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Bartonella

Verfasst von: W. Stöcker
Bartonella
Englischer Begriff
Bartonella
Beschreibung des Erregers
Bartonella henselae, Bartonella quintana. Bartonella spp. sind gramnegative, aerobe, fakultativ intrazelluläre Bakterien. Bis zum Jahr 1993 war Bartonella bacilliformis die einzige bekannte Spezies der Gattung Bartonella, dann wurden aufgrund ihrer molekulargenetischen Verwandtschaft alle Arten der Gattungen Rochalimaea und Grahamella eingegliedert. Die Spezies Bartonella henselae (bis 1993 Rochalimaea henselae) ist erst seit 1992 bekannt, besitzt jedoch große medizinische Bedeutung, zumal bei immungeschwächten Patienten.
Erkrankungen
Als maßgeblicher Erreger der weltweit verbreiteten Katzenkratzkrankheit (KKK) kommt Bartonella henselae eine besondere Bedeutung zu (diese Krankheit hatte man früher dem Erreger Afipia felis zugeschrieben, der in der Tiermedizin eine Rolle spielt). Die Antikörper-Prävalenz gesunder Blutspender gegen Bartonellen beträgt je nach geografischer Lage zwischen 9 und 28 % (Erkrankte 81 %). Weitere Erreger, die im Zusammenhang mit der KKK diskutiert werden bzw. serologische Kreuzreaktionen mit Bartonella henselae zeigen können, sind Bartonella clarridgeiae, Bartonella quintana und Bartonella bacilliformis.
Die Infektion der Katze wird meistens kaum bemerkt. Beim Menschen kommt es häufig zu klinischen Erscheinungen, die Krankheit spielt besonders in der Pädiatrie eine Rolle. Bei einem günstigen Verlauf sind keine Antibiotika erforderlich. Immunsupprimierte Patienten können vaskuloproliferative Krankheitsbilder entwickeln (bazilläre Angiomatose, Peliosis hepatis, z. B. in Zusammenhang mit einer HIV-Infektion), sie bedürfen einer antibiotischen Therapie.
Bartonella quintana ist der Erreger des Fünftage- oder Schützengrabenfiebers (engl. „trench fever“), einer epidemischen Erkrankung, die während des Ersten Weltkriegs beobachtet wurde. Sie wird durch den Biss der Kleiderlaus (Pediculus humanus corporis) übertragen. Immungeschwächte Personen entwickeln häufig eine bazilläre Angiomatose.
Schlechte hygienische Verhältnisse erhöhen die Übertragungswahrscheinlichkeit: Bei einer Gruppe von Obdachlosen wurde für Bartonella quintana eine Seroprävalenz von 54 % ermittelt (gesunde Blutspender 2 %). Patienten mit abgeschwächter Immunkompetenz zeigen ohne Therapie einen prolongierten Verlauf mit wiederkehrenden, allerdings selbst limitierenden Rückfällen. Bartonella quintana ist hoch empfindlich gegen Antibiotika.
Analytik
Bartonellen werden lichtmikroskopisch durch die Silberfärbung nach Warthin-Starry im Gewebe dargestellt, für den Erregernachweis setzt man molekularbiologische Methoden ein (z. B. PCR (Polymerase-Kettenreaktion)). Für die aerobe Anzucht von B. henselae werden zellfreie Spezialkulturmedien verwendet.
Der Antikörpernachweis im Serum erfolgt in allen Verlaufsstufen vorwiegend durch indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte) mit infizierten Kulturzellen als Antigen-Substraten, Enzymimmunoassay oder Western blot. Die Immunfluoreszenz liefert bisher die zuverlässigsten Ergebnisse.
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: molekularbiologischer Nachweis und Anzucht des Erregers aus Gewebeproben und Blut. Die Proben werden phosphatgepuffert in steriler Kochsalzlösung kühl gelagert. Sie sollten gekühlt transportiert und innerhalb von 4 Stunden analysiert werden.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Die Katzenkratzkrankheit muss vor allem bei der Differenzialdiagnose der Lymphadenitis des Erwachsenen berücksichtigt werden. Für HIV-Patienten ist bei jedem Fieber unklarer Genese auch eine Bartonella-Infektion in Erwägung zu ziehen.
Bartonella-henselae-Infektionen werden viel zu selten erkannt oder oft erst spät im klinischen Verlauf diagnostiziert. IgM- und/oder IgG-Antikörper sind meist schon zum Zeitpunkt der Lymphknotenschwellung nachweisbar. Niedrige Titer kommen allerdings auch bei klinisch unauffälligen Personen vor. Ein Titeranstieg innerhalb weniger Wochen beweist die Infektion.
Literatur
Brenner DJ, O’Connor SP, Winkler HH, Steigerwalt AG (1993) Proposals to unify the genera Bartonella and Rochalimaea, with descriptions of Bartonella Quintana comb. nov., Bartonella vinsonii comb. nov., Bartonella henselae comb. nov. and Bartonella elizabthae comb. nov. and to remove the family Bartonellaceae from the order Rickettsiales. Int J Syst Bacteriol 43(4):777–786CrossRefPubMed
Florin TA, Zaoutis TE, Zaoutis LB (2008) Beyond cat scratch disease: widening spectrum of Bartonella henselae infection. Pediatrics 121(5):1413–1425CrossRef
Kempf AJ (2007) Bartonella-Infektionen des Menschen: Neue Erkrankungen durch einen alten Erreger. Mikrobiologie 17:171–180
Regnery RL, Anderson BE, Clarridge JE, Rodriguez-Barradas MC, Jones DC, Carr JH (1992) Characterization of a novel Rochalimaea sepcies, R. henselae sp. nov., isolated from blood of a febrile, human immunodeficiency virus-positive patient. J Clin Microbiol 30(2):265–274PubMedPubMedCentral