H2-Atemtest zum Nachweis einer Laktosemalabsorption.
Durchführung
Nach oraler Gabe von 50 g Laktose in 400 mL Wasser wird beim nüchternen Patienten der H2-Gehalt in der endexspiratorischen Atemluft basal sowie nach 30, 60, 90 und 120 Minuten gemessen.
Funktion – Pathophysiologie
Der Test beruht darauf, dass im menschlichen Organismus H2-Gas ausschließlich im Gastrointestinaltrakt durch den bakteriellen Abbau von Kohlenhydraten entsteht. Nach oraler Zufuhr von Laktose wird diese bei Laktasemangel nicht zu Glukose und Galaktose hydrolysiert, sondern gelangt in den Dickdarm, wo Laktose durch Kolonbakterien unter Freisetzung von H2-Gas abgebaut wird. Das im Gastrointestinaltrakt gebildete H2-Gas wird zu etwa 10–20 % über die Darmwand resorbiert und gelangt via Blutstrom in die Lunge, wo es ca. 4–8 Minuten nach seiner intestinalen Bildung abgeatmet wird. Das Ausmaß der bakteriellen Metabolisierung wird durch Bestimmung der H2-Menge in der Ausatemluft bestimmt.
In 5–10 % der Probanden ist trotz Laktosemalabsorption keine H2-Abatmung nachzuweisen (Non-Responder), wobei ein Fehlen wasserstoffbildender Bakterien, die Abhängigkeit des Bakterienwachstums vom pH im Kolon und eine besonders effektive H2-Verwertung durch Methanbildung als Ursachen diskutiert werden.
Untersuchungsmaterial
Ausatmungsluft.
Analytik
Elektrochemisch oder gaschromatograpisch.
Referenzbereich – Erwachsene
Anstieg der H2-Exhalation ≤20 parts per million (ppm) über 120 Minuten.
Indikation
Verdacht auf primären oder sekundären Laktasemangel, Verdacht auf Laktosemalabsorption anderer Genese.
Interpretation
Ein Anstieg von H2 in der Atemluft nach Laktosebelastung zeigt eine Laktosemalabsorption an.
Diagnostische Wertigkeit
Die Sensitivität und Spezifität des H2-Atemtests nach Laktose beträgt im Vergleich mit bioptisch bestimmten Enzymwerten je 100 %. Der H2-Atemtest ist besonders zur Erfassung geringer ausgeprägter Formen der Laktoseintoleranz dem oralen Laktosebelastungstest (mit Glukosebestimmung im Serum) überlegen, der eine Sensitivität von 76 % und eine Spezifität von 96 % aufweist.
Literatur
Henning BF, Doberauer C, Tepel M et al (1997) H2-Atemtests. Internist Prax 37:745–757