Bestimmung der gesamthämolytischen Aktivität des Komplementsystems als Eingangsuntersuchung der Komplementdiagnostik.
Durchführung
Es werden unterschieden:
Alternativer Weg
AH 50: Mit Antikörpern beladene Kaninchenerythrozyten werden mit verschiedenen Verdünnungen von Patientenserum vermischt. Calciumentzug verhindert die Aktivierung der C3-Konvertase auf dem klassischen Weg. Die Erythrozyten werden über den calciumunabhängigen alternativen Komplementweg lysiert. Im Überstand der Ansätze werden die Hämoglobinkonzentrationen bestimmt und auf semilogarithmischem Papier als x-Koordinate gegen die reziproken Werte der Serumverdünnungen als y-Koordinate aufgetragen. Testergebnis ist die Verdünnung des Patientenserums, bei der 50 % der eingesetzten Erythrozyten hämolysiert sind.
AH 100: Durchführung in Zellsuspensionen analog AH 50 möglich. Alternativ können die Erythrozyten zur einfacheren Handhabung auch in Kalziumfreiem Agar vorliegen. In eine zentrale Vertiefung wird eine definierte Menge Serum gegeben. Nach Inkubation wird der Durchmesser des Hämolyseareals ermittelt. Dieser ist proportional zur hämolytischen Aktivität des alternativen Komplementweges.
Klassischer Weg
CH 50: Mit Antikörpern beladene Schafserythrozyten werden mit verschiedenen Verdünnungen des Patientenserums inkubiert. In Anwesenheit von Kalziumionen werden die Zellen über die klassische Aktivierung des Komplementsystems lysiert. Im Überstand wird die Hämoglobinkonzentration bestimmt und auf semilogarithmischem Papier als x-Koordinate gegen den reziproken Wert der Serumverdünnung als y-Koordinate aufgetragen. Ergebnis des Tests ist die Verdünnung des Patientenserums, bei der 50 % der Erythrozyten lysiert wurden.
Alternativ zu Kaninchenerythrozyten können in automatisierten Analysesystemen Liposomen eingesetzt werden, an die Antikörper gebunden sind. Durch die entstandenen Antigen-Antikörper-Komplexe werden die Komplementkomponenten in der Probe aktiviert. Diese brechen die Membran der Liposomen auf und setzen das Enzym G6PDH frei, das nun mit dem NAD und dem Glukose-6-Phosphat (G6P) des Reagenzes reagiert. Bei dieser enzymatischen Reaktion wird NAD zu NADH reduziert, was zu einem Absorptionsanstieg bei 340 nm führt. Dieser Absorptionsanstieg ist proportional zur Komplementaktivität in der Probe.
CH 100: analog AH 100.
Die Bestimmung der gesamthämolytischen Aktivität ist ein funktioneller Screeningtest, der einen groben Überblick über die beiden Aktivierungswege gibt. Pathologische Testergebnisse sind erst bei einer Verminderung der Komplementfaktoren auf <30 % der Norm zu erwarten. Die funktionellen Teste geben keine Information über die Konzentrationen der verschiedenen Komplementkomponenten.
Klein J, Horejsi V (1997) Immunology, 2. Aufl. Blackwell Sciences, Oxford
Thomas L (Hrsg) (2007) Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik, 7. Aufl. TH-Books, Frankfurt am Main