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Benzodiazepine

Verfasst von: C. Vidal und W.-R. Külpmann
Benzodiazepine
Englischer Begriff
benzodiazepines
Definition
Benzodiazepine sind Pharmaka, die sich von einem gemeinsamen chemischen Grundgerüst ableiten und als Tranquillanzien, Sedativa, Hypnotika und vereinzelt auch als Antiepileptika eingesetzt werden.
Struktur
Die Gruppe der Benzodiazepine umfasst ca. 50 verschiedene, therapeutisch genutzte Verbindungen, u. a.: Diazepam (s. Abbildung), Clonazepam (s. Abbildung), Flunitrazepam, Midazolam (s. Abbildung), Nordiazepam, Oxazepam (Molmassen s. Tab. 1).
Tab. 1
Molmassen, Plasmahalbwertszeiten (t½) und Plasmakonzentrationen von Benzodiazepinen
Substanz
Molmasse (g)
t½ (h)
Therapeutisch (mg/L)*
Toxisch*
Komatös-letal**
Clonazepam
315,7
40
0,02–0,07
Ab 0,08
Ab 1
Diazepam
284,7
24–48
0,2–2,5
Ab 3
Keine Angabe
Flunitrazepam
313,3
10–30
0,005–0,015
>0,05
Keine Angabe
Midazolam
325,8
1–3
0,006–0,15
Ab 1
Keine Angabe
Nordiazepam
270,7
50–90
0,02–0,8
Ab 1,5
Keine Angabe
Oxazepam
286,7
4–15
0,2–1,5
Ab 2
Ab 3–5
Temazepam
300,7
5–13
0,02–0,9
Ab 1
Ab 8
*Nach Hiemke et al. 2012
**Nach von Meyer et al. 2009
Strukturformel Diazepam:
Strukturformel Clonazepam:
Strukturformel Midazolam:
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Benzodiazepine werden oral oder intravenös appliziert. Sie werden in der Leber metabolisiert, wobei verschiedene Ausgangssubstanzen zu identischen Abbauprodukten führen können. Nur ein geringer Teil der Muttersubstanzen wird renal unverändert ausgeschieden. Es überwiegen die Metabolite in Form von Glukuroniden.
Halbwertszeit
Halbwertszeiten im Plasma s. Tab. 1.
Funktion – Pathophysiologie
Benzodiazepine besitzen eine hohe Affinität zu GABA-(γ-Aminobuttersäure-)Rezeptoren und bewirken zusätzlich eine Aktivierung des Chloridkanals. Sie wirken sedativ, anxiolytisch, affektlösend, antikonvulsiv und zentral myotonolytisch. Als unerwünschte Wirkungen treten auf: Benommenheit, Abnahme der Reaktionsfähigkeit und Schwindel sowie als paradoxe Wirkung Angst, Ruhelosigkeit, Halluzinationen. Bei längerem Gebrauch entsteht Abhängigkeit. Benzodiazepine werden vielfach von Heroinabhängigen zusätzlich missbräuchlich verwendet.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Analytik
Immunoassay (Urin, qualitativ); HPLC, GC-MS, LC-MS.
Indikation
Interpretation
Im Rahmen des Urin-Drogenscreenings wird mittels Immunoassays auf Benzodiazepine geprüft. Da überwiegend die Glukuronide ausgeschieden werden, ist zum empfindlichen Nachweis vorab ein Hydrolyseschritt erforderlich. Wegen teilweise unzureichender Kreuzreaktivität hochwirksamer Benzodiazepine mit den verwendeten Antikörpern (s. Antikörper), kann das Vorliegen dieser Substanzen dem Nachweis entgehen. Ein positiver Befund bedarf der Bestätigung durch eine andere, spezifischere Methode (GC, GC-MS, HPLC). Solche Verfahren erlauben auch die quantitative Bestimmung im Plasma. Benzodiazepine können im Urin wenige Tage, Diazepam bei Langzeittherapie 4–6 Wochen nachgewiesen werden.
Literatur
Hiemke C et al (2012) AGNP-Konsensus-Leitlinien für therapeutisches Drug-Monitoring in der Psychiatrie: Update 2011. Psychopharmakotherapie 19:91–122
Von Meyer L, Schmoldt A, Külpmann WR (2009) Hypnotics and sedatives: benzodiazepines. In: Külpmann WR (Hrsg) Clinical toxicological analysis. Wiley-VCH, Weinheim, S 351–365