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Calciumausscheidung

Verfasst von: H.-D. Haubeck
Calciumausscheidung
Synonym(e)
Kalzium-Ausscheidung
Englischer Begriff
calcium urinary excretion
Definition
Die Messung der Calciumausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin ist ein Parameter zur Beurteilung des Calciumhaushalts.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Die Ausscheidung des Calciums erfolgt über die Niere und z. T. über den Darm. In der Niere wird Calcium glomerulär filtriert. Ca. 90 % hiervon werden im proximalen Tubulus und in der Henleschen Schleife und ca. 10 % im distalen Tubulus und z. T. in den Sammelrohren reabsorbiert. Nur der letztere Teil unterliegt der Regulation über Vitamin D3 (Vitamin D) und Parathormon (PTH). Während PTH die Calciumrückresorption und die Phosphatausscheidung fördert, stimuliert Vitamin D3 die Reabsorption von Calcium und Phosphat.
Funktion – Pathophysiologie
Calcium ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der anorganischen Matrix des Knochens, sondern auch für die Steuerung zahlreicher Zellfunktionen, z. B. der Muskelkontraktion, von entscheidender Bedeutung. Die Regulation der konstanten Calciumkonzentration im Serum bzw. Plasma (Calcium) erfolgt über Parathormon, Calcitonin und Vitamin D3 und deren Wirkung auf die Mobilisierung von Calcium aus dem Knochen, die Resorption im Darm und die Ausscheidung in der Niere.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
24-Stunden-Sammelurin.
Probenstabilität
Der Urin wird, um die Ausfällung von Calciumsalzen zu vermeiden, im Labor durch Zugabe von 10 mL konzentrierter Salzsäure (6 mol/L) angesäuert. Zur Kontrolle der Urinsammlung ist die Kreatininbestimmung im Urin sinnvoll.
Analytik
Die Bestimmung erfolgt durch Atomabsorptionsspektrometrie. Bei der alternativen Bestimmung durch Flammenphotometrie ist der Einsatz einer Kompensationslösung notwendig, die die gleiche Natriumkonzentration wie der Urin hat.
Konventionelle Einheit
mg/24 h.
Internationale Einheit
mmol/24 h.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
mg/24 h × 0,025 = mmol/24 h.
Referenzbereich – Erwachsene
2,5–7,5 mmol/Tag.
Referenzbereich – Kinder
<0,1 mmol/kg KG/Tag.
Indikation
Störungen des Calciumstoffwechsels.
Interpretation
Die Interpretation der Calciumausscheidung in den Urin kann nur im Zusammenhang mit den Serumkonzentrationen von Calcium und Phosphat, Parathormon und Vitamin D3 erfolgen. Sie ist darüber hinaus von der oralen Calciumaufnahme abhängig. Eine vermehrte Calciumausscheidung findet sich vor allem beim primären Hyperparathyreoidismus, bei Tumoren, die Parathormon-related Peptide (PTHrP) bilden (u. a. Bronchial-, Nieren- und Ovarialkarzinome), bei Plasmozytomen und Tumoren, die Knochenmetastasen bilden, bei primär idiopathischer Hypercalciurie, beim Bartter-Syndrom, bei Hyperthyreose, Cushing-Syndrom, renal tubulärer Azidose, Milch-Alkali-Syndrom, aber auch verursacht durch Medikamente (z. B. Schleifendiuretika wie Furosemid). Die Hypercalciurie und insbesondere die idiopathische Hypercalciurie bilden die häufigste Ursache der Calciumnephrolithiasis. Eine verminderte Calciumausscheidung findet sich u. a. beim Hypoparathyreoidismus, beim Vitamin-D3-Mangel, bei chronischer Niereninsuffizienz, beim nephrotischen Syndrom sowie bei familiärer hypocalciurischer Hypercalciämie. Sie kann aber auch durch Medikamente (z. B. Thiazide, Amilorid) verursacht werden.
Diagnostische Wertigkeit
Die Bestimmung der Calciumausscheidung in den Urin ist ein sinnvoller Zusatzparameter für die Beurteilung von Calciumstoffwechselstörungen.
Literatur
Frick KK, Bushinsky DA (2003) Molecular mechanisms of primary hypercalciuria. J Am Soc Nephrol 14:1082–1095CrossRefPubMed
Hebert SC (2003) Bartter syndrome. Curr Opin Nephrol Hypertens 12:527–532CrossRefPubMed