Immunkomplexe bestehen aus Antigenen und korrespondierenden Antikörpern. Sie werden ständig als Folge der physiologischen Immunantwort des Organismus gebildet, ihre Konzentration im Serum ist normalerweise aber sehr gering. Übersteigt im Krankheitsfall die Menge der gebildeten Immunkomplexe die Aufnahmefähigkeit der Phagozyten, können zirkulierende Immunkomplexe im Serum nachgewiesen werden.
Funktion – Pathophysiologie
In der Zirkulation entstehende Komplexe aus Antikörpern und meist exogenen Antigenen werden unter physiologischen Bedingungen von Makrophagen/Phagozyten aufgenommen und abgebaut. Sie sind ein wichtiger Bestandteil bei der Aktivierung der Komplementkaskade und Initiation weiterer immunologischer Prozesse. Nachweisbar werden sie erst, wenn die Kapazität dieses Systems überschritten wird. Sie treten bei vielen Infektionen vorübergehend auf, erlangen jedoch lediglich im Bereich der Diagnostik von chronisch entzündlichen Prozessen eine gewisse Bedeutung.
Man unterscheidet antigenspezifische von antigenunspezifischen Testmethoden:
Antigenspezifische Methoden sind kaum im Routinemaßstab durchführbar, da Antigene so von Antikörpern maskiert werden können, dass sie nicht mehr immunologisch nachweisbar sein können.
Antigenunspezifische Methoden:
Indirekter Nachweis über C1q (Komplement-fixierend): Immunkomplexe werden von C1q gebunden. Markiert man C1q radioaktiv, kann man nach Trennung von gebundenem und freiem C1q indirekt über die C1q-Bestimmung die Menge der Immunkomplexe quantifizieren.
Komplement-unabhängiger Test: Immunkomplexe werden z. B. mittels Polyethylenglykol aus dem Patientenserum ausgefällt. Die Präzipitate können mittels Immunnephelometrie, Immunturbidimetrie oder anderer immunchemischer Methoden nach Resuspendierung nachgewiesen werden. Durch Einsatz von Sekundärantikörpern können die nachgewiesenen Komplexe den verschiedenen Immunglobulinklassen (IgG, IgA, IgM) zugeordnet werden.
Konventionelle Einheit
mg/dL.
Referenzbereich – Frauen
<25 mg/dL.
Indikation
Zirkulierende Immunkomplexe können nachgewiesen werden bei
rheumatischen Erkrankungen,
bestimmten Infektionskrankheiten,
Neoplasien,
chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und
thrombotisch thrombozytopenischer Purpura.
Interpretation
Zirkulierende Immunkomplexe im Serum werden bei den vorgenannten Erkrankungen nicht immer nachgewiesen. Besonders bei den Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis spiegeln sie in Zusammenschau mit dem klinischen Bild und anderen Laborbefunden die Krankheitsaktivität wider.
Im Synovialpunktat können in 80 % der Fälle von seropositiver und 71 % der Fälle von seronegativer rheumatoider Arthritis mittels C1q-Bindung Immunkomplexe nachgewiesen werden.
Literatur
Hebert LA, Birmingham DJ, Cosio FG et al (1994) Circulating immune complexes. In: Van Oss CJ, Van Regenmortel MHV (Hrsg) Immunochemistry. Marcel Dekker, New York, S 653–680