Quantitativer Leberfunktionstest, bei dem die hepatische Metabolisierungsrate von i.v. appliziertem Lidocain durch die Konzentrationszunahme des Primärmetaboliten Monoethylglycinxylidid (MEGX) im Blut gemessen wird.
Durchführung
Venöse Blutentnahmen vor sowie 15 und 30 (ggf. 60) Minuten nach intravenöser Bolusinjektion einer subtherapeutischen Dosis von 1 mg/kg Körpergewicht Lidocain-Hydrochlorid (Xylocain in 20 mL physiologischer NaCl-Lösung) innerhalb von 2–4 Minuten unter EKG-Kontrolle. In Serum oder Plasma wird die Konzentration von MEGX mithilfe eines Fluoreszenzpolarisations-Immunoassays (FPIA) (Immunoassay, homogener) mit dem TDx-System (Abbott Laboratories) oder mit HPLC bestimmt. Die Serumkonzentration von MEGX steigt innerhalb der ersten 15 Minuten schnell an, hat bei 30 Minuten ein Plateau erreicht und bleibt während der folgenden 30 Minuten (1-Stunden-Wert) nahezu konstant.
Funktion – Pathophysiologie
In der Leber erfolgt die oxidative N-Demethylierung zu MEGX, die vorzugsweise durch Cytochrom P450 III A4 katalysiert wird (Abb. 1). Da oral appliziertes Lidocain vollständig intestinal resorbiert und zu 70 % bei der ersten Leberpassage extrahiert wird, kann auch eine orale Testvariante eingesetzt werden. Als Einflussgrößen auf das Testergebnis sind zu nennen: Leberdurchblutung, fluktuierende Cytochrom-P450-III-A4-Aktivität, Alter, Nierenfunktion und interferierende Medikamente (Ciclosporin, Rifampicin, Barbiturate, Propranolol, Cimetidin u. a.).
Die Bereiche sind definiert durch die 16.–84. Perzentile für gesunde Personen unterhalb von 45 Jahren. Referenzbereich Frauen (Konzentrationsangaben in μg/L):
Zeitpunkt (min)
Frauen
Leberspender
15
25–60
46–269
30
41–70
50–149
Referenzbereich – Männer
Die Bereiche sind definiert durch die 16.–84. Perzentile für gesunde Personen unterhalb von 45 Jahren. Referenzbereich Männer (Konzentrationsangaben in μg/L):
Kurzfristige Prognoseabschätzung (<1 Jahr) von präfinalen Lebererkrankungen bei Erwachsenen und Kindern
Funktionsbeurteilung in der Frühphase nach Lebertransplantation zur Erkennung perioperativer ischämischer Organschäden
Funktionsbeurteilung einer potenziellen Spenderleber
Interpretation
Der Verlauf des MEGX-Testes korreliert mit der Verschlechterung der Leberhistologie von der milden über die schwere chronische Hepatitis bis zur Zirrhose und gestattet die Beurteilung der funktionellen Kapazität einer Spenderleber bzw. transplantierten Leber. Er ergänzt die Prognoseaussage vom Child-Turcotte-Pugh-Score, vom MELD-Score und vom Indocyaningrün-Test. Nebenreaktionen durch Lidocaininjektion wie Schwindel, Parästhesien, Kopfdruck, Herzrhythmusstörungen sind selten.
Klinker H, Joeres R, Bomhard M et al (1993) Lidocain elimination and MEGX formation after oral lidocaine administration-a practicable test for assessment of quantitative liver function. Z Gastroenterol,Suppl 2:52–55 PMID7483715
Oellerich M, Armstrong VW (2001) The MEGX test:a tool for the real-time assessment of hepatic function. The Drug Monit.23(2):81–92