Regionale Chemotherapie bei extrahepatischen Tumoren/Metastasen

Während die leberarterielle Chemotherapie – wie im Kap. „Regionale Chemotherapie/ Chemoembolisation von Lebermetastasen“ dargestellt – einen gewissen Stellenwert in der Behandlung von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome besitzt, sind die Daten zur regionalen Chemotherapie von extrahepatischen Tumoren entweder auf sehr spezielle Indikationen beschränkt und/oder als experimentell anzusehen. Ihre Anwendung erfolgt in der Regel an spezialisierten Zentren. Für die klinische Versorgungsroutine spielen die entsprechenden Perfusions- und intraarteriellen Chemotherapietechniken keine relevante Rolle. Sie werden daher in diesem Kapitel unter Verweis auf aktuelle Literaturübersichten nur sehr kurz besprochen.

Bei der Behandlung von lokal fortgeschrittenen malignen Melanomen und Weichteilsarkomen der Extremitäten besitzt die isolierte hypertherme Extremitätenperfusion eine gewisse Bedeutung, eine aktuelle Übersicht findet sich in Smith und Hayes 2016.

In der pädiatrischen Onkologie ist bei bestimmten Verlaufsformen des Retinoblastoms die regionale Chemotherapie über einen supraselektiven Angiografiekatheter als Standardtherapie akzeptiert, für Details siehe Wyse et al. 2016.

Diese Techniken sind bislang allesamt als experimentell zu betrachten, die Zahl der in Fallberichten oder Studien publizierten Patienten liegt im unteren dreistelligen Bereich (Mallick und Demmy 2011; Van Schil et al. 2008; Vogl et al. 2013).

Daneben liegen einzelne Berichte zur arteriellen Applikation von Chemotherapeutika für Glioblastome, Kopf-Hals-Tumoren und lokal fortgeschrittene Pankreaskarzinome vor (Su et al. 2016; Liu et al. 2012; Homma et al. 2016).

Ebenfalls experimentellen Charakter besitzen regionale Chemotherapie und Chemoperfusion im Bereich des kleinen Beckens. Dort liegen limitierte Erfahrungen mit der Behandlung lokal weit fortgeschrittener und rekurrenter Zervixkarzinome vor (Scatchard et al. 2012).

Zusammenfassend handelt es sich bei der Behandlung extrahepatischer Tumoren und Metastasen mittels regionaler Chemotherapieverfahren um experimentelle Ansätze, die entweder hoch spezialisierten Zentren vorbehalten bleiben oder in klinischen Studien evaluiert werden sollten.

Insgesamt spielt die regionale Zytostatikaapplikation bei Tumoren anderer Körperregionen als der Leber praktisch keine Rolle in der klinischen Routine.