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Liquor-Antikörper, spezifischer Index

Verfasst von: T. O. Kleine
Liquor-Antikörper, spezifischer Index
Synonym(e)
Erregerspezifische Antikörper (ASI) im Liquor cerebrospinalis (CSF)
Englischer Begriff
intrathecal (virus-)specific antibody response in central nervous system (ZNS)
Definition
Erregerspezifische Antikörper (Igspec) in CSF, berechnet mittels antikörperspezifischen Index-(ASI-)Formeln aus CSF/Blut-Serum-Konzentrations-Verhältnis Q von Igspec in Relation zum Anteil von Blut-Serum-Immunglobulin (Serum-Ig) an CSF-Ig, zeigen ZNS-Erkrankungen mit erregerspezifischer Immunantwort an bzw. polyspezifische Immunantwort in ZNS bei Autoimmunkrankheiten.
Beschreibung
ASI wird in CSF/Serum-Probenpaar ermittelt mithilfe von Enzyme-linked Immunosorbentassay (ELISA) zur Bestimmung von erregerspezifischen IgG-Antikörpern (IgGspec) und immunspezifischer Bestimmung des aus Serum stammenden IgG-Anteils mittels CSF-IgG/Serum-IgG-Konzentrationsquotienten QIgG bzw. QAlbumin ohne bzw. mit Blut-Hirn-Schranken-(BHS-)/Blut-Liquor-Schranken-(BLS-)Funktionsstörung (s. Blut-Hirn-Schranke-Funktionsteste).
OD-Ermittlung in verdünntem CSF/Serum-Probenpaar (Verdünnungsfaktoren F1, F2) mittels erregerspezifischem ELISA, Auswertung mittels ELISA-Eichkurve: Abszisse = Verdünnungen von IgGspec von Kontrollserum (beliebige Einheiten), Ordinate = dazugehörige ELISA-Extinktion (Sollbereich 0,05–2,0 OD, logarithmischer Maßstab), immunchemische Bestimmung von QIgG. Auswertung mit Berechnungen:
$$ {\mathrm{QIgG}}_{\mathrm{spec}}=\left({\mathrm{IgG}}_{\mathrm{spec}}\ \mathrm{in}\ \mathrm{CSF}\right)\times \mathrm{F}1/\left({\mathrm{IgG}}_{\mathrm{spec}}\ \mathrm{in}\ \mathrm{Serum}\right)\times \mathrm{F}2; $$
QLim (IgG) aus IgG-Reiber-Diagramm oder Qlim (IgG)-Formel (Immunglobulinbestimmung, intrathekal empirisch);
wenn QIgG < QLim (IgG) (keine polyspezifische IgG-Synthese, keine BHS/BLS-Funktionsstörung) in Index-Formel QAlbumin durch QIgG ersetzen:
$$ \mathrm{ASI}-\mathrm{Formel}\ \mathrm{a}:\mathrm{ASI}=\mathrm{Q}\ {\mathrm{IgG}}_{\mathrm{spec}}/\mathrm{QIgG};\mathrm{normal}<1,5; $$
wenn QIgG > QLim (IgG) (polyspezifische IgG-Synthese, keine BHS/BLS-Funktionsstörung) in Index-Formel QIgG durch QLim (IgG) ersetzen, um die Sensitivität von ASI zu erhöhen:
$$ \mathrm{ASI}-\mathrm{Formel}\ \mathrm{b}:\mathrm{ASI}=\mathrm{Q}\ {\mathrm{IgG}}_{\mathrm{spec}}/{\mathrm{Q}}_{\mathrm{Lim}}\ \left(\mathrm{IgG}\right);\mathrm{normal}<1,5. $$
Bei BHS/BLS-Funktionsstörung wird QIgG durch QAlbumin ersetzt:
$$ \mathrm{ASI}-\mathrm{Formel}\ \mathrm{c}:\mathrm{ASI}=\mathrm{Q}\ {\mathrm{IgG}}_{\mathrm{spec}}/\mathrm{QAlbumin},\mathrm{normal}<2,0\ \mathrm{bzw}.<1,5. $$
Spezifische IgM-Antikörper IgMspec in CSF werden mit Formeln a, b, c entsprechend ermittelt, z. B. bei Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis, ZNS-Erkrankungen bei Röteln, Herpes simplex, Masern, Varizella-Zoster, Mumps.
Bewertung
Um den Plasma-Immunglobulin-(Ig-)Anteil an spezifischen Antikörpern (Igspec) in CSF zu berücksichtigen, wird in der Index-Formel CSF/Blut-Serum-Konzentrationsquotient Q von Albumin (QAlbumin) durch QIg ersetzt bzw. im Reiber-Diagramm (Reiber-Schema) als cut-off die 30-%-Linie der intrathekalen Ig-Fraktion verwendet (s. Abbildung im Stichwort Immunglobulinbestimmung, intrathekal empirisch). Bei polyspezifischen Immunglobulinen, d. h. Vorliegen mehrerer Igspec gegen verschiedene Antigene in CSF, wird QIg auf QLim (Ig) reduziert, wobei in Formel b der Anteil des untersuchten Igspec am gesamten polyspezifischen Igspec nicht berücksichtigt wird und damit falsch-positive Igspec ermittelt werden. Methodenvergleiche mit erregerspezifischen oligoklonalen Banden (Igspec-OB) zeigten häufiger IgGspec als IgMspec in CSF bei Viruserkrankungen des ZNS, wobei mögliche Kreuzreaktionen zwischen Varizella-Zoster- und Herpes simplex-Virus-Antikörpern ausgeschlossen werden müssen. Evaluation der MRZ-Reaktion (intrathekale IgG-Synthese von Masern-, Röteln-, [Varizella-]Zoster-IgG-Antikörpern) bei multipler Sklerose (MS) mit Formeln a, b im Vergleich zu antigenspezifischen oligoklonalen IgG-Banden (IgGspec-OB) ergab vergleichbare Sensitivität von Masern- (70–75 %), Röteln- (60–65 %), Varizella-Zoster-Antikörpern (40–55 %).
Fazit
Nachweis erregerspezifischer Antikörper, als ASI für IgG bzw. für IgM mit ASI-Formeln a, b, c bei diversen ZNS-Erkrankungen ermittelt, sollte mit IgG-OB-Test (Liquor-IgG, oligoklonal) bzw. IgM-OB-Test (Liquor-IgM, oligoklonal) verifiziert werden.
Literatur
Reiber H (2005) Erregerspezifische Antikörper. In: Zettl UK, Lehmitz R, Mix E (Hrsg) Klinische Liquordiagnostik, 2. Aufl. W. de Gruyter, Berlin/New York, S 200–207