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17-Hydroxyprogesteron, Bestimmung aus Trockenblut

Verfasst von: G. F. Hoffmann, C. -D. Langhans und A. Schulze
Synonym(e)
AGS (Adrenogenitales Syndrom)-Screening; CAH (Congenital Adrenal Hyperplasia)-Screening
Englischer Begriff
Definition
Bestimmung der Konzentration von 17-Hydroxyprogesteron im Trockenblut von Neugeborenen zum Screening auf das Vorliegen eines adrenogenitalen Syndroms.
Physikalisch-chemisches Prinzip
Der AutoDELFIA-Neonatal-17-OH-Progesteron-(17-OHP-)Test ist ein zeitverzögerter Festphasen-Fluoroimmunoassay (s. Abbildung), der auf der kompetitiven Reaktion zwischen Europium-markiertem 17-OHP und Proben-17-OHP um eine beschränkte Anzahl von bindenden Stellen auf 17-OHP-spezifischen polyklonalen Antikörpern (vom Kaninchen gewonnen) basiert. Im Extraktionspuffer enthaltenes Danazol erleichtert die 17-OHP-Freisetzung von den bindenden Proteinen.
Prinzip der fluorometrischen 17-OH-Progesteron-Bestimmung:
Einsatzgebiet
Untersuchungsmaterial
Vollblut getrocknet auf Filterpapier (= Trockenblut).
Instrumentierung
Automatisiertes Immunoassay-System 1235 AutoDELFIA, Multipuncher oder Handstanzen, Mikrotiterfilterplatten, Pipetten.
Spezifität
Diagnostische Spezifität im Screening: ca. 99,5 %.
Analytische Spezifität: kreuzreagierend mit Progesteron, 17-Hydroxypregnenolon und fetalen Steroiden.
Sensitivität
Diagnostische Sensitivität im Screening: >99 %, die klassischen Formen des adrenogenitalen Syndroms (AGS) werden sicher detektiert, 17-OH-Progesteron ist erhöht bei 21-Hydroxylasemangel und bei 11β-Hydroxylasemangel.
Analytische Sensitivität: 1,5 ng/mL Serum (2 nmol/L Blut).
Fehlermöglichkeit
Das 17-OH-Progesteron, eine Kortisolvorstufe, ist beim 21- und 11β-Hydroxylasemangel erhöht, nicht aber bei den anderen Typen des AGS. Da 17-OH-Progesteron auch in der Plazenta als ein Metabolit des Progesterons hergestellt wird, sind dessen Konzentrationen im Nabelschnurblut und im Blut aller gesunden Neugeborenen höher als im späteren Säuglingsalter oder bei Erwachsenen. Bei gesunden Neugeborenen sinkt die Konzentration während der ersten Lebenstage rasch ab. Bei Kindern mit AGS bleiben die Konzentrationen dagegen hoch oder steigen sogar weiter an. Frühgeborene (<36. Schwangerschaftswoche) weisen im Vergleich zu reifen Neugeborenen ebenfalls höhere Konzentrationen an 17-OH-Progesteron auf (z. T. bedingt durch kreuzreagierende fetale Steroide). Zur Bewertung des Testergebnisses bei Frühgeborenen sind deshalb Gestationsalter- oder Gewichts-abhängige Normwerte zu verwenden.
Generell gilt:
  • Falsch zu hoch: EDTA-Blut, Frühgeborene, Intensivtherapie (Stress), Neugeborene in den ersten 24 Stunden postpartal (fetale Steroide)
  • Falsch zu niedrig: nach Bluttransfusion, bei Kortikoidbehandlung des Neugeborenen oder der Mutter während der Schwangerschaft
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Praktikabilität: sehr gut. Automatisierung: nahezu vollständig. Kosten: ca. 2–3 Euro/Test (für Chemikalien und Verbrauchsmaterialien im Screeningansatz).
Bewertung – Methodenhierarchie (allg.)
Die 17-OH-Progesteronbestimmung mittels AutoDELFIA stellt ein zuverlässiges Verfahren für das AGS-Neugeborenenscreening dar.
Literatur
Zabransky S, Schulze E, Heinrich U (2001) Adreongenitales Syndrom (AGS, 21-Hydroxylasemangel). In: Zabransky S (Hrsg) Screening auf angeborene endokrine und metabole Störungen. Springer, Wien/New York, S 181–195CrossRef