Der Hämoglobin-Haptoglobin-Komplex (Haptoglobin) bildet sich im Rahmen der durch intravasalen Erythrozytenuntergang bedingten Hämoglobinfreisetzung. Er wird aufgrund seiner Molekülgröße nicht renal filtriert und dient somit der Retention des Hämoglobineisens im Körper sowie der Protektion der Niere durch massive Hämoglobinurie. Der Komplex wird schnell (Halbwertszeit 8 Minuten) durch den Scavenger-Rezeptor (CD 163) an Gewebemakrophagen (Leber, Milz) gebunden, internalisiert und katabolisiert und so aus der Zirkulation eliminiert.
Bei intestinalen Einblutungen treten neben anderen Blutbestandteilen Hämoglobin und der Hämoglobin-Haptoglobin-Komplex in das Darmlumen über und liegen im Stuhl inhomogen verteilt vor.
Halbwertszeit
In der Zirkulation beträgt die Halbwertszeit des Hämoglobin-Haptoglobin-Komplexes ca. 8 Minuten.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Haselnussgroße Menge eines Spontanstuhls (kein Sammelstuhl erforderlich). Aufgrund der nichthomogenen Verteilung des Komplexes im Stuhl wird empfohlen, von 2 aufeinanderfolgenden Stühlen jeweils 2 Proben von unterschiedlichen Stellen des Stuhls zu analysieren.
Probenstabilität
Gekühlter Probentransport erforderlich, insbesondere bei hohen Außentemperaturen. Der Komplex ist 48 Stunden bei 2–8 °C, 4 Wochen bei –20° C stabil. Mehrmaliges Einfrieren und Auftauen ist zu vermeiden.
Präanalytik
Im Unterschied zum Hämoccult-Test keine diätetischen Einschränkungen erforderlich und keine Beeinflussung durch Pharmaka und Desinfektionsmittel.
Analytik
Im derzeit am häufigsten eingesetzten Test werden ca. 100 mg Stuhlprobe mit entsprechenden Volumina an Wasch- und Verdünnungspuffer aufbereitet. Die Hb-Hp-Komplex-Bestimmung erfolgt mit einem Enzyme-linked Immunosorbentassay (ELISA) (mit Antikörpern gegen humanen Hämoglobin-Haptoglobin-Komplex beschichteten Mikrotiterplatten, Peroxidase-gekoppeltem zweiten Antikörper und Umsetzung von TMB [Tetramethylbenzidin] mit abschließender Extinktionsmessung bei 450 nm gegen 620 nm).
Konventionelle Einheit
U/g (U/mL).
Referenzbereich – Erwachsene
<2,5 U/g.
Referenzbereich – Kinder
Nicht etabliert.
Indikation
Nachweis von Blut im Stuhl (z. B. durch kolorektale Karzinome und Adenome).
Interpretation
Ein positives Testergebnis bedarf weiterer Untersuchungen wie Kontrolle und/oder immunologischer Test auf Okkultblut, fäkales und/oder endoskopische Untersuchung des gesamten Dickdarms.
Diagnostische Wertigkeit
Der Nachweis des okkulten Bluts im Stuhl wird häufig mit dem Hämoccult-Test (Guaiac-Test) gleichgesetzt. Dieser zeigt jedoch keine befriedigende Sensitivität und Spezifität und ist z. B. durch tierische Nahrungsproteine und Lösungs- und Oxidationsmittel (Desinfektionsmittel) beeinflusst. Mit der Aufnahme des immunologischen Tests auf fäkales Blut (iFOB-Test, s. Okkultblut, fäkales) in das kassenärztliche Leistungsspektrum steht ein zum Hämoccult-Test spezifischeres Verfahren allgemein zur Verfügung und wird letzteren vollständig ablösen.
Derzeit kann noch nicht beurteilt werden, ob die Bestimmung des Hämoglobin-Haptoglobin-Komplexes oder eine Kombination mit dem iFOB-Test eine höhere diagnostische Aussagekraft als der iFOB-Test allein haben. Wie sich der iFOB-Test diagnostisch zum Hämoglobin-Haptoglobin-Test positionieren wird, ist derzeit noch unsicher. In der nach Überprüfung durch das Leitliniensekretariat bis 13.06.2018 gültigen Fassung der S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom (s. Lit.) wird der Hämoglobin-Haptoglobin-Komplex im Stuhl nicht erwähnt.
Literatur
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Young GP, St John DJ, Winawer SJ et al (2002) Choice of fecal occult blood tests for colorectal cancer screening: recommendations based on performance characteristics in population studies: a WHO (World Health Organization) and OMED (World Organization for Digestive Endoscopy) report. Am J Gastroenterol 97:2499–2507PubMed