeschrittenen
Ovarialkarzinom wird sowohl in der MRT als auch in der CT und in der Sonografie meist unterschätzt und kann insgesamt nur eingeschränkt beurteilt werden. Erst ab einer Größe von 5 mm können peritoneale Läsionen mittels Multidetektor-CT mit einer
Sensitivität von 100 % und einer
Spezifität von 80 % diagnostiziert werden. Jedoch sind indirekte Zeichen wie
Aszites bei fehlender direkter peritonealer oder mesenterialer Verdickung als unbedingter Hinweis anzusehen (Meissnitzer und Forstner
2011; Coakley
2002; Spencer et al.
2010; Forstner et al.
2010; Buy et al.
1991; Booth et al.
2008; Hricak et al.
2000; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2018e; Ledermann et al.
2018).
Lymphoproliferative Erkrankungen und Lymphknotenmetastasen
Vor allem die
Non-Hodgkin-Lymphome (NHL), seltener aber auch der
Morbus Hodgkin können neben einem vorwiegenden nodalen Befall auch einen primär oder häufiger sekundär extranodalen Befall von Organen aufweisen, die nicht dem nodal strukturierten lymphatischen System (d. h. Milz, Thymus) zuzuordnen sind, wie z. B. Leber, Magen-Darm- und HNO-Trakt, Knochen, ZNS. Die Diagnose eines primär extranodalen Lymphoms kann bei klinisch oder bildgebend im Vordergrund stehendem extranodalen Befall bei gleichzeitig bestehenden nodalen Manifestationen oder bei mindestens 75 % extranodaler Tumormasse gestellt werden. Entscheidend ist ein initales, exaktes Staging, um – neben weiteren prognostischen Faktoren (z. B. Internationaler Prognostischer Index für Patienten mit NHL, „bulky disease“) – eine zutreffende Einordnung nach der (Cotswold-modifizierten) Ann-Arbor-Klassifikation vorzunehmen. Beispielsweise ist der diffuse Befall eines extranodalen Organs als Stadium IV einzustufen und beeinflusst somit die Therapie wesentlich. Dazu umfasst die Diagnostik in der Regel initial eine konventionelle Röntgenaufnahme des Thorax in 2 Ebenen, gefolgt von einer KM-gestützten CT von Hals/Thorax und Abdomen, wobei sowohl bei der Beurteilung fraglicher Leberbefunde als auch bei Verdacht auf ein ZNS-Lymphom die MRT die Methode der Wahl stellt. Für die CT ist die Größe der Lymphknoten das Hauptmerkmal zur Beurteilung eines potenziellen nodalen Befalls, definitionsgemäß sind zervikale, axilläre, thorakale und abdominelle Lymphknoten mit mehr als 10 mm und inguinale Lymphknoten größer als 15 mm in der Kurzachse hierfür verdächtig. Da nodale Mikrometastasen nicht ausgeschlossen werden können, liegt die
Sensitivität bei etwa 70 % bei einer
Spezifität von bis zu 100 %.
Die PET-CT dagegen ist nach aktueller Datenlage in der initialen Ausbreitungsdiagnostik und Verlaufsbeurteilung für die FDG-aviden
Lymphome sowohl mit nodalem als auch extranodalem Befall internationaler
Goldstandard und wird im Rahmen der Verfügbarkeit empfohlen, jedoch gehört diese Untersuchung in Deutschland zum momentanen Zeitpunkt nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. In der Beurteilung eines nodalen Befalls kann durch die PET-CT die
Sensitivität auf 99 % (bei einer
Spezifität von 100 %) gesteigert werden (vgl. hierzu Kap. „Nuklearmedizinische Diagnostik in der Onkologie“). Falls diese Untersuchung durchgeführt wird, kann aufgrund der hohen Sensitivität für eine Knochenmarkbeteiligung auf die ansonsten obligate
Knochenmarkpunktion verzichtet werden (negativ-prädiktiver Wert 99 %) (Barrington et al.
2014; Cheson et al.
2007,
2014; Eichenauer et al.
2014; Vitolo et al.
2016; Erlemann et al.
2002; Zucca et al.
1997; Fueger et al.
2009; Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF)
2018f).
Ähnlich wie bei der Detektion des nodalen Befalls im Rahmen eines Lymphoms sind die CT und die konventionelle MRT in der Erkennung von Lymphknotenmetastasen
eingeschränkt. Dies liegt darin begründet, dass lediglich die Lymphknotengröße als Hauptmerkmal für einen möglichen metastatischen Befall dient. Für einzelne Lymphknotenstationen sind Grenzwerte für die kurze Achse festgelegt. Durch eine Verringerung der Schwellenwerte kann zwar eine Erhöhung der
Sensitivität erzielt werden, jedoch mit entsprechenden Einbußen bei der
Spezifität ohne eine Verbesserung der Genauigkeit. Zusätzliche morphologische Kriterien wie Form, Fetthiluszeichen, Kontur oder eine zentrale Nekrose können zur Dignitätsbeurteilung dienen, wobei diese keine spezifischen Differenzierungskriterien darstellen. Des Weiteren müssen die anatomische Beziehung zum Primarius sowie die Tumorentität selbst in die Beurteilung eingehen.
Die B-Bild-Sonografie in Verbindung mit dem Doppler-Ultraschall (periphere Vaskularisation bei metastatischem Befall) kann zur Beurteilung von subkutan/oberflächlich lokalisierten Lymphknoten (z. B. zervikal, inguinal) eingesetzt werden und in der Hand des erfahrenen Untersuchers ein adäquates Staging erreichen, ist jedoch aufgrund der bekannten Limitationen (z. B. Untersucherabhängigkeit, Tumorlokalisation/Zugänglichkeit,
Reproduzierbarkeit) eingeschränkt.
Die MRT kann durch die Verwendung der Diffusionsbildgebung (DW-MRT) die Detektion und Dignitätsbeurteilung erheblich verbessern und somit die Genauigkeit vor allem im Erkennen von regionären Lymphknoten im Rahmen des lokalen Staging steigern, limitierend ist hier im Bezug auf die Ausbreitungsdiagnostik jedoch der eingeschränkte Untersuchungsabschnitt und die generelle Verfügbarkeit.
Insbesondere die PET-CT hat durch die Akquise von morphologischen und funktionellen Aufnahmen wesentlich zu der Verbesserung des bildgebenden nodalen Staging beigetragen. Dennoch können auch akute und chronische Entzündungen oder unspezifische Reaktionen (z. B. postradiogen) missinterpretiert werden. Abhängig von der Untersuchungsregion und der Läsionsgröße können teilweise mittels DW-MRT vergleichbare
Spezifitäten bei besserer
Sensitivität erzielt werden, z. B. in der Detektion von axillären Lymphknotenmetastasen beim frühen
Mammakarzinom (MRT: Sensitivität 82 % und Spezifität 93 %; PET-CT: Sensitivität 64 % und Spezifität 93 %).
In naher Zukunft werden vielversprechende Möglichkeiten mit resultierender Verbesserung des nodalen Staging durch den Einsatz von PET-MRT-Hybridgeräten in der klinischen Routine erwartet (van den Brekel
2000; Luciani et al.
2006;
Golder 2004; Liang et al.
2017).
Weichteilsarkome
Weichteilsarkome sind eine heterogene Gruppe von malignen Tumoren mesenchymaler Herkunft mit unterschiedlichem biologischen Verhalten und dementsprechend variabler Charakteristik in der Bildgebung. Abhängig von der Lokalisation ist immer eine hochauflösende, KM-gestützte Schnittbilddiagnostik der Primärtumorregion angezeigt, die aufgrund der besseren Weichteildarstellung vorzugsweise mittels MRT erfolgt. Hinsichtlich der Resektabilität ist eine Beurteilung der tumorösen Beziehung zu Gefäßen, Nerven und anderen Nachbarstrukturen essenziell. Eine abschließende Dignitätsbestimmung ist jedoch auch durch die MRT nicht sicher möglich, bei Tumoren mit einer Größe von >5 cm sowie einer Kontrastmittelaufnahme muss auch bei ansonsten benignen morphologischen Kriterien von einem malignen Geschehen ausgegangen werden. Daher ist bei allen suspekten Läsionen eine Biopsie obligat (ggf. Exzisionsbiopsie bei epifaszial lokalisierten Tumoren). Wird der Verdacht bestätigt, folgt die systemische Ausbreitungsdiagnostik mittels CT des Thorax und Abdomen/Becken sowie ggf. eine Skelettszintigraphie. Auch bei Kontraindikation gegen die MRT, bei Verdacht auf ossäre Beteiligung oder zur Verifikation von Verkalkungen ist eine CT angezeigt (Bannasch et al.
2011; Casali und Blay
2010; Costa et al.
2018).
Primäre und sekundäre maligne Knochentumoren
Bei den wesentlich selteneren primären malignen Knochentumoren führen meist klinische Symptome zur radiologischen Abklärung. Als Primärdiagnostik ist eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen indiziert (ggf. zusätzliche Spezialaufnahmen). Falls ein maligner Prozess nicht ausgeschlossen werden kann, ist eine KM-gestützte MRT des gesamten Kompartiments einschließlich der benachbarten Gelenke durchzuführen, die den
Goldstandard darstellt und stets vor einer bioptischen Sicherung erfolgen sollte. Neben der Charakterisierung des Primärtumors ist die Beurteilung der Lagebeziehung der extraossären Tumoranteile zu Gefäß- und Nervenstrukturen im Hinblick auf die Evaluierung der Resektabilität wichtig, zusätzlich erfolgt die Beurteilung möglicher lokaler Metastasen (bis zu 6,5 % beim
Osteosarkom). Eine sichere Einordnung der Tumorentität ist oftmals MR-tomographisch nicht möglich (hohe
Sensitivität bei niedriger
Spezifität), jedoch kann die Mehrheit der Prozesse hinsichtlich der Dignitätsbeurteilung richtig eingestuft werden.
In Bezug auf das M-Staging sollte je nach Verfügbarkeit eine PET-CT oder eine CT des Thorax und Abdomens mit Skelettszintigraphie durchgeführt werden. Die CT kann im Zweifel zusätzliche Informationen zur Tumormatrix (z. B. Verkalkungen), Kortikalis oder einer möglichen Periostreaktion liefern und so z. B. bei der Differenzierung zwischen einem benignen
Enchondrom und einem hochdifferenzierten Chondrosarkom von Bedeutung sein. Die Verlaufsbeurteilung unter Therapie oder die Rezidivdiagnostik ist ebenfalls eine Domäne der MRT. Erwähnenswert bleibt in diesem Zusammenhang, dass in den ersten 6 Monaten nach Resektion nur unzuverlässig zwischen posttherapeutisch gefäßreichem Granulationsgewebe und einem Tumorrezidiv unterschieden werden kann (Vanel et al.
1994; The EESNWG
2014; Meyer et al.
2008; Benz et al.
2009).
Sekundäre maligne Knochentumoren treten weitaus häufiger auf, insbesondere Bronchial-, Mamma-, Nieren- und
Prostatakarzinom können je nach Stadium in bis zu 70 % der Fälle mit ossären Metastasen vergesellschaftet sein. Bei symptomatischen Patienten hat die Röntgenaufnahme weiterhin den höchsten Stellenwert in der primären Abklärung von Schmerzen und Beurteilung der Stabilität. Jedoch können osteolytische Knochenläsionen projektionsradiografisch je nach Lokalisation erst dann nachgewiesen werden, wenn bis zu 50 % der Knochensubstanz zerstört ist. Des Weiteren sind in der Spongiosa lokalisierte Befunde im Subzentimeterbereich nicht detektierbar, wohingegen aber bereits kleine Befunde in der Kortikalis zuverlässig entdeckt werden können. Aufgrund von zusätzlichen Überlagerungsphänomenen (z. B. Schädel, Becken) ist die diagnostische Güte insgesamt eingeschränkt und daher zum
Screening ungeeignet (
Sensitivität 44–50 %).
Bei asymptomatischen Tumorpatienten wird häufig die Skelettszintigraphie
als Screening-Methode eingesetzt und stellte lange die Methode der Wahl (
Sensitivität 86 % und
Spezifität 81 %). Ergänzend oder stattdessen kann die MD-CT eingesetzt werden, die in Abhängigkeit vom Primärtumor eine ebenfalls gute diagnostische Güte erreicht (Sensitivität 73 % und Spezifität 95 %). Osteolytische und osteoplastische Läsionen mit Kortikalisbeteiligung können so sicher erkannt werden, rein medullär lokalisierte Metastasen sind dagegen nur bei erheblichem Befall des
Knochenmarks detektierbar. Die Ganzkörper-MRT wiederum weist für die Detektion von Metastasen des Knochenmarks und extraossären Weichteilkomponenten eine gute Aussagekraft auf (Sensitivität 91 % und Spezifität 95 %). Durch die Verwendung von T1-gewichteten und STIR-Sequenzen ist keine zusätzliche Kontrastmittelgabe möglich, und die Untersuchung ist somit auch für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion geeignet.
In Bezug auf die diagnostische Genauigkeit sind MRT und CT der planaren Szintigrafie überlegen und sogar auf vergleichbarem Niveau wie die PET-CT, die insbesondere bei metabolisch aktiven Tumoren eingesetzt wird.
Häufig muss eine Kombination der genannten Verfahren eingesetzt werden, um eine Metastasierung vollständig ausschließen.
In der klinischen Routine stellt – in Abhängigkeit der Tumorentität – aufgrund der Verfügbarkeit und der Praktikabilität meist die CT des Thorax und Abdomens die Untersuchung der Wahl für die Ausbreitungsdiagnostik. Im Rahmen einer Sitzung können so neben Weichteil- auch Knochenmetastasen des erfassten Achsenskeletts ausgeschlossen und gleichzeitig eine Stabilitätsbewertung vorgenommen werden (Heindel et al.
2014; Rybak und Rosenthal
2001; Hamaoka et al.
2004; Piccardo et al.
2012; Wu et al.
2011; Duo et al.
2013).
Tabellarische Zusammenfassung methodischer Möglichkeiten des primären, lokalen Stagings verschiedener Tumorentitäten