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Liquor-IgG, oligoklonal

Verfasst von: T. O. Kleine
Liquor-IgG, oligoklonal
Synonym(e)
Oligoklonale Immunglobulin IgG-Banden im Liquor cerebrospinalis (CSF)
Englischer Begriff
oligoclonal IgG bands
Definition
Oligoklonale IgG-Banden (IgG-OBs) in CSF mittels Isoelektrischer Fokussierung (IEF) in Agarosegel oder Polyacrylamid-Gel (PAG) und immunspezifischer Bandendetektion dargestellt, sind Kenngröße subakut/chronischer Entzündungsprozesse im Zentralnervensystem (ZNS) bei Ausschlussgrenze von 1–2 IgG-OB.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Polyklonales Grundmuster von parallel-lokalisierten IgG-Banden mit unterschiedlichen pI im CSF-/Serum-Probenpaar (Normaler Befund, Befund I in Abb. 1), die ein Gleichgewicht von Plasma-IgG, filtriert durch Blut-Liquor-Schranke (BLS) und diffundiert durch Löcher in BHS, im CSF-/Serum-Probenpaar anzeigen (Blut-Hirn-Schranke-Funktionsteste).
Funktion – Pathophysiologie
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
CSF-, Subokzipital-(SOP-), Lumbal-Liquor.
Probenstabilität
Sofort entzellt, aliquotiert in sterilen Plastikröhrchen mit einem Schraubverschluss und stabil bei –80 °C bis zu 1 Jahr gelagert.
Analytik
Agarosegelelektrophorese, Liquor-Isoelektrische Fokussierung.
Referenzbereich – Erwachsene
OB-Test negativ: polyklonales IgG-Grundmuster von parallel gleichen IgG-Banden im CSF- und Serum-Probenpaar mit unterschiedlichem pI (Befund I in Abb. 1; weniger ausgeprägt bei Immunblotting).
Referenzbereich – Kinder
S. Erwachsene.
Indikation
Verdacht auf subakut/chronische ZNS-Entzündungen, Verdacht auf Antikörper-produzierende Tumoren im ZNS, z. B. Lymphom; Verdacht auf Multiple Sklerose (MS) bei klinischen Symptomen mit mindestens 2 anatomischen Orten der Myelindestruktion im ZNS bei Magnetresonanztomographie (MRT).
Interpretation
  • OB-Test positiv: mehr als 1–2 deutliche IgG-Banden (Grenzwert 1 IgG-OB) nur in CSF im polyklonalen IgG-Grundmuster: permanente intrathekale IgG-Synthese (Befund II in Abb. 1)
  • OB-Test positiv: mehr als 1–2 deutliche IgG-Banden auf CSF beschränkt im polyklonalen IgG-Grundmuster plus zusätzliche identische IgG-Banden mit unterschiedlichen pI im CSF- und Serum-Probenpaar: permanente intrathekale und systemische IgG-Synthese (Befund III in Abb. 1)
  • OB-Test negativ: identische IgG-Banden in CSF und Serum mit unterschiedlichem pI zusätzlich im polyklonalen IgG-Grundmuster: permanente systemische IgG-Synthese (Befund IV in Abb. 1)
  • OB-Test negativ: mehr als 3 parallele IgG-Banden mit ähnlichen pI im polyklonalen IgG-Grundmuster bei systemischem IgG-Paraprotein (Befund V in Abb. 1)
  • OB-Test negativ: zusätzliche IgG-Banden nur in Serumprobe im polyklonalen IgG-Grundmuster: frische, vorübergehende IgG-Synthese im System (Befund VI in Abb. 1)
Diagnostische Wertigkeit
IgG-OB-Muster verfahrensabhängig: falsch-negative Ergebnisse bei Berechnung von intrathekaler IgG-Produktion durch nicht relevante Kompensation von Plasma-IgG in CSF. IgG-OB nicht MS-spezifisch; Mikroheterogenität von IgG-OB als individuell einzigartiges IgG-Muster abhängig vom Therapieverlauf; OB-Korrelation mit aktivierten CSF Lymphozyten und IgG-Index. IgG-OB-Test kann mäßige Sensitivität und Spezifität von bildgebenden Verfahren („magnetic resonance imaging“, MRI) bei der MS-Diagnostik verbessern.
Literatur
Kleine TO, Damm T (2003) Distinct heterogeneity of IgG immune response in cerebrospinal fluid (CSF) detected by isoelectric focusing (IEF) with extended immunofixation. Brain Res Bull 61:309–320CrossRefPubMed